Beiträge von stampmix

    hallo zusammen,


    ich möchte Euch einen Eilbrief der 2.Gewichtsstufe zeigen, der am 1.11.23 4-5N in Bruchsal abgesendet wurde und Frankfurt a.M. mit AKS am 2.11.23 11-12V erreichte, weiter ist der Zustellerstempel "82" abgeschlagen. Für die etwas über 120km wirklich keine rekordverdächtige Zeit, die sich nur durch Allerheiligen am 1.11. erklären lässt.

    Der 1.11.1923 ist der Ersttag der Portoperiode 22. Das Porto für diesen Brief beträgt: Briefporto 21-100gr. 140Mio.Mark; Eilbriefzuschlag 100Mio.Mark; Einlieferungsgebühr 50Mio.Mark - in der Summe 290 Mio.Mark. Der Brief ist mit 30 Marken der 10 Mio. Rosettenmarke DR-318A freigemacht und damit um 10 Mio.Mark überfrankiert. Diese Vielfach-Frankaturen als Aufbrauch von Markenbeständen und auch geringfügige Über-/Unterfrankaturen sind in der Infla-Zeit häufig anzutreffen. Zum Vergleich: Am Vortag wäre der Brief 29 Mio.Mark ausreichend frankiert gewesen.

    Absender ist die Richard Schlüter AG, eine Großdruckerei mit Sitz in Bruchsal, die den Brief an den Grafiker Max Bittrof sandte.
    Max Bittrof *1890 war 1923 Mitbegründer des Bundes Deutscher Gebrauchsgrafiker. Seit 1949 entwarf Bittrof auch Geldscheine und Briefmarken, unter anderem die Marken zur "Eröffnung des 1.Bundestages", "700 Jahre Marienkirche Lübeck" oder die Heuss-Dauerserie.

    beste Grüsse
    stampmix


    Kennt jemand die Besonderheit?

    BaD


    tolle Postkarte mit zwei verschiedenen 20 Mio Marken!

    Mein Adlerauge hat rechts die Marke mit enger "20" entdeckt, von der - obwohl eigentlich aussortiert - doch einige wenige ihren Weg auf Briefe gefunden haben. Der direkte Vergleich mit der linken Normalmarke hätte die weitere Hilfe nicht erforderlich gemacht, jedoch die Antwort erleichtert.

    schöne Ostern wünscht
    stampmix

    hallo zusammen,

    die "Portoperiode 22" vom 1.-4.11.23 war mit 4 Tagen die kürzeste aller Portoperioden. Zudem war der 1.11. mit Allerheiligen ein Feiertag und der 4.11. ein Sonntag; es blieben somit nur 2 Werktage in dieser Portoperiode übrig. Die Portoerhöhung belief sich für die Inlandspost um das 10-fache, für die Auslandspost um ca.7-fache.

    Im November befand man sich in der Phase de Hyperinflation; steigerte sich das Porto im Oktober um das 50-fache, war es im November das 1000-fache. Die Hyperinflation endete mit Einführung und Akzeptanz der sachwertgestützten Rentenmark Ende November 1923.


    Ich möchte Euch hier einen schlichten Auslandsbrief als Ersttagsverwendung der 200 Mio.Marke DR-323A der Korbdeckelserie vorstellen, die hier am Ersttag der Portoperiode als portogerechte Einzelfrankatur verwendet wurde.

    Der Brief wurde am 1.11.1923 von Nürnberg nach New York gesandt, portogerecht mit Einzelfrankatur der 200 Mio.Marke DR-323A frankiert und mit dem K1 "NÜRNBERG 17 c * 1 NOV 23 5-6 Nm." entwertet.

    Die 200 Mio.Mark Rosettenmarke ist die DR-323AP-HT (A: gezähnt; P: Plattendruck; HT: Plattenfehler Sprung in Rosette-Haupttype). Im Bild ist links der "200" das unterbrochene Rosettenmuster gut zu erkennen.


    schöne Ostern wünscht
    stampmix

    hallo bayernjäger,

    zur Vorkriegs-Flugpost über den Nordatlantik gibt es das Buch von Graue "German North Atlantic Catapult Airmail Flights 1929-1935",
    2.Auflage 2013. Dieser Spezialkatalog der Nordatlantik-Katapultflüge 1929-1935 listet alle Flüge mit Beförderungsstempel und detaillierten Bewertungen auf (ca. 50 Euro)

    Falls Dich die Flugpost über den Atlantik nur am Rande interessiert, behandelt der kleinformatige Bildband von Jörg-M. Hormann "Flugbuch Atlantik - Deutsche Katapultflüge 1927-1939" die historischen und technischen/flugtechnischen Aspekte dieses Themas in sehr anschaulicher und kurzweiliger Form. Auch in diesem Band werden alle stattgefundenen/havarierten/abgebrochene Flüge erfasst, jedoch ohne philatelistischen Bezug.

    schöne Ostern wünscht
    stampmix

    PS: der 175 seitige Bildband von Hormann ist zur Zeit beim online Buchversand unseres Vertrauens frei Haus für 7,34 Euro zu beziehen und jeden cent wert

    hallo,

    ich möchte hier einen Beleg zeigen, der die Umstände der Hochinflation anschaulich dokumentiert.

    Es handelt sich um einen einfachen Fernbrief, der am 13.11.23 in Nürnberg aufgegeben wurde und nach Aschaffenburg lief.

    Frankiert wurde der Brief mit der 10000000 (10Mio) Mark Marke DR-318A. Diese Frankatur entsprach bei weitem nicht dem aktuellen Portosatz eines einfachen Fernbriefes in Höhe von 10000000000 (10Mrd) Mark. Unten ist ein kleiner violetter K1 "PORTO-KONTROLLE" mit handschriftlich 14990 abgeschlagen, zudem wurde die Nachgebühr mit blau 14990 (14.990 Mio Mark) vermerkt. Diese Zahlen sind in der "Millionenrechnung" notiert, die im November 1923 die Darstellung der Milliarden- und Billionen-Werte erleichterte und verkürzte. Das Nachporto berechnete sich aus dem 1,5-fachen, auf volle Millionen aufzurundenden, fehlenden Portoanteil von 1,5*9.990.000.000 Mark = 14.985.000.000 Mark. Ich kann nicht erklären, warum hier nochmals großzügig um 5 Millionen auf 14.990.000.000 aufgerundet wurde.

    Im November 1923 herrschte die Hochinflation, was konkret an diesem Beleg erlebbar wird. Noch 14 Tage früher, am 31.10.23, wäre die Frankatur von 10 Mio Mark für einen einfachen Fernbrief portogerecht ausreichend gewesen. 2 Wochen und 3 Portoerhöhungen später war der 1000-fache Tarif mit 10 Mrd.Mark gültig.


    schöne Ostern wünscht Euch
    stampmix

    PS hier noch ein paar Nullen, falls irgendwo welche fehlen sollten 00000000000

    Beitrag #12:

    Dieser nach Warendorf adressierte Brief im Fernverkehr wurde portorichtig mit 10 Milliarden Mark frankiert am 13.11.1923 in Münster aufgegeben.

    Liebe Grüße
    Rüdiger


    hallo Rüdiger,

    als ich heute hier vorbeischaute, war ich doch überrascht, daß "tief" im Forum ein in jeder Hinsicht inflationärer thread zu finden ist. Warum auch immer es die PP24 erwischt hat, zeigst Du doch mit deinen Belegen die Vielfalt der Versand- und Frankaturmöglichkeiten.

    Der Beschreibung deines Beitrages #12 möchte ich hier jedoch widersprechen. Du zeigst einen Beleg mit einer 10Mrd. Marke, bei dem erkennbar die darunterklebenden Marken abgefallen/entfernt sind, wie es in dieser Periode öfter zu finden ist.
    Hier lässt sich nur eines mit Sicherheit sagen: es ist kein mit 10Mrd.Mark(portogerecht freigemachter) Fernbrief der 1.Gewichtsstufe. Alles weitere ist Spekulation. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Fernbrief der 2.Gewichtsstufe (20-50gr.) der mit 14 Mrd.Mark zu frankieren gewesen wäre.

    Grüsse
    stampmix

    hallo bayern klassisch,

    "tief im Westen" habe ich noch einen Cholerabrief gefunden, der am 22.August 1831 von Nürnberg nach Strasbourg lief und bei dem Du mir wieder bei der Taxierung und dem Laufweg helfen könntest.

    Aufgabestempel L2 "NÜRNBERG / 22.AUG 1831" , C.B.R.4 , Grenzübergangsstempel R3 "BAVIERE / PAR / STRASBOURG" und siegelseitig ein Ankunftstempel K1 "25 / AOU / 1831".

    Adressiert ist der Brief an (Anna) Nanette Geither, die älteste Tochter von Michael Geither, ein ehemaliger Brigadegeneral in Napoleons Armee und seit 1830 Kommandant der Strasbourger Nationalgarde. Zum Inhalt werde ich nach Ausarbeitung der Übersetzung in "Sophy" berichten.

    Deine Feststellung, dass Cholerabriefe nach Frankreich "handverlesen" seien, hat letztes Jahr mein Interesse geweckt. Im Bereich "Cholerapost" wurde ich jedoch nicht fündig, was wohl daran liegt, daß es vielleicht keine Desinfektionsstempel auf der nach Frankreich gelaufenen Korrespondenz gibt. Und so bleiben vorerst nur die Rastelungen um die Desinfektion zu dokumentieren. Suchen wir weiter....

    schöne Woche wünscht
    stampmix

    bayern klassisch

    vielen Dank erstmal für Deine Unterstützung und damit ist auch folgender Brief taxiert:

    Schreiben von Stuttgart nach Paris am 22.Dezember 1831 über Strasbourg mit Grenzübergangstempel R2 "Allemagne/P.Strasbourg" und Ankunftstempel K2 PARIS? "27/Dec./1831". Auch hier sind die beiden Durchstiche siegelseitig gut zu erkennen.

    Es ist mein dritter Cholerabrief von 1831 nach Frankreich, der keinen Desinfektionsstempel zeigt, sondern nur durch die Perforation und/oder Waschspuren zu identifizieren ist. Alle befördert durch T&T über Givet, Forbach und Strasbourg. Interessant wäre zu wissen, ob die Briefe vor oder nach dem Grenzübergang deszinfiziert wurden.

    schönes Wochenende wünscht
    stampmix

    hallo zusammen,

    ich möchte Euch einen Cholerabrief zeigen, der am 23. August 1831 von Giessen nach Paris gesandt wurde. Adressiert an Louis Oppermann, bei Bankier C.G.Oppermann in der Rue St.George. Siegelseitig sind 2 Räucherdurchstiche gut zu erkennen.

    Schön wäre es, wenn mir jemand bei der Taxierung helfen könnte.

    beste Grüsse
    stampmix

    lieber bayern klassisch,

    deutsche Cholerabriefe nach Frankreich sind handverlesen - ich habe keinen. ;(


    ich möchte einen Brief vom 25.11.1831 zeigen, der von Hamburg nach Bordeaux gesendet wurde und dort am 4.12.1831 ankam. Ende 1831 wütete in Hamburg die Cholera und der Brief zeigt die typischen Durchstanzstellen, die vor dem Desinfizieren angebracht wurden.
    Ich frage mich, warum die Briefe nach Frankreich "handverlesen" sind, ist doch Frankreich, meiner Beobachtung nach, eine der Hauptdestinationen Altdeutscher Auslandskorrespondenz.

    beste Grüße
    stampmix

    hallo Zusammen,

    zu Üben und Lernen habe ich mir diese Woche einen Brief aus der Bucht geangelt, der mich weniger wegen seines Erhaltungszustandes, sondern wegen des schön dokumentierten Reiseweges ansprach.

    Ein Schreiben aus Weimar, abgesandt am 2.7.1853 an Sir Archibald Hope, 12th Baronet of Craighall, wohnhaft in Pinkie House, Musselburgh near Edinburgh. Über Sir Archibald gibt es wenig zu berichten, aber Pinkie House steht heute noch. Weimar war damals Hauptstadt des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, dessen Postbeförderung durch Thurn & Taxis geleistet wurde.

    Nach Aufgabe des Briefes erfolgte der Transport mit der Eisenbahn über Halle-Magdeburg-Minden-Coeln-Verviers nach Ostende. Weiter über London nach Musselburgh.
    Vorderseitige Vermerke: "fr(anco)" , rot "3.1/2", roter Stempel "PAID FZ 5 JY 1853" roter Stemepl "P" und Stempel "3-1/2" (?). Siegelseitig blau "4fr".

    Meine Bitte an Euch: Wie wurden die Taxierungen vorgenommen und wo finde ich die zugrundeliegenden Verträge/Regelungen?

    schönen Sonntag
    stampmix

    hallo liebe Forummitglieder,

    nachdem ich Euer Forum gefunden habe und die händische Registrierung erfolgreich war, möchte ich mich kurz vorstellen.

    Vor 15 Jahren fand ich den Weg zur Philatelie, der mich über das Markensammeln immer mehr zu den Briefen geführt hat. Hierbei liegt sicher ein geographischer Schwerpunkt in meiner Badischen Heimat.
    Besonderes Interesse wecken bei mir jedoch Belege zu exotischen Destinationen und aus Übergangszeiten, wie Gründung des DR, Infla-Zeit der Weimarer Republik, Alliierte Besatzung und Gründung der BRD. Beim Angeln in der Bucht lasse ich mich auch gerne von der Optik verführen....
    Thematisch pflege ich noch das 75 Jahre Jubiläum des Weltpostvereinesin 1949 und die frühe Luftfahrt.


    Da nicht nur ich, sondern auch die interessierenden Themen immer älter werden, rücken Belege der Altdeutschen Staaten und Vorphilazeit zunehmend in den Fokus. Die Einordnung und Taxierung von Belegen aus der Vor-Postvereins-Zeit bereitet mir jedoch aufgrund der geringen Kenntnisse viel Mühe -daran will ich was ändern.


    liebe Grüße
    stampmix

    Aus meiner Heimatsammlung entstammt folgendes Stück mit für mich ungeklärter Behandlung. Was sagen denn die Spezialisten dazu.


    guy69,

    hallo, ich versuchs mal damit:
    Das Auslandsporto betrug ab 10.10.23 15Mio Mark für einen Einfachbrief; somit fehlten 15-6= 9Mio Mark. Die Nachgebühr war 1,5-fach auf volle Mio aufzurunden: 1,5*9=13,5 und damit 14 Mio Nachgebühr. Wahrscheinlich hat man der Einfachheit halber 3*5Mio Marken verklebt, da die 5Mio dem Inlandsporto eines einfachen Fernbriefes entsprachen und die Marken vorrätig waren. Warum jedoch keine postalische Kennzeichnung der Nachgebühr erfolgte, kann ich nicht erklären.

    liebe Grüße stampmix