Beiträge von Zockerpeppi

    Auf der Suche nach etwas deutschem, bin ich über folgenden Brief gestolpert. Und ehe er in Vergessenheit gerät :

    Faltbrief des Comptoir national d’Escompte de Paris. Abgestempelt in Paris am 1 sept 1849 nach Grenoble. Ankunftsstempel von Grenoble vom 3 sept 49 auf dem Verso. Frankiert mit 2x 20cts Ceres Marken gemäß Portostufe vom 1.1.1849 für Briefe von7.5 – 15gr. Die beiden Marken wurden mit einem losange grillé entwertet, Stempeltype die 1849 eingeführt wurde.

    Einige Angaben betreff dem Absender:

    Der Comptoir nationale d’escompte de Paris wurde am 10.3.1848 in Paris gegründet. Die Gründungsväter waren Antoine Laurent Pagnerre, Hippolyte Biesta, Louis Hachette, die Brüder Firmin-Didot, Alponse Pinard (der erste Direktor). Niederlassung ab 1852 in der rue Bergère. Eine erste Namenänderung erfolgt 1853. Ab da nur noch Comptoir d’escompte de Paris, da die Comptoirs privatisiert wurden. Die Geschäfte laufen gut, die Bank kann expandieren und gründet Zweigstellen in China-Indien-Japan-Ägypten-Großbritannien. 1889 treten Schwierigkeiten auf. Der Comptoir gerät in Schieflage wegen fehlgeschlagenen Spekulationen des damaligen Direktors. Der Direktor nimmt sich am 5 März das Leben. Am 7 März gibt es einen ‚RUN‘ auf die Schalter. Die Kronik besagt dass es eine Warteschlange von 300 Metern gab, mehr als 300 Leute sollen vor der Bank gewartet haben. Verluste 80 Millionen francs. Die Bank wird im folgedessen aufgelöst. Aber nicht für lange, Neustart am 2 Mai mit neuen Geldern hauptsächlich der Banque de France, wieder unter dem Namen Comptoir nationale d’escompte de Paris kurz CNEP. Dieser Name blieb bestehen bis 1966. Der CNEP und die BNCI Banque nationale pour le commerce et de l’instustrie taten sich zusammen. Aus Fusion entstand die BNP Banque nationale de Paris

    Quelle: Banquiers d'avenir, des comptoirs d'escompte à la naissance de BNP Paribas. Albin Michel , 2000

    @ Magdeburger

    der Wortlauf bedeutet 'confirmation de decoration'. Das darunter stehende Wort kann ich nun leider nicht lesen. Vielleicht gibt der Inhalt ( falls es einen gibt) einen Hinweis betreff der Art der Auszeichnung bzw des erhaltenen Ordens.
    Der Name dürfte Koeppe sein. Desweiteren lese ich de dieu très mérité . Bei dem Wort hinter Ministre bin ich mir unschlüssig: 'parole' was allerdings gar keinen Sinn ergäbe

    Es fällt mir nicht leicht diesen Beleg auf Deutsch zu erklären und hoffe es kommt halbwegs verständlich rüber

    Dieser mit 10 Pfg frankierte Brief wurde am 4.10.78 in Berlin S.W abgestempelt, Zielort Luxemburg. Ankunftsstempel in Luxemburg vom 5/10/78 auf der Rückseite. Das exakte Porto betrug aber seit dem UPU Vertrag 20 Pfg bzw 25 centimes. Laut diesem Vertrag kamen 20 Pfg =25 centimes gleich, 10 Pfg = 10 centimes.

    Der Brief war somit unterfrankiert. Der Fehlbetrag wurde auf 15 centimes (Mitte) berechnet. In Luxemburg galt bei unzureichend frankierten Briefen eine Nachgebühr: Fehlporto x2. In unserem Falle 15x2 = 30 (links). Es gibt noch so manch blauen Vermerk den ich nicht deuten kann.

    Die Internationale Bank in Luxemburg hat die Annahme wegen ungenügender Frankatur verweigert. Somit war der Brief unzustellbar und wurde mit dem REBUT Stempel versehen und ging nach Prüfung zurück nach Berlin.

    Auf dem Verso befinden sich noch mehrere A Auslieferungsstempel

    @ Baldersbrynd

    wir haben das Forum fast für uns allein ..... denn sie verweilen ja (fast) alle in Sifi . Deine Belege finde ich allererste Sahne !
    Einfach schön , danke fürs zeigen

    Ich würde gerne mitmachen, wenn auch ganz bescheiden. Denn es gibt nicht viele deutsche Belege in meiner Sammlung :

    Faltbrief ohne Inhalt vom königlichen Amstgericht in Medebach nach Luxemburg an die Bodencreditanstalt Luxemburg. Abgestempelt am 27.11.1884. Ankunft in Luxemburg am 29.11. Frankiert à 20Pfg ( 2x 10) . Meine Notizen betreff der Portobeschreibung sind unvollständig. Aber das beherrscht ihr eh besser als ich

    Brief von der Banque Internationale à Luxembourg succursale de Metz nach Châlon sur Saône in Frankreich.

    Frankiert mit 45 c (20c + 25c Ceres Marke) . Das heutige Gewicht 2 Gramm. Die 20c Marke ist in Metz abgestempelt am 19.10.71. Die 25c Marke wurde in Paris mit einem Sternenstempel in blau (also Hauptpostamt) entwertet. Auf der Rückseite befinden sich 3 Stempel, leider nicht mehr vollständig denn die Siegelmarke wurde entfernt: Paris 20oct in blau / kleiner Zweikreis (petit français) Paris a Lyon 20 oct in schwarz.

    Was das Porto angeht bin ich nun etwas überfragt. Literatur besitzte ich in diesem Falle keine obwohl meine Bibliothek recht gut bestückt ist. Deshalb gibt es ja Foren und nette Kollegen die ihr Wissen gerne weitergeben. Das französische Inlandporto betrug ab dem 1.9.1871 25c für frankiert Briefe, dies würde die 25c Marke erklären?!?

    Die BIL Metz wurde am 14 August 1871 gegründet. Die Bank übernahm die Geschäfte des Comptoir d’Escompte de Metz.

    genau dieses Zeichen für die höhere Gewichtsstufe ( vermeintliche 8 welche keine ist) hat mich bei einem anderen Beleg zur Verzweiflung gebracht. Meine 'Zwillingsbriefe' zeige ich später einmal . Die sind echt interessant.

    ich arbeite gerade die Geschichte der heutigen BNP Paribas auf. Nicht leicht !

    Tschü

    Da das Mitteilungsblatt der ARGE Belux bei den Mitgliedern eingegangen ist, kann ich auch meinen Belgienbrief zeigen !

    Der Luxemburger Bankenplatz wurde seit jeher von internationalen Investoren beeinflusst. So auch im Falle der großherzoglich-luxemburgischen Nationalbank – Banque Nationale du Grand-Duché de Luxembourg (1873-1881). Bei der Gründung der BNL im Jahre 1873 floss überwiegend belgisches Kapital in die Bank.

    Einer der Investoren von 1873 war Baron Constantin de Caters, Bankier aus Antwerpen. Er zeichnete 200 Aktien zu je 500 Franken. Es galt nun einen treffenden Beleg zu finden. Anfänglich führten alle meine Recherchen ins Leere. Eine flämische Webseite (heute nicht mehr auffindbar) gab einen wichtigen Hinweis. Scheinbar hatte Constantin de Caters (1811-1884) selbst keine eigene Bank, sondern war für die Bank C.J.M de Wolf tätig. De Wolf war ein Familien Mitglied, aller Wahrscheinlichkeit nach der Großvater. Welchen Posten de Caters in der Bank innehatte, konnte ich nicht klären. Auch ist unklar, ob er mit privatem oder Firmenkapital bei der BNL eingestiegen ist. Der Bruder Ernest de Caters (1815-1876) hat eine Bank in eigenem Namen in Paris geleitet. Hier nun ein Brief der Bank C.J.M De Wolf an die Bank Ernest de Caters in Paris.

    Die Philatelistischen Aspekte

    Auf der Vorderseite finden wir einen Zweikreis Datumsstempel von Antwerpen vom 10. Oktober 68. Frankiert wurde der Beleg mit 30c gemäß Postvertrag Belgien/Frankreich vom 27.2.1865. Die Portostufe trat ab dem 1.1.1866 in Kraft. Entwertet wurden die Marken mit einem Punktstempel mit der Nummer 12 von Antwerpen. Diese Stempeltype war ab dem 15 April 1864 im Einsatz und ersetzte die Linienstempel (Postinstruktion n° 49 vom 4 April 1864). Zusätzlich finden wir noch den Grenzübergangsstempel 5 BELG. 5 Valenciennes * vom 11. Oktober 68 in Blau abgeschlagen.

    Auf der Rückseite befindet sich der Bahnpoststempel * FRANCE * MIDI 1 vom 10. Oktober 68. Der Beleg wurde ab Brüssel auf der Bahnstrecke „Midi“ über Mons befördert und ging nahe Valenciennes über die französische Grenze.

    Meine Quellen (recht viele für einen einzelnen Brief):

    E&M. Deneumostier, Tarifs postaux internationaux 1849-1875 / Louis Hanciau, La poste belge et ses diverses marques postales de 1814-1914 / James van der Linden, Postvertragsstempel / Jutta Jaans-Hoche, Banque Nationale du G-D-Luxembourg 1873-1881, eine Episode in der luxemburgischen Währungsgeschichte

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Gare_de_Bruxelles-Midi

    http://www.legilux.public.lu/leg/a/archives…html#1873A0217A

    Bei Bayern kann ich leider nicht mithalten. Deshalb ein Nachschlag in Sachen Portugal

    Briefumschlag Lissabon - Paris, abgestempelt am 10.12.1859 frankiert mit 50 Reis. Handschriftlich wurde eine Taxe von 30 vermerkt und oben links eine vermeintliche 8. Auf der Rückseite folgende Stempel: Lisboa -Badajoz (11.12) - Bordeaux (16.12.) - Paris (17.12). Den Grenzübergangsstempel in rot auf der Vorderseite kann man u.a durch den Tintenkleks nur schwer deuten. Ich habe es mit dem Mikroskop versucht, sieht nach Portugal/Bayonne aus.


    Die Portodeutung macht mir echt Schwierigkeiten. Alle erhaltenen Hinweise hauten irgendwie nicht hin. Was ich bis jetzt auf eigene Faust heraus gefunden habe:

    Scheinbar mussten zu diesem Zeitpunkt Briefe bis zur portugiesischen Grenze vom Absender frankiert werden. Das Inlandsporto vom 1.7.1853 betrug 25 Reis bis 3 oitavas. Je 2 weitere oitavas wurden mit 25 Reis berechnet. Da höhere Gewichtsklasse wurde der Brief mit 50 Reis frankiert. Im französischen Grenzübergangsbüro wurde der Brief mit 30 decimes taxiert (3 Franken). Gemäß einer Vereinbarung vom 1.4.1856 für den Landweg über Spanien wurden Briefe aus Portugal mit 1.50Fr bis 7,5gr taxiert. Doppeltes Porto für die höhere Gewichtsstufe bis 15gr macht also 3 fr. Der Brief muss also 4 oitavas gewogen haben um mit der französischen Gewichtsklasse überein zustimmen.

    1 oitava = 3,586 gr , 1 Franken = 165 Reis,

    Leider konnte ich nur einen Postvertrag von 1844 finden. Es muss laut meiner Quelle aber einige Änderungen gegeben haben. Diese Quelle hat mich noch nie enttäuscht. Alle Angaben ergaben sich bis jetzt immer als richtig.

    Meine Quelle: http://jean-louis.bourgouin.pagesperso-orange.fr/index.htm


    Einige Angaben betreff den Empfänger: Adrien Delahante (1815-1884). Er war Bankier und hatte seinerzeit in so manchem Vorstand gesessen. 1869 gründete er mit 2 anderen gewichtigen französischen Finanziers die Banque de Paris in der rue d’Antin nr 3. Kapital 25m Francs. Um sich aber besser gegen die Rothschilds behaupten zu können tat sich die Bank mit der Banque de Crédit et de Dépôt des Pays-Bas zusammen. Durch Fusion entstand im Januar 1872 die Banque de Paris et des Pays Bas (Paribas) mit einem Kapital von 125m Francs. Wert der Aktie 500 Fr. Adriens Anteil belief sich auf 1000 Aktien.

    Quellen : Les patrons du second empire, Banquiers et Financiers parisiens. Nicolas Stoskopf / Paribas l’Europe et le monde, 1872-1992, Eric Bussière

    Fehlt noch ein Luxemburg Brief

    Faltbrief aus Metz nach Luxemburg. Abgestempelt am 13/8/71 Vormittags 11-12. Frankiert à 15c. Ankunftsstempel Luxembourg vom selben Tag 8S (soir). Absender Simon Louis Frères Metz. Empfänger Léon de la Fontaine. Es ist ein Mahnungsbescheid. Eine Rechnung vom April ward noch nicht bezahlt. Die de la Fontaine sind eine sehr bekannt Luxemburger Familie. Von Léon besitzte ich nun leider kein Bild, vom Bruder und Vater schon.

    Aber konzentrieren wir uns auf Léon: 1819-1892

    Er studierte Rechtwissenschaften und war als Rechtsanwalt bei Gericht tätig. In der Regierung von Baron Tornaco hatte er zwischen dem 3 Dezember 1866 und dem 18 Juni 1867 das Resort Justiz und Finanzen inne. Im Jahre 1851 heiratete er Joséphine Collart, Tochter vom maître des forges‚ Charles Joseph Collart (noch so eine renommierte Luxemburger Familie). Léon verstarb am 5.2.1892, seine Frau am 2.9 1893. Privat hat er sich der Botanik verschrieben ins besondere der Farne. Seit 1839 war er Mitglied des Corps Hanseatia Heidelberg. Veröffentlichungen: Polypodium aculeatum, Linné, Notiz zu Asplenium germanicum

    P.S falsche Stelle der Thread geht ja nach Bayern. Sorry