Beiträge von philia

    Lieber Erwin,

    ein interessantes Stück! Ich habe mir das Bild nun genauer angesehen und denke nicht, dass es sich hierbei um einen Vordruck handelt. Eher ist der Name in einer anderen, spitzeren Feder geschrieben worden, denkbar, dass es eine Stahlfeder war (die ab den 1830er Jahren sehr beliebt wurden und dann langsam die Gänsekiele ablösten). Der kleine Tintenklecks an der linken Seite des unteren "M." der 'gedruckten' Schrift lässt mich das vermuten; ebenso der tintenarme Ausläufer der "D."-Schlaufe oben links. Eine Hektographie oder eine Lithographie würde das nicht so darstellen, zumal diese sicherlich sauberer angefertigt worden wären. Der linke Teil ist von einer anderen Hand, anderen Feder und anderen Tinte geschrieben. Gibt es Informationen zum Inhalt des Briefs oder der Paketsendung? Das könnte auf die Produktions- und Beschriftungsumstände schließen lassen.


    Bei dem Thema habe ich noch eine Frage an die Begleitbriefsammler:

    Was kommt häufiger vor, Begleitbriefe in Form eines Paketbriefs oder in Form eines kuvertierten Briefs?

    Und, sofern die Brieftexte überliefert sind: Welcher Gestalt ist der Inhalt? In diesem Thread sind ja bereits 2, 3 interessante Beispiele versammelt, vor allem der medizinische Brief von Klesammler hat mich interessiert. Wird eher unpersönlich rein mitgeteilt, dass die anliegende Sendung eintrifft und eventuell noch ein paar Wörtchen dazu geschrieben, oder sind es tatsächlich eher "Erzählbriefe" mit mehr Inhalt?

    Viele Grüße

    Philia

    Liebe Ratgeber,

    zunächst danke ich ganz herzlich für die Gedanken, Impulse und Expertisen; dadurch bin ich schon ein großes Stück weitergekommen. Danke auch für die Hinweise zum Bild - das war mein erster, wenngleich nicht ganz gelungener Versuch - beim nächsten Mal klappt es hoffentlich besser!

    Vielleicht hilft bzgl. der Taxierung noch die Information, dass es ein sehr leichter Brief gewesen sein muss - lediglich ein Bogen dünnen Papiers (wenngleich natürlich nicht 'Naglers Verdruss') sowie mit einer Oblate verschlossen. "Zurückgefaltet" in die Paketbriefform hatte der Brief die Maße 7,7 x 10,6 cm.


    (Übrigens, am Rande bemerkt, finde ich es ganz wunderbar, wie hilfsbereit und freundlich die Mitglieder in diesem Forum sind und wie fruchtbar und lehrreich der Austausch ist. Danke auch dafür!)

    Liebes Forum,

    auch auf die Gefahr hin, mich durch mein Unwissen zu blamieren (und auch, weil ich nicht weiß, in welches Forum ich es sonst setzen soll):

    Kann mir jemand erklären, weshalb die Adresse auf diesem ursprünglich via Paketfaltung verschlossenen Brief durchkreuzt ist?

    Der Brief wurde am (8. und) 10. Dezember 1821 geschrieben und auch an diesem Tag von München nach Frankfurt am Main geschickt.

    Ich erkenne:

    Poststempel: Ankunftsstempel, Zweikreisstempel mit Elzevir-Schrift „FRANKFURT“, Stempelinschrift: „10 [?] D E C“.

    Die Taxierung müsste 9 1/2 sein?

    Ich danke im Voraus!

    Beste Grüße

    Philia

    PS: Das vollständige Digitalisat incl. Brieftext ist hier zu finden: http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/files/19868/0192.pdf

    Hallo Erwin,

    vielleicht verstehe ich Deinen Beitrag nicht richtig - aber was von Deinem angehängten Bild soll vorgedruckt sein? Ich würde eher spekulieren, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Schreibfedern (ggf. eine Gänsefeder und eine Stahlfeder) handeln könnte. Abgesehen davon ist im deutschen Raum die Lithographie, also der Steindruck, 1796 von Alois Senefelder erfunden und kurz danach auch sehr populär geworden.

    Beste Grüße

    Philia

    PS: HIer ist ein Beispiel für eine sehr alte Lithographie: Diese leider nicht aufgeklappt gescannte Reproduktion einer Schiller-Handschrift ist von 1837: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/…5659_00333.html

    Hallo allerseits,

    da mich die Frage ebenfalls umtreibt, gebe ich hier mal - trotz des Alters des Threads - meinen Senf auf meiner Perspektive dazu.

    Im editorischen Bereich in Bezug auf wissenschaftliche Briefeditionen wird gerne zwischen (Privat-)Brief und Schreiben unterschieden. (Vgl. Irmtraut Schmid: "Was ist ein Brief? Zur Begriffsbestimmung des Terminus 'Brief' als Bezeichnung einer quellenkundlichen Gattung". In: editio 2 (1988), S. 1-7.) Dabei wird vom Inhalt her unterschieden. Der Maßstab ist dabei die Motivation des Verfassens: Ist es eine 'externe', unfreiwillige Motivation, also das Schreiben an ein Amt oder in einer Geschäftssache, oder ist es eine 'interne', rein private Motivation zu Kommunikation? Problematisch werden dabei freilich etwa Kaufmannsbriefe, worin der geschäftliche und private Austausch häufig Hand in Hand gingen.

    Ein anderes Problem ist die Überlieferungslage: Welche Briefe werden überhaupt überliefert, welche gelangen in den Handel? Der Anzahl der (in Archiven und wissenschaftlichen Sammlungen) überlieferten 'Privat'briefe ist nicht gerade gering: Ein Blick in Kalliope (dem Gesamtkatalog aller beteiligten Archive) weist 2,3 Millionen (!) Exponate unter der Gattung 'Brief' auf, wenngleich dabei nicht zwischen Privat- und Geschäftsbrief geschieden wird. (Hier ein Link zum Katalog: Die Suche kann auch auf "digitalisierte Einträge" reduziert werden, sodass man schön stöbern kann: http://kalliope.staatsbibliothek-berlin.de/de/query?q=bri…&lastparam=true )

    Ein anderes spannendes, noch neueres Projekt versucht, sämtliche wissenschaftlich edierten Briefe zu verzeichnen und miteinander zu vernetzen; auch dieses weist bereits über 66.000 Einträge auf: https://correspsearch.net/?l=de

    Ich kann also die Frage nicht beantworten, aber vielleicht neue Impulse aus einer anderen Richtung geben.

    Beste Grüße

    Philia

    Hallo allerseits,

    besten Dank für die Rückmeldung - das war dann alles wohl doch komplexer/weniger leicht zu systematisieren, als ich es mir ausgemalt hatte.

    bayern klassisch: Ja, da hätte ich wohl einen Zeitraum hinzuschreiben sollen... Im Groben so 1750-1850. Aber da scheint es wohl keine Einheitlichkeit zu geben, schade.

    Um eine Eil- oder Expressbestellung zu veranlassen, mussten diese Schlüsselwörter benutzt (und bezahlt) werden. Dabei betraf die Eilzustellung dann nur den letzten Abschnitt im Zustellort bzw. Zustellbezirk, wo dann ein extra Bote mit dem Brief losgeschickt wurde, ggf. auch spät abends ...

    Super, das ist ein hilfreicher Hinweis, danke!

    Besten Dank johelbig für den Tipp - das Buch liegt mir zum Glück vor und die Passagen sind tatsächlich sehr aufklärend.


    Da bin ich nun etwas weitergekommen und hoffe, dass meine wohl teilweise etwas unbedarft wirkenden Fragen nicht stören.

    Beste Grüße an alle

    Philia

    Hallo allerseits,

    ich habe einige Fragen zur Systematik von "eiligen Briefen" bzw. möchte ich mich, als noch Neuling, rückversichern, ob ich alles richtig verstanden habe - darum habt bitte Nachsicht.

    Es geht darum, was über die "normale Post" (Postbote zu Pferd oder Postillion auf der Postkutsche) und was über die "Reitende Extrapost"/"Fahrpost" (Estafetten, Kariol) oder "Expressen Bothen" zu einem höheren Preis transportiert wurde, und in welchem Zusammenhang die Objekte zueinander stehen und wie sie zu erkennen sind. Habe ich richtig verstanden, dass die 'Normalpost' im Felleisen, in der Regel günstiger, transportiert wurde, und die gleich in der Tabelle aufgeführten Stücke separat mit der reitenden Extrapost? Womit wurde Paketpost befördert - mit der 'normalen Post' oder noch mal separat?

    Habe ich richtig verstanden, dass Estaffettenpost noch einmal in dickeres Papier eingeschlagen werden musste -- und wenn ja, worauf hat man dann die Adresse geschrieben? Gab es dazu noch einen Begleitbrief?

    Sind die Erkennungsmerkmale je alle auf der Adressseite angebracht worden? Soweit ich weiß (bzw. Feuser/Münzberg 2000, S. 24 zufolge) sind viele dieser Briefe auch mit dem Vermerk "cito" versehen worden, was eine schnellere Beförderung bewirken sollte, aber ab 1650 war das eigentlich sinnlos, da es keinen Effekt auf die Beförderung hatte.

    (Das Wissen ist nur 'angelesen', daher freue ich mich über jede Rückmeldung, Ergänzung und Korrektur, vor allem für die noch mit "??" gefüllten Kästchen!)

    Vielen Dank und viele Grüße

    Philia


    Bezeichnung Funktion Erkennungsmerkmal (vorgefertigt)
    Erkennungsmerkmal (handschriftlich)
    sonstiges
    Recommandierter Brief
    portofreier Brief, i.d.R. von "bedeutenden Personen" versandt, die Postfreitum genossen
    -Reco-Stempel
    - Aufkleber
    ??

    Eintrag ins Rekommandationsbuch
    Chargé-Brief (mit Geld) beschwerter Brief, Wertbrief ; später synonym zu Reco
    Chargé-Stempel -"NB"-Zeichen
    -später Chargégitter??
    Eintrag ins Rekommandationsbuch
    Eilbrief wie das heutige Einschreiben (mit Rückschein?)
    Stempel "per Expreß"
    -"rr"-Zeichen
    -2 rote, nebeneinander- oder ineinanderstehende Kreuze

    ??
    Depesche Eilnachricht (später durch das Telegramm ersetzt)
    ?? ?? Eintrag ins Rekommandationsbuch

    Eine sehr spannende Karte!
    Ich habe mal, aufbauend auf Erwins / Preussen_Fans Transkription, weitergemacht; bis auf ein paar Problemstellen sollte es für den groben Inhalt genügen:

    "Lieber Hans, bist Du Sammler von Postkarten oder

    überläßt Du das anderen? Wie dem nun auch sei, jedenfalls erhältst

    Du sie. Dank dir für Deinen G. Gruß mit guten Wünsche, ginge

    nur etwas in Erfüllung wäre ich dankbar. Von Deinem großen

    Bruder hörte ich lange nichts, unsere Austaschpakete kreuzten

    sich. H. hoffte lohnende Arbeit zu bekommen nahe Königsberg, doch

    gab er uns noch keinen Bescheid. Sonst kommt er zu uns u findet hier

    Arbeit. Aber erst heißt es ja "Examen" bestehen. Von uns kann ich

    nichts nur gutes berichten, only the Money is as short as it

    never was before, und das kommt vom neuen Haus. Ohren

    steif halten heißt es da! Jung aber ein Schneegelände hatten wir hier

    großartig, da wurde Ski gelaufen, Schlittschuhe in den Straßen nur

    gerodelt, das war wirklich großartig! Soweil gestern. Im tief-

    sten neuen Schnee sitzen wir heute, Straaßen menschenleer. Der

    Wind bläst den Schnee hoch auf, kaum daß ein Schlitten durch kommen

    kann. Und ein weit entlegenes Dorf?? rief an! Hugo will gehen, ich

    will Le shall try it with a slag??, kamen die Pferde nicht durch, kommt

    er auch nicht durch. Und Ihr pflückt Rosen, könnt Ihr nur nicht auch

    einige duftende auf den Tisch stellen? Mutter ist nicht ganz wohl. Ja

    habt Ihr die?? Rosen jetzt zu schneiden, das ist ja nichts bei Bu???, Ihr habt

    doch auch Winter. Reichts bei Euch zum ??Ih ??? ? In Taschkent gab es Schnee.

    Ich wünsche Euch so viel Gutes und nur Erfolg. In Liebe grüßt Dich, deine Eltern

    Deine alte Tante Marta u Onkel Hugo"

    Was für ein schönes Exemplar!
    Darf ich fragen, was dieser blaue 'Tupfer' auf der Rückseite bedeuten mag? Es sieht mir mehr nach Lack als nach Tinte aus.

    Viele Grüße

    Philia

    Hallo Ralph,

    prima, herzlichen Dank für Deine Aufklärung! Eine kleine Nachfrage habe ich noch zu Deinem letzten Absatz: Inwiefern unterscheiden sich "Briefpost" und "gewöhnliche Post" voneinander, oder sind die Begriffe synonym?


    Hallo Dietmar,

    perfekt, genau das ist es, was ich gesucht habe! Herzlichen Dank!

    Hallo Preußen_Fan,

    danke für den Hinweis! Das Buch habe ich mir nun über Fernleihe bestellt, es sollte in der nächsten Woche ankommen. Ich bin gespannt, es sieht vielversprechend aus!


    Bonjour Dieter und Dietmar,

    ja, die "Sprachverfremdungen" und der "übermäßige Einfluss der französischen Sprache" wurde bereits im 18. Jahrhundert stark kritisiert - letztlich orientierte sich lange alles am Trendsetter Frankreich -, weshalb sich dann im Barock auch sogenannte Sprachgesellschaften gründeten, die die 'deutsche Sprache rein halten wollten'. Seitdem ich Eure Beiträge las, suche ich fieberhaft nach einem Zeitschriftenbeitrag aus dem 19. Jahrhundert, der mir vor einigen Monaten unterkam - wenn ich mich recht entsinne, wurde darin von einer Anordnung (?) berichtet (ich meine es wäre Nadler gewesen, kann mich aber auch täuschen), worin die Verwendung deutscher Begriffe angeordnet wird. Also 'Aufschrift' statt 'Adresse', 'Umschlag' statt 'Kuvert', 'Empfänger' statt 'Adressat' usf. Bei Interesse reiche ich die Quelle gerne nach, so ich sie denn finde.

    Ich habe aber noch eine weitere Frage, zum Verständnis: Da ich noch nicht so viel Erfahrung mit der Recherche von verschiedenen Frankaturen habe, habe ich gestern noch einmal das tolle Lehrbuch von Helbig zur Vorphilatelie (1997) durchgeackert. Ich habe aber noch ein paar Fragen, die Euch sicherlich trivial vorkommen, ich sie aber trotzdem zur Sicherheit noch stellen will. Habe ich Folgendes richtig verstanden?

    "Porto: unbezahlte Gebühr (i.d.R. vom Empfänger im örtlichen Postamt oder beim Postboten zu zahlen) (verweigerte der Empfänger die Annahme, also die Zahlung des Porto, wurde der Brief zurückgesandt)

    Franko: bezahlte Gebühr (i.d.R. vom Absender gezahlt); Hinweis: "franco"/"frey" oder Stempel "P.P." = Porto payé

    Teilfranko: vom Absender teilweise bezahlte Gebühr; der restliche Betrag wird vom Empfänger getragen. Das inländische Teilfranko ist zwingend, das ausländische Teilfranko optional vom Absender zu entrichten. Der Frankierungspunkt -- also der Ort, bin wohin das Franko entrichtet wurde -- muss auf dem Brief angegeben werden, oft mit dem Vermerk "frey bis X"; teilweise auch vermerkt als "½ frey" (oft auf der Adressseite in der linken unteren Ecke)

    Weiterfranko: bezahlte Gebühr eines fremden Postgebiets

    Abgesehen von Österreich und England notierten nahezu alle Postverwaltungen die Portogebühren auf der Briefvorderseite, also der Adressseite, und die Frankogebühren auf der Rückseite, wenn auch mit individuellen Abweichungen. Erst mit Einführung der Frankomarken oder Freimarken, später Briefmarken, wandert der Frankovermerk auf die Vorderseite -- die Marke ist der Beleg dafür, dass die Gebühr gezahlt wurde."

    Habe ich das soweit richtig verstanden?

    Und noch eine Frage habe ich: War es Absendern überhaupt immer möglich, die komplette Frankogebühr zu zahlen, oder musste ein Teil der Gebühr (Porto) vom Empfänger gezahlt werden (z.B. bei langen Transportwegen über mehrere Zuständigkeitsbereiche hinweg)?

    Vielen Dank im Voraus und viele Grüße

    Philia

    Danke Euch beiden für Eure Gedanken dazu!

    Der Einfluss Napoleons kam mir auch erst in den Sinn (zusätzlich zu dem grundsätzlichen damaligen Bestreben, dem 'französischen Trend' nachzueifern).

    Nun habe ich mich aber gefragt, wieso selbst innerdeutsche Briefe häufiger mal mit französischen Aufschriften versehen sind, und habe die folgenden zwei Quellen gefunden (aus zeitgenössischen Briefstellern, also Ratgeberbüchern zum Briefeschreiben; teils von mir paraphrasiert):

    Die erste von 1808 aus Leipzig:

    Zitat

    Die Adressaufschrift soll nur noch auf deutscher Sprache geschehen, da es keine französischen Beamten mehr im Postamt gibt. „Man mache keine französische Aufschriften; denn eine französische Adresse auf einem deutschen Briefe ist Unsinn. Ehemals, als die Postämter mit französischen Postbedienten besetzt waren, war es nöthig, französische Ueberschriften zu machen, weil diese Herren kein Deutsch verstanden. Jetzt sind unsere Postbediente Deutsche und so können, so müssen nun auch unsre Aufschriften der Briefe deutsch seyn.“ (XLIII-XLIIII)

    1808 würde nun ja zur napoleonischen Besatzung passen, allerdings fand ich eine zweite Quelle, diesmal von 1789 aus Berlin, die somit 3 Jahre zu früh wäre:

    Zitat

    Die Adresse hat deutsch zu sein, „da die Postbedienten in Deutschland jetzt fast durchgängig Deutsche sind“; allerdings nur, sofern der Brief selbst auf deutsch geschrieben ist. (45)

    Dies impliziert ja, dass die Postbediensteten auch davor eher kein Deutsch gesprochen haben können. Ich kann mir da leider keinen Reim draus machen, aber das interessiert mich schon sehr (vielleicht habe ich auch einfach irgendwo einen Denkfehler begangen oder stehe auf dem sprichwörtlichen Schlauch).

    Der Brüssel-Spur, Erdinger, gehe ich gleich im Anschluss mal nach; vielleicht findet sich dort ja eine Antwort.

    Hallo Dietmar,


    die Pater-Brown-Episode kannte ich noch nicht, sie müsste aber sehr zeitnah zu Sigmund Freuds Beobachtung zum Postkasten (aus der "Psychopathologie des Alltagslebens") entstanden sein. (Für die Einleitung habe ich schon zwei schöne deutschsprachige Passagen zur Auswahl, aber lese immer wieder gerne neue 'Kuriosa'; danke für den Hinweis.)

    Das - populärwissenschaftliche - Buch "Briefe!" von Simon Garfield (2015 in deutscher Sprache erschienen) dürfte trotz des Bezugs auf den englischsprachigen Raum auch hier bekannt sein, oder? Über die Suchfunktion habe ich hier nichts finden können.

    Da es hier schon so 'zur Sache' geht: Kennst Du (oder einer der anderen Mitlesenden) vielleicht einen guten (wissenschaftlichen) Aufsatz dazu, woher der enorme französische Einfluss in der Postpraxis im 18. Jahrhundert kommt? Ich habe immer nur Aussagen, aber keine Quellenangangaben dazu gefunden. Das wäre wunderbar.

    Besten Dank und beste Grüße!

    Philia

    Hallo Erdinger/Dietmar und hallo auch an die anderen User!

    Herrlich, das ist Wasser auf meine Mühlen!
    Ich oute mich erneut: Mein Interesse an dem Bereich ist tatsächlich, neben der Faszination für die Objekte und deren Geschichte(n) selbst, ein wissenschaftliches. Ich komme aus der Editionstheorie und auch -praxis und habe den von Dir monierten Mangel vor einigen Jahren schon ebenfalls festgestellt, weshalb ich derzeit an einer Monographie arbeite, die genau diese Zusammenhänge aufarbeiten und für die Editionsarbeit zugänglich machen soll. Ich denke, dass ich in einem halben Jahr in die Endredaktion gehen kann. Schmählich vernachlässigt wird in dem Gebiet nicht nur die Philatelie insgesamt, sondern oft auch die Postgeschichte (und letztlich auch Kommunikationsgeschichte) im Ganzen, wie Du ja schon dargelegt hast. Im Zuge des 'material turn' wird seit 10, 15 Jahren den "nicht-verbalen" Aspekten des Briefs zwar mehr Aufmerksamkeit gewidmet, allerdings fehlt es da oft an Ressourcen und Kompetenzen, um sich das entsprechende Wissen in der Tiefe anzueignen.

    Leider bin ich einmal quer durch Deutschland in NRW lokalisiert und zu dem Zeitpunkt auch anderweitig eingebunden, sodass ich dem Vortrag in Straubing nicht beiwohnen können werde, so gern ich es täte. In Bayern scheint ohnehin bzgl. Postgeschichtsforschung im Vergleich zum Rest der Republik sehr viel zu passieren. Ist eine Veröffentlichung des Vortrags angedacht?

    Übrigens, um auf Dein Off-Topic-Beispiel zur 1848er Revolution einzugehen: Ein sehr schönes Beispiel dafür, wie die historischen Narrative gern ungeprüft übernommen werden, aber es gibt Hoffnung: Witzigerweise habe ich noch vor wenigen Wochen dem Hambacher Schloss (bzw. 'Käschdeburg' bzw. 'Maxburg') einen Besuch abgestattet, wo eben jene Problematik angesprochen und aufgeklärt wurde!

    Mit besten Grüßen aus NRW,

    auf einen regen Austausch

    philia