Hallo zusammen,
wie ich in der Rubrik "Testseite der bunten Bayern-Vielfalt" angekündigt habe - bitte mal nachlesen - möchte ich hier mal über die unliebsamen Postler diskutieren, die uns, teilweise über viele Jahre, nur unansehnliche Stempelabschläge hinterlassen haben.
"Schönstempler" sind ja hier und in der Fachliteratur hinreichend erwähnt und jeder von uns freut sich über ihr Werk.
Zum Einstieg in das Thema möchte ich am Beispiel von Mittelbexbach aufzeigen, dass man das Problem vielleicht sogar an konkreten Personen festmachen kann.
Daher zunächst ein Text, den ich zu meinem "Lieblingsbeleg" für den Jubiläumsrundbrief der ARGE Bayern verfasst habe und die Abbildung unten dazu:
Mein liebster Beleg ist gar keiner, sondern ein Teil einer Briefvorderseite, besser gesagt, ein größeres Briefstück.
Doch mein Sammlerherz jubelte beim ersten Anblick, erst recht nach erfolgreichem Erwerb und auch heute noch, fast 20 Jahre später, immer wenn ich dieses Exemplar traumhaft akkurater Stempelkunst vor Augen habe.
Am 4 Januar 1852 wird im westlichsten Zipfel der bayrischen Pfalz im Dorf Mittelbexbach (dem heutigen Bexbach) eine Briefpostexpedition eröffnet.
Das bis dahin beschauliche Örtchen nimmt seit dem Start der Steinkohlengrube Bexbach 1848 und als pfälzischer Endpunkt der 1849 eröffneten „Ludwigsbahn“ von Ludwigshafen nach Saarbrücken einen rasanten Aufschwung und so ist der Anschluss an das Postnetz dringend notwendig.
Mittelbexbach erhält gemäß der damaligen Praxis den nächsten „freien“ geschlossenen Mühlradstempel und somit in der sogenannten ersten Verteilung die Nummer „472“.
Postexpeditior wird ein gewisser Johann Hauck, der aber bereits 1853 Bexbach verlässt und (vermutlich) die Briefpostexpedition in Waldfischbach übernimmt und sie bis 1869 führt.
(vgl.: Englram – Das Postwesen in der Rheinpfalz seit 1816)
Belege und sogar Stempelabschläge auf losen Marken sind von Mittelbexbach aus der Kreuzerzeit trotz des rasanten Wachstums ( bis 1910 hat es seine Einwohnerschaft auf über 5000 Menschen fast verzehnfacht ) kaum zu finden, was vielleicht daran liegen könnte, dass die Postkundschaft ihre Briefe lieber in die häufig verkehrenden Bahnpostwagen am ziemlich zentral gelegenen Bexbacher Bahnhof warf, um die Beförderung zu beschleunigen.
Da alle sonstigen Stempelabschläge von Mittelbexbach aus der Kreuzerzeit, die ich kenne, eher der Kategorie „Schlechtstempler“ zuzuordnen sind, ordne ich obige Traumabschläge mal dem Johann Hauck zu und setze ihm in Gedanken posthum im Namen aller Bayernsammler ein Denkmal.
Nachher dann ein paar Beispiele, wie es in der Folge mit der Stempelqualität in diesem Ort aussah.
Viele Grüße
Jürgen