Beiträge von Italienfreund

    Hallo preussen-fan,

    einen Regierungsbezirk Sachsen-Anhalt gab es zu keiner Zeit.
    Allstedt war zur Zeit des Briefes eine Exklave des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Einsenach, umgeben von preußischem Gebiet (Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen). Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gehörte zwar zum Postbezirk Thurn und Taxis. Es ist aber durchaus möglich, dass in Allstedt die preußische Post tägig war.

    Beste Grüße
    Jürgen

    Liebe Sammlerfreunde,

    wieder einmal ein Hinweis zur historischen Korrektheit: Schkeuditz gehörte seit 1815 zu Preußen (Regierungsbezirk und Kreis Merseburg). Daher werden die Zuwendungen sicherlich für verwundete preußische Soldaten bestimmt gewesen sein.

    Beste Grüße

    Jürgen

    Lieber VorphilaBayern,

    nur ein Hinweis: als der Brief geschrieben wurde, war Hildburghausen noch die Haupt- und Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen. Es kam erst 1826 zum Herzogtum Sachsen-Meiningen.

    Postalisch ist das sicherlich ohne Relevanz (in beiden Fällen sicherlich Thurn und Taxis), aber für das bayerische Selbstverständnis ist es äußerst bedeutsam: wurde doch die Hochzeit einer Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen mit dem Kronprinzen von Bayern auf der Theresienwiese gefeiert - mit Nachwirkungen bis auf den heutigen Tag. Einem Preußen sei dieser Hinweis gestattet!

    Beste Grüße

    Italienfreund Jürgen

    Hallo Christian,

    Dein Brief vom 17. März 1859 aus Genua nach Luzern fällt in die Gültigkeit des Postvertrages Sardinien - Schweiz vom 21.10.1850 (in Kraft ab 01.04.1851). Danach war es freigestellt, ob der Absender oder der Empfänger die Briefgebühr von 40 Cent. (= 40 Rappen) je 7 1/2 g bezahlte. Entsprechend ist Dein Brief als Portobrief mit 40 Rappen taxiert, die der Adressat in Luzern zu bezahlen hatte. Kreuzer spielten in diesem Fall überhaupt keine Rolle.
    Wie die beiden Postverwaltungen miteinander die eingenommenen Postgebühren verrechneten, habe ich noch nicht herausbekommen. Bei den Briefgebühren nehme ich an, dass es halbscheidig geschah (???). Mir liegen zwar die Texte sowohl des Postvertrages als auch des zugehörigen Reglements vor, allerdings in französicher Sprache, die ich nicht beherrsche.
    Warum die zu erwartenden Schiffspoststempel nicht abgeschlagen wurden. weiß ich nicht. Von 1848 bis 1878 gab es insgesamt 8 verschiedene Stempel VERBANO, davon 7 Zweikreisstempel.

    Mit freundlichen Sammlergrüßen

    Jürgen

    Hallo Ulf,

    mir fällt auf, dass sich bei einigen Stempeln zwischen Tag und Monat ein Schrägstrich befindet, bei anderen nicht. Ist das Zufall oder sind das unterschiedliche Stempeltypen?

    Beste Grüße aus Merseburg nach Köthen

    Jürgen

    Hallo Leitwege,

    ich glaube nicht, dass der Brief über Mailand gelaufen ist. Ich halte Chur - San Bernardino Pass - Bellinzona - Magadino - Schiffspost auf dem Lago Maggiore (Verbano) - Arona - Genua für wahrscheinlicher.

    Beste Grüße

    Jürgen

    Hallo,

    im Anhang einige Informationen zu Gebühren und Währungen im Zusammenhang mit dem Österreichisch-Italienischen Postverein (ÖIPV). Sie stammen aus einem Vortrag, den M. Amplatz 2066 in Sindelfingen gehalten hat. Da das Königreich beider Sizilien nie zu diesem Postverein gehört hat, ist es auch nicht aufgeführt.

    Der Brief stammt aber noch aus der Zeit davor, denn der Postvertrag Österreich - Kirchenstaat trat erst am 01. Oktober 1852 in Kraft. Er konnte nur bis zur Grenze Lombardei - Kirchenstaat frankiert werden, mit 30 Cent. für die zweite Entfernungszone (75 - 150 km, besser 10 - 15 Meilen). Den Rest musster der Empfänger in Neapel bezahlen, das könnten dann je 5 Grana für den Transit durch den Kirchenstaat und von der Grenze bis Neapel sein. Da bin ich mir aber nicht sicher, da ich mich mit dem Zeitraum vor 1861 nicht näher beschäftige.

    Beste Grüße

    Jürgen

    Liebe Sammlerfreunde,

    Briefe französischer Kriegsgefangener ins Ausland wurden offensichtlich hier noch nicht vorgestellt. Im Anhang zeige ich einen Brief vom 27. Januar 1871 aus Merseburg (preußische Provinz Sachsen) nach Lausanne in der Schweiz. Der Zusammenhang zum Thema ergibt sich aus der Siegelseite. Absender des Briefes ist ein Hauptmann M. Briatte, Kriegsgefangener in Merseburg (interpretiere ich seine Einheit als "Jäger zu Fuß" richtig ? - meine Kenntnisse des Französischen tendieren gegen Null). Außerdem befindet sich auf der Siegelseite noch ein Stempel einer ERSATZ ESCADRON eines III. Regiments, die wahrscheinlich für die Bewachung der Kriegsgefangenen in Merseburg zuständig war.

    Empfänger des Trauerbriefes in Lausanne war ein Herr Briatte, bei der Namensgleichheit offensichtlich ein Verwandter des gefangenen Hauptmanns. Bei Wikipedia habe ich dazu Folgendes gefunden: Francois Briatte (1805 - 1877) war ein bedeutender Schweizer Politiker in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er stammte aus einer französischen Familie (!). Zunächst war er Mitglied der Regierung des Kantons Waadt, dann Mitglied des Ständerates, der 2. Kammer des Schweizer Parlaments. 1848/1850 war er der zweite Präsident des Ständerates. Insgesamt übte er dieses Amt viermal aus, so oft, wie kein anderer Schweizer Politiker.

    Abschließend noch eine Frage zur Frankatur des Briefes. Meiner Meinung nach hätten 2 Groschen gereicht?

    Beste Grüße aus Merseburg

    Jürgen

    Hallo Leitwege, hallo bayern klassisch

    Bei den Währungen muss man Folgendes beachten: bis Oktober 1858 gab es die italienische Lira (für das Königreich Sardinien und die Herzogtümer Modena und Parma) und die österreichische oder Mailänder Lira (für das Königreich Lombardei-Venetien). Beide waren in 100 Centesimi unterteilt, aber nicht gleichwertig - 100 Centesimi ital. = 87 Censesimi austriaci. Ab 1.11.1858 war es in Lombardei Venetien 1 Florin (Gulden) = 100 Soldi (Neukreuzer) mit der Parität 100 Cent. ital. = 40 Soldi.

    Hallo Leitwege,

    damit keine falschen Schlussfolgerungen bezüglich geografischer Kenntnisse gezogen werden: Dein schöner Brief hat die Insel Sizilien nie gesehen. Dazu ein kurzer Ausflug in die Geschichte. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde das Königreich beider Sizilien gebildet, aus zwei gleichnamigen, bis dahin nur in Personalunion verbundenen Königreichen - dem regno Sicilia ulteriore (im wesentlichen die Insel Sizilien) und dem regno Sicilia inferiore (auf dem süditalienischen Festland, danach meist als Königreich Neapel bezeichnet). Beide Landesteile hatten ein eigenständiges Postwesen und gaben eigene Briefmarken heraus

    Beste Grüße

    Jürgen

    Liebe Sammlerfreunde,

    zum Schluss dieser keinen Serie ein weiterer Brief, zu dem ich dringend Hilfe benötige. Seine postalische Behandlung ist mir unverständlich.

    Der Brief wurde am 24. April 1864 in Turin aufgegeben. Er ist an einen Lederfabrikanten in Offenbach am Main (Großherzogtum Hessen, Thurn und Taxis Post) adressiert. Er ist wie die beiden ersten hier gezeigten Briefe nur mit einer 40 Cent.-Marke frankiert, daher befinden sich auf ihm die Stempel FRANCOBOLLO / INSUFFICIENT und "Sopravanzo di tassa italiana" mit der handschriftlichen "20", was für die Beförderung durch die Schweiz ausreichend war. Es fehlt aber die Angabe der für Deutschland fehlenden 9 Kr.. Dafür befindet sich ein großer diagonaler Rötelstrich auf dem Brief sowie mit blauer Tinte ein nahezu senkrechter Strich - eine "1"? Warum war der Brief in Deutschland gebührenfrei? Falls eine "1" vermerkt ist, handelt es sich dabei um Bestellgeld?

    Bezüglich seiner Stempel ist der Brief äußerst interessant. Die Entwertung der Marke erfolgte mit einem stummen Rautenstempel. Am rechten Rand des Briefes befindet sich ein kleiner Kreisstempel TORINO. Es handelt sich um einen Abschlag einer Pearson-Hill-Stempelmaschine. Eine solche wurde in Turin im Frühjahr 1864 für kurze Zeit versuchsweise eingesetzt, aber fast ausschließlich auf ankommender Post. Die Verwendung als Aufgabestempel ist extrem selten.

    Auf der Siegelseite befinden sich 5 Stempel, von denen allerdings keiner eine Beförderung des Briefes über einen See belegt. Es handelt sich um zwei Bahnpoststempel (AMBUL. DA TORINO A MILANO und der bekannte CHUR - ST.GALLEN), einen großen Kreisstempel FRANKFURT und einen etwas kleineren OFFENBACH. Links unten befindet sich ein weiterer leider sehr unsauber abgeschlagener Stempel, der aber eindeutig schweizerischer Herkunft ist. Es könnte sich eventuell um BASEL BAHNHOF handeln.

    Ich hoffe auf eine hilfreiche Diskussion.

    Freundliche Grüße

    Jürgen

    Liebe Sammlerfreunde,

    heute ein weiterer, nach meiner Meinung äußerst interessanter Brief, der die unterschiedliche Gewichtsprogression in Italien (je 10 g) bzw. in der Schweiz und im DÖPV (je Loth) belegt: vom 16. April 1866 aus Florenz nach Preußen (Barmen). Die verklebten 60 Cent. (je eine Marke zu 40 Cent. und zu 20 Cent.) waren nicht ausreichend (verwischter Rahmenstempel FRANCOBOLLO / INSUFFICIENTE), der Brief wog mehr als 10 g (handschriftlich "2" links oben). Die italienische Post beanspruchte daher 40 Cent. für sich. Die verbleibenden 20 Cent. waren aber für die Beförderung durch die Schweiz ausreichend, da der Brief offensichtlich weniger als ein Loth wog. Die schweizerische Post notierte daher für den DÖPV nur einen Fehlbetrag von "9" Kr., den die württembergische Post in "3" Sgr. reduzierte.

    Der Beförderungsweg entspricht weitgehend dem des gestern gezeigten Briefes, also wieder über den Comer See, den Splügen Pass, den Bodensee und durch Württemberg.

    Viele Grüße

    Jürgen

    Hallo bayern klassisch und Leitwege,

    besten Dank für die Hinweise zur Beförderung des Briefes über den Bodensee.

    Dann soll heute gleich ein sehr ähnlicher "Zweiseen"-Brief folgen. aus Geneua (1. Februar 1867) nach Preußen (Ronsdorf bei Elberfeld, heute Stadtteil von Wuppertal). Auf dem Brief befindet sich ebenfalls nur eine 40 Cent.-Marke statt der erforderlichen 60 Cent., daher der gleiche Hinweis- und Verrechnungsstempel.

    Der Brief wurde mit der Eisenbahn von Genua zunächst nach Mailand, dann nach Como befördert. Weiter ging es mit dem Schiff auf dem Comer See (Stempel COMO - COLICO / NATANTE N.2) und dann mit der Postkutsche über den Splügen-Pass. Es folgte die Beförderung mit der schweizerischen Eisenbahn (Stempel CHUR - ST.GALLEN / Z 11) - wie weit? Denn der nächste Stempel ist ein württembergischer Bahnpoststempel, woraus sich für mich die Beförderung von Romanshorn nach Friedrichshafen über den Bodensee ergibt. Abschließend dann mit der Eisenbahn über Ulm, Stuttgart, Frankfurt.

    Die Taxierung ist weitgehend analog dem vorherigen Brief, aber die mit Rötel angeschriebenen "9" Kr. sind mit blau in "3" Sgr. reduziert. Aber warum ist die "3" zweimal angeschrieben worden und dann einmal gestrichen?

    Viele Grüße

    Jürgen