Beiträge von Erdinger

    Verehrte Freunde,

    als ich diesen Postschein bei ebay sah, musste ich erst herzlich lachen und habe dann auf den Sofort-kaufen-Knopf gedrückt.

    Am 26. März 1844 gab man in Bamberg einen eingeschriebenen Brief an das Dekanat Stadtsteinach zu Marktschorgast auf.
    Es scheint sich um ein amtliches Schreiben gehandelt zu haben, denn die Expeditionsnummer ist ungewöhnlicherweise beim Kürzel "Brf" vermerkt.

    Der Brief wurde aber nicht nur eingeschrieben, sondern auch mit Retour-Recepisse auf den Weg gebracht, daher der später ergänzte Vermerk links unten.
    Wenn man es vorher nicht gewusst hätte, dass es sich um eine fränkische Korrespondenz handelte, dann weiß man es spätestens jetzt:
    "Redurschein angekomen 1 April"

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ich habe das Buch schon, aber hatte noch nicht viel Zeit zum Lesen. Ich kann zumindest soviel sagen, dass ich mir von den bayerischen Abschnitten etwas mehr erwartet hätte. Aber es soll ja zunächst einmal vor allem ein Überblick sein, der zu weiterer Forschung anregt. Und in so gebündelter Form gibt es zu dem Thema wahrlich nicht viel.

    Viele Grüße aus Erding!

    P.S. Nils, könnte man den Thread in die Literaturecke verschieben? Da passt er hervorragend hin, und ich setze mal voraus, dass DKKW nichts dagegen hat.

    Verehrte Freunde,

    auch als Philatelisten arbeiten wir immer an unserer menschlichen Vervollkommnung, und dazu gehört auch das Bekenntnis zu den eigenen Vorurteilen. :) In diesem Thread besteht Gelegenheit dazu.

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    Ein englischer Dichter wurde gefragt, was er in seinem Leben noch einmal erleben wollte.
    Seine Antwort: "Folk songs, but sung by real folk."

    Mir geht es so ähnlich, wenn ich Auktionskataloge durchblättere und darin ganze Strecken von Zeppelin-Belegen sehe.
    Reihenweise Briefe und Karten, fast durchgehend in Luxusqualität (wenn sie nicht gerade 1937 in Lakehurst ausgeladen wurden).
    Was ich gerne sehen würde, wären Bedarfsbelege, vielleicht nicht so perfekt in der Anmutung, aber eben nicht nur gelaufen, um einem Sammler eine Trophäe in die Hand zu geben.

    Leider mache ich auch um Zeppelin-Sammlungen einen Bogen, wenn sie auf Ausstellungen gezeigt werden.
    Das heißt, ich schaue mir die ersten Seiten an und verkrümele mich dann sehr bald, um mir andere Exponate anzusehen.
    Ich weiß natürlich, dass ich damit all jenen bitter unrecht tue, die sich gründlich mit dem Thema befassen, sich mit Flugrouten, Zubringerflügen, portogerechter Frankierung etc. pp. befassen und ihr Herzblut in die Sammlung und ihre Präsentation stecken.

    Nichtsdestoweniger setzt bei mir unweigerlich ein Gähnreflex ein, sobald ich das Wort Zeppelin in philatelistischem Zusammenhang lese. Ich fürchte, diese Krankheit ist so unheilbar wie meine instinktive Abneigung gegenüber Hunden.

    So, jetzt ist es raus.

    Wenn andere von Heimat-, Motiv-, Bund- und anderen Sammlungen nichts halten, ist mir das auch recht. Man muss auch gönnen können!

    Viele Grüße aus Erding!

    Briefmarken- und Münzfreunde Lauf und Umgebung (Hg.):
    Die Postgeschichte von Lauf an der Pegnitz
    Erlangen 2012
    168 Seiten
    ISBN 978-3-00-040026-1
    € 28.– zzgl. Versand
    Bezugsadresse

    Geschichten von Postorten gibt es einige, aber selten sehen sie aus wie diese hier. Bereits auf dem Umschlag wird man von einem Brief mit sechs schwarzen Einsern begrüßt. Ein erster Schnelldurchgang per Daumenkino vermittelt, dass der Inhalt mit zahlreichen Abbildungen von Belegen und Stempeln gespickt ist. Und das Beste daran: Das Buch ist professionell gestaltet. Auch den Digitaldruck merkt man dem Werk an keiner Stelle an.

    Der Überraschungseffekt setzt sich fort, wenn man richtig zu lesen beginnt. Am Beginn steht nämlich ein Essay über die Kunst des Sammelns von Jürgen Sandweg, Kurator des Kunstmuseums Erlangen. Der philosophischen Herangehensweise des Autors wird nicht jeder folgen wollen, aber in vielen der persönlichen Erfahrungen, die er zum Besten gibt, wird man sich als Sammler wieder finden.

    Weil man, wenn man eine breitere Öffentlichkeit für ein Thema interessieren will, am besten auch einen allgemeinen Einstieg ermöglicht, macht Andreas Ellner die Leser zunächst mit der Geschichte des Postwesens von der Tontafel bis zum modernen Briefmarkendruck bekannt. Danach folgt ein Beitrag von Walter Lang über die Station Rückersdorf (dem Vorläufer Laufs in postalischer Hinsicht), dem sich wiederum ein Aufsatz von Andreas Ellner über die Briefpost in Bayern zur Kreuzerzeit anschließt, in dem Orts- und Nebenstempel, Formulare, Frankaturen, Marken- und Briefbeispiele aus Lauf präsentiert werden. Der Geschichte der Post in Lauf seit 1828 widmet sich wieder Walter Lang, der im Anschluss auch „Postalische Curiosa“ vorstellt: Einzelne Belege mit zeitgeschichtlichem Hintergrund. Klaus Hankel beschäftigt sich mit den im Postgebiet von Lauf kursierenden Währungen, Rudolf Hoffmann stellt die Post-, Absenderfrei- und Sonderstempel vor und setzt sich danach mit Post- und Ansichtskarten auseinander. Abgerundet wird das Ganze mit einer Geschichte des Vereins, der als Herausgeber des Buchs fungiert, mit einer Betrachtung zur Jugendarbeit, philatelistischer Poesie und – gar nicht selbstverständlich in der philatelistischen Literatur – einem umfangreichen Register.

    Zugegeben, für den ambitionierten Bayernsammler wird das Buch nicht viel Neues enthalten, und wenn er es darauf anlegte, könnte er sicher den einen oder anderen Fehler finden. Als Werbung für unser Hobby ist dieses Buch jedoch eine der besten Visitenkarten, die ich mir vorstellen kann.

    Hallo Zockerpeppi,

    schon oft in meinem Leben bin ich vor Schüsseln aus dem Hause Villeroy & Boch gestanden, wenn auch nicht immer unbedingt bei Tisch, aber das wollen wir hier nicht vertiefen ...
    Jetzt weiß ich mehr zum Thema, dank deinem Beitrag.
    Kompliment, es gehört schon eine Menge Leidenschaft, Entschlossenheit und vor allem Wissen dazu, Wirtschaftsgeschichte so mit Philatelie zu verbinden, wie du es tust. Es macht Freude, die Ergebnisse zu studieren.

    Der abgekürzte Begriff der "Sophy" wird, glaube ich, eher hier im Forum praktiziert als anderswo. Die kontroversen Ansichten in der stets sachlich geführten Diskussion zum Thema fand ich durchaus anregend, nicht abschreckend oder herabsetzend. Erstens, wie du schon sagst, chacun a son goût. Zweitens, wenn wir nicht darüber diskutieren und versuchen Rahmenbedingungen auszuloten, wer sonst? Kosten spielen keine Rolle, auch wenn sie gering sind. Es ist halt unser Hobby!

    Für mich als Heimatsammler steht einer solchen Vertiefung der eigenen Sammlung leider im Weg, dass in meiner Region keine ausgesprochenen Branchen aktiv waren - für die Tätigkeit der Lodenwirker konnte ich noch keinen einzigen postalischen Beleg bekommen, und die Experimente eines Hutmachers mit einer Mischung aus Pappelwolle und Hasenhaaren als Rohmaterial haben zwar die wohlwollende Aufmerksamkeit des Kurfürsten gefunden, aber sich ebenfalls nicht in nennenswerten Korrespondenzen niedergeschlagen. Ein industrielles Wirtschaftsleben, wie wir es kennen, hat sich erst nach 1945 entwickelt, auch dank zahlreicher Impulse von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen. Viele dieser Betriebe sind allerdings schon wieder ein- bzw. in anderen aufgegangen.

    Ich sehe weiteren Beiträgen von dir mit Vergnügen entgegen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber VorphilaBayern,,

    Dann stimmen die Angaben im "Winkler" und "Feuser" nicht.


    Woher sollten sie es auch wissen? :) Der Stempel "K.L. ERDING" kommt auf Briefen vor, also ist es naheliegend, einen postalischen Sinn anzunehmen.
    Dein Beitrag hat mich auf jeden Fall dazu animiert, endlich einmal eine Aufstellung anzugehen, die ich schon lange machen wollte.

    Bisher habe ich 84 Briefe aus der Zeit 1811–1842 aus Erding registriert, die ich durch ein Bild oder eine saubere Beschreibung identifizieren konnte.
    Einige weitere habe ich schon in Sammlungen gesehen bzw. in der Hand gehabt.

    Neun Briefe tragen beide Stempel, davon sind fünf datierbar. Daraus ergibt sich bisher ein Zeitfenster von 1820 bis 1824 für diese Doppelstempelung, wobei nur ein Brief aus 1820 stammt, der Rest von 1822 bis 1824.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber VorphilaBayern,

    tatsächlich ist nur einer von den beiden ein postalischer Stempel, der kleine Stempelsondertyp im Oval.

    Der Einzeiler ist ein interner Dienststempel des K[öniglichen] L[andgerichts] ERDING.
    Er wurde auch als Besitzerzeichen in Gesetzessammlungen abgeschlagen, die sich in Erding in einer Bibliothek erhalten haben. Darauf wäre ich auch nie gekommen, wenn mich ein Freund nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.
    Er kommt ausschließlich auf Briefen aus dem Landgericht vor.

    Das macht den Stempel allerdings nicht schlechter, und die Kombination der beiden ist immer sehr hübsch und auch - gemessen am Auftreten der beiden Stempeltypen als Einzelabschlag - nicht so häufig.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    manchmal gelingt es, einen Postschein und ein dazu gehörendes Gegenstück zusammen zu erwerben (seltener Glücksfall), einen Postschein und einen Brief wieder zu vereinen oder zwei Postscheine aus verschiedenen Quellen wieder zusammenzuführen (sehr bis extrem seltener Glücksfall).

    Am 13. Juli 1864 brachte man in Würzburg einen eingeschriebenen Brief mit Retour-Recepisse auf den Weg. Wer auch immer die Sendung dem Expeditor Roth in der Haupt-Expedition der Briefposten vorlegte, hatte zu wenig Geld dabei. Auf dem Schein wurde nämlich notiert, dass der Brief noch mit 6 Kreuzern Porto belastet auf die Reise ging. Der Expeditor jedenfalls durfte die ihm zustehenden Gebühren einheben, auch wenn das Brieffranko darunter leiden musste. Der Staatsrat Dr. Friedrich Forkel in Coburg dürfte sich gefreut haben.

    Vor kurzem konnte ich eine Retour-Recepisse erwerben, die bereits am Folgetag, dem 14. Juli, von Forkel unterzeichnet wurde und den Rückweg nach Würzburg antrat – und zwar an den auf Postscheinen allgegenwärtigen Reichsrat von Würtzburg. Gerichtsfest könnte ich es nicht beweisen, dass beide Scheine zusammengehören, aber es spricht doch sehr viel dafür.

    Viele Grüße aus Erding!

    preussensammler

    Danke für deine Antwort. Dass das Bergamt in Tarnowitz beheimatet war, hatte ich zwar nicht erwähnt, aber es war mir schon klar :)

    Wenn du noch weiterführende Informationen finden könntest, wäre ich sehr dankbar.

    @alle: Gibt es für Preußen eigentlich zeitgenössische Verzeichnisse der Postorte mit Zustellbezirken? Etwa nach Art des Geographischen Post-Lexikons von Bayern 1848?

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    hier war offensichtlich ein Minimalist am Werk: Auf der Adressseite steht lediglich "D[ocumentum] I[nsinuationis] / her zu remittiren".

    Es handelt sich meinem Eindruck nach um ein relativ frühes Postinsinuationsdokument (die Masse der Stücke aus Preußen stammt aus den 1860er-Jahren, 1840er- werden eher selten, frühe 1850er- zumindest nicht so häufig angeboten). Leider ist das innen angebrachte Siegel zerbröselt, aber man kann nicht alles haben.

    Zu diesem Stück hätte ich jetzt ein paar Fragen:

    • In Hypothekensachen kenne ich aus dem Thüringischen Postinsinuationsdokumente bereits aus den 1830er-Jahren. Wie war das in Preußen geregelt? Für Gerichtssachen wurde die Zulässigkeit des Postinsinuationsverfahrens m. W. erst 1839 bzw. 1842 näher bestimmt. Hier ist aber kein Gericht, sondern das Oberschlesische Bergamt als Aufgeber genannt.
    • Lag Königshütte (heute Chorzów) zu diesem Zeitpunkt im Bestellbezirk von Tarnowitz (es liegt näher an Beuthen/Bytom) oder warum konnte der Adresstext so knapp ausfallen? Im Postorte-Buch von Hass habe ich gelesen, dass Königshütte zu diesem Zeitpunkt keine Postexpedition mehr besaß.
    • Die rote "1" auf der Adressseite ist vermutlich das Bestellgeld?


    Ich würde mich freuen, wenn mir jemand von den Preußen-Experten ein bisschen auf die Sprünge helfen könnte.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    die Portogerechtigkeit ließe sich schon hineinrechnen, alles vorausbezahlt, 40 Pfg. hin, 40 Pfg. zurück, dazu PZU 50 Pfg. (alles nach dem Tarif ab 6.5.1920). Mir würde eher die Warnung vor gemachten bzw. komplett gefälschten Briefen im Sem-Pfennig-Handbuch zu denken geben.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Pälzer,

    ich habe die Marke ja auch nicht als Fehldruck bezeichnet.
    Die Frage schien mir legitim, weil der zweite Zahn von rechts breiter als die übrigen aussieht.
    Bei Rollenmarken kennt man übrigens das Phänomen des "breiten Ausgleichszahns".
    Fehldruck, da sind wir uns einig, ist etwas anderes.

    Viele Grüße aus Erding!