Beiträge von Rudolfo

    Hallo,

    einen ersten möglichen Erklärungsansatz für einen Teil der Briefe möchte ich anbieten.

    Briefe, deren niedrigste Röteltaxierung ca. dem Zweifachen der französischen Transittaxe entsprechen sind über Basel gelaufen. Eine Verdoppelung der Auslagen für Frankreich in Basel als Umrechnung in Kreuzer passt bei einer Vielzahl von Briefen.
    Brief von André: Franz. Taxe 21 x 2 = 42 Kr Basel in Rötel => Leitung über Basel
    Brief 1 von Nils: Franz. Taxe 3 Livre = 60 x 2 = 120 Kr Basel in Rötel => Leitung über Basel
    Brief 2 von Nils: Franz Taxe 20 mit nächster Taxe 34 (Kr) und Leitvermerk über Lyon und Bern => Leitung über Bern

    Liebe Grüße

    Rudolfo

    Jetzt wollte ich die Ergebnisse der Diskussion zusammen fassen und habe noch einmal nachgerechnet und recherchiert.

    1. Nach einem mir vorliegenden Post - Handbuch von Juli 1870 komme ich auf folgende mögliche deutsche Taxen
    a. als Wertpaket Mindestporto über 50 Meilen = 6 Gr
    b. als Wertbrief (laut Kupec nur im Verkehr Russland <=> Deutschland möglich, nicht in die Schweiz) Mindestporto 5 Gr
    + 3 Gr unstrittiges Wertporto ergeben sich 8 Gr oder 9 Gr.

    Jetzt wird es lustig. Nach der Verordnung Nr. 2, 1870 des NDP (s. Datei). gilt:

    8 Gr = 100 Rp

    9 Gr = 110 Rp

    d.h. nach den angeschriebenen 115 Rp müsste die deutsche Taxe 9 1/2 Gr sein


    Was läuft hier falsch? Nehme ich die falsche Reduktionstabelle?

    LG
    Rudolf


    Lieber Ralph,

    danke für den Tip.

    Laut Wikipedia sollte der Silberrubel zu dieser Zeit 25g - 30g wiegen. Bei 50 Münzen wäre das Gewicht mit mindestens 1,25 kg zu hoch für unsere Berechnungen.
    Eigentlich würden die 50 Rubelstücke auch nicht in das kleine Kuvert passen. Es muss sich also um Papiergeld handeln. Dann passen auch die 19g.

    Herzliche Grüße

    Rudolf

    :) Hallo Ulf,

    vielen Dank für deine Infos. Jetzt scheint es zu passen.

    Zu dem Schweizerischen Portoanteil nach dem Tarif 1870:

    Das Ziel Lavey les Bains liegt genau zwischen Martigny und Aigle, beide haben einen Progressionssatz von 7.

    Damit liegt das Gewichtsporto bis 2 Pfund bei 40 Rp

    zzgl. Wertporto mit 4 Rp je 26 2/3 Thaler

    => bei zweifach bis 53 1/3 Thaler (du liest 53 5/6? nicht vielleicht 53 1/3) = 8 Rp aufgerundet 10 Rp

    => oder dreifach = 12 Rp aufgerundet auf 15 Rp

    Das schw. Porto müsste also 50 Rp oder 55 Rp sein.


    Jetzt macht die 16/ unter dem Bruchstrich links unten sehr viel Sinn - es sind 165:

    (deine) 115 Rp deutscher Portoanteil + 50 Rp schw. Portoanteil bis 53 1/3 Thaler Wert = 165 Rp HEUREKA

    Mysteriös bleibt die "10" unter Bains und die rückseitigen 10 + 50 + 5 = 65. Letzteres könnte die russische Anschreibung sein. Vielleicht kann uns da Michael helfen :?: .

    In bißchen irritiert mich noch, dass ich 50 rubel dargents lese, d.h. Silberrubel. Die müssten doch eigentlich schwerer sein? :?:

    So macht Postgeschichte Spaß und ich danke dir für deine Hilfe. :)

    Herzliche Grüße

    Rudolf

    Wer kann russisch?
    Ein Wertbrief mit 50 Rubel von St. Petersburg im April 1873 in die Schweiz gibt mir viele Rätsel auf.

    Was ich glaube zu wissen:

    Stempel:
    S.PETERBURG / EhKs.PRIE:INOST.KORR = Stempel für Wertbriefe in das Ausland vom 20.4.1873 (Baillie / Peel Typ 2B1A, bekannt 1872)
    AUS RUSSLAND / PTO. v. EYDTKUHNEN ist als Nr. 331 bei van der Linden ab 1872 bekannt und soll in Eydtkuhnen verwendet worden sein
    FRANCOGRENZE (ohne Leerzeichen) ist als Nr. 1474 bei van der Linden ab 1875 (I) bekannt und soll in Eydtkuhnen verwendet worden sein

    Danach sollte der Brief bis zur schweizerischen Eingangsgrenze bezahlt sein.

    Eine Kartierungsnummer N19 erkenne ich noch, aber alles andere?
    Links oben: Pr 19gr ?
    10 / 165 und blaue 53 1/3
    Bleistift 115
    Rückseite Addition 10 + 50 + 5 = 65

    Wer kann den russischen Kommentar auf der Vorderseite lesen und übersetzen? Die Absenderangabe (?) auf der Rückseite? Vielen Dank für euere Hilfe.

    LG
    Rudolfo

    Gewichtspaket Mainz => Luxemburg vom 19.2.1864
    Wer kann mir mit der Behandlung in Luxemburg und der Taxe dort helfen?

    Nach der großen Fahrpostreform im DÖPV von 1858 gilt der entsprechende Tarif vom 1.7.1858 bis 31.12.1867. Luxemburg hat den Taxgrenzpunkt Wasserbillig. Bis dorthin sind es von Mainz aus 18 Meilen => Progressionssatz 5
    => 5 x 19 (18 Pfund 15 Loth) x 1/6 Sgr = 15,8333 Sgr aufgerundet 16 Sgr.
    Man sieht die 16 durchstrichen auf der Vorderseite. Sie wiederholt sich auf der Rückseite und dort findet sich auch P 5 für den Progressionssatz.

    War Luxemburg Teil des DÖPV?
    Galt das auch für die Fahrpost?
    Bezahlte der Empfänger 21 Sgr? nach welchem Tarif?

    Für die Bundesfestung Luxemburg gab es für die Fahrpost angeheuerte Privatunternehmen, die den Transport von Trier zur Bundesfestung durchführten. Wer transportierte die zivile Post?

    Wieso gibt es den Durchgangsstempel Saarbrücken und nicht Trier?

    LG
    Rudolfo

    Liebe Freunde der Postgeschichte,

    Zeitungsschein Köln 1778:
    Ich glaube zu erkennen:
    Herr Gerichtsschreiber Lutzenkirchen / zur Dick ... 133. 134. 135.
    ... 1 RDr (= Reichsthaler?) 42 stub? (=Stüber) ...
    ... 29ten August 1778
    zu Dank zahlt ...
    ?Köntgen

    Postschein Köln 1783
    Ich glaube zu erkennen:
    ... Sack ... ad ... tausend ? (Thaler?) ... Hellinghausen ... H. Cocke
    Cöllen d23st April 1783
    ???ymann

    LG
    Rudolfo

    PS: Interessiert sich jemand im Forum für die Postgeschichte am Niederrhein am Rhein (Kleve - Wesel - Duisburg - Düsseldorf - Köln - Bonn) bis 1824?

    Nach längerer Abwesenheit vom Forum :rolleyes: möchte ich ein paar Briefe zum Postverkehr von Großbritannien in die Kantone der Schweiz bis 1849 zeigen. Wenn ich ehrlich bin, verstehe ich hier herzlich wenig und davon auch nur die Hälfte. So bitte ich um eure Hilfe.

    Brief vom 9.5.1824 von Leeds nach Neuveville im Kanton Bern in der Schweiz.
    Die britische Seite ist recht einfach:
    Mileage Mark von LEEDS / 196 (Meilen) bis London=> Für die Strecke Leeds - London fiel das Inlandsporto nach dem Tarif 1812 von 11d von 170 bis 230 Meilen abzüglich einer Reduktion von 2d an = 9d.
    In London erhielt der Brief rückseitig den Stempel des Foreign Office.
    Seit Jan 1817 wurde der einfache Brief London - Schweiz über Frankreich mit einem Blatt bis 1 oz (28,35g) mit 1s11p bis nach Calais bezahlt. Irgendwann zwischen 1817 und 1828 (diese Daten sind durch Quellen gestützt) reduzierte sich diese Rate auf 1s8d. Mein frühester Brief mit sicherem Laufweg über Frankreich und dieser Taxe datiert vom 29.6.1826. Unser Brief zeigt jedoch eine Taxierung von 1s8d (9d + 1s8d = 29d =2sh 5d). Britische Quellen von 1815 benennen die Foreign Rate nach Italien und der Schweiz über Ostende genau mit jenen 1s8d => und aus dem fehlenden Stempel ANGLETERRE schließe ich, dass dieser Brief über Ostende gelaufen ist.

    1. Frage: Welchen Weg nahm der Brief?
    Ostende (?) => ? => Preußen (?) => ? => ? => Bern

    2. Frage: Welche Taxe kann man welcher Postverwaltung zuordnen?
    Rückseite: 4
    Vorderseite:
    2sh 5d = britische Taxe s.o.

    29 (?) = ?
    10 1/2 = eventuell preußische gGr
    4 (ß) groß = ?
    62 = Kreuzer bei der Berner Fischerpost

    3. Frage: Gibt es Aussagen oder Quellen zur Höhe der Taxen bzw. der Portoanteile?

    Vielen Dank für jede Hilfe und herzliche Grüße
    Rudolfo

    P.S. Inzwischen habe ich einen Brief gefunden, der am 2.6.1823 mit Sicherheit über Frankreich in die Schweiz lief und eine Foreign Rate von 1d8d aufweist. Damit ist mein Argument für den Leitweg Deutschland über die Taxe hinfällig geworden. Trotzdem fehlt noch immer der Stempel oder der Vermerk für den Leitweg Frankreich.
    Meine Fragen bleiben dennoch.

    Lieber Michael,
    der von dir gezeigte preußische Zensurstempel wurde lt. Wolter, K.K.: Die Postüberwachung im Raum Aachen - Köln 1794 – 1815, in Philatelie und Postgeschichte Nr. 14, 1971 im Aachen verwendet. !971 waren drei Abschläge dieses Stempels bekannt. Es gibt einen ähnlichen Stempel von Hamburg mit einem "i" in Polizey.
    Den zweiten Belege zeige ich hier - wo ist der dritte?

    Wesel 31.3.1815
    Die ungewöhnliche Leitung des Briefes von Wesel aus über Duisburg (franco Duisburg) spricht für eine schnelle Sperrung aller anderen Postrouten Richtung Frankreich, obwohl mir weiteres Briefmaterial kurz vor oder nach dieser kurzen Periode mit einer anderen Behandlung von Briefen aus Wesel noch unbekannt ist. Die vorderseitige 4
    entspricht eigentlich dem normalen Porto von Wesel bis zum Postaustausch mit Frankreich über Maaseik. Auf jeden Fall ist die Grundlage der Postvertrag Thurn und Taxis mit Frankreich von 1801, angewandt von Thurn und Taxis, die in der Zeit bis zum 1. Juli 1816 die Post auf dem preußischen Gebiet am Rhein betrieben. Der Empfänger bezahlte 18 Déc für einen Brief. Angekommen ist der Brief nach 14 Tagen Laufzeit (inkl. Zensur) am 14. April 1815.

    Liebe Grüße

    Rudolfo

    Lieber Michael,
    der von dir gezeigte preußische Zensurstempel wurde lt. Wolter, K.K.: Die Postüberwachung im Raum Aachen - Köln 1794 – 1815, in
    Philatelie und Postgeschichte Nr. 14, 1971 im Aachen verwendet. !971 waren drei Abschläge dieses Stempels bekannt.

    Es gibt einen ähnlichen Stempel von Hamburg mit einem "i" in Polizey.
    Den zweiten Belege zeige ich hier - wo ist der dritte?

    Wesel 31.3.1815
    Die ungewöhnliche Leitung des Briefes von Wesel aus über Duisburg (franco Duisburg) spricht für eine schnelle Sperrung aller anderen Postrouten Richtung Frankreich, obwohl mir weiteres Briefmaterial kurz vor oder nach dieser kurzen Periode mit einer anderen Behandlung von Briefen aus Wesel noch unbekannt ist. Die vorderseitige 4
    entspricht eigentlich dem normalen Porto von Wesel bis zum Postaustausch mit Frankreich über Maaseik. Auf jeden Fall ist die Grundlage der Postvertrag Thurn und Taxis mit Frankreich von 1801, angewandt von Thurn und Taxis, die in der Zeit bis zum 1. Juli 1816 die Post auf dem preußischen Gebiet am Rhein betrieben. Der Empfänger bezahlte 18 Déc für einen Brief. Angekommen ist der Brief nach 14 Tagen Laufzeit (inkl. Zensur) am 14. April 1815.

    Liebe Grüße

    Rudolfo

    Im Sommer 1799 besetzten Österreichisch - Russische Verbände Piemont. Der Gotthard war heiß umkämpft. Am 24.9.1799 eroberte Suworoff (Russen) den Pass, zog aber im Oktober wieder ab. Sofort kamen französische Truppen zurück.
    Im Winter 1799/1800 hauste ein französischer Posten auf dem Pass, der das Holzwerk der Passhäuser zur Feuerung verbrauchte und sie als Ruinen zurückliess“ aus: Eidgenössische Postverwaltung (Hrsg.), : Schweizerische Alpenposten - St. Gotthard Poststrasse Andermatt - Airolo, 1931, S. 4

    Zum Zeitpunkt unseres Briefes (26.03.1800) lag also ein französischer Trupp auf dem Gotthard zwischen den befeindeten Österreichern/Russen und der Helvetischen Republik in der Schweiz.

    Damit macht eine französische Zensur auf dem Gotthard sehr viel Sinn und scheint mir durch diesen Brief bewiesen. Die Franzosen öffneten den Brief und vermutlich versiegelte die schweizerische Post den Brief anschließend. Dieser "wilde" französische Trupp hat sich wohl kaum die Mühe für einen weiteren Schutz des Briefgeheimnisses gemacht.


    Es kann vergleichbare Belege nur geben zwischen Oktober 1799 bis Mai 1800. Wer findet den nächsten?

    Die Taxen und wer den Brief auf welcher Strecke beförderte bleibt noch ungeklärt. Meine Spekulation:

    Lago Maggiore - Locarno - Bellinzona - Gotthard - Zürich - Basel

    und die Züricher Gotthardpost funktioniert auch in diesen unruhigen Zeiten?

    Lieber Michael,
    Die rote "6" links unten auf der Vorderseite ist der Betrag, den die deutsche Postverwaltung (hier Bayern) der Schweiz für diesen Brief vergütete. Geschrieben hat sie Bayern (verantwortlich für den Austausch und die Abrechnung mit der Schweiz bei Leitweg "Bayern") - nicht die schw. Postverwaltung. Mit diesem Betrag stand der Brief dann auch in der Abrechnungskarte. Ob die Schweiz überhaupt systematisch nachgewogen hat, wage ich zu bezweifeln.
    Erst im Empfängerpostamt wäre ein eventuelles Übergewicht vielleicht aufgefallen. Das wäre dann bei einem Frankobrief recht aufwendig in der Behandlung gewesen. Ich kenne keinen solchen Fall.
    Eine Veranlassung (auch nach dem Schriftbild und der Tinte) einen der anderen Vermerke auf der Vorderseite der Schweiz zu zuordnen sehe ich nicht
    Zur Progressionsproblematik: In den 1852er Postverträgen D-CH einigte man sich 15g mit 1/30 des Zollpfundes (Loth) gleichzusetzen, sprich auf pingeliges Nachwiegen zu verzichten. Damit ist diese Diskussion auf den Bereich Russland - Preussen (Progression bei ??) einzuschränken.
    So viel ich mich erinnere, kassierte doch die Eingangspostverwaltung im DÖPV (hier Preußen) bei den Frankobriefen. So wie ich die Preußen kenne, hatten diese keine Probleme 10 Sgr zu kassieren und davon nur 6 Kr an Bayern / Schweiz zu vergüten.
    LG
    Rudolfo


    1873_DR-CH.pdf

    Es ist zwar schon die Zeit des deutschen Reiches, aber der Postvertrag mit der Schweiz gültig zum 1.9.1868 ist immer noch gültig. Meinen Text hierzu findet ihr in der PDF Datei. Korrekturen und Ergänzungen sind immer herzlich willkommen.
    Auch hier ein unscheinbar wirkender Brief - aber vermutlich auch nicht allzu häufig zu finden.
    LG
    Rudolfo



    weiter nördlich sind deutsche Portobriefe nach dem 1.9.1868 in die Schweiz auch eher selten.
    LG
    Rudolfo
    P.S. Bei meinem Sammelgebiet würde ich mir eine Überschrift "Incoming Mail Schweiz" wünschen. Was meint ihr, verwirrt eine solche Systematik?




    Zensur am Gotthardt im März 1800?

    Liebe Freunde der Postgeschichte,
    der Vermerk „Auf dem Gotthardtberg / eröffnet worden“ auf der Rückseite eines Briefes vom 26.3.1800 von Intra (Sardinien - Piemont) nach Basel (Schweiz) macht mich neugierig. Zwei verschiedene Siegel auf der Rückseite des Briefes, die ich leider nicht zuordnen kann, bestätigen die Brieföffnung. Ich habe in einem angefügten PDF Dokument einige Infos aufgeführt und bitte um euere Hilfe bei der Beantwortung einige Fragen:
    Gab es eine Zensur am Gotthardt in 1799/1800?
    Kann jemand die Siegel zuordnen?
    Kann jemand die Taxen und den Leitweg genauer erklären?
    LG
    Rudolf
    P.S. Bei den Tücken der Technik müsst ihr euch die beiden Briefabbildungen als in das PDF - Dokument eingefügt vorstellen
    Brief 3052.pdf