Ich habe in naher Zukunft aber dienstlich sehr viel in Otterstadt zu tun und kann da einige der dort ortsansässigen Altvorderen mal nach der - m.E. interessanten - Thematik befragen.
+ Gruß
vom Pälzer
Hallo Pfälzer,
kennst Du diesen Artikel und den darin genannten Referenten Karl Scherer vom Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde?
Leider ist darin von diesem Neu-Otterstadt nicht die Rede, wobei aufgrund des Zeitungsausschnittes nicht nachweisbar ist, dass es diese Auswanderung und die Ansiedelung auch gab.
Hier dann für alle mit Interesse für die Auswanderung aus der Pfalz:
In der Neuen Welt Karriere als „Eisenbahnkönig“
Landkreis | Artikel vom 22. 02. 2001
Von Horst Kuhn
Otterstadt. - Interessante Themen sind der Garant für ein volles Remigiushaus. Diese Feststellung traf der Verein für Heimatpflege und Naturschutz Otterstadt (VHNO) bei einem Vortrag über die Pfälzer Auswanderer des 17. bis 20. Jahrhunderts. Die über 100 Besucher waren begeistert von der Fülle der Informationen und den gezeigten Dias.
Der Referent, Karl Scherer vom Institut für Pfälzische Geschichte und Volkskunde, der sich in diesem Bereich bestens auskennt, war selbst schon bei den Pfälzern in Amerika, die bis heute ihre Sitten, Bräuche und Sprache bewahren.
Von 1830 bis 1930 gab es in Deutschland sechs Millionen Auswanderer, dabei hatte die Pfalz die höchste Quote in ganz Europa. Allein im Jahr 1854 sind 56 000 Pfälzer mit Genehmigung der Bayrischen Regierung ausgewandert, die Dunkelziffer nicht eingerechnet. Davor stand eine große Einwanderungswelle nach dem 30-jährigen Krieg in das damals menschenleere Land der Kurpfalz.
Wer einmal seinen Koffer gepackt hatte, der tat dies auch leichter ein weiteres Mal, da doch die Verwurzelung mit der Heimat fehlte. Gründe zur Auswanderung gab es genug, etwa Leibeigenschaft, Zunftzwang und die zahlreichen Herrschaften in der Pfalz, die auch die Konfession bestimmten.
Während vor dem 18. Jahrhundert die Auswanderer den Weg überwiegend rheinabwärts zur Donau und dann nach Südeuropa, vor allem nach Ungarn, wählten, war die Richtung danach entgegengesetzt bis Rotterdamm und nach Amerika. Pensylvanien war meistens das Ziel, denn dort gab es die in der Heimat vermisste wirtschaftliche und politische Freiheit. Bis zu 90 Prozent waren die Auswanderer bäuerlicher Herkunft, die nur ihr Pfälzisch kannten und oft mit sprachlichen Schwierigkeiten kämpften und heute noch die Rückverfolgung erschweren.
Die ausgewanderten Mennoniten waren es, die die Verbindung zur alten Heimat immer aufrecht hielten, und heute noch fast so leben wie vor Jahrhunderten, als 1678 die „Neue Pfalz“ und 1683 die Germantown-Siedlung gegründet wurden. Von hier aus wurde Pensylvanien erschlossen.
Vieles erinnerte an die alte Heimat, ähnlich wie der Blick von der Haardt in die Rheinebene oder die Bauernstube wie zu Großmutters Zeiten.
Zahlreiche Pfälzer haben während des Unabhängigkeitskrieges und danach Geschichte geschrieben. So hat Thomas Nast aus Landau zwei Präsidenten in den Sessel geholfen und das Dollarzeichen entworfen, Clarence Reitnauer aus der Südpfalz die heute noch aktuelle Zeitung „Der Stiwwelknecht“ herausgebracht und Carl Schurz als Innenminister unter Abraham Lincoln gedient. George Washington sah in Peter Miller einen Wegbereiter für die Auswanderer aus der Pfalz, die er im Kloster Ephrata auf die Gefahren und Bräuche in ihrer neuen Heimat vorbereitete. Der wohl Bekannteste dürfte Heinrich Hilgard-Villard aus Speyer gewesen sein, der als Eisenbahnkönig galt und für die Strecke vom Atlantik zum Pazifik verantwortlich zeichnete.
Auch zahlreiche Otterstadter waren ab dem 19. Jahrhundert der Faszination Amerikas erlegen. Hauptsächlich waren es Arbeitslose und Ortsarme, die überwiegend auf Kosten der Gemeinde lebten und die man zur Schonung der Armenkasse los werden wollte. Warum ausgerechnet nur unter den Otterstadter Auswanderern der weibliche Anteil überwog, dafür gibt es bis heute noch keine Erklärung.
Quelle: http://www.tagespost-speyer.de/index.php?c=16…search=speyerer
Luitpold