Beiträge von Erdinger

    Verehrte Freunde,

    heute konnte ich mir die Ausstellung noch schnell vor einem Termin ansehen - 20 Minuten reichen dafür.

    Den Katalog dazu habe ich mir auch gekauft und kann mich bei der Beurteilung johelbig in großen Teilen anschließen. Interessant ist, dass sein Buch "Bayerische Postgeschichte" zwar im Literaturverzeichnis aufgeführt wird, aber sonst nicht weiter vorkommt. Dafür wird – neben dem offiziellen Rückblick der bayerischen Post von 1908 – ausgiebig auf das vor einigen Jahren erschienene Buch von Karin Amtmann (†) Bezug genommen (auch eine gelernte Archivarin). Wirklich erstaunlich finde ich aber, dass unter den gedruckten Quellen das "Verordnungs- und Anzeigenblatt" nicht erscheint, ebenso wenig wie die "Statistischen Nachweisungen", die die Staatsbibliothek mittlerweile bis ±1870 ins Internet gestellt hat. Dafür gibt es dann Verweise auf Webseiten, die sich mit dem Tod Ludwigs II. befassen.

    Für €4 habe ich allerdings schon Ärgeres gekauft als dieses Büchlein. Deshalb mag ich mit den Inhalten auch nicht allzu hart ins Gericht gehen, denn Archivare verwalten Akten, mit den Inhalten beschäftigen sie sich nicht unbedingt.

    Interessant ist für mich daher vor allem die Darstellung der Odyssee eines größeren Aktenbestandes (ehem. OPD München) und seine nunmehrige Zerstreuung über mehrere Staatsarchive. Früher huldigte man dem Prinzip der "Pertinenz", d.h. grob gesagt: Was beieinander liegt, bleibt beieinander. Vor rund zwanzig Jahren kam die "Provenienz" in Mode, d.h. man orientiert sich strikt an der Behördenstruktur und weist die Akten archivalisch ihren Verursachern zu. Das kann man gut finden oder auch nicht - es gibt für beides Argumente. Gewürdigt wird in der Broschüre jedenfalls die Rolle der Gesellschaft für Postgeschichte in Bayern, der man seinerzeit erstaunlich viel Einfluss einräumte (angesichts personeller Überschneidungen durchaus verständlich). Vieles, was diese Forscher noch in einem einzigen Raum einsehen konnten, ist jetzt auf mehrere Staatsarchive regional verteilt. Immerhin habe ich dank der Broschüre jetzt eine Ahnung, wo ich bestimmte Dinge suchen muss, wenn ich einmal gaaaanz viel Zeit habe.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hello Bayern Social & Sylvain,

    the letter to Montgelas would make a great starting point for any prephilatelic collection, indeed. Few people cared for a calligraphic approach like this, even then. At first glance I’d say it is a letter from the late 17th century*, weren’t it for the personality it was addressed to, who gives the game away immediately.

    From the same period (1810) comes a letter which is outwardly perfectly unremarkable and does not show any postal markings at all. Once you unfold it, an engraved letter-head appears, very unusual at a time when these were mostly lithographed. The municipal court of Munich summons the Senior Court Librarian Johann Christoph von Aretin to appear three days later to help with some inquiries. Aretin was embroiled in the so-called „Akademiestreit“; taking the part of the „patriots“, he protested loudly in word and print against the appointment of scientists from Northern Germany, mostly protestants, to the Bavarian Academy of Sciences. He was suspected to have inspired some ghoulish pranks against the newcomers, but nothing could be proved. The summoner knocked on his door several times, delivering letters like this personally (which makes this one especially interesting for me and my collection of more or less formally insinuated letters).

    Best regards from Erding!

    * bayern klassisch suggested the 18th century. Well, yes and no. Having spent a lot of time in local and regional archives I find it safe to state that in Bavaria the art of handwriting declined rapidly from about 1720 onwards.

    Verehrte Freunde,

    es gab 1914 tatsächlich Versandschachteln für „Trinkeier“ (also frische Hühnereier, die auch roh verzehrt werden konnten). Diese wurden meist von örtlichen Händlern angeboten. Sie garantierten dafür, dass damit eine absolut bruchsichere Verschickung möglich war. Diese auch für mich neue Tatsache konnte ich dem Buch »Erding im Ersten Weltkrieg« von Hans Niedermayer entnehmen, das sich mit dem Krieg und seinen Folgen nicht an der Front, sondern in der Heimat beschäftigt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Dear Sylvain,

    I can see your point. The combination of Munich (it seems anyone who hasn’t heard of the place must have spent his or her whole life locked away in a cupboard) and some patina should go down well overseas, and the supply is limited compared to Europe. I tend to forget that.

    But be warned: prephilately is contagious. You might find yourself tempted more than once after you pocketed your first letter. The smell and rustle of old paper, the exotic watermarks, the seals on the back of the letters, the strange hieroglyphs in different hands and colours on the front - the appeal is clearly there.

    When I buy a letter from this period it is usually with some idea in the back of my mind about what to do with it. More often than not it is a small collection started as an excuse for buying old paper.

    Having said that, here are some letters in the $5-$20 bracket I simply couldn’t resist buying. None of them come from Munich, but they are from different periods or show the variety of cancels in use then.

    As I said in my first posting, don’t let yourself be prejudiced. If you like the letter in question and the asking price is okay, go for it. One can always think of a good reason, no matter what the wife or others will say. By the way: The "8" (kreuzer) noted on the front of the letter from Munich to Passau gives the rate for a letter in the first weight class up to 0,5 Loth (or 8,75 grammes) and for a distance under 24 miles (at about 7,5 km each) under the tariff from January 1st, 1843. And it is a private letter which makes it a tad more desirable as most available correspondence from this period is official. It is addressed to "Seiner Hochwohlgeboren/Ritter Max von Kobell/Könl. Trieft-Inspecktor/in/Passau". The man in question had something to do with rafting wood.

    Best wishes from Erding!

    Hi Sylvain,

    I don’t want to prejudice you, this cover is nice enough (what with the seal and the address), but fairly average with some signs of wear and tear to boot.
    If you want it expressly as an eyecatcher at the beginning of your collection, then there will be better choices if you keep your eyes peeled, and they won’t cost you more than this one. My reason for saying that is that at the beginning of my collector’s career I was convinced a particular cover just might be the last one to come my way. I got food for thought more than once afterwards. Prephilately, alas, is not exactly hip in Germany nowadays (provided a letter doesn’t show any special features that makes it interesting for postal historians), which is good for buyers. Take your time - or buy it, if you really like it.

    Best wishes from Erding!

    Verehrte Freunde,

    manche Wünsche gehen in Erfüllung. Von der Existenz dieses Bischofsbriefes mit Aushilfsstempel von HÖRLKOFEN / 19. JUL. wusste ich schon einige Zeit.
    Jetzt konnte ich ihn im Nachverkauf einer Auktion bekommen. Zum Glück war mir noch eingefallen, dass ich ihn irgendwo angeboten gesehen hatte.
    Erst nach dem Kauf schlug ich in meiner Kartei nach und fand heraus, dass er in einer früheren Deider-Auktion für etwa 1000 DM (einschließlich Rollgeld) zugeschlagen wurde.
    So teuer wurde es diesmal gottlob nicht.

    Für mich sieht der Vordruck nach Menzinger (1988 ), Antonius Nr. 3, aus. Der Beurteilung "nicht sehr ausgewogenes Schriftbild" kann ich mich nur anschließen.
    Typographisch betrachtet wurde hier aus jedem Dorf ein Hund genommen, da passt rein gar nichts zusammen.

    Freuen tut er mich trotzdem, zumal Hörlkofen ein seltener Postort ist, trotz seiner Lage an einer Eisenbahnlinie und seiner Funktion als postalische Drehscheibe für die Orte der Umgebung.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    dass auch Bedarfspost nach 1945 ein sehr spannendes Gebiet sein kann, belegt die Homepage des ehemaligen DBZ-Redakteurs Werner Rittmeier http://www.philatelie-digital.de/. Man muss nicht alle der zuweilen prononciert vorgetragenen Meinungen teilen, aber informativ und gut betreut ist das Projekt auf jeden Fall.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    der Text lautet:
    Ich sandte Ihnen mit meinem Schreiben vom 5. dieses eine Bestellung von Herrn M. Dreyfus aus Ribeauvillé, von der Sie gute Kenntnis genommen haben.
    Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass ich mich für ungefähr sechs Wochen nach Belgien begeben werde. Falls Sie irgendwelche Neuigkeiten haben, die Sie mir mitteilen wollen, bitte ich Sie, mir den Brief Bureau restante Brüssel zuzusenden. In der Zwischenzeit grüße ich Sie herzlich, J. D. Kiener

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    wahrscheinlich war in Passau auf der Post immer ziemlich viel los, vielleicht nahm man es deswegen nicht so genau mit dem Ausfüllen der Postscheine.
    Hier ein weiterer Beleg aus der Dreiflüssestadt.
    Notiert wurden 21 Kreuzer für Franko (schwerer Brief), Einschreibung und - ja was? Für mich sieht es nach einem Retour-Recepisse aus, das wäre das tariflich Passendste, auch wenn es nicht ausdrücklich dasteht.
    Bewundernswert ist jedenfalls, wie mit routinierter Hand drei Siebenen in einem Zug geschrieben wurden.
    Dass der Brief an Erzbischof Gregor in München persönlich gerichtet war, ist natürlich ein Bonus.

    Viele Grüße aus Erding!

    P.S. Dieser Schein war schon etwas nahrhafter, in Bratwürsten gemessen. Aber auch hier bestand nicht die Gefahr der Völlerei.

    Lieber bayern klassisch, gib es ruhig zu,

    du hattest deinen Arzt konsultiert und er hatte dir hinten einen Druckverband und vorne ein Zugpflaster appliziert. Da war kein Halten mehr.

    Viele Grüße aus Erding!