Beiträge von Erdinger

    Liebe Freunde,

    danke für die erfreuten Kommentare! Als Bub, der in einem schiffsaffinen Haushalt aufwuchs, habe ich noch die Windjammer-Schmöker von Fritz Brustat-Naval gelesen, deshalb war ich mit der Thematik ein bisschen vertraut und wusste, was ich da vor mir hatte. Der Preis war bei eBay überraschend gering.

    Pälzer: Da bin ich mal gespannt, was du herausfindest. Die Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen (die einzigen neutralen Länder, die von Deutschland aus über Land erreichbar waren und über nennenswerte Schiffahrt verfügten), USA bis 1917 und Spanien wären in meinen Augen Kandidaten für den Posttransport. Es gab allerdings die britische Seeblockade, auch Schiffe aus neutralen Ländern wurden meines Wissens abgefangen und kontrolliert. Irgendwie habe ich im Hinterkopf, dass Beispiele für von den Briten zensierte Post aus Deutschland existieren.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ein interessanter Aspekt des Ersten Weltkriegs sind die Internierten in neutralen Ländern. In Chile wurden zahlreiche deutsche Salpeterfrachter vom Kriegsausbruch überrascht und blieben dann auf Kriegsdauer in den Häfen von Valparaiso und anderen Städten liegen. Das Land war traditionell deutschfreundlich eingestellt und ließ sich auch nicht auf Druck der Alliierten zu einem Kriegseintritt bewegen wie manche andere süd- und mittelamerikanische Staaten. Es blieb neutral. Nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen sollten die deutschen Schiffe dann an die Alliierten abgeliefert werden, allerdings einigte man sich auf die Lösung, dass sie vor der Übergabe noch einmal mit einer Ladung auf eigene Rechnung nach Deutschland zurückkehren durften. Zu diesem Zweck wurde ein Seglerpool der Reeder gebildet, um die Reparationsleistungen abwickeln zu können.

    Zu den internierten Schiffen gehörte auch die Viermastbark „Carla“ der Hamburger Reederei H. H. Schmidt. Das 1892 in Liverpool gebaute und als „Arracan“ registrierte Schiff war erst im Januar 1914 in den Besitz der deutschen Reederei übergegangen. Es musste nun im Hafen Pisagua ausharren. An Bord befand sich Max Weidel, dem seine Erdinger Verwandtschaft am 24. Dezember 1915 eine Weihnachtskarte schrieb. Sie passierte die Auslandszensur in Köln-Deutz, der weitere Weg ist mangels Stempeln nicht nachvollziehbar.

    Ob die Karte ihren Adressaten erreichte? Es gibt zumindest keine „Zurück“-Vermerke. Sie müsste wohl mit neutralen Schiffen befördert worden sein, über Spanien vielleicht? Für entsprechende Hinweise wäre ich dankbar.

    Viele Grüße aus Erding!

    dieselbe gitterartige Struktur und dies ganz klar in jeweils gleicher Position. Hat jemand evtl. jetzt eine Erklärung hierzu ?

    Ja: Feststellschraube. Die Stempel wurden mit Stecktypen bestückt. Damit sie nicht herausfielen, wurden sie mit langen Schraubgewinden befestigt. Was du siehst, ist die Rändelung der Feststellschraube.

    Viele Grüße aus Erding!

    Wir schreiben das Jahr 1944. Die Behördendienstmarken wurden ab 1942 in leicht geänderten Farben auf Papier ohne Wasserzeichen ausgegeben.
    Am 1. Juni 1944(*) verschickte das Ernährungsamt Erding einen eingeschriebenen Brief an das örtliche Elektrizitätswerk.
    Weil dieser doppelt schwer war, haben wir nun eine 46-Pfennig-Frankatur mit Dienstmarken vor uns: 16 Pfennige für ein Gewicht über 20 bis 250g und 30 Pfennige für die Einschreibung.
    "Häufig" ist für eine solche Frankatur bei einem Ort dieser Größe ein Begriff, den wir kaum bemühen können.

    Ein Postamt Erding 2 gab es seit Jahrzehnten nicht mehr, deshalb könnte es sich auch um einen Selbstbucher-R-Zettel mit Aufliefererkennung "kleines l" handeln (statt um "Erding 1").
    Da bin ich bisher mit meinen Forschungen noch nicht viel weitergekommen. Allerdings trugen die neuen Ortsaufgabestempel mit Postleitgebietszahl, die ab Juli 1944 an den Schaltern eingesetzt wurden, wieder die Bezeichnung "Erding 1".

    (*) Das Datum im verwischt abgeschlagenen Ortswerbestempel konnte ich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms sichtbar machen.

    Lieber VorphilaBayern,

    Großartig - danke für’s Zeigen. Grenzüberschreitend (hektographiertes Formular von einem Gericht aus Österreich!) und mit der Besonderheit des R-Zettels, das sieht man wirklich nicht alle Tage. Viele Sammler schauen diese Stücke leider gar nicht richtig an, weil keine Marke draufklebt. Die wissen gar nicht, was sie verpassen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    in den „Zensurbestimmungen für die Zivilbevölkerung in Deutschland unter der Herrschaft der Militärregierung“ zum Gesetz Nr. 76 der Militärregierung findet sich unter Punkt 12 der Passus „Sprache: Die Sprache der Mitteilung muß in Druckschrift oder Maschine geschrieben unter dem Absender in Englisch angegeben werden.“

    (Abgedruckt bei Karl-Heinz Riemer, Die Postzensur der Alliierten im besetzten Deutschland nach dem II. Weltkrieg, Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde, 1977, Anhang Blatt A.)

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    nach all den Granaten etwas alltäglichere Kost. Wie ich schon eingangs des Threads sagte, mag ich die bunten Belege, die häufig durch Markenmangel verursacht wurden.

    Zunächst ein „gewöhnlicher“ eingeschriebener Brief der ersten Gewichtsstufe aus Dorfen vom 26. März 1946. Etwas ungewöhnlich ist die Massenfrankatur mit der gelben 6-Pfennig-Marke. Vor der Tarifänderung ab 1. März hätte man mit dieser Marke Postkarten frankieren können, nachher Drucksachen. Allerdings war die 1. Kontrollratsausgabe schon seit Februar am Start bzw. angekündigt, also brauchte man auf.

    Restbestände der AM-Post-Ausgabe hielten sich allerdings noch länger, wie man auf einem weiteren Brief aus Dorfen vom 29. April 1946 sehen kann, der eine Mischfrankatur beider Ausgaben aufweist.

    Meine bislang späteste Mischfrankatur datiert vom 8. Juni 1946 aus Erding, aber hier möchte ich einen philatelistischen Hintergrund nicht ausschließen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    mit viel Glück findet man in der Vormarkenzeit Briefe, die vorderseitig einen Vermerk über die Zustellung an einen Insinuationsmandatar tragen. Aus der Markenzeit kannte ich das bislang noch nicht, auch wenn der Brief von Nacktnasenwombat in #23–26 das natürlich nahelegte.

    Vergangenen Freitag wurde ich nun endlich fündig. Ein leider oben und rückseitig etwas ramponierter Brief an den Advokaten Haenle in Ansbach, der vom Boten des Bezirksgerichts Windsheim, Herbst, am 21. April 1863 dem vormaligen Posthalter Schirmer „dahier“ insinuiert wurde, wie uns der rückseitige Vermerk verrät. Darunter bestätigte der Insinuationsmandatar Schirmer den Vorgang und setzte das Expeditionsdatum, den 24. April, dazu. Dazu belohnte er die Nachwelt noch mit einer extrem ordentlich geschnittenen 6-Kreuzer-Marke.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Plattenfehler,

    na, wer sagt’s denn - ein astreiner Insinuationsvermerk. Wenn ich auf der Vorderseite einer Parteisache von einem Gericht unter der Adresse die Worte "/:per Post:/" lese, weiß ich, was geschlagen hat. Der Brief wurde vom Gerichtsboten zur Post getragen und galt damit als gerichtsfest zugestellt, ohne dass ein weiterer Nachweis über einen Eintrag in seinem Botenbuch hinaus erforderlich war. Der Insinuationsvermerk auf dem Brief (hier auf der Rückseite) war Teil der Prozedur.
    Danke fürs Zeigen!

    Viele Grüße aus Erding

    P.S. Ich bin also nicht der "Man with x-ray eyes". Weil heute schon so viel die Rede von Achtzigerjahre-Musik war: Die Live-Version dieses Songs von Bauhaus auf "Press the Eject and Give Me the Tape" schlägt die eher fade Studio-Version um Längen und kreiert eine dichte Horror-Stummfilm-Atmosphäre. Mag aber sicher nicht jeder.

    Freising - München
    ...oder gleich dieser: :D
    08.07.1870 mit HKS Freising ....entsprechend der neuen Rechtschreibreform :D


    Werter Plattenfehler,

    kann es sein, dass dein Brief aus Post 485 auf der Rückseite einen Insinuationsvermerk hat?

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    wenn ich mich gerade hier im Büro umschaue, kommt mir eigentlich nur ein Gedanke in den Sinn: Ich will wieder zurück nach Zweibrücken! Es war wirklich schön, besonders, weil man sehr viel Zeit unter freiem Himmel verbringen konnte. Meine Frau und ich möchten HOS und seiner Gattin auch noch einmal für die Organisation danken und allen Anwesenden für die gemeinsam verbrachte Zeit und die vielen Gespräche, die sich nicht nur um Philatelie drehen (Katzen sind ein prominentes Thema). Und den Kemsers für die kurzweilige gemeinsame Fahrt. Ceterum censeo: Wer nicht dabei war, hat was verpasst. Aber es gibt ja wieder ein nächstes Mal!

    Viele Grüße aus Erding!

    Das Bild zeigt Mandy S. aus Zsch. Nach einem ausgiebigen Discowochenende wachte sie mit einem mörderischen Kater auf, den sie seither nicht mehr losgeworden ist. Kopfschmerztabletten konnten bisher keine Abhilfe bringen.

    Lieber bayern klassisch,

    da bin ich jetzt ein bisschen skeptisch. Meiner Erfahrung nach kontrollierten die Landgerichte die Rechnungslegung der Kirchen (der Brief kommt vom Pfarramt Murnau) sehr genau, und wehe, es fehlte etwas, vor allem wenn die Behörde eine Maßnahme angeordnet und sich den Vorgang zur Kontrolle der Ausführung auf Wiedervorlage gelegt hatte. Pfarr- und Stadtarchive sind voll von Korrespondenzen, in denen einzelne Unterlagen zur Vervollständigung einer Akte nachgefordert wurden, und das könnte auch hier der Fall gewesen sein.
    Wenn auf Briefen der Begriff Lieferschein im Zusammenhang mit Retour-Recepisse vorkommt, steht gewöhnlich das Wort "Post-" davor oder "mit einem Lieferschein der Postverwaltung XY". Ganz genau kann das in diesem Fall jetzt allerdings keiner sagen. Den ähnlichen Fall kennen wir ja, wenn nur "mit Recepisse" dasteht, da legen wir es üblicherweise als Einschreibung und nicht als Einschreibung mit Rückschein aus.

    Viele Grüße aus Erding!