Beiträge von Erdinger

    Verehrte Freunde,

    ein Stück von der JHV in Landshut: Hülle eines eingeschriebenen Portobriefs von Lengfurt nach Gera, anhand eines Restinhalts datierbar auf 1842. Bayern belastete den Brief offenbar für die ganze Strecke bis zur Abgabepost mit 12 Kreuzern, die in 4 Groschen reduziert wurden. Die Währungsverhältnisse entsprachen zu diesem Zeitpunkt denen von Preußen, d.h. ein Groschen galt 3,5 Kreuzer. Ob jetzt nur aufgerundet wurde oder sich auch noch ein Zustellgeld in den 4 Groschen versteckt, kann ich nicht sagen. Die Rückseite ist blanko.
    Gera wurde gemeinschaftlich von den drei Häusern Reuß jüngerer Linie verwaltet, die die Post dort 1817 Thurn & Taxis überließen, 1827 auf weitere 25 Jahre verlängert.

    Lengfurt wurde (wenigstens im bayerischen Hof- und Staatshandbuch) als Briefsammlung geführt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    dieser Brief gehört eigentlich nicht so recht hierher, denn der Thread-Titel lautet ja "Briefe von Briefsammlungen".
    Das Stück, innen datiert Donauwörth, 14. Februar 1811, ging an eine Briefsammlung, nämlich die von Hall in Tirol.
    Warum nur sechs Kreuzer Porto angeschrieben wurden, ist mir unklar. Der Brief (ein Couvert [!] mit vollständigem Inhalt) wiegt zwar nur sieben Gramm, liegt also in der ersten Gewichtsstufe bis 0,5 Loth. Nach meiner Berechnung müsste der Zielort nach dem bayerischen Generaltarif aber in der fünften Entfernungsstufe bis 30 Meilen liegen, wofür zehn Kreuzer fällig gewesen wären. Vielleicht war der Donauwörther Expeditor mit dem erst wenige Wochen gültigen Tarif noch nicht vertraut.

    Wie dem auch sei, der Brief gefiel mir außerordentlich, vor allem, dass der Briefkreuzer für die Bestellung am Ort nicht nur erhoben, sondern auch mit rotem Stift ausgeworfen wurde.

    Aus dieser Korrespondenz hat Vorphila Bayern bereits einige Stücke unter dem Thema "Tirol" gezeigt. Die Wengers waren eine begüterte Kaufmannsfamilie, die auch Bürgermeister von Hall stellte. Dem Inhalt nach wurde hier um Geld gestritten, und zwar über einen längeren Zeitraum, was damals zwar allen Beteiligten Ärger bereitet haben dürfte, uns aber heute indirekt Freude macht.

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    von den Vorrednern wurde schon alles gesagt, außer dass am Samstagabend (Festabend zum 30-jährigen Jubiläum unserer ArGe) noch Tränen flossen - Lachtränen, u.a. dank einer bayerischen Statistik der besonderen Art und dem zehnjährigen Torgen-Lennox. Auch die Gäste, die nicht der Gnade teilhaftig wurden, in Bayern geboren zu sein, durften viele tiefe Einblicke in die bayerische Volksseele nehmen.

    Eine besondere Freude war es, einige neue Bekanntschaften zu machen (Filigrana und Kantonal, unter anderen). Den Vortragenden am Samstag möchte ich noch einmal besonders danken, vor allem weite Welle für die Auflage mit Postablagen der Pfennigzeit, der vor Augen führte, wie sich auf kleiner Fläche hochinteressantes Material verdichten kann.

    Viele Briefgesichter blickten mitleidheischend aus Händlerkisten und riefen "Nimm mich mit!"; das führte am Samstag zu zahlreichen spontanen Adoptionen. Die Ehefrauen der unmittelbar Betroffenen nahmen es glücklicherweise gelassen, denn die niederbayerische Metropole Landshut wirkt trotz einer lebendigen Einkaufskultur so entspannend, dass selbst tibetische Mönche auf dem Weg ins Nirvana glatt ihr "Om!" vergessen würden.

    Schee war’s, und auf Wiedersehen in Zweibrücken!

    Lieber Bayern-Kreuzer,

    es gibt zwei Formen von Retour-Recepissen:
    - den eigentlichen Postlieferschein mit entsprechenden Formularen
    - die handgeschriebenen oder hektographierten Recepissen von Gerichten (wie die nach Eichstätt)

    Beide wurden postalisch faktisch gleich behandelt: Nach Unterschrift des Empfängers gefaltet (also praktisch offen!) und unter Chargé – auf eigener Briefkarte verzeichnet – an die Aufgabepost zurückgeschickt.
    Grundsätzlich geregelt ist das Vorgehen in einer VO von 1811 zu Insinuationen und Retour-Recepissen. Knifflig wird es dann, wenn es um Dienst- und Parteisachen geht, was die handgeschriebenen/hektographierten Recepissen eigentlich immer waren. Es gibt eine VO von 1809, die ich so interpretiere, dass Dienst-Recepissen portofrei zu behandeln waren, Parteisachen aber nicht – die VO von 1811 verweist darauf.

    Im postalischen Alltag wurden diese Recepissen sehr unterschiedlich behandelt, mal mit Chargé-Nummer, aber ohne -Stempel, oder umgekehrt, mal von der Aufgabe- und der Abgabepost mit dem Ortsstempel versehen, mal nur von einer der beiden. Wirklich wild wird es dann, wie weite Welle festgestellt hat, wenn das Ganze noch mit Briefmarken frankiert wurde. Es gibt auch Stücke, die praktisch keinerlei postalische Behandlung erkennen lassen, obwohl sie ordnungsgemäß unterzeichnet wurden. Das legt einen Versand unter Couvert nahe.

    Ein weites Feld, wie der Dichter sagt …

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    hier habe ich einen Rückschein aus Ebenhausen/Ufr. mit 20a vom Oktober 1875 gezeigt. Mit dem neuen Jahr 1876 wurde anscheinend auch gleich ein frisches Stempelkissen angeschafft ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Ralph,

    in meinen Beitrag kommen nur Scheine aus meiner eigenen Sammlung. Das geschieht nicht aus Snobismus, sondern weil die verehrliche Mitgliederschar nach diesem ersten Anreißer hoffentlich fleißig in ihren Beständen kramt und für reichlich Fortsetzungen sorgt … Es würde mich nämlich sehr freuen, wenn wir das Thema dauerhaft etablieren könnten.

    Viele Grüße

    Liebe Freunde,

    zum Thema Siegelgebühr wie auch zur (vermeintlichen/echten) Portofreiheit steht etwas in meinem Beitrag über Postscheine im nächsten Rundbrief.
    Für die Siegelungsgebühr in Bayern gab es Vorschriften, die zwei Kreuzer Gebühr dafür waren darin festgesetzt.

    Leider muss ich im Moment sehr viel arbeiten, sonst könnte ich mich ausführlicher dazu auslassen.
    Jetzt muss ich noch einmal ins Hamsterrad ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Portofreie Briefe von Behörden und Ämtern, die aber die Recogebühr zu zahlen verpflichtet waren, gibt und gab es ja zuhauf

    Lieber Ralph,

    meines Wissens fiel die Recogebühr nur in Parteisachen, nicht in reinen Regierungssachen an. Das wurde bereits 1807 geregelt und auch später nicht revidiert, obwohl es dem Wortlaut der VO nach die Scheingebühr betraf. Im Prinzip sollten sich Scheine mit "RS" im Feld für Franko und die Erhebung einer Einschreibungsgebühr eigentlich ausschließen.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Ralph,

    das Erstaunliche ist doch, dass in einer Zeit, in der eigentlich niemand etwas umsonst machte und eifersüchtig darüber wachte, dass dem Ärar ja kein Kreuzer/Groschen/Pfennig auskam, ausgerechnet diese Sonderleistung ohne viel Aufhebens durchgewinkt wurde - lange vor dem DÖPV!

    Viele Grüße aus Erding!

    Dunnerbrösel! Gab es eine Vertragsgrundlage für die Behandlung von ausländischen Retour-Recepissen in Sachsen?

    Dem Nürnberger Kreis- und Stadtgericht haben wir manchen schönen Schein zu verdanken ...
    Ich kann eine Retour-Recepisse von 1833 zeigen, bei der zunächst nicht alles funktionierte wie geplant.
    Der Expeditor in Nürnberg vertat sich, als Ort, wohin der Rückschein zurückkommen sollte, schrieb er zunächst Würzburg statt Nürnberg.
    Dann ging das Stück auf die Reise. Am Bestimmungsort war der »Waisenknabe« Lorenz Jarre nicht anzutreffen, weswegen die Sendung nach München weitergeleitet wurde, wo der inzwischen als Korporal beim Militär tätige ehemalige Waisenknabe den Empfang der Sendung quittierte.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Ralph,

    dachte ich mir doch, dass der bei dir landet. Am Kürzel vor dem Summenstrich habe ich lange herumgebissen, bin aber nicht schlauer geworden. Ich vermutete einen Portochargébrief, bin mir aber dessen aufgrund der Destination (Leipzig) nicht so sicher.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    hat jemand von euch bayerische Briefe aus dem Zeitraum zwischen 1810 und 1842, deren postalische Behandlung erkennen lässt, dass sie in einen Briefkasten (boîte) eingeworfen wurden? Hat jemand Briefe aus dieser Zeit, die vorder- und rückseitig von der Post aufgabegestempelt wurden?

    Viele Grüße aus Erding!

    Hallo Filigrana,

    es freut mich, wenn du dich freust - ich hoffe, dass deine hoch gespannten Erwartungen auch erfüllt werden.

    Zitat

    Falls in ein Paket Schriften/Akten wahren welche unten ein Pfund wiegten, könnte tatsächlich die Versendung durch Briefpost folgen.


    Das kann man für 1807/08 noch nicht sagen. Die Grenze von einem Pfund wurde erst mit dem Generaltarif für die Briefpost vom 1. Dezember 1810 eingeführt.
    Laut Fahrpostordnung vom 22. Juli 1808 lag sie für Papier- und Aktensendungen sogar bei nur einem halben Pfund.

    [Ergänzung vom 28.3.:] Am 11. Mai 1808 wurde verordnet, dass bei der reitenden Post "ausnahmsweise" Aktenpakete bis zu einem Pfund Gewicht angenommen werden durften.
    Man kann es sich also aussuchen ...

    Vorher gibt es meines Wissens zu keinem der beiden Postdienste eine tarifliche Festlegung durch Bayern, da galten noch die (leider unbekannten) Taxis-Tarife.

    Viele Grüße aus Erding!

    Auch dir, lieber abrixas, die besten Grüße!

    Liebe Freunde,

    so wie Lulu wollten wir auch nach Brüssel – heute um 11.30 sollten wir im Flieger sitzen. Verwandte hätten uns in Zaventem abgeholt, und wir hätten das Osterwochenende im Kreis der Familie in Antwerpen verbracht.

    Eine Bande von unverbesserlichen Fanatikern und kriminellen Elementen, die der Täuschung erlagen, dass sie etwas für ihren Glauben taten, hat all das zunichte gemacht.

    Gemessen an dem Leid der Opfer und Hinterbliebenen der Anschläge bedeutet unsere persönliche Enttäuschung allerdings gar nichts.
    Die Vorstellung, dass viele Menschen morgens aufgebrochen und nicht nach Hause gekommen sind, ja nie mehr nach Hause kommen werden, erzeugt zunächst ein Gefühl von Unverständnis und unbändiger Wut.

    Dass es keinen Platz für Wut und Hass geben darf, beweisen im Moment viele Tausende Menschen aller Nationen und Konfessionen, die sich immer wieder am Börsenplatz in Brüssel versammeln und Zeichen von Liebe und Mitgefühl geben. Eine Frau hielt gestern ein Plakat hoch, auf dem stand: »Ich muss mich nicht in die Luft sprengen, um zu wissen, dass ich Moslem bin.« Im Hintergrund läuft gerade mein Leib- und Magensender Studio Brussel, der die dreitägige Staatstrauer mit einer Dauersendung »Beats of Love« begleitet, bei der sich Hörer zu Wort melden und sich Lieder wünschen können, die zu diesem Motto passen. Im Moment läuft »You’ll Never Walk Alone« von Gerry and the Pacemakers. (Die Fußballfans unter euch kennen das Lied.)

    Ostern ist für Christen ein Neuanfang. Immer wieder.

    Ein, ja - jetzt erst recht - frohes Osterfest euch allen.