Beiträge von Erdinger

    Liebe Freunde,

    euch allen Frohe Ostern, äh Frohe Weihnachten! Bei uns in Bayern spricht man zwar von der "staden Zeit" (stille Zeit für alle, die jenseits des Weißwurstäquators verortet sind). Aber das hat mit unserem heutigen stressreichen Advent nichts zu tun, das galt für die Winterzeit im bäuerlichen Jahreslauf, wenn es auf dem Feld und im Wald nicht mehr viel zu tun gab und man sich auf Arbeiten wie Spinnen (von Flachs, wohlgemerkt) und Schnitzen konzentrierte. In der heutigen Zeit wünscht man am besten Frieden, mit anderen, aber auch mit sich selbst. Morgen lasse ich mich vom Gesang der Meisen wecken und schaue nach, ob die Osterglocken schon unter dem toten Herbstlaub hervorspitzen ...

    In diesem Sinne euch allen alles Gute
    aus Erding!

    Liebe Freunde,

    danke für die Meinungsbeiträge. Einen weiteren habe ich auch per PN erhalten (der aber leider auf einem Missverständnis beruht).
    Nur um etwas klarzustellen: Ich hatte nichts von einer Titelseite geschrieben, denn da würde sich auch eine noch so schöne Einzelmarke verlieren (und man will sie ja nicht so vergrößern, dass sie wie ein Faustschlag wirkt). Ich dachte vielmehr an eine eigene Seite. Das heißt aber auch: Beschreibung ist unerlässlich, und wenn es wie im genannten Beispiel zum Stempel mehr als drei Worte zu sagen gibt, lernt jeder dazu. Dass es von diesem Stempel drei leicht unterschiedliche Typen gibt, war zumindest mir noch nicht bewusst. Und genau solche Aspekte halte ich für interessant, ebenso wie die Hinweise zur Häufigkeit.

    Die Vielfalt unseres Sammelgebietes sollte sich auch in unserem Rundbrief widerspiegeln. Postgeschichte liegt mir sehr am Herzen, aber ich vermag ehrlich gesagt nicht einzusehen, warum lose Marken nicht dazu gehören sollen. Und das kommt jetzt von einem, der nur eine einzige lose Marke besitzt.

    Viele Grüße aus Erding!

    P.S. Scheuklappen stehen mir nicht, und ich bitte auch davon abzusehen, mir welche zu schicken ;)

    Verehrte Freunde,

    der Rundbrief ist in Arbeit, es sind schon einige sehr schöne Beiträge gesetzt und umbrochen.

    Nun kam mir angesichts der hier vorgestellten traumhaften Marke der Gedanke, ob wir nicht auch einmal in Zukunft Einzelmarken ein Forum geben sollen (Rubrik "Marken zum Träumen"), die "einfach nur schön sind".
    Es gibt ja so etwas wie eine Rivalität zwischen Markophilen und Postgeschichtlern (jedenfalls ist das zuweilen mein Eindruck - Proteste, meinetwegen auch laut, erwünscht), und hier hätten Erstere die Gelegenheit, zu glänzen. Denn einer schönen Marke oder einem Dreierstreifen oder Block kann man (wie einer anschmiegsamen Katze) doch kaum widerstehen.

    Also: Eine Seite, eine Marke, mit mindestens 1200 dpi gescannt, damit man sie schön vergrößern kann, dazu die Beschreibung, gerne auch ausführlicher zum Stempel, wie beim verlinkten Beispiel (oder zum Plattenfehler, oder oder ...).

    Darin könnten sich sowohl Kreuzer- als auch Pfennigsammler wiederfinden, und alle hätten etwas davon.

    Was haltet ihr von dieser Idee?

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    zu #51: Die Unterschrift auf der Siegelseite stammt von "Karl G[e]r[i ]chtsd[iener]", die letzten Buchstaben gehen in einem abschließenden Abkürzungsschlenker unter.

    zu #52: Meine Bezeichnung für solche Briefe lautet "Pseudo-Insinuation" - sieht aus wie eine, ist aber eigentlich keine ...
    a) Der Landgerichts-Scribent Geyer war nicht als Insinuationsmandatar aufgestellt - er domizilierte im gleichen Ort wie der eigentliche Empfänger und damit brauchte man keinen Mandatar.
    b) Es wird nur eine Rechnung übersandt, kein gerichtliches Erkenntnis.
    c) Das Schriftstück richtet sich (innen!) an Kaspar Engelbrecht und Konsorten, das heißt, Herr Geyer gehörte zu diesem Kreis wohl dazu.

    Ich kenne mittlerweile einige Briefe, auf denen außen etwas von Insinuation steht, die aber nur einen aus einer Gruppe oder den Vorsteher einer Institution als Adressaten namhaft machen. Die 3 Kreuzer auf der Rückseite könnten auch ein interner Rechnungsvermerk sein, der vom Kassenwart der Kläger- oder Beklagtengemeinschaft (vielleicht Herr Geyer?) angebracht wurde und die Portoforderung auf der Vorderseite wiederholt.

    Hier stritt man sich übrigens mit der örtlichen Landwehrkompanie um die Reluitionsbeiträge, d.h. um jenes Geld, das man aufbringen musste, wenn man sich vom zeitraubenden/lästigen Dienst bei der Bürgermiliz freistellen lassen wollte, der vor allem aus Exerzieren bestand.

    Einen interessanten Beleg konnte ich übrigens vor Kurzem zum Festpreis aus der Bucht angeln – einen Brief mit vorderseitigem Insinuationsvermerk eines bayerischen Gerichts (Memmingen) in die Schweiz (Lenzburg) von 1844. Vergleichbares ins Ausland kenne ich bisher nur von Briefen nach Württemberg.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Wolfgang,

    herzlich willkommen in diesem Forum! Deine Homepage über das Westallgäu haben wir hier bereits verlinkt, und wer sie nicht kennt, hat etwas verpasst. Neben der Philatelie ist in diesem Forum auch das geschichtliche Interesse ausgeprägt, weil beides - Briefmarkenkunde und Geschichte - eng zusammengehört. Wir freuen uns auf interessante Beiträge von dir!

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Pälzer,

    herzlichen Dank für die große Mühe, die du dir hier gemacht hast - ich bin sicher, dass viele Leser im Netz ebenfalls dankbar sein werden.
    Es ist immer wieder erstaunlich, dass über viele Themen kaum konkretes Wissen vorliegt. Die Zensur ist relativ gut erforscht, aber was danach kam, verschwindet im Nebel der Vergangenheit. Es scheinen auch nicht mehr allzu viele Überseebelege - ausgenommen vielleicht in die USA - zu existieren.

    Hier hätte ich noch eine Karte mit Posthilfstellenstempel in die USA, ebenfalls von 1915. Hier fehlt allerdings der Zensurstellenstempel - es gibt jedoch keine Zurücksendungsvermerke, deshalb kann man von einem geglückten Versand ausgehen. Warum hier 15 Pfennige verklebt wurden, weiß ich nicht.

    Wollen wir etwas für unseren RB aus diesem Thema machen?

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ich bitte den Verkäufer um Verzeihung, der kann natürlich nichts dafür, wenn einem Sammler beim Beschreiben einst der Gaul durchging. Aber das hier ist schon ein Gustostückerl, wie hier die Besonderheiten herbeigeredet werden, ist köstlich:

    Unter einem Chargé-Beleg der Sonderklasse! stelle ich mir etwas anderes vor, und was am besonderen Beförderungsablauf im gerichtlich- und privat-postalischem (sic) Geschehen aufschlussreich sein soll, erschließt sich mir nicht, schon gar nicht, wie die Eigenheiten des „Postfreithums“ und die normalen Beförderungsbedingungen … hier bei einem Objekt nacheinander auf[treten].

    Die gebührenfreie Gerichtssache ist eine Parteisache (und als solche gebührenpflichtig, wenn es anders gewesen wäre, stünde da "RS" für "Regierungssache"). Die Kartierungsnummer (hier würde ich zuerst die "4" in der rechten oberen Ecke ansprechen) mutiert zum Eintrag in das Fahrbuch. Dass Gerichtssachen durch die Fahrpost zu erledigen waren, höre ich zum ersten Mal, ebenso dass man einen Aufgabestempel als Auflieferdokumentation anspricht. Das Stempelpapier, Pardon: Wertzeichenpapier, wurde offenbar für alle wichtigen amtlichen Schreiben dieser Zeit herausgekramt. (Wann welches Stempelpapier zum Einsatz kam, war im Stempelgesetz genauestens geregelt, unabhängig von der Bedeutung des Schreibens.)

    Dass es sich bei der ersten Versendung um einen Postvorschussbrief handelte (deshalb Fahrpost), ist dem einst stolzen Besitzer entgangen, ebenso die eigentliche Besonderheit dieses Schreibens: dass es von einem Postlieferschein begleitet war (bei der Fahrpost eher noch seltener als bei der Briefpost). Interessant auch, dass die Summe der einzuziehenden Gerichtsgebühren plus Beförderungs- und Prokuraentgelt nicht eigens ausgeworfen wurde. Daraus könnte man vielleicht eine persönliche Portobefreiung des Empfängers konstruieren, aber ob das nachweisbar wäre?

    Immerhin kann man den beiden letzten Zeilen kaum widersprechen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Ich war am Sonntag kurz in Siegenburg. Da fliegen die Vögel in Rückenlage drüber, weil es nichts gibt, worauf sie sch... können. Aber schon sowas von toter Hose! Kein Wunder, dass der Postexpeditor sich weiland den Einzeiler ausdachte. Wenn alle zehn Tage einer einen Brief vorbeibrachte, hatte er genug Zeit, sich zu überlegen, in welcher Richtung er den Stempel diagonal auf die Marke setzte, oder auch quer oder senkrecht. Wenn er den Auflieferer nicht leiden konnte, kam der Stempel kreuzweise drauf ...
    Das Bier konnte ich nicht probieren. Die meisten Wirte hatten an diesem Sonntagmittag offenbar geschlossen.

    Verehrte Freunde,

    ein interessantes Gutachten aus der frühen Zeit des Postvereins:

    Johann Herz, Die Post-Reform im deutschoesterreichischen Post-Vereine, Wien 1851

    Die Stärken dieses Werks liegen meines Erachtens in den umfangreichen statistischen Angaben aus Europa. Unter anderem wird auch sehr konkret auf die Kosten der Herstellung von Francomarken eingegangen (darunter ab S. 86 auch Bayern - manches, was wir in der Literatur zur Herstellung der bayerischen Marken finden, dürfte hier seinen Ursprung haben).

    Viele Grüße aus Erding!

    Zum Anschauen online oder auch als Download-PDF:

    K.A.H. Schmid, Zur Geschichte der Briefporto-Reform in Deutschland (1864)

    Laut Wikipedia war der Autor Thurn und Taxis’scher Archivar. Hier wird allerdings ein leicht abweichender Titel angegeben (der Zeitschriftenbeitrag erschien auch als eigenständiger Sonderdruck 1864 in Jena).

    Diese kleine, aber feine Veröffentlichung verschafft einen recht guten Überblick über die Briefporto-Diskussionen auf dem Weg zum Postverein.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Bayern-Kreuzer,

    den hatte ich auch unter Beobachtung - gut, dass ich nicht geboten habe.
    Ich habe den Brief allerdings in die Liste mit meinen Briefablagen-Verdachtsfällen aufgenommen.
    Zeitlich würde alles passen, allein mir fehlen noch die quellenmäßigen Nachweise (in Schwaben schaut’s in dieser Hinsicht bisher ganz finster aus).

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe weite Welle,

    Zitat

    Wenn man bedenkt, wie häufig beide Werte lose sind: welche Mengen an Ganzbelegen sind da zerstört worden, weil man (zu) lange der Meinung war, dass die billige Pfennigware nicht sammelwürdig ist.

    Tut mir leid, ich verstehe das Minderwertigkeitsmantra der Pfennigzeitsammler nicht. Vielleicht bin ich dafür auch einfach zu jung und habe die "alten Zeiten" nicht erlebt, in denen diese Gruppe belächelt wurde. Welche Mengen an Kreuzerbelegen sind zerstört worden? Viele der jetzt noch verfügbaren Briefe stammen schließlich auch aus späteren Archivöffnungen. Wir müssen ferner berücksichtigen, dass zu den Zeiten, als die Pfennigwerte in Verwendung waren, das Briefmarkensammeln schon ein verbreitetes Hobby war und dass sich die damaligen Sammler mit Vorliebe auf die höheren Werte gestürzt haben. Belege wurden eben nicht gesammelt. (Beides war in meiner Jugend bei den Bundserien Heinemann oder Industrie und Technik auch so.)
    Also Kopf hoch und Brust raus! Für die Pfennigzeit muss sich keiner entschuldigen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Guten Abend, Kreuzer,

    das ist der früheste Aushilfsstempeltyp, den es gibt. Davon sind wohl noch einige in der Literatur nicht registriert. Ich konnte mal einen von Wartenberg ergattern, der auch nirgendwo verzeichnet war.
    Das unregelmäßige Antiqua-Schriftbild, bei dem die einzelnen Buchstaben und Ziffern z.T. ungleiche Abstände aufweisen und nicht unbedingt immer auf einer Schriftlinie sitzen, lässt auf einen einfachen Setzkasten schließen. Da von verschiedenen Orten immer der gleiche kräftige Antiqua-Schriftschnitt bekannt ist, dürfte es sich um von der Zentrale oder von den Oberpostämtern zur Verfügung gestelltes Stempelmaterial gehandelt haben.

    Zitat

    Scheint der Aushilfsstempel öfter mal zum Einsatz gekommen zu sein.

    So lange halt der eigentliche Stempel sich in Reparatur befand, würde ich mal sagen. Jedenfalls kennen wir jetzt aus zwei verschiedenen Quellen aufeinanderfolgende Tage, an denen der Stempel in Übersee im Einsatz war. Vielleicht sollte man die Daten Herrn Sem melden, für eine Neuauflage des Kreuzer-Handbuchs?

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    ich lese:

    Mr. Walsh n’a pas logé chez moi et d’après des informations percus à la police n’a pu être trouvé.
    M. Dorn
    Hotel de Saxe
    Dresden

    Mr. Walsh hat nicht bei mir logiert und konnte auch nach von der Polizei erlangten Informationen nicht gefunden werden.

    Vgl. hier!

    Viele Grüße aus Erding!