Verehrte Freunde,
meinen Messebericht erstatte ich gewohnheitsmäßig hier , deshalb an dieser Stelle nur noch etwas zur virtuellen Ausstellung.
Ganz ehrlich: Der Bereich Forum und die virtuelle Ausstellung sind auch deshalb klein und in eine Ecke gedrückt angeordnet, weil die meisten von uns zu sehr damit beschäftigt sind, Hände zu schütteln, in Kisten zu stöbern und daher ihren Allerwertesten nicht in Richtung Vorträge und Ausstellungen zu steuern bereit oder in der Lage sind. Ich sage das nicht vom hohen Ross, denn ich nehme mich von dieser Grundhaltung nicht aus. Der Zeithorizont ist eben bei uns allen begrenzt und verlangt nach klaren Prioritäten. Aber dennoch: Wenn wir Besucher einen Teil der Zeit, die es kostet, den Händlern zu erklären, warum ihre Preise zu hoch sind und ein Rabatt doch nur eine logische Konsequenz unseres Aufenthalts an ihrem Stand wäre, darauf verwendeten, das Rahmenangebot zu nutzen, bekämen die Veranstalter auch den Anreiz, wieder mehr für das Programm zu tun.
Als ich noch Gymnasiast war, besuchte unsere Klasse in München eine englischsprachige Theateraufführung. Es war Shakespeare, aufgeführt in einer für Rockkonzerte genutzten ehemaligen Lagerhalle der US Army (deshalb auch Alabamahalle getauft). Es gab nur eine rohe Bühne, keine Dekoration und keine Kostüme. Sozusagen unverschnittener Shakespeare. Ich kenne heute noch den Namen der jungen Theatertruppe, "Tongue-in-cheek". Sie ist mir deshalb in Erinnerung geblieben, weil sie mir vor Augen führte, worum es im Theater geht und was Schauspiel ausmacht.
Vielleicht auch aufgrund dieser Erfahrung ist es mir von Herzen gleichgültig, ob die Stellwände, die den virtuellen Ausstellungsraum begrenzen, tapeziert oder gestrichen oder blanko sind, ob zwei Stühle weniger und dafür gemietete Palmen herumstehen oder ob man die Kabel sehen kann, die vom Laptop zum Beamer führen, solange ich nicht auf dem nackten Betonboden sitzen oder auf einem Ergometer strampelnd den Strom für die Vorführung liefern muss.
In dieser Wüste habe ich trotz äußerer Einschränkungen mehrere blühende Rosenstöcke gesehen ( hasselbert hat schon die gemeinsam gesehenen Exponate erwähnt). Vielleicht sollten wir die Äußerlichkeiten einfach mal beiseite schieben und ein wenig mehr auf die Essenz achten? Und hoffen, dass der eingeschlagene Weg doch aus der Sackgasse herausführt, in der sich das traditionelle Ausstellungswesen nach Ansicht gar nicht so weniger befindet?
Viele Grüße aus Erding!
PS: Schorsch, was hat der Brauer ins Export gemischt?