Beiträge von traumsand †

    Ich bin selbst DASV-Mitglied und finde es toll, das der Verband sich der website angenommen hat! Schön, dass das Forum wieder einwandfrei läuft und einen Dank an Alle, die dieses Portal ermöglicht haben und jetzt ermöglichen.

    Herzliche Grüße,

    André

    Leider ist das eine Entwicklung, die wir nicht aufhalten werden. Sprach man früher noch von Postwertzeichen, die möglichst fälschungssicher ausgeführt wurden (spezielle Druckverfahren, eingelassene Seidenfäden, Wasserzeichen, ...) sind die Marken leider immer mehr zu Bildchen im billigen Offsetdruck verkommen und werden zunehmend durch Label abgelöst. Das gleiche Schicksal wie die Briefmarke wird wohl das Bargeld teilen - Schweden ist hier ein Vorreiter.

    Heute möchte ich zwei Belege aus der Markenzeit vorstellen. 1853/54 flammte die Cholera wieder auf den Britischen Inseln und in Frankreich auf. Denis Vandervelde und Richard Garcia zitieren in ihrem bereits vorher erwähnten Werk den Gouverneur von Gibraltar, der ausführt, dass sich das britische Militär bei der Ankunft in Gibraltar nicht an die von Spanien geforderte Quarantine von 8 Tagen hält. Die Spanier schlossen daraufhin von November 1853 bis Februar 1854 die Grenze zu Gibraltar. Der Sanitäts-Kordon wurde am 3. November errichtet.

    Beim ersten Beleg handelt es sich leider lediglich um eine Briefvorderseite, die einen etwa 3,6 cm langen Schlitz aufweist und den Übergangsstempel von San Roque trägt. Der Beleg ist nach Cadiz adressiert und wurde mit einer spanischen 6-cuartos-Briefmarke des Jahres 1853 frei gemacht, die bis zum 31. Dezember gültig war. Von Gibraltar aus galt der spanische Inlandstarif. Die Marke wurde mit einem Grill-Stempel (Parrilla) entwertet.

    Der zweite Beleg, ein ähnlicher, jedoch vollständiger Brief, stammt vom 23. Dezember 1853. Er erreichte den Bestimmungsort Almeria in Spanien am 5. Januar 1854 und weist zwei senkrechte etwa 3,6 cm lange Räucherungsschlitze auf.

    Denis Vandervelde und Richard Garcia führen in der Publikation "Gibraltar – Quarantine and desinfection of mail" (Seite 30) aus, dass in den Jahren 1818/21 Post aus Gibraltar, die über die Überlandroute lief, vermutlich wegen der Pest in Nordafrika, in San Roque (Spanien) desinfiziert wurde. Nachfolgend zwei Belege aus diesem Zeitraum.

    – Brief vom 28. Oktober 1819 von Gibraltar nach Madrid. Der Brief trägt den Stempel "S. ROQUE / ANDALUCIA / BAXA" (San Roque, Nieder-Andalusien). Nach dem Tarif von 1815 wurden in Madrid für einen einfachen Brief (bis 6 adarmes) aus Nieder-Andalusien 8 Cuartos erhoben. Mittig besitzt der Beleg einen senkrechten, etwa 23 mm langen Meißeldurchstich.

    – Brief vom 8. November 1821 von Gibraltar nach Oporto. Ankunft dort, am 27. November. Der Brief trägt den verwaschenen Stempel "S. ROQUE / ANDALUCIA / BAXA" und weist Verfärbungen durch die Behandlung mit Essig auf. Er wurde mit zwei Meißeldurchstichen (27 und 35 mm) geschlitzt. Diese Schlitzung ist nicht typisch für Portugal und fand vermutlich in San Roque statt. Der Empfänger hatte 90 reis zu entrichten.

    Nachfolgend ein Brief vom 23.7.1828 aus Bahia (Brasilien) der durch "Supino y Segre de Gibraltar" weitergeleitet wurde nach Barcelona. Die zwei etwa 27 mm langen Schnitte bezeugen die Desinfektion bei der Ankunft in Gibraltar. Der Empfänger zahlte 12 cuartos Inlandsporto.

    Nach meinen Recherchen würde die Mary, als das Schiff in Betracht kommen, das den Brief von Bahia aus nach Gibraltar gebracht hat. Sie lief am 3. September in Gibraltar ein.

    Hier ein desinfizierter Brief vom 13. November 1833 nach Genua mit einem etwa 18 mm langen Schnitt.

    – "S.ROQUE / FRANCA" = Brief über San Roque, vorausbezahlt bis Irun. Rückseitig angeschriebenes Franko von 15 cuartos (Tarif von 1815: Brief bis 5 adarmes).
    – "DE GIBR. / S.ROQUE / ANDA. BAXA" = Brief aus Gibraltar via San Roque
    – "ESPAGNE PAR / ST. JEAN-DE-LUZ" = Grenzübergangsstempel von St.-Jean-de-Luz
    – "T F" cachet = Transit via Frankreich
    – "14 XBRE" = Eingangsstempel von Genua: 14. Dez. (1833)

    Der Empfänger zahlte 27 Soldi = 18 Soldi Auslandsporto (Postvertrag zwischen Frankreich und Sardinien von 1822) + 9 Soldi sardinisches Inlandsporto (Nizza-Genoa, Tarif von 1818: 75 to 100 miles = 9 Soldi). Die Sardinische Post zahlte 36 décimes pro 30g Transit-Briefe an die Franz. Post.

    Postvertrag von 1822 zwischen Frankreich und Sardinien: http://www.dasv-postgeschichte%e2%80%a6ownload.asp?file=1171.pdf

    1 sardinische Meile = 2.470 Meter
    2 Soldi = 1 décimes

    Hallo Lulu,

    vielen Dank für das Zeigen und Deine Anmerkungen zu diesem schönen Brief. Bezüglich der Portoberechnung findet sich bei Delbeke ("De post naar de Nederlanden 1813-53", Seite 47) eine Bestätigung für die 55 Cent von St.-Jean-de-Luz nach Valenciennes. Der kleine Desinfektionsschlitz ist eher untypisch für Gibraltar. Denis Vandervelde und Richard Garcia erwähnen in "Gibraltar – Quarantine and desinfection of mail" (Seite 48 ) einen Brief von März 1832 nach Schiedam und vermuten die Reinigung in St.-Jean-de-Luz. Mir sind jedoch auch etliche Briefe aus diesem Zeitraum nach Spanien bekannt, die einen kleinen Schnitt aufweisen. Ich halte daher eine Desinfektion beim Grenzübertritt nach Spanien (San Roque) für nicht unwahrscheinlich.

    Nachfolgend möchte ich zwei weitere desinfizierte Belege zeigen:

    1) Gibraltar-Cadiz vom 14.4.1834
    Der Brief weist einen etwa 2 cm langen Reinigungsschnitt auf. Der Empfänger zahlte das Inlandsporto von 9 quartos für einen Brief der zweiten Gewichtsstufe.

    2) Gibraltar-Schiedam vom 19.4.1832
    Neben dem etwa 15 mm langen Schnitt verweist der Stempel "GEZUIVERD" auf die äußerliche Reinigung in Arnheim. In Arnheim, wo Post aus Preußen und Frankreich einging, wurde wegen der Cholera desinfiziert. Es sind gereinigte Belege von September 1831 bis August 1832 bekannt.

    Beste Grüße,
    André

    Könnte es sich vielleicht bei den 1 Gulden und 59 Kreuzer um die zusammengefasste Gebühr für die Abholung mehrerer Briefe handeln?


    - Post aus Cadiz lief zu dieser Zeit in der Regel über Irun/Bayonne. Da die Gelbfieberepidemie in Spanien bereits Ende Dezember 1804 endete, ist eine Desinfektion bei Ankunft der Post in Frankreich wahrscheinlich.

    – Briefe aus den Gebieten Katalonien, Valencia, Mallorca und Murcia sollten über La Junquera/Perpignan geleitet werden (Saragossa zählte zu Aragon). Die Bedeutung der Postübergabe La Junquera/Perpignan nahm mit der Zeit jedoch zu. Ist jemanden bekannt, wann die Anordnung Briefe nur aus den grenznahen Gebieten hierüber zu leiten aufgeweicht wurde? Die reichliche Verwendung von Essig, der bräunliche Spuren hinterläßt, ist jedenfalls typisch für Katalonien und die Region Roussillon.

    Zu dem Brief selbst kann ich leider nichts Neues beisteuern.

    Im Gespräch mit Björn kam uns die Idee, ob es sich bei dem "R"-Stempel nicht vielleicht auch um einen Ortsstempel handeln könnte. Meine Recherche im russischen Vorphila-Stempel-Katalog von Manfred A. Dobin (2002) verlief jedoch ohne brauchbares Ergebnis. Für Riga wird dort kein "R"-Stempel geführt. In der Rubrik Transitstempel taucht der "R"-Stempel nur für Post aus Russland auf. "On 12 (24) December 1821 a postal convention was agreed between Russia and Prussia according to which Russia was obliged to transfer letters for European countries (excluding Sweden, Austria, Italy and Turkey) and also to America and the territories of colonies of GB, France and Netherlands, only via the Prussian post. Correspondence from St. Petersburg and Riga went via Polangen and Memel; from Moscow and Vilno it went via Jurburg and Tilsit. In 1833 the border post office moved from Memel to Laugszargen near Tilsit. From July 1833 mail began to be dispatched to Tilsit via Taurogen. On letters of this period, along with transit postmarks with the city name, special postmarks of Berlin, Memel, Tilsit and Eydtkuhnen in form of a large Roman letter "R" appeared. This mark was applied to correspondence from Russia! Es werden vier Typen gelistet:
    – Berlin (9x10), 1833-1838
    – Memel (10x11), 1829-1835
    – Tilsit (9,5x11), 1835-1861)
    – Eydtkuhnen (10x11), 1836-1867)

    Im "Handbuch der abgekürzten vorphilatelistischen Stempel" von Deninger (1963) werden verschiedene "R"-Stempel erwähnt (die meißten leider ohne Abbildung). Das "R" gab es u.a. als Ortsstempel für Rovigo. Hat jemand vielleicht Zugriff auf einen Katalog italienischer Vorphila-Stempel um mal nach zu schauen?

    Beste Grüße,
    André

    Hallo Nordlicht,

    ich denke, Du liegst richtig. Auch wenn Frankreich gegen Spanien zu dieser Zeit ein Gesundheits-Kordon verhängt hat, sollte der normale Postweg über Land verlaufen sein. Einen Hinweis auf Beförderung per Schiff weist der Beleg nicht auf.

    Viele Grüße,
    André

    Brief von Malaga über Hamburg nach Kopenhagen. Der in französischer Sprache gehaltene obere Teil des Briefes datiert vom 18. August 1800. Unten folgt ein Zusatz vom 25. Oktober 1800 auf Deutsch.

    Der Abgangsstempel "MALAGA / ANDa. BAXA" (ANDa. BAXA = Nieder-Andalusien) ist in dieser Form von 1799 bis 1804 bekannt. Vorderseitig sind "20" Lybske Skilling in Rötel notiert, die dem Entgelt von Bayonne (der spanisch-französischen Grenze) bis Hamburg entsprechen müßten. Von der Kaiserl. Reichspostanstalt in Hamburg erhielt der Brief den "HB"-Stempel. Siegelseitig sind neben der Kartierungsnummer 26 Skilling notiert (20 Skilling + 6 Skilling Hamburg-Kopenhagen), die der Empfänger zu zahlen hatte.

    Im Juli 1800 brachte die "Dolphin", ein Schiff aus Spanisch-Amerika kommend, des Gelbfieber nach Cádiz, welches sich zu einer verheerenden Epidemie entwickelte und am Ende des Jahres auch Malaga erreichte. Der Brief weist zwei 29 mm lange Meißeldurchstiche sowie Essigverfärbungen auf, die die Desinfektion bezeugen. Der Vorbesitzer des Beleges vermerkte, dass dieser Brief in Cuxhaven gereinigt worden sein soll, diese Meinung teile ich jedoch nicht. Cuxhaven hatte zwar bereits ab 1754 eine Quarantänestation, doch sind mir keine desinfizierten Belege aus dieser frühen Zeit bekannt – sollte jemand solche besitze, würde ich mich über eine Info freuen. Spätere Belege (ca. 1814-1852) tragen als Bestätigungsvermerk der Reinigung das Siegel des Amtmanns. Generell wurden in deutschen Landen Briefe zur Reinigung geöffnet oder mit einer Rastel bzw. Ahle durchstochen. Das Schlitzen von Briefen mittels Meißel oder einer scharfen Klinge ist jedoch typisch für Spanien und Frankreich. Da Malaga von einer Epidemie betroffen war, halte ich eine Desinfektion vor Ort für wahrscheinlich.

    Beste Grüße,
    André

    Habe heute das Buch "Understanding Transatlantic Mail" (Winter) aus der philatelistischen Bibliothek in München zugeschickt bekommen. Zu den 73 cents wird sinngemäß folgendes ausgeführt:

    Die USA hatte kein Post-Abkommen mit Spanien. Es gab zwei Möglichkeiten Post über GB zu leiten:
    1) 73 c kostete die Leitung des Briefes mit dem britischen Postschiff von Southampton nach Spanien
    2) für 41 c konnte ein Brief über Frankreich nach Spanien geleitet werden (5 c US-Transit + 16 c See-Transit + 10 c GB-Transit + 10 c Franz.-Transit)

    .--.--.--.


    Der Brief weist siegelseitig einen deutlich lesbaren Ankunftsstempel vom 10. Sept. 1856 von Cadiz auf. Wenn der Brief mit dem Postschiff gegangen ist, sollte das Ankunftsdatum mit der Ankunft des P&O-Schiffes übereinstimmen. Ich habe hierzu den bei Kirk in "The postal history of the P&O service to the peninsula" angegeben Fahrplan herangezogen, doch die Ankunftszeiten in Cadiz passen leider nicht. Die "Aden" erreichte Cadiz am 1. Sept. und das nachfolgende Postschiff war die "Sultan" am 14. Sept. :(

    Moin Nordlicht,

    die Broschüre enthält im Anhang noch Aufstellungen der Gebühren weiterer Orten. Ich hatte mich wegen der zulässigen Deiteigröße im Forum nur auf Altona beschränkt. Bei Interesse verschicke ich die gesamte Datei (13,6 MB) gern per e-mail.

    Beste Sammlergrüße,
    André

    Moin Nordlicht,

    vielen Dank für Deine Deutung des dänischen Portos! War es bei Dänemark üblich, dass das Porto siegelseitig angeschrieben wurde?

    Herzl. Grüße,
    André


    P.S. Ich suche für meine Sammlung noch einen Beleg, der 1831/32 im Schwedisch/Norwegischen Postamt von Hamburg desinfiziert wurde.

    1835 führte man in GB eine Einheitsgebühr für ausgehende Schiffspostbriefe ein:

    – 8d single, etc., if posted at port of sailing
    - 1s / 0d single, etc., with no inland charge, if posted elswhere

    Robinson führt in seinem Buch über die Briefgebühren aus, das dies zu der absurden Situation führte, das ein Brief aus Schottland oder Irland (also Orte, die über 300 Meilen von London entfernt liegen = Inlandsgebühr über 1s / 0d) über London nach China günstiger war, als wenn er nur nach London gegangen wäre. Dieser Zustand blieb bis Ende 1839 bestehen.