Liebe Freunde,
heute zeige ich einen innerbayerischen Muster ohne Wert - Brief aus Nürnberg vom 8.1.1822 nach Tittmoning an den bekannten Händler Franz Xaver Poschacher.
Zu meiner nicht geringen Überraschung ist der Inhalt eine Drucksache, die auch als Drucksache portomoderiert hätte versendet werden können, wenn man sie nicht gesiegelt hätte.
Aber eine Drucksache (faktisch) mit anhängendem MoW hat man auch nicht alle Tage, auch wenn nicht hervor geht, was man angehängt hatte. Doch die 3 Schlitze bezeugen, dass man das Muster durch die DS mit Bindfaden gezogen hatte und es wirklich anhing.
Kommen wir zum Franko (die allermeisten MoW - Briefe wurden m. W. unfrankiert versendet, hier also ein Frankofall, der den Absender 14x gekostet hat (typische Nürnberger Blautinte).
Nürnberg - Tittmoning waren 198 km, nach dem Reglement vom 1.12.1810 somit 24 Meilen. Über 18 bis 24 Meilen kostete ein einfacher Brief 8x. Hätte man für sich großzügig gerechnet und über 24 bis 30 Meilen angesetzt, würde ein Brief 10x gekostet haben.
Jedoch kosteten Drucksachen und MoW, denen ein einfacher (bis 1/2 Loth) Brief angehängt war, bei der gleichen Entfernung nur 4x bzw. 5x. Bis 24 Meilen hätten wir somit 4 + 2 + 2 + 2 + 2 + 2 = 14x für einen Brief mit Muster im Gewicht von über 2, 5 bis 3 Loth. Daher war es egal, ob man die DS verschloss, oder nicht, es hat sich nicht auf das Franko ausgewirkt.
Der Inhalt ist m. E. sehr interessant, was die Waren und Preise der damaligen Zeit angeht. Um zu sehen, ob das für heutige Verhältnisse teuer, oder eher günstig war, kann man den Monatsgehalt eines gewöhnlichen Postbeamten mit 30 Gulden ansetzen, ein simpler Briefträger mit 15 Gulden und ein Postamtsvorsteher mit 60 Gulden.