Beiträge von Real Royal Mail

    Und wieder ein Adelsbrief, diesmal aus Dresden nach London. Der Absender ist (laut Vermerk auf der Rückseite) der Herzog von Sachsen-Altenburg. das war damals Georg (1796–1853), die Empfängerin ist unübersehbar, die Königin von Großbritannien und Irland, Queen Victoria.

    Außer einem praktisch perfekten Aufgabestempel von Dresden vom 18. März 1851 trägt der Umschlag keine weiteren postalischen Vermerke oder Stempel. Er sieht aus, als sei er in einem seidenen Säckchen nach England transportiert und dort mit Glacé-Handschuhen übergeben worden. Oder übertreibe ich da?

    Jedenfalls bin ich für jegliche Kommentare dankbar. Der Beleg gehört übrigens einem Sammlerfreund aus Leeds. Ich hatte ihm angeboten, ihn hier mal vorzustellen.

    Herzliche Grüße aus Delhi

    Peter

    Hallo Real Royal Mail,
    danke für die Erläuterungen zu meinem Kärtchen an die Kronprinzessin Victoria.
    Was mich wundert ist, dass solche Post an Royals überhaupt im Umlauf ist, und ich frage mich, ob die Royals sie tatsächlich selbst in der Hand hatten (oder von einem Sekretariat "abgefangen" und bearbeitet wurde).
    Viele Grüße
    nordlicht

    Hallo Nordlicht,


    das ist unterschiedlich. Manche solcher Belege in meiner Sammlung tragen handschriftliche Anmerkungen des Monarchen (König Edward VII., Kaiser Wilhelm II.), viele andere aber nicht. Da kann es sein, dass sie von Höflingen geöffnet wurden. Bei privater Post innerhalb der Familie kann man aber davon ausgehen, dass der Empfänger persönlich den Umschlag geöffnet hat.


    Viele Grüße aus Delhi


    Peter

    Danke für den Hinweis, das kenne ich nicht. Aber Alix-Handschriften finden sich im Internet tatsächlich viele. Ich suche eher nach jemandem im Umfeld, der eine ähnliche Handschrift hat und wo der Name zur Unterschrift passt.

    Ich werde mich mal hier auf die Suche machen: http://www.deutsche-digitale-bibliothek.de

    Da sind deutsche Zeitschriften und Zeitungen aus dieser Zeit archiviert. Eine tolle Quelle für Sammler und Forscher wie wir.

    Nein, das nicht. Die Handschrift ist der von Alix schon ziemlich ähnlich. Das war keine Hofdame. Wenn, dann war es wer aus der engeren Familie, würde ich sagen. Alix‘ Spitzname war übrigens Alicki.

    An dieser Karte vom 5. Mai 1907 von Darmstadt nach Kiel haben sich schon viele Experten die Zähne ausgebissen - mich eingeschlossen. Es geht um die Frage, wer Absender(in) ist.

    Zunächst die Empfängerin: I.Kgl.H. (Ihre Königliche Hoheit) Prinzessin Heinrich von Preußen, das war Irene von Hessen-Darmstadt (1866-1953), Ehefrau von Prinz Heinrich von Preußen (einem Bruder von Kaiser Wilhelm II.) und Schwester der letzten russischen Zarin Alexandra Fjodorowna. Sie war eine Tochter von Alice von Großbritannien und Irland und somit eine Enkelin von Königin Victoria. Irene lebte damals auf Gut Hemmelmark bei Eckernförde, was wiederum in der Nähe des Dienstortes ihres Mannes Heinrich lag, der damals Chef der deutschen Hochseeflotte war.

    Der Text der Karte lautet: "5. Mai Darmstadt. Vielen Dank für liebe Depeche. Habe auch sehr bedauert Euch nicht gesehen zu haben. T'embrasse" - ja und dann? Auché? Alicki?

    Ich habe die Karte schon einigen Experten und Expertinnen vorgelegt, aber keine(r) kam zu einem überzeugenden Ergebnis, wer diese Karte geschrieben hat. Ich selbst habe zig Dokumente der Familie von Irene verglichen, aber keine gefunden, die eine endgültige Aussage zuließen.

    Die meisten, die etwas dazu zu sagen hatten, nannten den Namen Alix oder auch Alicki. Alix von Hessen-Darmstadt war die Schwester von Irene. Sie wurde am 17. Juli 1918 in Jekaterinburg ermordet - als letzte russische Zarin.

    Ein Schriftvergleich überzeugt mich aber nicht. Schaut mal die Karte, die die Zarin an ihren Cousin König George V. von Großbritannien geschrieben hat (leider nicht in meiner Sammlung, sondern im Besitz von Elizabeth II.). Für mich gibt es da gravierende Unterschiede.

    Dennoch ist die Karte von jemand Vertrautem und Ebenbürtigem geschrieben wurden, mutmaßlich einem Familienmitglied. "T'embrasse", ich küsse Dich, würde man sonst nicht schreiben. Die Schrift scheint mir eine weibliche zu sein. Ich habe aber im nächsten Umfeld niemanden gefunden, zu dem die Schrift passen würde.

    Stichwort Portofreiheit: Das Haus Hessen-Darmstadt hätte zwar m.W. 1907 noch Portofreiheit in Anspruch nehmen können. Dass die Karte frankiert ist, sollte man dennoch nicht überbewerten. Denn tatsächlich wurde die Portofreiheit nicht immer in Anspruch genommen, gerade bei privaten Postkarten nicht.

    Deshalb habe ich auch gleich noch eine Karte von Irene, Prinzessin Heinrich von Preußen, selbst angefügt, ebenfalls aus dem Jahr 1907. Sie schreibt ihrem 18-jährigen Sohn Waldemar (1889-1945) auf Englisch!

    "Thanks for card. Fine weather here to day + frost. Hope well + getting on with lessons + xmas presents. Uncle + I often walk out this way. Kisses from Mama Irène."

    Der erwähnte Onkel war Ernst Ludwig (1868-1937), letzter Großherzog von Hessen und bei Rhein. Die Karte zeigt den Blick vom Eingang ins Darmstädter Schloss Richtung Rheinstraße (die auch heute noch so heißt).

    Hat wer von Euch eine Idee, wer Absender(in) der Karte an Irene sein könnte? Vielleicht gibt es ja ein Vergleichsstück irgendwo? Oder ist es doch die letzte Zarin und ich habe mich zu sehr an der Handschrift festgebissen?

    Vielen Dank und viele Grüße aus Neu-Delhi

    Peter

    PS: Die Vorderseite der Karte an Irene fehlte. Es ist eine Chinoiserie-Postkarte, die damals ziemlich beliebt war. Dennoch kein Hinweis auf die Absenderin.

    Dieser Brief aus dem Jahr 1905 stammt von Kaiser Wilhelm II. persönlich. Geschrieben wurde er wohl auf der Kaiserlichen Jacht "Hohenzollern" (jedenfalls legt das der Umschlag nahe, siehe Rückseite), und aufgegeben am 28. Juli 1905 beim Berliner Kabinettspostamt. Adressiert ist er in der charakteristischen Handschrift des Kaisers: "Seiner Exzellenz dem Staatssekretär Reichsmarineamt Admiral von Tirpitz, Sankt Blasien". Obwohl als "Einschreiben" gekennzeichnet, trägt er weder R-Zettel noch Ankunftsstempel - was schlicht daran liegen dürfte, dass er unter Umschlag befördert wurde.

    Der "Tirpitz-Plan" dürfte vielen ein Begriff sein. Dabei ging es im Kern um den Ausbau der deutschen Kriegsmarine, ein zentrales Rüstungsprojekt des Kaisers, das zu einem Wettrüsten mit Großbritannien führte. Tirpitz hatte ein Sommerhaus in Sankt Blasien im Schwarzwald, wo sich der Admiral wohl im Juli 1905 auch aufhielt.

    Heute beim Aufräumen meiner alten Scans gefunden;

    Erstagsbrief der Edward Serie vom 01-01-1902, würde sagen an die Verwandschaft in Braunschweig.

    Leider wurde "damals", ich glaube es war kurz vor der Jahtausendwende noch sehr klein gescannt.

    Auch ein toller Beleg. Der Empfänger war der britische Diplomat Sir Henry Howard, damals Gesandter am niederländischen Hof. Auf der Rückseite machte er Notizen zum Umschlag (und zum Inhalt des Briefes): "First postage stamps issued bearing King Edward's portrait".

    Bemerkenswert: Der Brief wurde in Windsor erst portofrei aufgegeben (König Edward VII. hatte 1901 ja wieder die Portofreiheit für sich und den Königlichen Haushalt eingeführt) und dann - weil er ins Ausland gerichtet war - in London am Ersttag mit zwei Exemplaren der neuen 2 1/2 d-Marke nachfrankiert. Großartig!

    Absender war Sir Lionel Cust, damals eigentlich (siehe Notiz) Direktor der National Portrait Gallery, aber auch (siehe rückseitiges Wappen) Surveyor of the King's Pictures und als solcher zuständig eben für die Porträts des Souveräns. Das links unten auf der Vorderseite dürften die Initialen von Cust sein ("Ct"?). Solche Initialen sind bis heute auf royaler Post üblich. Die königliche Familie macht das, aber auch höhere Mitglieder des königlichen Haushalts. Queen Elizabeth II zeichnet mit "ER", Charles mit einem simplen langgezogenen "C". Edward VII. zeichnete als König ebenfalls mit "ER", die Handschrift war aber eine vollkommen andere als die seiner Urenkelin Elizabeth.

    Das "Deutsche Haus" in Braunschweig war übrigens früher das Gästehaus des Braunschweiger Schlosses. Der Diplomat dürfte Anfang 1902 also Gast am Hofe von Prinz Albrecht von Preußen gewesen sein, der Regent des Großhezogtums Braunschweig war.

    Hallo,

    bei diesem hübschen und interessanten Kärtchen konnte ich nicht widerstehen.

    Die Ganzsache wurde 1879 aus dem schottischen Glasgow an die preußische Prinzessin geschickt - über das Hofpostamt "BERLIN Cabinets-Postamt".

    Was der Absender der Prinzessin mitteilen wollte, erschließt sich mir noch nicht ...

    Viele Grüße
    nordlicht

    Sehr schönes Stück, die Empfängerin ist die preußische Kronprinzessin Victoria (1840-1901), Tochter von Queen Victoria und als Ehefrau von 99-Tage-Kaiser Friedrich III. spätere Deutsche Kaiserin im Jahr 1888. Als Witwe führte sie den Namen Kaiserin Friedrich, lebte zuletzt in Bad Homburg im Taunus.

    Der Titel "Princess Royal" (üblicherweise Ehrentitel der ältesten Tochter der britischen Königin oder des Königs, derzeit ist es Princess Anne) ist für 1879 falsch. Victoria führte ihn nur bis 1858, bis zu ihrer Hochzeit mit dem preußischen Thronfolger. 1879 war der offizielle Titel "Her Imperial and Royal Highness The Crown Princess of The German Empire, Crown Princess of Prussia". Zu diesem Zeitpunkt war ihr Schwiegervater Wilhelm I. König von Preußen und Deutscher Kaiser.

    Welche Botschaft der (unbekannte) Absender mit dem Bibelspruch senden wollte, erschließt sich mir leider auch nicht auf Anhieb. Victoria war jedoch immer zerrissen zwischen ihrem Geburtsland Großbritannien und ihrer Wahlheimat Preußen und auch immer wieder Anfeindungen in beiden Ländern ausgesetzt. Möglicherweise ist diese Karte in diesem Zusammenhang zu sehen.

    Übrigens gibt es incoming mail von Monarchen des 19. Jahrhundert nicht selten, auch Post an Kaiser Wilhelm II. zum Beispiel. Das ist oft schöne Stücke. Zu viel sollte man dafür aber nicht bezahlen alleine wegen der Anschrift. Wirklich begehrt sind Stücke, die sich die Royals untereinander geschickt haben. Auch die gibt es, aber das ist natürlich eine andere Kategorie als Post "vom Volk".

    Incoming mail in meine badische Geburtsstadt Heidelberg aus dem Jahr 1858: ein Brief aus London mit einem bemerkenswerten Absender: Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Gemahl von Königin Victoria. Erkennbar an der Handschrift und dem rückseitigen roten Siegel.

    Was die Poststempel anbelangt, habe ich nur oberflächliche Kenntnisse: Den roten Londoner Doppelkreisstempel mit der Krone erkenne ich, den französischen Bahnpoststempel (von Calais aus?) auch und den Heidelberger Eingangsstempel. Aber sonst? Was bedeuten die Taxziffern? Für Experten wahrscheinlich kein Problem.

    Der Empfänger wird hier von Albert als "Son Excellence Le Chevalier Bunsen" bezeichnet. Obwohl es mehrere Bunsens in Heidelberg gab, bin ich recht sicher, dass es sich um Baron Christian von Bunsen (1791.1860) handeln muss, den früheren preußischen Botschafter in London. Er war nachweislich in Kontakt mit dem umtriebigen Prinz Albert und beriet diesen bei der Errichtung eines Hoftheaters.


    Ein interessanter markenloser Auslandsbrief aus dem Darmstadt des Jahres 1866: Die Empfängerin ist "Sa Majesté La Reine Marie Amélie", die im Exil in England lebende Königin der Franzosen (1782-1866), Witwe des 1850 verstorbenen ehemaligen "Bürgerkönigs" Louis-Philippe. Das Königspaar war 1848 während der Februarrevolution überhastet aus Paris geflohen, andere Familienangehörige hatten sich angeschlossen. Königin Victoria stellte den französischen Royals den Landsitz Claremont in Esher in der Grafschaft Surrey zur Verfügung. Dorthin ist dieser Brief adressiert.

    Die Absenderin gibt sich nur durch ihre Handschrift und das rückseitig Siegel zu erkennen. Es ist Alice, die Gattin von Ludwig IV., Großherzog von Hessen und bei Rhein. Alice war eine Tochter von Queen Victoria und als solche eine Prinzessin von Großbritannien und Irland.

    Der Brief wurde im Februar 1866 in Darmstadt gestempelt. Der Tag ist schwer zu erkennen, der Durchgangsstempel von Frankfurt (Main) vom 15.2. lässt aber ebenfalls den 15. oder evtl. den 14.2. als Aufgabetag vermuten. In London war der Brief als Poststempel am 17.2., am Zielort Esher noch am gleichen Tag. Königin Marie Amélie starb übrigens am 24. März 1866 im Alter von 83 Jahren - nur fünf Wochen nach Erhalt dieses Briefes. Sie war zuvor die letzte noch lebende Enkelin der österreichischen Kaiserin Maria Theresia.

    Wie sieht es aber mit der Freimachung aus? Eine Taxziffer "3" wurde durchgestrichen, dafür wurde eine "8" auf dem Umschlag notiert. Kann ein SF dazu mehr sagen? Das ist nämlich überhaupt nicht meine Expertise.

    Herzliche Grüße

    Peter


    Die Frage ist an sich berechtigt. Allerdings hat Queen Victoria mit der Einführung der Penny Post 1840 auch die Portofreiheit abgeschafft - für Abgeordnete, für das Königshaus und damit auch für sich selbst. Erst ihr Sohn Edward VII. hat sie 1901 wiedereingeführt. Deshalb gibt es frankierte Briefe der Queen mit ihren eigenen Marken. Ab 1901 gab es das nur noch bei (immer portopflichtiger) Auslandspost. Ich hatte vor zwei Jahren das Glück, bei Ebay einen (als solchen unerkannten) mit "ihren" Marken frankierten Auslandsbrief von Queen Elizabeth II. nach Australien zu ersteigern - für einen günstigen Preis.

    Das Traumstück übrigens wäre natürlich ein Brief mit der Penny Black verschickt von Queen Victoria. Keiner der Sammlerfreunde, die sich spezialisiert damit beschäftigen, kennt jedoch ein solches Exemplar. Das heißt aber nicht, dass es das nicht geben kann.

    Die drei hier gezeigten Belege haben eines gemeinsam: die Absenderin, Königin Victoria. Sie sind in ihrer Handschrift adressiert und tragen rückseitig ihr Wachssiegel. Sie stammen auch den Jahren 1873 (Duplexstempel 1 von Aberdeen, Schottland), 1869 (Nummernstempel 225 von Cowes, Isle of Wight) und 1855 (890 Windsor).

    Es gibt zahlreiche Dinge, die bemerkenswert sind. Zunächst hat sie die Umschläge gekennzeichnet mit "The Queen". Das hat sie regelmäßig getan, manchmal aber auch nur mit "The Q" (was so ein bisschen an James Bond erinnert). Dann sind die Empfänger spannend: Sir Thomas Myddelton Biddulph, ein Offizier und Höfling, "His Royal Highness The Duc de Nemours" alias Louis d'Orléans, ein Sohn des Königs der Franzosen Louis-Philippe ("Bürgerkönig") und schließlich "Her Royal Highness Princess Augustus of Saxe-Coburg" alias Clémentine von Orléans. Die Mitglieder des Hauses Orléans waren nach den Ereignissen des Jahres 1848 ins Exil nach England geflohen und hatten dort engen Kontakt gepflegt mit dem britischen Königshauses und eben mit Queen Victoria selbst.

    Die Orléans-Briefe waren vor knapp einem Jahr auf den Markt gekommen, offenbar wurde ein größerer Bestand damals aufgelöst.


    Vielen Dank, sehr spannend!

    Warum Edward Albert einen Trauerumschlag verwendet hat, weiß ich nicht. Glenn H. Morgan hat in seinem Handbuch "Royal Household Mail" angemerkt, dass es in der Royal Family aufgrund der großen Verwandtschaft eigentlich ein "constant mourning", eine dauerhafte Trauer, gab. Deshalb ist es eher die Ausnahme als die Regel, dass man einen solchen Umschlag einem bestimmten Trauerfall zuordnen kann.

    Auch wenn der Thread schon lange nicht mehr weitergeführt wurde, hoffe ich, dass dieser Post hier gelesen und der Thread damit vielleicht sogar wiederbelebt werden kann.

    Diesen Beleg mit Poststempel Wiesbaden vom 8. September 1867 nach Offenbach habe ich im Online-Angebot eines US-Händlers gefunden. Er ist aus zweierlei Gründen interessant.

    1.) Er ist adressiert in der charakteristischen Handschrift von Albert Edward, Prince of Wales, des späteren britischen Königs Edward VII. (reg. 1901-1910). Auf der Vorderseite links unten finden sich seine Initialen "AE", auf der Rückseite sein schwarzes Wachssiegel. Er schrieb an seine Cousine Augusta von Hessen-Kassel (1797-1889), durch Heirat Herzogin von Cambridge. Sie war die Schwiegertochter des britischen Königs George III., mütterlichseits Großmutter von Queen Mary und damit auch Ur-Ur-Großmutter von Elizabeth II. Eigentlich lebte sie damals mit ihrem Mann Adolphus von Cambridge in England. Im Spätsommer 1867 war sie aber offenbar zu Besuch an ihrem Geburtsort auf, dem Rumpenheimer Schloss.

    2.) Zur postgeschichtlichen Bedeutung muss ich den Sammlerfreund Karl Louis zitieren, der mir im Frühjahr schrieb: "(Der Brief) fällt in die kurze Zeitspanne vom 1. Juli bis 31. Dezember 1867, als die preussischen Truppen nach dem Deutsch-Österreichischem Krieg im Herzogtum Nassau als Besatzungsmacht einmarschiert waren. Die Herzöge von Nassau hatten sich auf die österreichische Seite geschlagen und auch ein paar Soldaten in den Kampf gegen Preussen geschickt.

    Ein politischer Fehler, wie sich bald herausstellte. Nassau wurde annektiert und die Thurn & Taxis-Post gegen Entschädigung abgelöst. Nur sechs Monate sollten die extra für die südlichen Länder herausgegebenen Preussen-Briefmarken in KREUZER-Währung verwendung finden. Dann wurden sie schon wieder von den Briefmarken des Norddeutschen Bundes am 1. Januar 1868 (sog. Norddeutscher Postbezirk) abgelöst. Weitere drei Jahre später mussten die Wiesbadener dann Marken des neu gegründeten Deutschen Reichs (Brustschilde) verwenden. Das waren Jahre unglaublich schneller politischer Veränderungen! Das können wir uns heute kaum noch vorstellen."

    Eine wichtige Frage ist aber noch offen: Warum schreibt der britische Thronfolger einen Brief aus Wiesbaden. Nun, seine Frau Alexandra, an seiner Seite später Königin von Großbritannien, litt nach der Geburt ihres dritten Kindes, Prinzessin Louise, unter einer rheumatischen Erkrankung und war deshalb im Sommer nach Wiesbaden zur Behandlung (siehe auch hier) . Edward war später aus England gekommen, um seine Frau zu besuchen. (Die rheumatische Erkrankung von Alexandra lässt sich übrigens auch in ihren Briefen nachvollziehen: Ihre Handschrift hat sich in dieser Zeit massiv verändert, so dass es wirkt, als seien Briefe von zwei verschiedenen Personen geschrieben worden. Es war aber ganz offenbar so, dass sie umlernen musste, als Folge ihrer Krankheit).

    Ein Frage hätte ich noch: Die schwach zu erkennende blaue "2" über der Anschrift - ist das eine Taxziffer? Und wenn ja, was bedeutet sie genau?

    Danke für das herzliche Willkommen!

    Ich habe seit einiger Zeit einen Twitter-Account: https://www.twitter.com/realroyalmail Hier zeige ich sowohl Belege aus meiner Sammlung als auch andere Stücke. Den heute gezeigten Beleg habe ich jüngst auf einer britischen Auktion erstanden - und er ist mir besonders lieb, da ich philatelistisch großer Fan von Queen Mary bin. Es ist ein Brief an ihre Mutter, die Herzogin von Teck (die ganz uncharmant von ihren Zeitgenossen auch "Fat Mary" genannt wurde). Die Handschrift von Victoria Mary of Teck (der späteren Queen Mary) ist ziemlich unverwechselbar. Der Brief stammt aus Schottland, genauer gesagt vom Schloss Balmoral. Die Post von dort wurde mit der Bahn Richtung London befördert, sie trägt regelmäßig den Bahnpoststempel CALEDONIAN T.P.O. (für Train Post Office) DAY UP, also Tageskurs "aufwärts" - was in diesem Fall Richtung London bedeutet. Das Nonplusultra meiner "königlichen Post" ist die Korrespondenz zwischen Familienmitgliedern, wie sie eben dieser Brief darstellt.