Beiträge von traumsand †

    Brief vom 3. Oktober 1831 aus Leeds (GB) über London und Hamburg zur Insel Møn (Dänemark). Auf Grund der Choleraepidemie wurde der Brief im dänischen Postamt von Hamburg desinfiziert.

    Englisches Franko (Paid at Leeds): "1/ 2 1/2"
    - Leeds-London (Inlands-Tarif 1801, also nicht der aktuelle von 1812): 191 Meilen = 9d
    - Postschiff-Franko London-Hamburg: 1sh / 8d = 20d
    Summe: 29d
    Für "ship letters" galt der halbe Betrag: 14 1/2d = 1sh / 2 1/2d

    Für den Hamburger Transit wurden "6" Schilinge berechnet.

    Leider ist der siegelseitig in Rötel angebrachte Taxvermerk unleserlich.

    Lieber Rudolfo,

    die Taxgebühren dieser Länder fallen nicht direkt in mein Sammelgebiet, trotzdem möchte ich kurz etwas zum britischen Tarif sagen und bitte um Richtigstellung sollte ich etwas falsch interpretiert haben.

    Nach dem Buch “For the Port & Carriage of Letters” by David Robinson ergeben sich für das britische Franko in die Schweiz folgende Gebühren:
    1) via Frankreich (Tarif von 1812 bis 1836): 1sh / 11d (single) + Inlandsgebühr von 1801, von und nach London
    2) via Deutschland und die "Low Countries" (Tarif von 1812 bis 1840): 1sh / 8d (single) + Inlandsgebühr von 1801, von und nach London

    Die 2sh / 5 d ließen sich dann so erklären:
    - Leeds-London (Tarif von 1801, 170 bis 230 Meilen) = 9d
    - London-Deutschland/"Low Countries" = 1sh / 8d = 20d
    Summe: 29d = 2sh / 5d

    Beste Grüße,
    André

    Ich bekam gerade einen interessanten Hinweis von Filigrana, dass es in Ligurien auch einen Ort namens Celle gibt.

    Da habe ich mich hier wohl verrannt, der Ortsstempel von Celle in Hannover genau so aussieht.

    Herzlichen Dank Filigrana!!


    -.-.-.-


    Es wäre schön, wenn man den Beitrag nun in die Rubrik Sardinen verschieben könnte. Danke!
    Beiträge redaktionell verschoben

    Nachfolgend ein Brief, der mir bezüglich des Aufgabeortes ein Rätsel aufgibt.

    Der Brief wurde am 30. Juni 1832 in Celle (Kgr. Hannover) geschrieben und trägt auch den Abgangsstempel "CELLE" (25 x 5 mm; in diesen Abmessungen kann ich ihn weder bei Feuser noch bei Lenthe den gelisteten Varianten zuordnen). Nach Chauvet (Introduction à l'histoire postale des origines) wurde Post aus dem Kgr. Hannover nach Frankreich per T&T über Forbach–Straßburg befördert.

    Der Brief lief jedoch anders, wie der Stempel "SAVONA" (Sardinien) belegt. Von hier aus ging die Post über Antibes nach Nizza ("ITALIE / PAR / ANTIBES"). Der "1 / A.E.D."-Stempel von Antibes bezeugt die Freimachung des Briefes bis zum Bestimmungsort, wobei Briefe nach Spanien nur bis zur französisch-spanischen Grenze freigemacht werden konnten. Das siegelseitig vermerkte Franko "26" würde ich so deuten: 8 Soldi (Celle-Antibes; 59-75 sardische Meilen) + 18 Soldi (franz. Transit) = 26 Soldi

    Der Empfänger in Madrid hatte 9 reales ("9 R") zu entrichten. Dies ist eine entfernungsunabhängige Gebühr für Briefe der ersten Gewichtsstufe, die für Sendungen aus Italien bzw. Deutschland entrichtet werden mußte. Der Brief wurde vermutlich in Irun (Spanien) desinfiziert und weist neben Essigflecken zwei Räucherschlitze auf.

    Eine Frage bleibt für mich offen. Der Brief wurde in Celle geschrieben und trägt auch den entsprechenden Poststempel, jedoch in Savona bis zur franz.-span. Grenze frei gemacht. Wie ist das möglich? Ein forwarder-Vermerk ist nicht vorhanden. Ich freue mich auf Eure Meinungen hierzu.

    Hallo Ralph,

    inzwischen habe ich einen weiteren Brief finden können, der 1850 von N.Y. nach Cadiz lief und unter anderem die "73" als Bleistiftnotierung aufweist. Dieser Brief zeigt zusätzlich eine "68" in rot und das spanische Porto von 16 reales. Der Beleg hat jedoch auch einen Abgangsstempel von NY und einen GB Paid-Stempel.

    Der U.S.-Taxen wurden wie folgt erklärt:
    - "68" cents: credit to GB "(2/2 GB to Spain,from Southampton or the U.S. equivalent of 52 cents + 16 cents sea)
    – The "73" cents per half ounce letter rate via Southampton was in existence from Jul-1849 through sep-1859, and while this was a lengthy period, the route was seldom used because of its expense, which had to be prepaid.

    Ich werde bei Geoffrey Lewis mal nachfragen, wie er die Sache sieht.

    Beste Grüße,
    André

    Hallo Ralph,

    aus dem Fehlen des sonst üblichen postalischen Abgangstempels vermute ich, dass der Brief mit einem Handelschiff und erst in Cadiz in den ordentlichen Postverkehr kam. Die handschriftlich notierten "73" kann ich leider nicht erklären.

    Im Buch "North Atlantic Mail Sailings 1840-75" von Hubbard & Winter sind auch keine Postschifflinien nach Spanien erwähnt.

    Beste Grüße,
    André

    Der "ESTRANGERO"-Stempel, stets verbunden mit dem Ortsnamen, kam in der Zeit von 1853 bis 1867 zur Anwendung und wurde bei Eingang im Hafen auf mit Schiffen beförderte Post abgeschlagen.

    In folgenden Hafenstädten kamen die Stempel zum Einsatz, wobei die angegebenen Verwendungszeiträume nur als Anhalt zu betrachten sind:
    Alicante (Postbezirk 20): 1859 bis 1865
    Barcelona (Postbezirk 5)*: 1855 bis 1867
    Cádiz (Postbezirk 26): 1853 bis 1858
    La Coruña (Postbezirk 16): 1856 bis 1858
    Málaga (Postbezirk 25): 1857
    Valencia (Postbezirk 19): 1856 bis 1864
    Vigo (Postbezirk 16): 1856

    Die meissten Briefe mit diesem Stempel stammen aus Frankreich. Für Schiffspost mit Frankreich gab es einen speziellen Tarif (15. Juli 1849 und 1. Feb. 1860), der 1 reales über dem der Landbeförderung lag:
    – einfacher Brief: 3 reales
    – doppelter Brief: 5 reales
    – dreifacher Brief: 7 reales

    Nachfolgend zwei Briefbeispiele aus meine Desinfektionspostsammlung:
    – Brief aus NY (1. August 1856) nach Cádiz (10. Sept. 1856), der Empfänger zahlte 4 reales
    – Brief aus Marseille (28.10.1865) via Mahon und Alicante (1.11.1865) nach Barcelona (3.11.1865), der Empfänger zahlte 3 reales

    Hallo Emmanuel,

    es ist richtig, der Brief wurde dem Kapitän zur Beförderung mitgegeben. Zu diesen Zeiten wurde nicht nur die Post desinfiziert, sondern auch die Personen mußten sich mit all ihrer Habe der Quarantäne bzw. Reinigung stellen. Wenn man bedenkt, dass die Luftlinie (bzw. direkte Linei über das Wasser) zwischen den beiden Orten lediglich 154 km, die Laufzeit des Briefes aber 6 Tage beträgt, halte ich eine Quarantäne des Schiffes für wahrscheinlich. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass der Empfänger die Prozedur als Vorsichtsmaßnahme hat durchführen lassen.

    Guy Dutau zeigt in seinem neuen Buch über die Desinfektion in Frankreich (LA DÉSINFECTION DU COURRIER EN FRANCE ET DANS LES PAYS OCCUPÉS) auf Seite 407 einen ähnlichen Brief und schreibt dazu, dass die Reinigung bei Ankunft in Agde erfolgt sein soll.

    Nachfolgend ein weiterer Kapitänsbrief nach Cette.

    Viele Grüße,
    André

    Ein weiterer Franko-Brief aus den Cholerajahren 1831/32, der von Lörrach nach Colmar lief. Beim Eintreffen in Straßburg wurde er desinfiziert.

    Der Brief trägt den "P.P."- und den "11 / AED"-Stempel (Affranchie Etranger Destination) von Straßburg. Sein heutiges Gewicht beträgt 14,8 g

    Die Sendung trägt einen Lörrach R1-Stempel, laut dem Verzeichnis der badischen Rayons für den Austauschpunkt Kehl/Straßburg (1825) zählte Lörrach zum Rayon 2. Da vom Empfänger kein Porto erhoben wurde, spielt der Rayon keine Rolle.

    Nach dem Postvertrag wurde für Franko-Briefe aus dem Großherzogtum nach Frankreich ein besonderer Tarif in Kreuzer erhoben. Kennt jemand diesen Tarif?

    Die Rückseite des Briefes zeigt die Verteilung des Frankobetrages: 31 Kreuzer für Frankreich und 20 Kreuzer (oder 10?) für Baden.

    Ein Franko-Brief aus den Cholerajahren 1831/32, der von Gera nach Montpellier lief. Beim Eintreffen in Straßburg wurde er desinfiziert.

    Die Interpretation des Briefes bereitet mir noch einige Probleme. Gera gehörte damals zur Reuß jüngere Linie, wobei T&T den Postdienst besorgte.

    Der Brief trägt neben dem handschriftlichen Franko-Vermerk den "P.P."- und den "11 / AED"-Stempel (Affranchie Etranger Destination) von Straßburg.

    Wie verhält es sich hier mit den Gebühren? Dem Postvertrag zwischen T&T und Frankreich v0n 1818, konnte ich entnehmen, dass die Frankierung bis zum Bestimmungsort im Artikel 10 geregelt ist. Bei allen nach Frankreich gerichteten und bis zum Bestimmungsort freiwillig frankierten Briefe müsse Frankreich die geschuldeten Portobeträge nach franz. Tarif gut geschrieben werden. Ich schließe daraus, das Frankreich von T&T eine Vergütung für die Strecke Straßburg-Montpellier erhält. Laut franz. Tarif würde ein einfacher Brief zwischen Straßburg und Montpellier 10 déc. kosten.

    Einem Postbuch konnte ich entnehmen, dass die Strecke Gera-Frankfurt 35 1/2 Meilen betrug und von Frankfurt bis Kehl waren es noch einmal 27 1/4 Meilen. Von Frankfurt nach Straßburg bestand ja ein Briefpaketschluß. Wie wurde das Franko innerhalb des T&T-Gebietes und bis Kehl/Straßburg berechnet?

    Vielen Dank für Eure Lösungsansätze!

    André

    Manchmal trifft man auf Belege, die neben der normalen Beförderungsgebühr zusäzlichen einen ungewöhnlich hohen Gebührenvermerk tragen. Hierbei handelt es sich oft um die Gesamtabrechung der Postsendungen, die von einem Einlieferer gleichzeitig aufgegeben wurden. Solche Briefe sind mir gelegentlich aus deutschen Landen untergekommen, wobei der Gesamtbetrag meist rückseitig notiert war.

    Hier möchte ich einen Beleg aus Spanien vorstellen, der 1818 von Coruna nach Barcelona lief. Der gestempelte Vermerk "B 11" (Barcelona, 11 quartos) entsprach dem seit 1815 gültigen Tarif für einen Brief bis 6 adarmes von Galizien nach Katalonien.

    Bei dem handschriftlichen Vermerk "16" gefolgt von dem Zeichen für reales de vellon und "+ 2" müßte es sich um den Gesamtbetrag der vom Einlieferer aufgegeben Sendungen handeln: 16 reales + 2 quartos. Eine andere plausible Erklärung konnte ich nicht finden. Dies ist bisher der einzige spanische Vorphila-Beleg, bei dem ich solch einen Gesamtbetrag gefunden habe.

    Ich freue mich auf weitere Vorstellungen von Belegen ...

    Hier möchte ich einen Brief vorstellen, der 1782 in St. Pierre / Martinique geschrieben wurde. Er stammt also aus der Zeit des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, in dem Frankreich sich auf die Seite der Kolonisten und gegen die britische Kolonialmacht stellte.

    Der Brief ist nach Bordeaux adressiert und wurde mit einem französischen Schiff bis Cadiz (Spanien) und von dort auf dem Landweg nach Bordaux (Frankreich) befördert. Auf diesem Wege konnte die britische Seeblokade umgangen werden. Nach dem Tarif von 1759 zahlte der Empfänger 16 sols für die Beförderung von Cadiz nach Bordeaux.