Hallo Franz,
wie zuvor schon von mir erwähnt, befanden sich die Durchstichleisten in Privathand. Allerdings waren dies die Hände der Prüfer L. Berger und G. Rühland. Es ist unwahrscheinlich, dass diese beiden Prüfer mit den Durchstichleisten Unfug betrieben haben. Ob auch andere Hände im Spiel waren, entzieht sich meiner Kenntnis, Krippner möchte ich diesbezüglich aber ausschließen. Die Durchstichleisten wurden im Jahre 1912 an das Reichspostmuseum übergeben, heute Museum für Telekommunikation.
Diese Tatsache, dass die beiden Prüfer die Durchstichleisten einst in Händen hatten, ist seit mehr als 100 Jahren bekannt.
Ungebrauchte Marken der MiNr. 10 B werden schon seit Jahrzehnten nicht mehr BPP-geprüft. Hingegen gebrauchte Marken der MiNr. 10 B früher geprüft wurden. Ebenso Marken der MiNr. 11 B in ungebraucht und in gestempelt BPP-geprüft wurden.
Mir selbst ist bis heute keine Marke mit sogen. Versuchsdurchstichen bekannt geworden, welche Herr Dr. Wilderbeek als echt geprüft hätte. Auch nicht auf Brief oder Briefstück. Marken, die auf solchen haften, wurden früher in der Regel bei der Prüfung von der Unterlage gelöst, um den Durchstich auch von der Rückseite zu betrachten. Daher ist annehmbar, dass Herr Dr. Wilderbeek auch in Zukunft derartige Briefstücke oder Briefe nicht prüfen wird. Weiter gedacht würde das aber auch bedeuten, dass Herr Dr. Wilderbeek aber auch keine Marken der MiNr. 13 bis 16 sicher prüfen kann, diese aber prüft.
Herrn Wilderbeek seine Zettelchens, die er Marken beilegt, welche von Ihm abgelehnt wurden, sehen wie nachstehend im Anhang gezeigt aus.
Im Kohl-Handbuch wird vermerkt, dass eine authentische Darstellung der Geschichte des Durchstichs nicht möglich ist, weil die amtlichen Unterlagen im Jahre 1881 verbrannt sind. Das erschwert die Sachlage natürlich, über Akten mehr Informationen zu den Versuchsdurchstichen zu erhalten, auch in Bezug etwaiger Auflagenhöhen. Über die Echtheit von Versuchsdurchstichen stritt man sich aber schon in den Jahren 1888/89. Auf Grund dem Vorkommen sehr später Entwertungen auf Marken der MiNr. 10 B ist es aber durchaus denkbar, dass ab einem gewissen Zeitpunkt derartige Marken nur noch mit Durchstich an Postanstalten ausgeliefert wurden und das würde auch das recht häufige Aufkommen von ungebrauchten Marken begründen.
Der Fälscher Krippner hat sein Unwesen mit Falschstempeln betrieben. Durchaus gibt es auch zahlreiche von Ihm falsch gestempelte Marken von Braunschweig, vor allem von der MiNr. 10 B. Wahrscheinlich handelt es sich hierbei sogar um absolut echte Marken, die er mit seinen Falschstempeln versehen hat. Die Falschstempel von Krippner, egal welches Sammel- bzw. Prüfgebiet, sind aber alle als solche entlarvbar. Ein Prüfer, der auf einen Krippner-Falschstempel hereinfällt, der sollte lieber sofort mit dem Prüfen aufhören.
Einen recht guten geschichtlichen Überblick, über den Fälscher Krippner, inkl. einigen von Ihm falsch gestempelten Marken, ergeht aus der nachstehend verlinkten PDF-Datei.
https://www.bdph.de/fileadmin/Dateien/Digitale_Vortraege/Maassen_Krippner.pdf
Zuvor hatte ich schon geschrieben, dass bei der Prüfung von Marken, Briefstücken und Briefen, welche augenscheinlich mit Versuchsdurchstichen versehen sind, darauf abgestellt werden muß, wer zuerst da war. Durchstich oder Stempel. Hilfreich ist es natürlich auch, die im Museum befindlichen Durchstichleisten zu studieren und auch zu fotografieren, um spezifische Merkmale ausmachen zu können, welche bei der Prüfung weiterhelfen. Darüberhinaus ist es auch notwendig, ein umfangreiches Archiv mit möglichst vollständig datierbaren Belegen aufzubauen.
Nicht nur nach meinem Dafürhalten ist es seriös möglich, Marken mit sogen. Versuchsdurchstichen positiv als echte Marken zu prüfen und Fälschungen zu erkennen. Des Weiteren mag es Marken geben, bei denen weder das eine oder andere in Bezug dem Durchstich sicher aussagbar ist.
Beste Grüße
Markus