Beiträge von laterarius

    Spannender Brief! Johann Anton Ziegler hielt sich in den Jahren um 1859 überwiegend in seinem Herrenhaus in Friedrichshütten auf. Die meisten Geschäftsbriefe wurden nach Kreuzhütten geschickt, d.h. nicht unbedingt an ihn persönlich, die privaten eher nach Friedrichshütten. In diesem Fall wird es sich aber vermutlich um einen Geschäftsbrief handeln. Sollten die Chargé-Briefe ihm möglichst persönlich in Friedrichshütten ausgehändigt werden? Immer scheint dies allerdings nicht der Fall gewesen zu sein. "Postgeschichte-Kemser" zeigte bereits ein etwas früheres Gegenbeispiel. Ein Familienmitglied (einer seiner zahlreichen Söhne) weilte in den 50er-Jahren immer in Kreuzhütten. Ist der Faltbrief komplett?

    Neben dem erwähnten "googelbaren" Landkartenblatt kann ich als Literatur grundsätzlich folgendes zweisprachige Buch empfehlen: Z. Procházka, Glasindustrie im Böhmischen Wald. Tauser und Tachauer Land, 3. Aufl. Domazlice (Taus) 2009. Folgende Beiträge zu den Ziegler'schen Glashütten sind von besonderem Interesse: Stankau (S. 63-72), Sophienhütte (S. 88-94), Wittuna (S. 138-140) (alles Andreas Ziegler); Kreuzhütte (S. 77-83), Friedrichshütte (S. 85-87), Haselbach (S. 98-123) (alles Johann Anton Ziegler); Franzbrunnhütte etc. (S. 142-149) (Wolfgang Ziegler, Vater von Andreas und Johann Anton). Alle Beiträge sind mit Karten und Abbildungen versehen. Dieses Buch ist das heute wohl wichtigste zu diesem Thema.
    Die Glashütte von Deffernik (bei Böhmisch Eisenstein) des Johann Anton Ziegler, in der sein Sohn Paul Ziegler wirkte, liegt außerhalb des behandelten Raumes.

    wahrscheinlich von einer Glashütte (Kreuzhütte) in eine andere Glashütte
    (Deffernik) an Herrn Paul Ziegler, lief dieser Brief, leider ohne Inhalt) von
    Klentsch über Schüttenhofen nach Deffernik.

    Diese Handschrift kenne ich bestens, es ist die von Johann Anton Ziegler. Ich besitze - weil in der Familie erhalten geblieben - eine Textseite (also nicht den kompletten Faltbrief), die allerdings früher geschrieben wurde: am ? Septemb. 1857. Der Brief, den der Vater an seinen Sohn Paul schrieb, hat familiären Charakter. Dies dürfte auch auf deinen zutreffen; denn die Geschäftsbriefe wurden immer von Schreibern geschrieben. Dies trifft auch auf die Anschrift zu.

    Vielen Dank! Schönes "Futter" und großartig, dass ich gleich auch den für die Geschäftsbriefe typischen Briefinhalt mitgeliefert bekomme. Ein Mosaikstein fügt sich zum anderen und viele solcher Steinchen geben irgendwann ein abgerundetes Bild. Ich teile deine Vermutung, dass Taus dazu geschrieben wurde, weil Klentsch zumindest dem Absender in Ungarn nicht bekannt gewesen sein dürfte. Klentsch war und ist eine winzige Gebietskörperschaft.
    Beste Grüße
    Laterarius

    Es ist nicht meine Absicht, so viele Briefe wie möglich "zurückzukaufen". Mich interessieren vor allem die familien- und firmengeschichtlich intessantesten Briefe. Besonderes Augenmerk lege ich auf Geschäftsbriefe, die von Glashütte zu Glashütte verschickt wurden, also im Wesentlichen innerhalb der Familie: Erlangen (Fischer) - Kreuzhütte, Deffernik - Kreuzhütte, Kreuzhütte - Firmenniederlassung in Wien, Nürschan - Friedrichshütte etc. etc. In diesem Zusammenhang erhoffe ich auch irgendwann Hilfe von Forums-Mitgliedern :) ; denn mich interessieren vor allem die Schreiben selbst.
    Vielleicht interessiert es euch, dass die Ziegler-Briefe bereits Eingang in die gedruckte Literatur gefunden haben. Josef Blau zitiert in seinem Buch "Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald in Volkskunde und Kulturgeschichte", Kallmünz 1954 (ND) Grafenau 1983 auf S. 22f. die nicht publizierte Vierzigmann-Chronik eines Urenkels von Johann Anton Ziegler, Dr. Adolf Vierzigmann. Er beschreibt den Dachboden des Ziegler'schen Herrenhauses in Friedrichshütte u.a. mit folgenden Worten: "Das Interessanteste aber für uns Kinder waren große Kisten, angefüllt mit alten blauen Geschäftsbriefen der Glasfirma aus den Jahren 1840 - 1865, auf denen ganze Briefmarkenreihen, Kirchenstaat, Thurn und Taxis, Parma, Modena, Lombardei, Österreich, Bayern, Sachsen, Preußen, Hamburg klebten. Wir fragten nicht lange, wir plünderten...".

    Im Laufe der Zeit erwarb ich mehrere Briefe, die von Kreuzhütte nach Bayern (genauer gesagt, nach Fürth) verschickt wurden. Einige weisen die Unterschrift des Johann Anton Ziegler auf. Ansonsten Fehlanzeige. Das hängt allerdings nicht zuletzt mit der Überlieferungswahrscheinlichkeit in meiner Familie zusammen; denn die eingegangenen Auslandsbriefe blieben wohl aufgrund ihrer Ausgefallenheit größtenteils im Familienbesitz, der Rest wurde offenbar irgendwann (aus meiner Sicht leider :thumbdown: , aus eurer Sicht glücklicherweise) "versilbert". Von mir "zurückgekauft" wurden fast nur bayrische und österreichische Briefe nach Kreuzhütte. Auslandsbriefe mögen in einem "Copirbuch" aus den Jahren 1870 bis 1872 zu finden sein. Dieses enthält etwa 400 schwer zu entziffernde Briefe, die Paul Ziegler allerdings überwiegend von Pilsen aus schrieb. Ich konnte mich noch nicht dazu durchringen, sie zu transkribieren.

    Solche Wilkommensgrüße freuen natürlich.
    Ob ich Korrespondenz nach Kreuzhütte aus anderen Ländern als Bayern und Österreich kenne oder habe? Ich kenne einen weiteren Brief aus Russland, den ich aber nicht besitze. Ebenso kenne ich einen Brief von Krupp in Essen nach Kreuzhütte, besitze ihn aber auch nicht. Diverse Briefe existieren aus italienischen Staaten nach Kreuzhütte: Toscana 1854 und 1855, Parma 1852, 1854 und 1855, Modena 1855, Kirchenstaat 1854 und 1856 sowie natürlich aus der damals noch österreichischen Lombardei. Aus Originalaufzeichnungen der Zeit weiß ich, dass es u.a. sogar Geschäftskontakte bis nach New York gab. Briefe dazu kenne ich freilich keine. Geschäfte mit dem Zarenreich wurden offenbar recht häufig abgewickelt. Denn mein Urgroßvater August Ziegler (Sohn des Johann Anton Ziegler und jüngerer Bruder des Paul Ziegler) war in jungen Jahren geschäftlich sogar persönlich in Odessa.
    Wie ich sehe, besitzen diverse Sammlerfreunde Briefe, die von der Spiegelfabrik in Erlangen nach Kreuzhütte geschickt wurden. Die Familie Fischer in Erlangen war mit Johann Anton Ziegler verwandtschaftlich, wie schon erwähnt, eng verbunden. Nicht nur Johann Anton Ziegler heiratete eine Fischer-Tochter (sie war damals erst 15 Jahre jung). Auch sein Sohn Paul heiratete eine aus der nächsten Generation - eine Cousine also. Die Geschäftsinteressen wogen schwerer als damals noch vorhandene konfessionelle Hürden; denn die Fischers waren evangelisch, die Zieglers katholisch.
    Auch ein Brief an Andreas Ziegler nach Sophienhütte ist vorhanden. Großartig!

    Hallo Kreuzhütten-Fans,
    hoffentlich enttäusche ich euch nicht; denn meine Kenntnisse im Bereich der Philatelie sind eher marginal. Auf einschlägige Fragen will ich gerne antworten oder auch Kommentare zu bereits geäßerten Positionen abgeben. So durchforstete ich meine zahlreichen Briefe, die an Johann Anton Ziegler in Kreuzhütte adressiert sind. Die von Maunzerle aufgestellte These erhärtet sich aus meiner Sicht. Denn wahrscheinlich alle meine Briefe aus Bayern zeigen den Stempel von Waldmünchen. Die vielen Briefe aus Österreich und italienischen Staaten zeigen hingegen den Stempel Klentsch.
    Mein Hauptinteresse gilt der Familien- und Firmengeschichte. Bemerkenswert ist schon der Aufstieg des Unternehmens, der maßgeblich von familiären Beziehungen nach Erlangen beeinflusst war; denn mein Ururgroßvater Johann Anton Ziegler heiratete eine Tochter des Erlanger Spiegelfabrikanten Johann Jakob Zephanias Fischer. Etc., etc. Eure und meine Firmenbriefe, die gelegentlich sogar private Informationen preisgeben, verdienen aus wirtschaftsgeschichtlicher Sicht v.a. im Hinblick auf Kundenkontakte unsere besondere Aufmerksankeit. Viele Briefe wurden auch firmenintern verschickt, z.B. von Kreuzhütte oder Deffernik zur Firmenniederlassung in Wien oder umgekehrt. Selten sind m.E. Briefe, die nach Friedrichshütte geschickt wurden. Meine beziehen sich inhaltlich alle nicht auf die Glashütten, sondern die Ziegler'schen Kohlegruben im Pilsner Becken.
    So häufig Briefe an Johann Anton Ziegler angeboten werden, so selten erscheinen solche im Handel , die an seine ebenfalls "gläsernen" Verwandten gerichtet sind. Gemeint sind v.a. sein Bruder Andreas Ziegler (Sophienhütte) und sein Vetter Peter Ziegler (Elisenthal u. Gerlhütte).

    Über eure bemerkenswerte Diskussion stolperte ich eher zufällig beim Surfen im Internet. Da ich als "Spezialist" für das Thema Kreuzhütte, Friedrichshütte, Deffernik etc. gerne mitdiskutieren würde, ließ ich mich anmelden, obgleich mein philatelistisches Interesse weitgehend auf dieses enge Gebiet fokusiert ist. Der Grund: Ich bin ein Ururenkel jenes immer wieder erwähnten Johann Anton Ziegler, Spiegel- und Glasfabrikant u.a. in den genannten böhmischen Glashütten. Da mein familiengeschichtliches Interesse durchaus ausgeprägt ist, sammle ich schon seit vielen Jahren Material zu meinen "gläsernen" Altvorderen. Ich besitze u.a. hunderte Briefe von uns an Johann Anton Ziegler, an die hundert sind komplette Faltbriefe mit Briefmarken, Stempeln etc. Mich persönlich interessieren vor allem die Inhalte der Schreiben. Gedrucktes zu diesen Glashütten gibt es zwar, die meisten Abhandlungen wimmeln allerdings von Fehlern.