Beiträge von mikrokern

    Hallo,

    hier ein Feldpostbrief eines Premier-Leutnants der Braunschweigischen Artillerie bei der Kombinierten Mecklenburg-Schwerin’schen Division im II. Reserve-Armee-Korps vom 18.8.1866 aus Nürnberg an seine Frau in Braunschweig (20.8.1866).

    Der Schreiber gehörte zu den Besatzungstruppen in Franken nach Ende der Kampfhandlungen.

    Aus Platzgründen habe ich auf die Abbildung aller Briefseiten verzichtet; exemplarisch hier nur die erste Seite. Nachfolgend einige Passagen aus dem Brief mit ansonsten familiär-privatem Inhalt:

    ...Am Donnerstag aßen wir – soweit ging mein letzter Brief – mit den Mecklenburger Artilleristen und waren den ganzen Tag sehr vergnügt in Nürnberg. Freitag morgen habe ich einen längeren Ritt gemacht, gestern (auch Freitag) Nachmittag kamen Dr. Frohwein und Hpt. Ribbentrop, wir aßen bei mir einen Eimer voll Krebse und waren bis abends sehr vergnügt. Heute morgen war ich zu Pferde im Walde und spurte nach Rehen; bleiben wir in der nächsten Woche noch hier, so werde ich jagen. Von Quartierwechsel ist noch nicht Rede gewesen. Heute Nachmittag werde ich weiterschreiben und dann abends nach Nürnberg gehen, wo wir uns Forellen bestellt haben. – Du siehst, ich lebe brillant, gebrauche aber auch dir zu Liebe viel Geld. Die Aussichten auf Abmarsch von hier vergrößern sich; die Baiern rücken schon abtheilungsweise in München ein, der Frieden scheint sicher zu sein. Meiner Meinung nach kann, selbst wenn Baiern seine Kriegscontribution langsam bezahlt, das ganze Fortbleiben von euch nicht länger als 4 – 6 Wochen dauern, davon sind 4 heute verstrichen...

    ...Das Gefährlichste sei das Ausladen der Pferde und Wagen bei Abend in Baireuth gewesen und dann ein Nachtmarsch bis 3 Uhr Morgens mit ungeübten Trainsoldaten im Gebrirgsterrain! Mir standen ein paar Mal die Haare zu Berge! Drei Pferde hatte ich vollkommen verloren; sie kamen erst am Morgen wieder zu uns. Ich selbst war nicht in Gefahr; aber die Bespannung, sowie Leute u. Wagen...

    ...Die Zeitungen sind heute interessant gewesen, die Annexion von Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt ist im preußischen Landtage ausgesprochen; damit ist wenigstens meiner Ansicht nach für Deutschland viel gewonnen. Württemberg zahlt fast 5 Millionen, Hessen Darmstadt 4 Millionen an Kriegsentschädigung. Baiern soll 20 Millionen Gulden zahlen, doch ist man noch nicht damit zu Ende. Man meint der König, ein junger unpraktischer Romantiker, sei bei Berg, unweit München, bei seiner schönen Revierförsters-Tochter, in welche er colossal verliebt sei und die er ganz anbete. Er soll sich so verkrümelt haben, daß man ihn hat gar nicht auffinden können. Die Botschafter aus Berlin haben förmlich Jagd nach ihm machen müssen. Man ist hier bei Nürnberg sehr preußisch gesinnt; der übrige Theil Baierns wird einsehen, daß man sich fügen muß und 20 Millionen Gulden sind dann bald angeschafft. Dann ist der Moment gekommen, wo ich wieder zu euch komme...

    Hallo,

    das erste gesuchte Wort könnte "Intdtr." für "Intendantur" heißen, einer militärischen Einrichtung, die für die Versorgung der Truppe mit Nahrung, Kleidung, Geld etc. zuständig war - und auch für die Ausrüstung des Lazarettwesens, womit der Bezug zum Feldspital als Absender hergestellt wäre.

    Intendantur – Wikipedia

    Das Wort dahinter, vor "bei der k.b. 2. Inftr. Division" kann ich leider auch nicht lesen.

    Lieber Ralph,

    das ist sicher alles richtig, was Du schreibst.

    Allerdings beschäftigt mich nicht die Frage nach Möglichkeiten, mehr oder weniger vorschriftskonform einem Markenmangel zu begegnen. Der Münchberger Expeditor hat das halt mittels Halbierungen getan, die es eben auch von anderen Orten aus anderen (Nicht-Kriegs-)Jahren gibt.

    Meine Fragestellung betrifft den Ablauf des Vorgangs und die Verteilung im fraglichen Zeitraum von 3 Wochen (30.7. bis 19.8.66): aus der ersten Hälfte stammt die weitaus größte Zahl, aus der zweiten Hälfte nur noch ein Bruchteil. Und just um die Mitte dieses Zeitraums herum (8.8.) standen die Eisenbahnverbindungen von Bayreuth und Lichtenfels wieder zur Verfügung, um die umgehende Versorgung auch von Münchberg zu gewährleisten.

    Weitere 3 Kr-Briefe aus Münchberg mit Datum nach dem 8.8. wären hier hilfreich... und weitere Halbierungen :saint:

    Hallo,

    zunächst mal herzlichen Dank an alle, die hier mit Belegdaten beigetragen haben!

    Ich finde es erstaunlich, dass zwar 7 Belege mit Datum 31.7. bis 8.8.66 nachgewiesen werden konnten, aber nur zwei für den Zeitraum danach (14. und 19.8.).

    Meine Hypothese: Nach der Besetzung von Bayreuth durch die Preußen und Einstellung der Eisenbahnverbindungen (inkl. Nachschub) am 28.7. hat der Markenvorrat nur noch kurze Zeit gereicht, sodass die Halbierungen bis ca. 8.8.66 die direkte, kriegsbedingte Folge des Markenmangels waren.

    Ab diesem Datum sollte die Versorgung per Eisenbahn aber wieder in die Gänge gekommen sein:

    Neue Würzburger Zeitung (7.8.66): „(München 5. Aug.) … Aus zuverlässiger Quelle geht uns die Mittheilung zu, daß der Bahn- und Telegraphenverkehr auf der bayer. Staats- und Ostbahnlinie heute wieder eröffnet ist, mit Ausnahme der noch unterbrochenen Strecke von Hochstadt nach Hof und von Weiden nach Bayreuth, deren nächstige Inbetriebsetzung um so weniger zu bezweifeln ist, als der Hr. Handelsminister v. Schlör sich zur Behebung der noch bestehenden Hindernisse behufs persönlichem Vernehmens mit den Armeeoberkommandos nach den fränkischen Provinzen begeben hat.“

    Für die beiden belegten Halbierungen mehr als eine Woche später hätte ich zwei mögliche Erklärungen anzubieten:

    1. Der Postexpeditor in Münchberg hat Anfang August 6 Kr-Marken auf Vorrat halbiert, um sie bei Bedarf direkt auf angelieferte Briefe aufzukleben. Nachdem um den 8.8. wieder 3 Kr-Marken vorrätig waren, er aber noch (wenige?) angefertigte Halbierungen übrig hatte, hat er diese peu a peu verwendet.

    2. Der Umfang der 3 Kr-Markenlieferung um den 8.8. war zu klein, sodass bald wieder Bedarf an halbierten 6 Kr-Marken bestand, sodass eine zweite "Serie" von Halbierungen ab dem 14.8.66 zustande kam.

    Übrigens hat VorphilaBayern im 66er thread unter post #1565 mal einen mit 3 Kr. korrekt frankierten Brief vom 9.8.66 aus Münchberg gezeigt. Wenn dies auch kein Beweis für die Lieferung von 3 Kr-Marken um den 8.8. darstellt (da die Marke ja aus einem Privatvorrat stammen konnte), so ist es doch vielleicht ein Indiz...

    VorphilaBayern
    6. April 2022 um 16:14

    Hallo,

    bei Köhler (382. Auktion) wird unter der Los Nr. 37 demnächst ein Brief mit MiNr 10, 6 Kr blau, als Halbierung auf Brief aus Münchberg vom 19.8.66 versteigert.

    Altdeutschland Bayern, Michel 10H
    6 Kreuzer blau, diagonal halbiert, rechte obere Hälfte, schöne Tiefe Farbe, kurz noch voll-, sonst breitrandig, mit gerade aufgesetztem gMR "324" ...
    www.philasearch.com

    Kann mir jemand mit anderen belegten Daten für Halbierungen aus Münchberg helfen?

    Vielen Dank schon mal!!

    Hallo KlangRausch,

    theoretisch möglich, aber m.E. unwahrscheinlich. Wenn das FPA am 2.9.66 offiziell den Betrieb eingestellt hat, dann war die Bezeichnung danach - und erst recht nicht 5 Wochen später - auch nicht mehr zulässig, da es das FPA nicht mehr gab. Die Abteilung bzw. der Pöstler, der evtl. mit verzögerten Nachläufern beschäftigt war, wäre dem Postamt in München zugehörig gewesen und hätte allfällige Vermerke auch so gekennzeichnet.

    Man müsste einen weiteren Laufzettel aus der Zeit nach dem 2.9. haben mit ähnlichem Vermerk. Danach wird man wohl eine Weile suchen müssen...

    Hallo KlangRausch,

    ein sehr interessanter Laufzettel wird hier gezeigt.

    Der Geldbrief war an den Soldaten Straub bei der 7. Comp[agnie] des 7. Jägerbataillons (Garnisonsstadt Landsberg a. Lech) gerichtet.

    Eine 7. Kompanie des Bataillons hat nicht aktiv am Krieg/Feldzug teilgenommen, weshalb mich das "Durcheinander" bei der Zustellung wundert, zumal die bayerischen Divisionen Ende Juni noch nicht mal in der Rhön waren und keinen Feind gesehen hatten. Evtl. hat man den Empfänger fälschlicherweise bei der mobilen Armee vermutet, was eben nicht der Fall war.

    Seltsam ist auch das Datum 9.10.66 für das Feldpostamt. Dieses wurde laut H. Schröder: Bayerische Feldposten in der Zeit von 1849 bis 1870, Archiv für Postgeschichte in Bayern 1935 (I), S. 164-176 (s. Anhang), bereits am 2.9.66 aufgelöst. Selbst wenn diese Angabe ungenau sein sollte, würde mich dessen Tätigkeit mehr als einen Monat später - im Oktober - sehr wundern. Habe dafür keine Erklärung.

    Hallo,

    der hier gezeigte Brief von Mönchengladbach (Aufgabe 19.7.66) nach Mannheim (Ankunft 21.7.66) dürfte in der Einschätzung des Leitwegs unstrittig sein.

    Aufgrund der in den vorherigen posts dargestellten Engpässe im Raum Frankfurt wurde er über Köln-Bingen-Neunkirchen-Ludwigshafen nach Mannheim spediert. Die um einen Tag verlängerte Laufzeit gegenüber einer Beförderung zu Friedenszeiten erklärt sich daraus, dass in diesen Tagen die gesamte Post aus Nord- und Westdeutschland diesen einzigen gangbaren Weg nach Süddeutschland nehmen musste.

    Hallo Tim,

    weder erschließt sich mir, wo ich "nicht alles recherchiert habe, was sich recherchieren läßt", noch sehe ich einen neuen Erkenntnisgewinn in deinen Aussagen zu den Eisenbahnverbindungen in der relevanten Zeit um den 20.7.66, was die Beförderung des Briefes vom Norden nach Bayern betrifft.

    Dass die Strecke Hannover-Frankfurt ab dem 20.7.66 auch dem regulären zivilen Postverkehr offenstand, hatte ich zuvor schon geschrieben. Es ist halt nicht beweisbar, ob man dieses Datum in Oldenburg bereits kannte und entsprechend instradierte, oder ob noch der sichere Weg über Westdeutschland gewählt wurde.

    Die Verbindungen über Mainz stehen im Zeitraum Ende Juli nicht zur Diskussion; genauso wenig wie die rechts- und linksrheinischen Verbindungen Wiesbaden-Lahnstein bzw. Mainz-Bingen seit Anfang Juli. Auch das wurde, mit Zitaten aus Zeitungen aus der Zeit, früher bereits dargestellt (s. dazu auch post #1583).

    Für die "holprige" Verbindung Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg, unter Zuhilfenahme von Postkutschen aufgrund ausgefallener Eisenbahnen, hatte ich mit entsprechenden Belegen bereits früher dokumentiert (zB. post #1111 mit mehreren Quellenangaben zu den ausgefallenen Strecken).

    Da also der Leitweg Hannover-Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg und von da nach Bayern ab dem 20.7. zwar theoretisch möglich, aber in praxi halt noch nicht "smooth" bedient wurde, hatte ich in post #1658 meine ursprüngliche Annahme (dass der Brief auf diesem Weg befördert worden wäre) revidiert und als wahrscheinlichere Leitung die Strecke Köln-Bingen-Neunkirchen-Ludwigshafen-Mannheim (mit Quellenangabe) angegeben.

    Also - im Ergebnis sind wir uns einig. Referenzen und Quellenangaben für offene/geschlossene Verbindungen sind in diesem thread bereits in der Vergangenheit an vielen Stellen zu finden.

    eine normale Beförderung hätte ja bei den Umkartierungen, wie wir sie aus der Friedenszeit kennen, in der Regel einen Stempel hinten hinterlassen. Der Brief kann m. M. n. daher nicht wie in Friedenszeiten geleitet worden sein, sondern muss noch nach Kriegszeiten-Modus linksrheinisch spediert worden sein.

    Lieber Ralph,

    da bin ich anderer Meinung. In Kriegszeiten wurde sicher nicht in jedem Fall nach den Vorschriften verfahren, schon weil alles anders war - häufig anderes Personal, andere Ankunfts-/Abfahrtszeiten der Züge, Überlastung durch zusätzliche umgeleitete Post etc etc.

    Die Absenz eines - vielleicht in Friedenszeiten üblichen - Durchgangsstempels lässt nicht notwendig auf eine kriegsbedingte Umleitung schließen. Die selbe Strecke, aber nur mit halbem Personal oder weniger Zügen zu anderen Zeiten bedeutete definitiv andere Anforderungen, pragmatischer, schneller, und in der Konsequenz auch unter Umgehung von vorher üblichen Vorschriften.

    Der gezeigte Brief kann durchaus bereits via Hannover-Kassel-Frankfurt spediert worden sein, was nach dem 20.7. immer wahrscheinlicher wurde. Die Beförderungsdauer von "nur" drei Tagen und der immer noch bestehende Engpass zwischen Frankfurt und Darmstadt nach Süden, sowie die Situation in Frankfurt nach Beginn der preußischen Besetzung suggerieren halt die Nutzung der in den Wochen zuvor etablierten Route über Bingen-Neunkirchen-Ludwigshafen.

    Eine indizienbasierende Hypothese, sicher nicht beweisbar, aber eben auch - oder gerade - nicht durch das Fehlen von Durchgangsstempeln.

    Lieber Bernd (und Mitleser),

    nachdem das unerwartete Geschenk wohlbehalten bei mir angekommen ist, möchte meinen an anderer Stelle plazierten Kommentar zum Leitweg hier wiederholen (da der Brief ja auch in diesen thread gehört) und ein wenig relativieren:

    Der Brief dürfte mit ziemlicher Sicherheit zu den ersten gehört haben, die nach Wiederherstellung der Verbindung Hannover-Kassel-Frankfurt auf dieser Route spediert worden ist und nicht mehr über Köln und Bingen umgeleitet wurde.

    Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 30 (28.7.66): „Nach der Einnahme Frankfurts am 16. d. Mts. durch die Preuss. Main-Armee ist der Eisenbahnverkehr von dort nordwärts wieder hergestellt worden. Die Kgl. Preuss. 2. Feldeisenbahn-Abtheilung stellte nämlich am 17. die letzte Unterbrechung in der Main-Weserbahn bei Butzbach her und wurden an demselben Tage bereits Truppen Preussens und seiner Bundesgenossen von Cassel nach Frankfurt befördert. Der Betrieb auf derselben wurde zwar zunächst nur zu militärischen Zwecken wieder eingerichtet und der Personenverkehr vorläufig noch nicht wieder hergestellt. – Dagegen wurden bereits mit 17. wieder die regelmässigen Züge zwischen Giessen und Köln begonnen und vom 20. ab auch der directe Personen- und Gütervekehr zwischen Berlin und Frankfurt sowohl via Cassel-Kreiensen, als via Eisenach-Guntershausen wieder hergestellt.“

    Ab Frankfurt wurde es dann holprig, der Weg nach Süden über Darmstadt-Heidelberg war noch nicht durchgängig mit der Eisenbahn fahrbar:

    Heidelberger Zeitung (26.7.66): „(Heidelberg, 25. Juli) Noch immer ist die Eisenbahnverbindung mit dem Norden nicht hergestellt, und wird bis Darmstadt und Frankfurt theilweise mit Post- und Omnibuswagen unterhalten…“

    Erst ab dem 25.7.66 haben sich die Beförderungsverhältnisse normalisiert:

    Neustadter Zeitung (29.7.66): „(Heidelberg, 25.Juli) Seit heute Morgen ist der Postverkehr zwischen hier und Frankfurt wieder geöffnet.“

    Soweit meine erste Stellungnahme. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr ganz so sicher, ob private Post - und damit dieser Brief - wirklich schon am 20.7.66 vi Hannover-Kassel-Frankfurt befördert wurde, da die chaotischen Zustände in Frankfurt wenige Tage nach Einmarsch der Preußen und die angehäuften, vorerst liegengebliebenen Poststücke einer schnelle Weiterbeförderungen im Wege gestanden haben durften.

    M.E. ist der Leitweg über Köln-Bingen-Neunkirchen-Ludwigshafen-Mannheim (und von da durch Süddeutschland nach München) wenigstens genauso wahrscheinlich. Diese Route war die alleinige Verbindung zwischen Preußen im Norden und Westen nach Süden seit Anfang Juli 1866, da die Routen entlang des Rheins genauso wenig offen waren wir die Main-Weser-Bahn zwischen Hannover und Frankfurt.

    Wormser Zeitung (8.7.66): „Aus Bingen (4. Juli, wird der Köln. Z. geschrieben): … Eben gehen alle Briefe aus Bingen nach Mainz von hier auf der Rhein-Nahebahn bis Neunkirchen und von da auf der Bexbacher Bahn über Kaiserslautern und Mannheim an ihren nur sechs Stunden entfernten Bestimmungsort. Selbstverständlich sind diesem kolossalen Umwege auch die vom Niederrheine kommenden Correspondenzen nach Mainz, Frankfurt und Süddeutschland unterworfen.“Aufgrund fehlender Durchgangsstempel wird sich der genaue Leitweg also nicht klären lassen.

    ... auch wenn ich nie untertreibe, hast du sonst mit allem Recht. :) :)

    Und der Brief kommt in die beste 1866er Sammlung, die es je gab (und die eigentlich mal ausgestellt gehört) ...

    Zu viel des Lobes, lieber Ralph!

    Mit Ausstellung tu ich mich (vorerst) schwer. Verstehe von BdPh-regelkonformen Ausstellungen nichts, und sehe meine Sammlung auch eher historisch- als postalisch-fokussiert (zumindest ist das mein "point of interest").

    Hatte Teile der Sammlung mal zum 150-jährigen Jubiläum des 66er Kriges im Museum in Stammheim in 2016 ausgestellt, aber da ist das öffentliche Interesse halt auch überschaubar gewesen.

    Ich mache erstmal weiter so für mich, und werde gerne Neuerwerbe (und Neuerkenntnisse) hier posten.

    Hallo Oldenburg-Sammler,

    das ist in den Wochen der heißen Phase des Krieges eher die Regel als die Ausnahme. Unmengen Post mussten auf anderen als den etablierten Leitwegen, zu geänderten Zeiten und z.T. von anderem Personal abgefertigt und befördert werden. Die Postvorschriften zur Anbringung von Stempeln waren da zweitrangig bzw. nicht pragmatisch befolgbar.

    Noch eine Bitte: könntest Du bitte die scans und eigenen Kommentare zu dem Brief ebenfalls im 66er thread einstellen? Da wäre die Sache aus dem Blickwinkel der 66er social philately besser auffindbar.

    Und wenn Du den Brief abgeben würdest - ich wäre sehr daran interessiert!

    Hallo,

    möchte an dieser Stelle meinen Senf zum Brief nach München vom 20.7.66 (post #183 ff.) abgeben.

    Der Brief dürfte mit ziemlicher Sicherheit zu den ersten gehört haben, die nach Wiederherstellung der Verbindung Hannover-Kassel-Frankfurt auf dieser Route spediert worden ist und nicht mehr über Köln und Bingen umgeleitet wurde.

    Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, No. 30 (28.7.66): „Nach der Einnahme Frankfurts am 16. d. Mts. durch die Preuss. Main-Armee ist der Eisenbahnverkehr von dort nordwärts wieder hergestellt worden. Die Kgl. Preuss. 2. Feldeisenbahn-Abtheilung stellte nämlich am 17. die letzte Unterbrechung in der Main-Weserbahn bei Butzbach her und wurden an demselben Tage bereits Truppen Preussens und seiner Bundesgenossen von Cassel nach Frankfurt befördert. Der Betrieb auf derselben wurde zwar zunächst nur zu militärischen Zwecken wieder eingerichtet und der Personenverkehr vorläufig noch nicht wieder hergestellt. – Dagegen wurden bereits mit 17. wieder die regelmässigen Züge zwischen Giessen und Köln begonnen und vom 20. ab auch der directe Personen- und Gütervekehr zwischen Berlin und Frankfurt sowohl via Cassel-Kreiensen, als via Eisenach-Guntershausen wieder hergestellt.“

    Ab Frankfurt wurde es dann holprig, der Weg nach Süden über Darmstadt-Heidelberg war noch nicht durchgängig mit der Eisenbahn fahrbar:

    Heidelberger Zeitung (26.7.66): „(Heidelberg, 25. Juli) Noch immer ist die Eisenbahnverbindung mit dem Norden nicht hergestellt, und wird bis Darmstadt und Frankfurt theilweise mit Post- und Omnibuswagen unterhalten…“

    Erst ab dem 25.7.66 haben sich die Beförderungsverhältnisse normalisiert:

    Neustadter Zeitung (29.7.66): „(Heidelberg, 25.Juli) Seit heute Morgen ist der Postverkehr zwischen hier und Frankfurt wieder geöffnet.“