Beiträge von bayern klassisch

    Hallo Karl,

    ich lese:

    "Mit 69f 15x Sechzig und Neune Gulden 15x
    Johann Götz in Kaufbeuren"

    Mit Portofreiheit hatte das nichts zu tun - man konnte damals immer unfrei verschicken, auch wenn das Poststück recommandirt war. Später hat sich das geändert.

    Hallo Laurent,

    das sind zwei sehr schöne, fast perfekte Briefe, um das zu zeigen, was du uns zeigen möchtest: Wenig Geld - viel Zeit, viel Geld, wenig Zeit. Von Frankreich gibt es viele Briefe, die das können, von Bayern sind sie sehr, sehr selten (und sehr, sehr teuer). Daher bist du ein glücklicher Sammler, dass du solch schöne und interessante Dinge zeigen kannst.

    :P

    ald werden wir ein Thema für die westliche Küsten von Amerikas öffnen müssen, und dann für Ost-Asien, für Nord-Amerika, und für..., usw. !!

    Dagegen hat hier niemand etwas. :P

    Liebe Freunde,

    danke der vornehmen Zurückhaltung eines lieben Sammlerfreundes konnte ich im Internet diesen hier schnappen, den ich euch nicht vorenthalten will, weil er doch ein bisschen lustig ist - schon von außen, auch von innen.

    Verfasst hat ihn das königliche Montur- und Rüstungs - Depot in München und gerichtet war er an den Magistrat der kgl. Stadt Herzogenaurach. Unter der Franchise R(egierungs) S(ache) mit der E(xpeditions) - N(ummer) 23411 wurde er bei der Hauptbriefpostexpedition München I am Mittag des 25.3.1871 aufgegeben. Er entsprach in allen Bereichen (Siegel, R.S., Exped. - Nr. und vorderseitig obige Absenderbehördenennung) den Anforderungen für einen portofreien Dienstbrief in Bayern.

    Jedoch hat ihn München mit 7 Kr. Porto belastet und auf seine Reise nach Franken geschickt, warum auch immer.

    Ausweislich seiner Siegelseite kam er am 26.3. in Erlangen und noch am selben Tag in Herzogenaurach an. Der dortige Magistrat nahm den mit Porto belasteten Brief erst gar nicht an, womit sich der Vermerk auf der Siegelseite "Wird unfrankirt nicht angenommen. Stadtmagistrat Herzogenaurach. Seeberger" erklärt.

    Die Weigerung der Zahlung eines Portos auf einem Brief war der Annahmeverweigerung gleich gestellt, so dass die Post den Brief mit "retour" versah und zurück schickte. Nun also wieder Erlangen 27.3. und München 28.3. (danke für den netten Einkreiser, einen meiner Lieblingsstempel von Bayern!), so dass er jetzt mit 7 Kr. in München belastet der Absenderbehörde per Briefträger Numero 43 zugeleitet wurde.

    Diese sah nicht ein, 7 Kr. zu zahlen, strich selbst die Taxe der Post (man hatte wohl die Schnauze voll) und notierte unten frontseitig "portofreie Dienstsache.

    Ohne neuen Postaufgabestempel, wie es richtig gewesen wäre (= Contravention von München durch Absender und Empfänger!) lief er wieder nach Erlangen (30.3.) und kam dann auch in Herzogenaurach an (30.3.). Da jetzt portofrei, war die Annahme der Sendung nicht zu verweigern.

    Aus dem Inhalt: "Lieferung von Schuhwerk betreffend. Der Schuhmacher Ulrich Mauser von Herzogenaurach hat 400 Paar Halbstiefel für Cavalerie und 500 Paar Bundschuhe für Infanterie in Lieferung übernommen, wofür der Ablieferungstermin schon seit Ende Januar 1871 abgelaufen war. Hierauf hat aber der Herr Mauser bis jetzt kein Paar abgeliefert und auch um eine Termins - Verlängerung nicht nachgesucht. Ich stelle daher das ergebene Ersuchen, demselben zur Erfüllung seiner Verbindlichkeit anzuhalten dessen Erklärung anher bekannt zu geben und zugleich über die Vermögensverhältnisse desselben Aufschluß zu ertheilen".

    Der Auftrag des Montour - und Rüstungs - Depots von Bayern in München dürfte also noch zu aktiven Kriegszeiten Ende 1870 ergangen sein und die Lieferung war sicher dringend, denn Soldaten ohne Schuhwerk dürften gerade im Winter ziemliche Probelme bekommen haben. Herzogenaurach war wohl schon in früher Zeit ein Zentrum der bayer. Schuhindustrie und heute kennen wir vor allem die beiden großen Sportschuhhersteller Puma (Rudolf Dassler) und adidas (Adolf Dassler), welche beide aus diesem Ort einen weltbekannten, kleinen Ort gemacht haben.

    Wir wissen nicht, wie der Streit ausgegangen ist, aber der Krieg wurde gewonnen und das auch ohne die Schuhe aus Herzogenaurach, obwohl 900 bayerische Soldaten noch immer auf ihr ersehntes Schuhwerk aus Herzogenaurach haben warten müssen (und die Post in München durch Fehltaxierung noch ihr Schärflein dazu beigetragen hatte).

    Das sind die Briefe und Geschichten, die unser Hobby ausmachen - weniger eine blaue Mauritius, oder eine British-Guyana-1-Cent. Just my 2 cents ...

    Hallo kibitz,

    ich kann den Brief nicht sicher deuten. Ursprünglich sollte er wohl 10 Decimes in Paris kosten. Ob die einer bezahlt hat, weiß ich nicht. Hätte man sie als Porto weiterberechnet, wären sie 24 Kreuzer Conventionmünze gleich zu setzen gewesen.

    Mich irritiert die blaue Schrift, die sicher österreichisch ist: Links steht "Paris 15/1", oben "1 Florin 50 Cm" und "reclamée", dann einmal "36 / 12 / 48" und darunter nochmals das gleiche.

    Ich denke, dass die österreichische Post große Probleme mit dem Brief hatte. Normal wäre eine Leitung über die Schweiz - Vorarlberg - Wien, oder über Strasbourg - Augsburg - Wien bzw. über Forbach - Frankfurt am Main - Regensburg - Wien, so weit ich es kenne. Ich meine, habe gerade in meinen Beständen nachgesehen, ohne etwas passendes zu finden, dass Portobriefe aus FR nach Österreich 20 / 9 = 29 Kr. CM kosteten. Die sehe ich hier gar nicht, auch keine "Deboursé" - Stempel.

    Offenbach setzte man 36 Kr. CM an fremdem und 12 Kr. CM an eigenem Porto an, aber wie man darauf kam, kann ich dir leider nicht sagen. Der Betrag oben von 1 Gulden 50 Kr. CM ist für den Brief viel zu hoch, da er sein Porto ja nur ab Paris beziehen konnte. Ein Brief voller Rätsel (für mich).

    Liebe Lulu,

    könntest du die Siegelseite besser scannen und gerade und kopfstehend scannen? Danke.

    Franko - Grenzen galt ja ja nur bis Aachen / Preußens Grenze; evtl. waren es 25 cents = 5 Stuiver, die hinten drauf sein sollten - aber es ist sehr schlecht zu lesen.

    Transit Preußen und Taxis (Frankfurt) 7 1/2 Batzen = 30 Kreuzer rheinisch = 15 Sols bis Schaffhausen. 2 Sols für Schaffhausen = 17 Sols, die notiert wurden.

    17 Sols waren 34 Kreuzer rheinisch plus ab Schaffhausen 22 schweizer Kreuzer für die Transite und die Fischerpost = 56 Kreuzer total für den Empfänger in Genf.