Beiträge von Erdinger

    Hallo stampmix,

    für eine offizielle Umwidmung spricht, dass eine Paketkarte ein Begleitdokument zum eigentlichen Poststück war, das den Postweg mitmachte und auf dem die ordnungsgemäße Übergabe an den Empfänger dokumentiert wurde. Ohne Paketkarte im Amt keine Aushändigung an den Adressaten! Die Karte wurde für Revisionszwecke daher auch archiviert, bevor sie nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist der Vernichtung anheim fiel (was aus philatelistischer Sicht hier zum Glück nicht passiert ist).

    Der gewöhnliche Postkunde dürfte auch kaum gewusst haben, welche Textbestandteile eine Paketkarte enthalten musste, sprich: wie er ein Provisorium hätte gestalten müssen. Wenn es ein Selbstbucher gewesen wäre, trüge das Stück einen entsprechenden Paketzettel.

    Aus gleicher Quelle habe ich eine reguläre Paketkarte vom Februar, gleicher Absender, gleicher Adressat. Sonst hätte ich Zweifel an der Authentizität gehabt ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    einen Brief aus der München-Beute habe ich noch, wie der Münchberg-Brief sogar mit Plattenfehler. Der "Bahnhof München"-Einkreiser passt mit seiner unorthodoxen Form in die Reihe von experimentellen Stempeln, mit denen die bayerische Post ab etwa 1865 ihr Personal beglückte, das im Hintergrund der Schalter stempelnd wirkte, hier 1867 verwendet.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    München Bahnhof ist jetzt kein seltener Stempel — aber er war einer der frühesten vom neuen Einkreisertyp, der ab 1869 an die Schalter kam. Die ersten mir bekannten Abschläge datieren vom April 1869, demnach weist der Stempel bereits nach nur einigen Monaten Dauereinsatz bereits markante Beschädigungen und Abnutzungserscheinungen auf. Interessant ist, dass es sich bei den beiden Nummer 15 um ein astreines Pärchen handelt, während die Nr. 14 auf den breiten rechten Bogenrand des Pärchens geklebt wurde. Daher auch die durchschlagenden braunen Gummiflecken, die diesen Schweizbrief kaum verunzieren.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    zumindest nach dem Sondertyp des offenen Mühlradstempels "324" von Münchberg muss ich jetzt nicht mehr suchen, der ging mir ebenfalls in München ins Netz. Auf Brief ist er bei Weitem seltener anzutreffen als auf Briefstück oder als lose Marke. Eine Woche früher wurde bei Gärtner ein sehr ähnliches Exemplar versteigert (bei dem ich keinen Bietererfolg hatte), weswegen mich dieses Stück umso mehr freute.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    normalerweise sind Zwergschnitte nicht so meines, aber in diesem Fall bin ich aufgrund der klaren Stempelung und der Optik über meinen Schatten gesprungen. Der Einkreiser-Sondertyp von Fürth wird selten so schön frei Haus geliefert. In diesem Fall war es auf der Münchener Messe, die für meine Sammlungen ziemlich erfolgreich war.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    es gibt Dinge, von denen man eigentlich glaubt, dass es sie nicht gibt. Bis einem dann Wolfgang Lang auf der Messe in München genau so ein Ding hinlegt. Ende März und Anfang April 1948 müssen in Erding die Paketkarten ausgegangen sein, jedenfalls griff man in diesem Fall auf eine 12-Pfg.-Arbeiter-Ganzsache zurück, strich oben den Vermerk "Postkarte" und schrieb "Paketkarte" darunter (jetzt unter dem Paketzettel verschwunden). Der Wertstempel wurde bei der Frankatur nicht angerechnet. Keine Ahnung, wie man das abrechnungstechnisch rechtfertigte.

    Auch wenn die Marken durch Randklebung gelitten haben, ist das doch insgesamt ein interessantes Stück. Zusammen mit einer weiteren Paketkarte vom April 1948, für die ein Notpaketkarten-Doppel als Unterlage herhalten musste, ergibt das sicher einmal eine interessante Albenseite.

    Viele Grüße aus Erding!

    Zitat

    Aus 1848 habe ich noch keinen Zweikreisstempel gesehen; würde ich aber gerne mal.

    Liebe Freunde,

    Peter Feuser hatte auf der Münchner Messe freundlicherweise auch ein paar Schachteln mit Belegen für den Freihandverkauf auf dem Tisch stehen.
    Darin befand sich auch das folgende Briefchen, das ich euch nicht vorenthalten möchte.
    Das müsste einer der frühesten Abschläge auf Brief sein. Der ist auch innen datiert, und damit völlig zweifelsfrei von 1848.

    Viele Grüße aus Erding!

    Hi Sylvain,

    sorry for the delay - you answered while my radar happened to be looking in a different direction.

    The provisional marks are a surprisingly rich and sometimes troubling subject. No-one will ever be able to build a complete collection; varieties and new discoveries keep cropping up. I wouldn’t say this happens daily, but anyone contemplating to put together a printed work on the subject should think twice and consider going online instead. You’d be much more up-to-date.

    Thrift was the bavarian postal service’s second name. They didn’t invest much in provisionals. A set comprised a couple of bits to puzzle the dates together from and insets with all the names of the post offices in the region of an Oberpostamt, a cancel-box that resembled a miniature typecase with a handle, a wing screw to keep the parts in place, all made from the cheapest metal they could find. Whoever found himself in the predicament of needing a provisional cancel received an inset with the appropriate name of his place and a box of assorted nuts and bolts and was in business again.

    You bet your life that pieces went awol along the way to and fro and had to be replaced at some time or other. Hence the different “types” we love to spot.

    Best wishes,
    Dietmar

    Hallo minimarke,

    kleine Korrektur: es heißt nicht Reichssache, sondern Regierungssache.

    Dein einer Brief zeigt das Kürzel KDS für Königliche Dienstsache, das war bis 1829 die Bezeichnung für solche Dienstbriefe, ab diesem Jahr war der Begriff Regierungssache vorgeschrieben.
    Daneben gab es noch PS, die Parteisache, falls eine amtliche Stelle für eine private Partei tätig wurde.

    Aus diesem Grund waren auch die Expeditionsnummern so wichtig, weil die Postausgänge in Auslaufmanuale zur Überprüfung und zu Abrechnungszwecken eingetragen wurden. Reine Dienstsachen zwischen Behörden waren portobefreit, Parteisachen nicht. Letztere konnten frei oder unfrei aufgegeben werden. Wenn sie frei aufgegeben wurden (eher die Ausnahme), dann wurden die dafür angefallenen Kosten turnusmäßig mit der Post abgerechnet.

    Für Dienstbriefe war die Kennzeichnung als Regierungssache vorgeschrieben, die Briefe mussten eine Expeditionsnummer und rückseitig eine Dienstsiegelung aufweisen. 1871 wurde die Verpflichtung abgeschafft, die Expeditionsnummer zu notieren.

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    Ich lese bei dieser uncharakteristischen (oder sehr charkteristischen, wie man’s nimmt) Handschrift:

    Hochpreißlichen Departement der Finanzen
    Section der Kron Domainen z. 1. Abtheilung
    Stiftungssache Stuttgardt

    Das Wort greislich ist mir aus dem Bayerischen wohlbekannt, ich kann mir aber nur schwer vorstellen, dass jemand gerne damit angesprochen würde, hochgestellt oder nicht. ^^ "Hochpreißlich" bringt dagegen zahlreiche Fundstellen bei Google Books.

    Dass die Krondomanialsektion 31 Abteilungen hatte, ist schwer vorstellbar.
    Sie hatte auch nur deren zwei.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Ralph,

    der Brief wurde zunächst dem Advokaten Herrle oder Herele in Augsburg in seiner Funktion als Insinuationsmandatar des Adressaten zugestellt. Der Advokat gab ihn dann auf die Post.
    Einen Advokaten Herele habe ich in Augsburg gefunden.
    Der Vermerk über die 4 Kreuzer sieht zwar nach der gleichen Tinte aus, ist aber von anderer Hand und dürfte den Betrag darstellen, den der Gerichtsdiener für seinen Weg zum Advokaten bekam. Links oben gibt es eine Expeditionsnummer.
    Auch "Mindelheim" wurde von anderer Hand hinzugefügt. Was sagt denn das Amtssiegel auf der Rückseite, wenn es eines gibt?
    Inhalt gibt es wohl nicht, sonst hättest du ihn uns wohl gezeigt, oder?
    Immerhin wusste ich noch nicht, dass in Mindelheim Bestellkreuzer fällig wurden.

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    auf ein nettes Bedarfsbrieflein mit 40-Centimes-Frankatur für den einfachen Brief nach Bayern hat mich bayern klassisch vor Kurzem aufmerksam gemacht.
    Es ging am 21. Oktober 1863 in Paris ab und traf zwei Tage später (!) in Erding ein.
    (Der Brief aus Frankreich, der mir das Stück für die Heimatsammlung brachte, war übrigens acht Tage unterwegs.)

    Die ursprünglich irische und walisische Familie Grainger heiratete 1822 in die Erdinger Familie von Widnmann ein und übernahm das Schlossgut Heilig Blut nahe Erding.
    Walther von Grainger ließ einen englischen Landschaftsgarten rund um das Schloss anlegen, für den die Erdinger heute noch dankbar sind. Seine Schwester Rosa war in 3. Ehe mit dem Herzog von Ascoli verheiratet.
    Bei der Adressierung des Briefes, den ihr Ehemann schrieb, reichte es, ganz rechts noch die Worte Grainger hinzuquetschen, damit er in Erding auch richtig zugestellt und von der Freifrau Franziska an die Schwägerin weitergegeben werden konnte.

    Viele Grüße aus Erding!

    Liebe Freunde,

    Ventimiglia ist Grenzstadt zu Frankreich. Es könnte auch ein französischer Savoyarde gewesen sein, der an die italienische Verwandtschaft schrieb, oder ein italienischer Freiwilliger im französischen Militär. Auf französischer Seite kämpften Freiwillige aus verschiedenen Ländern, sogar Südamerikaner.
    Dass vor 1915 italienische Kriegsgefangene in einem deutschen Lager gesessen hätten, würde mich wundern. Schließlich war Italien bis zur Kündigung des Dreibunds im Mai 1915 Bündnispartner Deutschlands und Österreichs.

    Viele Grüße aus Erding!