Beiträge von Altoesterreich

    Nein, dem ging es hervorragend! Zwar war die Anfangszeit nicht einfach, aber der Lloyd hatte jenen Mann als Generaldirektor, der später als Handelsminister die österreichischen Staatsfinanzen ins Lot brachte. Der wusste schon, wie man Gewinne macht. Er schaltete auch die DDSG im Mittelmeer und Schwarzen Meer aus und übernahm deren sehr lukrative Geschäfte. Der Lloyd war so stark, dass er schon in den 1840er Jahren eigenmächtige Verträge mit Staaten abschloss (etwa mit dem jungen bayrisch regierten Griechenland). Beim Sultan stieß er auch auf Unmut, weil er sich in der Levante so breit machte, dass die Türken auf ihrem eigenen Gebiet nichts mehr zu melden hatten. Also da war schon Wirtschaftspower gepaart mit politischen Interessen dahinter...

    LG, Gerald

    Hier ist so ein Brief, von dem ich vorhin gesprochen habe: 1855 von Ancona nach Ragusa mit dem Lloyd via Triest. Er ist voll frankiert mit 13 Bajocchi. Lloyd-Briefe, die über Triest oder umgekehrt über Ancona hinausgehen, sind gar nicht so häufig...

    Für Briefe, die von Ancona nur bis Triest liefen, mussten vertragsgemäß lediglich 8 Baj. gezahlt werden (umgekehrt 9 Kr). Diese Briefe sind viel häufiger.

    Liebe Grüße, Gerald

    Lieber Franz,

    am 1.10.1852 trat der Kirchenstaat dem Österreichisch-Italienischen Postverein bei. Damit waren die Portosätze wie beim DÖPV gleichgeschaltet. Briefe der höchsten Entfernungsstufe kosteten vom Kirchenstaat nach Österreich 8 Baj (wie dieser Brief) und von Österreich in den Kirchenstaat 9 Kr.

    Dieser Brief lief über Ferrara, Venedig, dann mit der Südbahn über Laibach und Graz nach Wien und weiter nach Böhmen.

    Wäre der Brief mit dem Lloyd von Ancona nach Triest und weiter nach Pardubitz befördert worden, hätte er 13 Baj. gekostet (8 Baj ÖIPV + 5 Baj Lloyd).

    Liebe Grüße

    Gerald

    Ja, lieber Hermann... mir ging es heute nicht anders. Man hat das Gefühl, das Geld ist abgeschafft bzw. nichts mehr wert (was bis zu einem gewissen Grad nicht ganz falsch ist). Die Preise haben meine kühnsten Erwartungen großteils weit überschritten.

    So haben wir eben Geld für die nächsten Auktionen, die auch noch kommen (Köhler!!!) gespart.

    Liebe Grüße

    Gerald

    Hallo Dieter,

    so weit ich heute gesehen habe, sind die Estimates (die jenseits jeder Realität liegen) locker zu ignorieren. Was zählt, sind die Rufpreise.

    Erfreulich ist, dass es hier wieder einen Vorphila-Hype gibt. Manche Auktionshäuser haben in letzter Zeit österr. Vorphila nur noch als Lots verramscht. Manchmal konnte man Glück haben - aber eben nicht immer. Da kaufe ich lieber zu einem etwas höheren Preis hervorragende Einzelstücke.

    Schönen Abend

    Gerald

    Die heutige Classicphil-Auktion hat gezeigt, dass österreichische Vorphilatelie alles andere als „out“ ist. Die ohnehin hohen Rufpreise wurden nochmals deutlich gesteigert! So gingen die Abstempelungen vor 1800 durchwegs zu guten Preisen an den Höchstbietenden. Rekordhalter ist der Adler-Posthorn-Stempel von Winograd um 1900 Euro. Ebensoviel erzielte Los 40054: Ein Brief aus 1810von Wien nach Verona über Laibach, wo er den roten ILLYRIE erhielt (s. Foto). Und morgen geht es mit der Grand-Prix-Sammlung der WIPA 2000 weiter. Da fallen wohl wieder Rekorde!

    Lieber St. Gallen,

    das ist jetzt ein Brief, den ich vor vielen Jahren schon einmal gezeigt habe und der auch in einem anderen Thread sein könnte. Aber ich hoffe, dass ich vielleicht von einem Kenner der lokalen Post eine plausible Lösung für dieses verzwickte Rätsel erhalte:

    Der Brief ging 1833 von Feldkirch/Vorarlberg nach Guebwiller/Frankreich. Er wurde in Feldkirch ganz normal mit dem Ovalstempel abgefertigt. Der übliche Weg wäre über Bregenz und Hüningen gewesen. Nicht so dieser: Er lief offensichtlich via St. Gallen. Nicht nur das: Der Feldkirch-Stempel wurde mit dem St. Gallener Routenstempel sogar überstempelt - ganz ähnlich wie die Verona- und Mailand-Überstempelungen!

    Dann lief er den normalen Weg eines Schweizer Briefes nach Frankreich über Zürich und Belfort. Der LZ 12 Kr, 5 Dec. Auslandsgebühr + 2 Dec. Inland ergaben 7 Dec und 1 Dec. Service rural kamen dazu. Die Einsparung gegenüber einem österreichischen Brief betrug für den Absender vielleicht 4 Kr und für den Empfänger 2 Dec. Das ist für so einen de facto Postbetrug reichlich wenig. Postbeamte wurden schon für weniger suspendiert. Die Initiative dazu müsste nämlich ein Duett zwischen dem Feldkircher und dem St. Gallener Postmeister sein. Wie sonst käme so etwas zustande? Kein Privater hatte Einfluss auf die Instradierung.

    Insgesamt kenne ich drei Briefe - alle aus 1833 -, die so versandt wurden. Gibt es eventuell mehr?

    Danke und liebe Grüße, Gerald

    Lieber Ralf,

    Triest war immer ein Schmelztiegel der Alpe-Adria-Länder. Hier wurde ab dem 16. Jh. gleichzeitig und nicht selten von ein und derselben Person deutsch, slowenisch, italienisch und kroatisch gesprochen. Manchmal kamen noch spanisch und französisch dazu (wenn besonders gebildet oder im höheren Amtsdienst). Daher laufen alle Schreibweisen inkl. das slowenische Trst parallel. Das macht Triest mit seiner Umgebung auch heute noch zu einer faszinierenden und lebendigen Region mit einem ungeheuer reichhaltigen kulturellen und kulinarischen Mix.

    Fast ausschließlich "Trieste" schrieb man dann ab 1918.

    LG, Gerald

    Ergänzend: Ich halte auch den Weg über Rosenheim für unwahrscheinlich. Er wäre dann im Postpaket Salzburg-München gelaufen und hätte in Rosenheim umstradiert werden müssen. Er lief unten herum die kurze Strecke über Lofer und Unken - deshalb gibt es in diesen Orten schon so alte Postämter...

    LG, Gerald

    Hallo,

    ja, das was bei uns das "Kleine deutsche Eck" genannt wird - also über Lofer - ist sicher der Beförderungsweg. Aber das ist halt leider nur ein sehr kleines Eck Bayern. Briefe über Lindau haben zumindest in meinem Beobachtungszeitraum bis 1858 immer einen Durchgangsstempel.

    Der Arlberg war so ausgebaut, dass er sogar im Winter befahrbar war - zumindest meistens, außer eine Lawine hat gerade die Straße so verschüttet, dass man sie nicht passieren konnte. Dann musste die Post aber warten.

    Das war übrigens bei den meisten österreichischen Alpenpässen der Fall. Manchmal gab es Ausweichrouten, die aber auch über die Berge führten. Die waren damals ziemlich zäh beim Überqueren der Berge.

    Liebe Grüße, Gerald

    Lieber Ralph,

    ich verehre ja Bayern wirklich über alles ;) - aber ich denke, der Brief ist durchs Salzburger Land via Innsbruck und den Arlberg gelaufen. Den hat Metternich ja seinerzeit massiv ausbauen lassen, um Bayern zu umgehen (Bregenz-Hüningen-Route!). Der direkte Paketschluss Wien-Bregenz nahm üblicherweise diesen Weg. Zumindest bis in die 1850er Jahre.

    Oder hast du Unterlagen von einem direkten Paketschluss Wien-Bregenz durchs Berchtesgadener Land und Allgäu?

    Liebe Grüße

    Gerald

    Liebe Forumsfreunde,

    dieser Brief ist für mich eine wirklich harte Nuss, und ich hoffe, dass ich hier ein paar Infos dazu bekommen werde:

    1815 lief er von Triest nach Götheborg/Schweden. Ich nehme stark an, dass er durch Bayern und Preussen via Hamburg lief.

    Die österr. Auslandstaxe sollte 24 Kr betragen. Schwere Briefe kosteten jeweils die volle Gebühr mehr (also keine 1,5-fachen Gebühren).

    Dann finde ich 36 und 44 sowie zwei Mal 47 und eine 2 neben Triest sowie eine 2 (wohl schwedisch?). Angeblich wäre die Gebühr in Schweden zu dieser Zeit 48 RSk, aber die finde ich auch nicht. Es sieht eher nach 47 schwedischen Skilling aus.

    Kann mir von euch jemand mit "Rates and Routes" weiterhelfen?

    1000 Dank!

    Gerald

    Hallo Christian,

    von Beginn an... Da gab es nie Einschränkungen. Die Höhe der Frankierung wurde eben durch die Verträge geregelt. Es galten tlw. noch die alten Tarife aus der Vorphila-Periode, wie nach Frankreich bis März 1851 oder auch in die deutschen Staaten bis zum jeweiligen DÖPV-Beitritt. Mit Marken durften die auch geklebt werden. Allerdings kenne ich aktuell noch keinen Brief nach Frankreich aus dieser frühen Zeit mit Marken, nur bar bezahlt oder unfrankiert.

    In der Beilage ein Portobrief vom März 1850 mit 20 Kreuzer Transit (Deutschland 8 Kr+ Frankreich 12 Kr) und 12 Kr österr. Inlandsgebühr, wie sie bei Briefen nach Frankreich bis März 1851 gültig war. Übrigens rechnete Frankreich die 32 KrCM ebenso in 12 Dec. um, wie später die 29 KrCM...

    LG, Gerald

    Lieber Ralph,

    deshalb hat Österreich wahrscheinlich sehr still gehalten und den 1844er Vertrag bis 1858 nicht geändert. Mit der Vertrags-Ergänzung vom 10.3.1851 hat es Österreich geschafft, eine Art Grenzfrankierung beizubehalten - also 3 Kr für die kürzeste und 9 Kr für die weiteste Entfernung. Obwohl im Grunde die Gebührenordnung vom 1.6.1850 dem DÖPV geschuldet war. Somit hätte man 1851 auch sagen können: Wir verrechnen generell 9 KrCM DÖPV-Gebühr bis zur französischen Grenze. Die paar Staaten, die zu dieser Zeit noch nicht beim DÖPV waren, hätte man umgehen können oder mit ihnen eine Transitgebühr (wohl auch 4 Kr wie dann bei CH und Sardinien) berechnet. Aber auf die 8 KrCM wollte natürlich niemand verzichten...

    LG, Gerald