Beiträge von Altitalien

    Nicht leicht zu beantworten: bin nicht sicher. Es könnte auch sein, dass hier der PV Kirchenstaat-Österreich zum Tragen kam, und diese Briefe dem Kirchenstaat verkauft wurden, ohne die Gebühr auf den Briefen, sondern nur im Buch vermerkt wurde. Solche Briefe gibt es genügend. Zu Sizilien: der Zuschlag variierte, zwischen 10-15 grana mehr in dieser Zeit, je nach Bestimmungsort.

    Ich kann zwei ähnliche Briefe aus der Wolf Rabe Korrespondenz zeigen, einmal Neu-Ulm, was ja Bayern war, und Stuttgart, beide aus den Jahren 1850. Noch ohne "Transito/per lo Stato Pontificio", der ja erst 1851 eingeführt wurde.Ich stimmt nicht zu, dass der Stempel in Ferrara hinaufkam, es ist unumstritten, dass dies ein römischer Stempel ist. Nun gut. Der bayrische Brief wurde mit 10 Kr bis zur Grenze bezahlt und ging meiner Meinung nach über Füssen, Brenner, Bozen, Verona, Mantua (Transito/per l'Austria), Bologna, Rom, Neapel. Der Brief aus Stuttgart hingegen, obgleich kein Transitstempel von Mailand, ging wohl über die Schweiz, Mailand, Mantua, Bologna usw. Hier sind ebenso die 3 / 7, und nochmal in 2 / 6 (letztere in Konventionskreuzer?). Der Brief war mit 1 1/2 notiert. Neapel taxierte in beiden Fällen die sehr hohe Gebühr aus dem 1845er Tarif von 38 grana (das waren ungefähr 32 Kreuzer C.M.!). Was bei den Messina-Briefen eigenartig ist: obwohl in Sizilien (eigenständige Postverwaltung mit eigenen Gebühren), wurden die Briefe immer wie napoletanische Briefe behandelt, bzw. nach Neapel ist keine weitere Taxierung zu bemerken. Ich habe dazu (noch) keine Quelle gefunden, aber das kann kein Zufall sein, Briefe in andere sizilianische Destination haben immer noch einen saftigen Zuschlag bezahlt.

    Es gab eine Schiffsverbindung von Genua nach Marseille, weiter glaube ich jedoch nicht. Obschon bereits die Römer eine Strasse in Fels gehauen hatten, war die Strasse sehr schwierig. Man kann das auch heute noch gut nachvollziehen. Ob dieser Brief den Weg nahm, muss überprüft werden, allerdings ist die Literatur hier lückenhaft. Muss nachschauen. Weiss man das Ankunftsdatum durch einen Firmenvermerk inseitig?

    Ein Brief aus Neapel in die Toskana und weiter in die Lombardei, bei dem ich lange überlegt hatte. Stelle meine Interpretation zur Diskussion. Neapel am 16. Mai 1832, über den Kirchenstaat nach Florenz und dann nachgesandt nach Mailand. 10 grana bezahlt bis zur Kirchenstaats-Ausgangsgrenze, in Florenz 5 crazie toskanische Gebühr. Gegenüber Mailand berechnete Florenz rechts oben "L _ 35", also Lire (italiane) 0 centesimi 35, das entspricht exakt den 5 crazie. Mailand rechnete dann: 12 Kr Inlandsgebühr (9-12 Poststationen), 4 Kr Transitgebühr, 7 Kr Toskana (35 centesimi), gesamt 23 Kr. (PS: Auf der Rückseite befinden sich der Stempel von Neapel und jener von Florenz).

    Also ich bin mir nun sicher, der Vermerk links unten ist "Genes to Italy" und der Brief wurde über Paris nach Sardinien zurückgeschickt. Die Beschreibung mit der uneinbringlichen Gebühr ist einleuchtend, zumal auch Großbritannien wohl verzichten musste: der Stempel LCO (nicht LCC, wie mir ein Forumsmitglied dankenswerterweise mitteilte = London Chief Office) ist die Bestätigung dafür. Die 15 sind also definitiv 15 soldi (75 centesimi) und ist in der Tat die Gebühr für Portobriefe aus GB über Frankreich nach Sardinien. Übrigens war der Adressat eine Berühmtheit, der Fürst von Scordia und Scalea war ein bedeutender sizilianischer Staatsmann und Ministerpräsident der Kgl. Bourbonischen Regierung Siziliens.

    Dieser Brief hat noch einige Rätsel: er wurde in Neapel am 28. Juni 1838 nach London aufgegeben, dort allerdings war der Empfänger nicht auffindbar; er war an die Sizilianische Botschaft in London adressiert. Nun scheint man ihn gesucht zu haben, rückseitig schrieb ein Postbeamter, dass er abgereist sei, aber keine Adresse hinterlassen habe. Nun wurde der Brief offensichtlich wieder zurückgeschickt, wo er am 26. Juli, also fast einen Monat später, ankam. Rückseitig befindet sich ein Ankunftsstempel 26. LUGLIO, der müsste laut Literatur eigentlich von Genua sein... merkwürdig.
    Von den Gebühren her deute ich: 20 grana franko Grenze Kirchenstaat-Österreich, der Grenzübergangsstempel V/STATO PONTIFICIO zeigt die weitere Beförderung über Österreich an, dann haben wir den roten ITALIE PAR LE PONT DE BEAUVOISIN, also Sardinien und Frankreich. Soweit klar, 1 sh 7 d war die Gebühr die GB für Briefe aus Sardinien verlangte. Nun aber hatte niemand den Brief bezahlt und London stempelte L.C.C. / POSTAGE NOT PAID / TO LONDON. Weiss jemand die Abkürzung für LCC? Rückseitig zeigt der Transitstempel von Paris vom 20. Juli wieder den Weg zurück... Was nun die taxierte 15 ist, bleibt auch noch offen; 15 soldi, falls in Genua, 15 bajocchi, falls im Kirchenstaat (der LUGLIO könnte auch aus einem Kirchenstaatspostamt sein...), oder 15 grana falls zurück in Neapel. Bin für alle Hinweise dankbar.

    Ein Brief aus New York 16.10.1836 nach Hofwyl bei Bern, mit einem roten Forwarder Stempel rückseitig (forwarded by COTTENET & BARREN, NEW YORK; unbekannt bei Rowe...), der den Brief mit Segelschiff nach Le Havre aufgab, dort dann der Post übergeben und (am 10. November) nach Bern geschickt. Im Schäfer Buch war der früheste Brief USA-Schweiz Mitte der 1840er Jahre. 4 Seiten dicht geschriebener Reisebericht "oral history" eines italienischen Reisenden... Nähere Informationen dazu privat.

    Ja der 40er schaut auch wirklich napolitanisch aus, könnte sein, dass er - wie ja in anderen Zeiten üblich - auch die Schiffsgebühr Corfu - Otranto inkludiert hatte. Aber wie die Verrechnung in Neapel ging, ist mir bei anderen Briefen auch schleierhaft. Es muss Konventionen gegeben haben, von denen wir nichts wissen, wo man auf den Ionischen Inseln diese Briefe frankieren konnte, ja sogar ein Weiterfranko bezahlen konnte... Nachdem wir in der napoleonischen Zeit sind, müsste der restlich Wegverlauf ja von den Gebühren her weniger problematisch sein, war ja alles im Reich. In Mailand hat er anscheinend nichts gezahlt, nun ja, der Empfänger war das Kriegsministerium. Übrigens auch ein interessanter Inhalt, auf Corfu waren 2 italienische (=französische) Regimente stationiert, und kosteten nicht wenig, wie man aus der Abrechnung nach Mailand erfährt!

    Ein Militärbrief mit einem schönen Abschlag des doch nicht so häufigen CORFU / POSTA SETTINSULARE in schönem blau, Corfu nach Mailand 1811. Da diese Zeit nicht so meine Stärke ist, kann ich über die Gebühr nicht alles sagen. Jedenfalls sagt der Stempel 3a Tassa von Neapel dass er von Otranto kommt und daher gemäss Dekret von 1810 für den einfachen Brief 10 grana zahlen musste. Vielleicht war das ein schwerer Brief und er musste 40 grana in Neapel taxiert werden. Rückseitig befindet sich der recht spät verwendete ROPN, Regio Offici Posta (di) Napoli, kaum lesbar. Dafür umso schöner der Mailänder Desinfektionsstempel.

    Ja mir gehts halt in umgekehrter Richtung auch so... hier eine weitere Perle: zu diesem Thema werd ich übrigens demnächst im DASV Rundbrief einen Aufsatz veröffentlichen.

    Im Postverkehr Toskana - Kirchenstaat wurden für Nach- und Weitersendungen zwischen dem einen und anderen Staat der Begriff "Richiamata" verwendet um Gebührenverrechnungen gegenüber der folgenden Postverwaltung zu unterstreichen. Zuerst handschriftlich, dann mit Stempel. Die Stempel sind sehr selten, auch die handschriftlichen Vermerke sind nicht häufig.

    Hier ein besonders schöner Brief, in Paris geschrieben, privat nach Livorno befördert, dort nach Florenz aufgegeben, und nach Bologna nachgesandt. Die Toskana schrieb in schöner magentafarbener Tinte L _ 5 _ (5 soldi = ca 3 crazie) als Belastung für den Kirchenstaat. Dies sind umgerechnet 2 1/2 bajocchi, zuzüglich die Inlandsgebühr (üblicherweise 4 baj) gesamt 6 bajocchi. Und Bologna schreibt an: Richiamata Baj. 6.

    Schönen Sonntag an alle.