Beiträge von bayern klassisch

    Hallo Pälzer,

    1870/71 hatte ja den Terminus "Kriegsumleitung" in Frage gestellt, daher meine klarstellende Aussage hierzu.

    Wie lange dies lief, kann ich nicht sagen. Die Höhe der Vergütung für die CH hin wie her weiß ich nicht, halte aber 3x für angemessen, die hälftig zu teilen waren. Wäre es so, dann hätte Bayern 4,8x minus 1,5x = 3,3x an dem Brief verdient, die CH die erwähnten 3x und Frankreich 7,2x - 1,5x = 5,7x, die genau 2 Decimes entsprachen.

    Liebe Freunde,

    eine Massenmarke wie die Nr. 15 braucht man nicht in Kabinett und schon gar nicht in Prachtqualität zu kaufen, weder lose, noch auch Brief. Dergleichen gibt es besser.

    Daher lag der Grund des Kaufs dieser "Rosine" :D auch nicht in der überragenden Qualität, sondern auf einer anderen Ebene.

    Der Halbkreisstempel von Burglengenfeld, der weiß Gott schon bessere Zeiten gesehen hatte, ist noch zu ahnen. Der Mühlradstempel "69" ist auch fast nur noch zu ahnen, aber das Zusammenspiel passt und wie wir siegelseitig sehen können, war auch der Sitz des Absenders dort.

    Das Datum ist unzweifelhaft der 23.3.1869 - nun, das war ein bisschen spät für den altgedienten Mühlradstempel, denn mit der VO vom 9.3.1869 sollten sie ja der Materialverwaltung zurück gegeben werden und nach ihrem Einzug wurden sie auch vernichtet bzw. unbrauchbar gemacht.

    Wer bei Peter Sem auf S. 307 seines Spezialkataloges 8. Auflage schauen möchte, wird dort unter Burglengenfeld als spätestes Datum den 14.3.1869 geführt - das können wir jetzt um satte 9 Tage nach hinten verlegen.

    Lieber Bayern Social,

    es ist davon auszugehen, dass die CH ihre Funktion als neutraler Zulieferer von Post diesen Umstand so lange wie möglich beibehalten wollte, brachte es ihr doch allerhand Geld ein und wenn die Schweiz etwas konnte und kann, dann mit fremdem Geld gut umgehen bzw. dieses zu aquirieren.

    Offenbar leitete man aber in Lyon schon die Briefe in den Süden Frankreichs von dem Gesamtpaket ab und gab nur noch die Briefe weiter, die nach Zentral- oder Nordfrankreich (Paris) zu laufen hatten. Das war praktisch, entsprach aber nicht dem zentralistischen Staat Frankreich; aber in der Not frisst der Deibel Fliegen und Paris hat dem wohl stattgegeben, weil es einfach opportun war. In sofern ist dein Brief etwas besonderes wegen der offensichtlichen Kriegsumleitung, die danach wohl bald vorbei gewesen sein dürfte und der Tatsache, dass er früh nach der CH - Grenze abgezweigt wurde und eben nicht erst nach Paris geleitet wurde, um dann seinen Weg an den Zielort zu finden.

    Liebe Freunde,

    um es noch einmal klar zu sagen - meine Definition einer Kriegsumleitung (und das gilt für 1866 ganz genau so) ist die: Gab es zuvor in Friedenszeiten mehrere Möglichkeiten, in Kriegszeiten aber nur eine eingeschränkte Anzahl, also weniger als zuvor, dann sind für mich Leitungen in dieser Zeit des Zwanges allesamt Kriegsumleitungen, auch wenn sie vorher vlt. den selben Weg genommen hätten.

    Hier zeige ich einige Beispiele (es gibt noch mehr, aber auch die würden meine Aussage nur noch mehr erhärten), die belegen, dass München I (Hauptpostamt), welches schon zu ewigen Zeiten die Abrechnung mit Frankreich über Paris zu führen hatte, in der Kriegszeit ab dem 19.7.1870 die alleinige Pflicht hatte, Sendungen nach Frankreich zu bündeln und in geschlossenen Briefpaketen über die Schweiz nach Frankreich (Paris in der Regel) zu schicken, wie umgekehrt Paris alle französischen Briefe über die neutrale Schweiz nach München I zu kartieren hatte. Alle hier gezeigten Briefe zeigen den Münchner Stempel.

    Den Beweis hierfür treten mehrere Briefe an, die z. B. aus dem Norden Bayerns stammen (fränkische Gebiete), die in Friedenszeiten NIEMALS über München nach Frankreich gelaufen wären.

    Briefe aus Österreich oder von dahinter liegenden Postgebieten transitierten Bayern und die Schweiz geschlossen.

    Danach zeige ich zum Abschluss einen Russlandbrief, der über Belgien nach Paris lief, der 2. Möglichkeit, die für bayerische Briefe natürlich verschlossen blieb, denn sogar Briefe aus der Pfalz waren ausnahmslos über München I zu leiten (leider habe ich keinen jemals gesehen, der von der Pfalz in der Kriegszeit über München nach Frankreich lief).

    Ein Mann möchte einen Papagei kaufen und geht hierfür in ein Fachgeschäft. Er sieht 3 Papageien in einer Reihe auf der Stange sitzen und fragt den Händler, was der schöne blaue vorne kosten soll.

    Der Händler antwortet ihm, dass er 500 Euro kosten würde. Ui, sagt der Mann, das ist ja nicht gerade wenig. Ja nun, sagt der Händler, der kann aber gut sprechen und liest aus der Zeitung vor.

    Na gut, sagt der Mann. Aber was kostet denn der rote daneben, will er jetzt wissen. Der Händler teilt ihm mit, dass dessen Preis bei 1.000 Euro liegt.

    Ui, sagt der Mann, 1.000 Euro ist aber ein stolzer Preis! Ja nun, sagt der Händler, der kann aber nicht nur gut sprechen und aus der Zeitung vorlesen, sondern auch noch schreiben und rechnen.

    Na gut, sagt der Mann. Aber was kostet denn der kleine, am Ende der Stange? Der Händler zeigt auf ihn und sagt, dass der kleine 2.000 Euro kostet.

    Was? 2.000 Euro für so einen kleinen Papagei? Was muss denn der können, damit er diesen Preis rechtfertigt?

    Keine Ahnung, sagt der Händler, aber die beiden anderen sagen "Boss" zu ihm ...

    Hallo guy69,

    siegelseitig steht 1 Batzen für die Strecke von Hochheim nach Frankfurt (= 4x). Vorne steht auch ein Franko - Vermerk, darüber eine 3, darunter die Ligatur für Ffurt = Frankfurt. Der Absender zahlte also bis FFM 4x. Von FFM bis zum Empfänger kostete es, jetzt wird es schwierig, weil meine Literatur hier etwas träge ist, 3 irgendwas. Wäre es die französische Währung, wären es 3 Decimes = 9x.

    Kreuzer gab es in Erfurt nicht und 3 Gutegroschen wären 12x gewesen. Eines von beiden wird es wohl gewesen sein.

    Der Stempel, ich kenne ihn nicht, dürfte F(rankfurt) d(en) ... Datum ... sein.

    Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen innerbayerischen Muster ohne Wert - Brief aus Nürnberg vom 8.1.1822 nach Tittmoning an den bekannten Händler Franz Xaver Poschacher.

    Zu meiner nicht geringen Überraschung ist der Inhalt eine Drucksache, die auch als Drucksache portomoderiert hätte versendet werden können, wenn man sie nicht gesiegelt hätte.

    Aber eine Drucksache (faktisch) mit anhängendem MoW hat man auch nicht alle Tage, auch wenn nicht hervor geht, was man angehängt hatte. Doch die 3 Schlitze bezeugen, dass man das Muster durch die DS mit Bindfaden gezogen hatte und es wirklich anhing.

    Kommen wir zum Franko (die allermeisten MoW - Briefe wurden m. W. unfrankiert versendet, hier also ein Frankofall, der den Absender 14x gekostet hat (typische Nürnberger Blautinte).

    Nürnberg - Tittmoning waren 198 km, nach dem Reglement vom 1.12.1810 somit 24 Meilen. Über 18 bis 24 Meilen kostete ein einfacher Brief 8x. Hätte man für sich großzügig gerechnet und über 24 bis 30 Meilen angesetzt, würde ein Brief 10x gekostet haben.

    Jedoch kosteten Drucksachen und MoW, denen ein einfacher (bis 1/2 Loth) Brief angehängt war, bei der gleichen Entfernung nur 4x bzw. 5x. Bis 24 Meilen hätten wir somit 4 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 = 14x für einen Brief mit Muster im Gewicht von über 2, 5 bis 3 Loth. Daher war es egal, ob man die DS verschloss, oder nicht, es hat sich nicht auf das Franko ausgewirkt.

    Der Inhalt ist m. E. sehr interessant, was die Waren und Preise der damaligen Zeit angeht. Um zu sehen, ob das für heutige Verhältnisse teuer, oder eher günstig war, kann man den Monatsgehalt eines gewöhnlichen Postbeamten mit 30 Gulden ansetzen, ein simpler Briefträger mit 15 Gulden und ein Postamtsvorsteher mit 60 Gulden.

    Hallo Pälzer,

    ich schrieb ja von einem Nachsendebrief, nicht von einem Rücksendebrief, also München - Ludwigshafen - Dürkheim, nicht angetroffen, dann zurück nach München über Ludwigshafen zum Beispiel.

    Aber an einem Briefstück ist das alle graue Theorie ...