Lieber Kilian,
ja, die Auflösung der Katalogabbildung des Elster-Blocks ist sicher nicht gut genug, um definitive Aussagen zu machen.
Die Elster-Bogen gibt es aber auch digitalisiert. Eine CD damit konnte vor Jahren bei Corinphila erworben werden.
Die Auflösung ist wesentlich höher (und das Druckraster ist natürlich auch weg) und es lassen sich wesentlich eindeutigere Aussagen machen.
Wer beim ersten Durchforsten des Bogens unsicher ist, sollte den Bogen der 3 Kreuzer rosa vergleichen. Man kann hier sehr wohl zwischen Typ 1 und Typ 2 unterscheiden.
Die Auflösung ist also so gut, dass man ziemlich sicher sein kann, dass das Nichtvorhandensein der Linie zwischen der 3 und der Raute, kein Scaneffekt ist.
Tatsächlich findet man (einschließlich Unsicherheitskandidaten) höchstens 3 bis 4 Typ 1 bei diesem Bogen von der Platte 5.
Der von Dir eingestellte Viererblock stammt ebenfalls aus der letzten Auflage und ist mit der gleichen Druckform gedruckt worden wie der Elster-Block.
Es handelt sich um den rechten oberen Viererblock des rechten 45er Bogenteils!
Man erkennt dies deutlich an der Form und Stellung der waagrechten Zwischen- und senkrechten Randstege.
Eindeutig ist aber der Plattenfehler in der rechten unteren Marke. Der schräge Strich durch das R von Drei tritt bei Deinem Viererblock wie beim Elsterbogen an gleicher Stelle völlig identisch auf!
Wenn wir hier einen Bogen vorliegen haben, der zu mindestens 95 % aus Typ 2-Marken besteht, fragt man sich, ob dies auf alle Marken der Druckform 5 zutrifft oder ob andere Bögen (aus einer früheren Auflage mit unverbrauchteren Stöckeln) evtl. weniger Typ 2 enthalten. Bei der Gesamtheit der Marken der Platte 5 also doch mehr als 5% Typ 1 auftritt.
Damit implizieren wir, dass das Auftreten des Typs 2 mit dem Verschleiß der Stöckel beim Druck zusammenhängt.
Mir scheint diese Annahme aber nicht stichhaltig, denn die Beanspruchung der Druckform war an den Rändern und im Innenbereich unterschiedlich.
Der zufällige Verschleiß einer bestimmten, definierten Stelle jedes Stöckels bei nahezu allen Stöckel derart gleichmäßig über die ganze Druckform erscheint mir unwahrscheinlich.
Auch das tägliche Reinigen mit Lauge und Bürste oder Tuch hätte wohl zu keinem solch gleichmäßigen Wegschleifen über die gesamte Form geführt.
Eine Erklärung für das Auftreten des Typs 2 habe ich nirgendwo gefunden und bisher von niemandem erhalten.
Wie sollen wir uns also die Entstehung vorstellen?
Wir wissen, dass dieser Typ 2 in allen Druckformen 2a, b, c, 3, 4, 5 (und 6?) auftritt. Mal mehr, mal weniger.
An der besonderen Stelle zwischen 3 und Raute befindet sich also eine Schwachstelle.
Da sie bei allen genannten Druckformen auftritt, kann sie nicht ursächlich in den Matrizen liegen. Es gibt ja bei jeder Druckform Marken vom Typ 1.
Diese Schwachstelle muss also bereits im Stahl-Urstempel vorhanden sein!
Wie kann man sich die Entstehung des Typ 2 also vorstellen?
Ich kann auch nur eine Hypothese aufstellen und das ist folgende.
Der Urstempel hat ja die gleiche Form wie die Stöckel. Alle zu druckenden Stellen sind erhöht, die anderen vertieft.
Beim Stechen ist nun die Linie zwischen der 3 und der Raute minimal geringer ausgefallen als bei den übrigen erhabenen Stellen. Beim Pressen der Matrize wird dann eine minimal geringere, aber immer noch vorhandene Vertiefung erzeugt. Es tauchen ja bei allen Auflagen Typ 1 auf!
Von dieser Matrize werden 90 (+x Reservestöckel) Stöckel gepresst.
Bei genügendem Druck wird die Linie zwischen 3 und Raute erhaben erscheinenden.
Bei 90+ Pressungen kann es aber schon mal passieren, dass einmal oder zweimal der Druck nicht ausreicht und die Linie nicht im Stöckel vorhanden ist.
Bei der 2a ein paar mal, bei der 2b, 2c und 3 weniger oft.
Hat man dann in der Münze in München die Pressen oder auch nur den Pressdruck umgestellt? Wir wissen es nicht.
Jedenfalls war offenbar der Pressdruck bei der 4 wohl gerade an der Grenze, sodass bei einem großen Anteil der Stöckel diese Linie fehlte.
2 Jahre später, bei der Herstellung der Stöckel der Druckform 5, hat man wohl mit noch geringerem Druck gepresst, denn hier sind es nur noch 3 bis 4 Stöckel, die die Line enthalten.
Das ist natürlich eine Hypothese, aber damit kann ich mir das Auftreten des Typ 2 ganz gut vorstellen.
Was haltet ihr davon?
Hat jemand eine andere Theorie?
Sind unter uns vielleicht auch Numismatiker, die sich mit Prägungen auskennen?
Freue mich über jeden Kommentar!
Beste Grüße
Will