Beiträge von Erdinger

    Hallo Maunzerle,

    wahrscheinlich sind wir philatelistische Puristen ... Inhalt über Verpackung!

    Meine Vermutung ist, dass das Konzept sehr kurzfristig umgesetzt wurde. Bei freiem Eintritt wird kein hoher Etat vorhanden sein - Forum und Ausstellung sind immer auch ein Entgegenkommen des Veranstalters. Der zur Verfügung stehende Platz muss anderweitig abgeknapst werden. Wenn der Veranstalter dann noch merkt, dass der Zuspruch gering ist, plant er beim nächsten Mal lieber noch den Stand der Postverwaltung von Sjakamaka oder Cyber-Jugoslawien ein, denn er muss auch auf seine Kosten kommen.

    Bei meinen Besuchen in Sindelfingen hatte ich meistens nur drei bis vier Stunden Zeit, aber dennoch trotzdem immer den beschwerlichen Aufstieg zur Ausstellungsempore gewagt. Der Anblick der weitgehend menschenleeren Rahmenfriedhöfe war niederschmetternd. Das Problem ist also nicht die Präsentation, das Problem ist das Publikum, das sich irgendwie nicht so recht motivieren lässt, egal wie schön das Ganze präsentiert wird.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    meinen Messebericht erstatte ich gewohnheitsmäßig hier , deshalb an dieser Stelle nur noch etwas zur virtuellen Ausstellung.

    Ganz ehrlich: Der Bereich Forum und die virtuelle Ausstellung sind auch deshalb klein und in eine Ecke gedrückt angeordnet, weil die meisten von uns zu sehr damit beschäftigt sind, Hände zu schütteln, in Kisten zu stöbern und daher ihren Allerwertesten nicht in Richtung Vorträge und Ausstellungen zu steuern bereit oder in der Lage sind. Ich sage das nicht vom hohen Ross, denn ich nehme mich von dieser Grundhaltung nicht aus. Der Zeithorizont ist eben bei uns allen begrenzt und verlangt nach klaren Prioritäten. Aber dennoch: Wenn wir Besucher einen Teil der Zeit, die es kostet, den Händlern zu erklären, warum ihre Preise zu hoch sind und ein Rabatt doch nur eine logische Konsequenz unseres Aufenthalts an ihrem Stand wäre, darauf verwendeten, das Rahmenangebot zu nutzen, bekämen die Veranstalter auch den Anreiz, wieder mehr für das Programm zu tun.

    Als ich noch Gymnasiast war, besuchte unsere Klasse in München eine englischsprachige Theateraufführung. Es war Shakespeare, aufgeführt in einer für Rockkonzerte genutzten ehemaligen Lagerhalle der US Army (deshalb auch Alabamahalle getauft). Es gab nur eine rohe Bühne, keine Dekoration und keine Kostüme. Sozusagen unverschnittener Shakespeare. Ich kenne heute noch den Namen der jungen Theatertruppe, "Tongue-in-cheek". Sie ist mir deshalb in Erinnerung geblieben, weil sie mir vor Augen führte, worum es im Theater geht und was Schauspiel ausmacht.

    Vielleicht auch aufgrund dieser Erfahrung ist es mir von Herzen gleichgültig, ob die Stellwände, die den virtuellen Ausstellungsraum begrenzen, tapeziert oder gestrichen oder blanko sind, ob zwei Stühle weniger und dafür gemietete Palmen herumstehen oder ob man die Kabel sehen kann, die vom Laptop zum Beamer führen, solange ich nicht auf dem nackten Betonboden sitzen oder auf einem Ergometer strampelnd den Strom für die Vorführung liefern muss.
    In dieser Wüste habe ich trotz äußerer Einschränkungen mehrere blühende Rosenstöcke gesehen ( hasselbert hat schon die gemeinsam gesehenen Exponate erwähnt). Vielleicht sollten wir die Äußerlichkeiten einfach mal beiseite schieben und ein wenig mehr auf die Essenz achten? Und hoffen, dass der eingeschlagene Weg doch aus der Sackgasse herausführt, in der sich das traditionelle Ausstellungswesen nach Ansicht gar nicht so weniger befindet?

    Viele Grüße aus Erding!

    PS: Schorsch, was hat der Brauer ins Export gemischt?

    Verehrte Freunde,

    gestern lag der Rundbrief auch in Erding vor, und ich habe mir den Rest des Abends freigenommen ...
    Gut gelungen, vielseitig, zum Schmunzeln - jetzt weiß ich unter anderem auch, wo der "Kroki" aus Dorfen hingekommen ist.
    Danke an HOS für die großartige Arbeit, die er leistet, und an die Autoren - alle Beteiligten opfern ihre Freizeit, das muss immer wieder gesagt werden.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    einer der schönsten Vordrucke, die mir je untergekommen sind, stammt aus dem niederbayerischen Landshut.
    Er ist nicht mit beweglichen Lettern (also im Bleisatz) gedruckt, sondern die Vorlage wurde mit der Hand geschrieben - jeder Buchstabe ist anders.
    Vervielfältigt wurde der Aufgabeschein der Fahrpost vermutlich im Steindruck (Lithografie).
    Dass der Schein eine Sendung ans Rentamt Erding dokumentiert, ist ein willkommener Bonus.

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    ich bin am Donnerstag ganztägig da, eventuell auch am Samstag, um mir die Ausstellung anzusehen und ein bisschen Nachlese zu halten.
    Wie wäre es, wenn wir uns jeweils um 12.00 am Stand von Schorsch Kemser einfinden?
    Die geografische Mitte der Halle, sozusagen ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Ulf,

    herzlichen Dank für die genaue Aufschlüsselung. Ich hatte zuerst versucht, dem Thema mithilfe des Hörter zu Leibe zu rücken, bin aber wie fast immer kläglich gescheitert. Man muss sich wirklich die Verträge inkl. Taxpunkte vornehmen, anders geht es nicht.

    Bleibt dennoch die Diskrepanz zwischen der von dir aufgestellten (absolut einleuchtenden) Rechnung und dem, was als Franko auf dem Schein steht. Aber ob wir das aufklären können, wage ich zu bezweifeln.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    erstaunlicherweise habe ich für die Telegraphenmarken noch kein Thema gefunden, vielleicht auch, weil sie für viele Sammler nur ein Randgebiet darstellen.
    Da mir gerade die Einführungsverordnung über den Weg lief, nutze ich die Gelegenheit, einen Thread zu eröffnen:
    Instruction über die Einführung von Telegraphen-Marken, 1869
    Diese Verordnung ist deutlich ausführlicher als die Bekanntmachung im Verordnungsblatt 107 vom 18.12.1869.

    Ich stelle das Ganze auch noch einmal im Literatur- und Quellenthread ein.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo abrixas,

    der Stempel ist bei Helbig nicht aufgeführt, aber im 2012 erschienenen Ergänzungsband zum Stempelhandbuch von Roland Holzmayr, auf S. 223.
    Holzmayer nennt 1882 und 1888 als Verwendungsjahre und bewertet ihn mit 150 Punkten.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    was man für zwei Euro so alles in der Bucht fischt: Fahrpostschein aus Langenfeld vom 21. März 1851 für eine Sendung bestehend aus vier Säcken (Bargeld?) im Gesamtgewicht von 147 1/4 Pfund und im Wert von 4400 Gulden, gerichtet an das fürstlich Schwarzenbergische Hauptzahlamt in Wien.
    Wertsendungen von privat in dieser Größenordnung sind wohl eher selten.
    Hat sich der Expeditor zunächst gründlich verrechnet? Unter dem Ansatz für das Franko von 20 fl. 54 kr. lassen sich 10 fl. 37 kr. erkennen, die dann überschrieben wurden.

    Langenfeld war zu diesem Zeitpunkt die nächstgelegene Expedition für die Verwaltung des Schlosses Schwarzenberg nahe dem mittelfränkischen Scheinfeld.

    Viele Grüße aus Erding!

    Servus Schorsch,

    Thalheim heißt jetzt Maria Thalheim, und ist, wie schon festgestellt, im Landkreis Erding zu finden.
    Was nun die Nr. 15 angeht, glaube ich nicht, dass sie stellvertretend für eine Stempelgebühr verklebt wurde. Dann wäre sie wohl in irgendeiner Form für diesen Zweck gekennzeichnet und/oder entwertet worden. Angesichts der im Brief verhandelten Geldbeträge hätten 3 Kreuzer als Stempelgebühr meines Erachtens nicht ausgereicht – aber das wissen Fiskalphilatelisten sicher besser.
    Und der Anwalt, der zwar haarkrümelklein die Kosten für seine Dienste abrechnet, seiner Klientel aber dann noch die Marke für die Empfangsbestätigung mitliefert, müsste wohl erst noch geboren werden ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    eigentlich befinden wir uns hier zeitlich im Unterforum 1849–1875, aber im Thema wurden auch schon Belege aus der Vormarkenzeit gezeigt.
    Also mache ich einfach damit weiter.

    Am Dienstag, dem 2.11.1841, ließ das Landgericht Markt Bibart ein Schreiben an den Advokaten von Hornthal in Bamberg ab. Dieser hatte, entsprechend den Vorgaben der bayerischen Gerichtsordnung, einen Mandatar am Gerichtsort aufgestellt: den "Handelsmann Wekert dahier", dem ein Gerichtsdiener das Dekret überbrachte und insinuierte (siehe den Vermerk unten links). Weckert gab am folgenden Montag, dem 8.11., den Brief im nahen Langenfeld auf die Post, unfrei (der Expeditor notierte 4 Kreuzer für die erste Gewichts- und die zweite Entfernungsstufe), aber unter Chargé, wofür weitere 4 Kreuzer fällig wurden, die der Mandatar auslegte und seinem Auftraggeber sicher zusammen mit seinem üblichen Honorar (mindestens 12 Kreuzer pro Insinuation) auf die Rechnung setzte. Nach dem Präsentationsvermerk im Inhalt kam der Brief am Mittwoch, dem 10.11., in Bamberg an.

    Man sieht also, dass dieser Weg weder kostengünstig noch sehr schnell war.

    Obwohl die Aufstellung eines Insinuationsmandatars nach der Gerichtsordnung vorgeschrieben war, wenn eine Partei nicht am Gerichtsort ansässig war, findet man solche Briefe erstaunlich selten.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ich laufe mal schnell an der Gratulationsschlange vorbei und weise noch einmal kurz auf das Posting Nr. 8 hin.
    Dazu gab es bei ebay passend (zeitlich nicht so ganz, zugegeben) folgenden Postschein.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ein Buch, auf das ich schon länger aufmerksam machen wollte, ist das "Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980" von Wilhelm Volkert.

    Ein eingeschränkter digitaler Zugang besteht hier, eingeschränkt deswegen, weil nicht alle Seiten angezeigt werden. Das sind die typischen "Wasch-mir-den-Pelz-aber-mach-mich-nicht-nass"-Lösungen, die das Copyright-Recht so ermöglicht.
    Dieses Buch würde ich mir auch als PDF-EBook kaufen, für richtiges Geld, zumal es antiquarisch so gut wie nicht zu bekommen ist. Vielleicht ringt sich der Verlag ja einmal zu einer solchen Lösung durch.

    Den philatelistischen Nutzen dieses Werks sehe ich vor allem für Sammler der Vormarkenzeit. Wenn man die Systematik einmal begriffen hat, kann man Dienstbriefhüllen zuweilen etwas genauer zeitlich eingrenzen. Die Behördenstruktur war nämlich sehr viel häufiger Änderungen unterworfen, als man es gemeinhin annimmt. Landgerichtsbezirke beispielsweise wurden verkleinert oder vergrößert, aufgelöst, zusammengelegt oder überhaupt neu geschaffen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    da waren sich Aufgabe- und Abgabepost einig und stempelten beide rot - herrlich!
    Die frühesten gedruckten Empfangscheine aus dem Einzugsbereich des Kreis- und Stadtgerichts Würzburg, die ich bisher gesehen habe, datieren von 1842.
    Dem vorhandenen Material nach zu schließen war Würzburg entweder ein Vorreiter auf diesem Gebiet oder die Gerichtsarchive wurden nachhaltiger philatelistisch ausgewertet als andernorts.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ab 18. Januar 1934 wurden im Deutschen Reich neue Behördendienstmarken verausgabt, die die Gestaltung der Hindenburg-Medaillon-Freimarken aufgriffen.

    Das Profil des greisen Reichspräsidenten wich einem großen Hakenkreuz im Eichenkranz, ergänzt um den Schriftzug "Dienstmarke".
    Die "neue Zeit" hielt also sichtbar Einzug (bisher war das Hakenkreuz nur als Wasserzeichen auf Briefmarken seit November 1933 erschienen).

    Die Serie wurde einstweilen an den Sammlerschaltern in Berlin und München ausgegeben, die Behörden sollten weiterhin die Restbestände der Vorgängerausgabe im Korbdeckelmuster aufbrauchen.
    Diese Übergangsphase zog sich noch einige Zeit hin.
    Gut ein Jahr später wurde in Erding am 16. März 1935 noch eine Mischfrankatur verklebt, als zusammen mit dem Versand einer Ausfertigung ein Nachnahmebetrag von einem Rechtsanwalt in München eingehoben werden sollte.
    Die Frankatur setzt sich aus dem Brieftarif von 12 Pfennigen und der Vorzeigegebühr von 20 Pfennigen zusammen.

    Beim Namen des Adressaten stolpert man im Internet über einige Einträge, die einen Kloß im Hals hinterlassen.
    Man weiß nicht, ob man Michael Siegel für seinen offenbar unerschütterlichen Optimismus (vor allem angesichts seiner Erfahrungen gleich zu Beginn der NS-Herrschaft) bemitleiden oder für seinen Mut bewundern soll, weiterzumachen wie bisher.
    Am 27. September 1938 erging ein generelles Berufsverbot für alle jüdischen Rechtsanwälte.
    Vermutlich war Siegels Klientenkreis schon vor diesem Einschnitt stark geschrumpft.

    Viele Grüße aus Erding!