Liebe Sammlerfreunde,
nach dem die Renovierungsmaßnahmen endlich abgeschlossen sind und das Arbeits- und Philateliezimmer wieder benutzbar ist, melde ich mich mit einem neuen Beleg zu einem meiner Randsammelgebiete zurück: Amerikanische Private Mail in US Diplomatic Pouch.
Zunächst einige Hintergrundinformationen aus einem Artikel, den ich vor einiger Zeit in der ArGe Ungarn veröffentlicht hatte:
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts handelten die USA mit ca 25 Staaten bilaterale Verträge zur Behandlung diplomatischer Taschen, in denen Dokumente, Post etc transportiert wurde. Ziel war die sichere und zuverlässige Zustellung dieser zwischen den Botschaften der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Außenministerium (Departement of State) in Washington D.C. durch Kuriere spedierten Beutel. Sie waren ursprünglich für dienstliche Angelegenheiten gedacht, aber Privatpost wurde ebenfalls relativ schnell akzeptiert.
Diese Transporte erfolgten also ohne Einbeziehung der jeweiligen ausländischen Postverwaltungen. Eine Frankierung des Briefes mit ungarischen Wertzeichen scheint dementsprechend unnötig. Die Erklärung liegt vermutlich in einer besonderen Interpretation durch die US-Postverwaltung des Artikel 11 Abs 1 der Konvention des Weltpostvereins von 1897: „Die Frankierung der Sendungen kann nur mittelst der im Ursprungslande für die Privatkorrespondenz gültigen Postwertzeichen bewirkt werden.“ Deshalb verlangte sie, dass die in Privatpost trotz der Mitnahme in den „Diplomatic Pouch“ mit Briefmarken des Ursprungslandes frankiert werden müssen. Trotz intensiver Suche in den Verordnungen der US Post findet sich kein entsprechender Hinweis, allerdings versandte das Außenministerium am 9. Januar 1904 eine Note „Circular to Consular Officers” , in der alle Vertretungen im Ausland auf die Frankaturpflicht mit Marken des Absendelandes hingewiesen wurden.
Bei diesem Brief summieren sich aber einige Ausnahmen:
- Der angehörige der Amerikanischen Botschaft in Peking verwendete eine Deutsche Marke anstelle einer chinesischen.
- In der Botschaft ein Kastenstempel der amerikanischen Botschaft abgeschlagen, was nicht notwendig war
- Bei der Ankunft wurde der Stempel "Received in Mail Room" des State Departments abgeschlagen, der nur sehr selten verwendete wurde.
- Der Empfänger war ein US Despatch Agent. Diese Übernahmen Verteil-und Transportdienste für die amerikanische Regieren (vor allem Außen- und Verteidigungsministerium). Der bekannteste ist Benjamin Franklin Stevens in London.
Ich kenne bisher nur diesen Private Mail in US Diplomatic Pouch aus den Deutschen Kolonien. Vielleicht hat ein Leser noch einen anderen Brief...
Viele Grüße
Martin
P.S.: für Ralph bayern klassisch - leider ist nichts auf der Rückseite