Hallo Bayernalbi,
Glückwunsch zu deinem ersten Beitrag - und dann noch solch ein Stück!
Es entstammt einer bekannten Korrespondenz mit Abzugsbriefen nach Hassloch / Geinsheim (oft falsch "Gensheim" geschrieben), die allesamt ähnlich behandelt wurden aber nichts desto trotz hoch attraktiv und sehr erstrebenswert sind.
Ehe ich meinen zeige, möchte ich Fakten auf den Tisch bringen, so dass wir darüber dann diekutieren könnten.
Abgesandt am 22.12.1849 von München als einfacher Portobrief nach dem Postvertrag vom 1.7.1847 bis 7,5g nach Frankreich nach Strasbourg und daher mit 5 Decimes von Strasbourg selbst taxiert (Bayern durfte Portobriefe nach Frankreich NICHT taxieren - ein Novum in der Postgeschichte damals!).
Ankunft in Strasbourg am 24.12.1849 und weiterer Stempel vom 25.12.1849 - wenn ich vals59 richtig verstanden habe, konnte man am 24.12.1849 keine Zustellung durchführen (Weihnachten!) und musste die Auslieferung auf den Folgetag verschieben.
Am 26.12.1849 haben wir den 3. Stempel von Strasbourg, der hier jedoch eher als Aufgabestempel anzusehen ist, denn in Strasbourg konnte man den Brief nicht zustellen. Man hatte aber die richtige Adresse des Empfängers mit Geinsheim ("Gänsheim par Hassloch") in der Pfalz eruieren können, womit man ihn nicht nach München zurück schicken musste. Der Brief wurde auch nicht zuvor ausgeliefert und bezahlt, weil diese Abzugsbriefen in Strasbourg keine bezahlen wollten.
Die Post in Strasbourg taxierte ihn nicht (Frankreich war immer sehr kulant bei Abzugsbriefen und verhielt sich damit teils ganz anders, als die altdeutschen Postverwaltungen), stempelte ihn mit DEP. LIMIT. für "Departement Limitrophe", also Nachbarporvinz ab und gab ihn als "Retourbrief", der er eigentlich nicht war, über Wissembourg, eigener Kartenschluß mit Landau/Pfalz, Bayern zurück. Hierzu musste die Briefkarte bemüht werden, denn er war jetzt als Retourbrief aufgeführt und entlastete Frankreichs Debit um 5 Decimes, weil Frankreich ja kein Geld für ihn erhalten konnte.
Von Landau aus wurde er mit 6x taxiert, die hälftig zwischen Bayern und Frankreich zu teilen waren, lief per Kutsche nach Hassloch und wurde von dem dortigen Cantonsboten für 3x nach Geinsheim getragen, wo die Bezahlung und Zustellung erfolgte.
Der Stempel DEP. LIMIT war notwendig geworden, weil er nach diesem Vertrag ohne diesen Stempel 18x Porto in der Pfalz gekostet hätte, wie jeder gewöhnliche Portobrief von Frankreich nach irgendwo hin in Bayern. Nur dank des Stempels war er portomoderiert, denn die Postorte des Elsass und der Pfalz genossen durch ihre Nähe zueinander diese Portodrittelung.
Damit du siehst, dass es noch mehr Briefe dieser Art gibt, zeige ich dir meinen aus Saverne vom 1.11.1851, der zuerst als innerfranzösischer Portobrief 25 Centimes = 7x kosten sollte, dann aber wegen des Abzugs nur noch 6x kostete, so dass Frankreich hier auf seine 25 Centimes verzichten musste und von Bayern später nur 3x gut geschrieben bekam. So waren Auslandsbriefe günstiger, als gewöhnliche innerfranzösische Briefe, auch ein Vorteil dieses modernen Postvertrages.
Liebe Grüsse von bayern klassisch