Beiträge von Altitalien

    Gerne. ich verweise für Details auf meinen Artikel über die impostazione in einem DASV Rundbrief.
    Bis 1832 für den einfachen Brief 2 1/2, danach 5 bajocchi. Der einfache Brief war 6 denari, was in etwa 7,5 g entspricht. Die folgenden Gewichtsstufen sind dann Vielfache davon.

    Briefe aus der Zeit 1815-1850 zwischen dem Kirchenstaat und Österreich sind in der Regel überhaupt nicht selten. Aber schwere Briefe sind immer besonders, und Gewichtsunterschiede in den verschiedenen Ländern wollen verstanden werden. Also ein Beispiel hierfür ist der Brief den ich hier zeige, von Ancona nach Rovereto im Trentino, damals Kronland Tirol, 28.2.1836. Im Kirchenstaat hat der Brief 30 bajocchi bezahlt, das ist eine 6-fache impostazione zu 5 bajocchi (1 Unze und 12 denari), in Österreich bezahlte der Brief (er lief über Ferrara, also ohne Transitgebühr) 1 Gulden 10 Kreuzer, 5. Gewichtsstufe, das sind also 5 x 14 Kr CM. Nur am Rande: die Beförderungsdauer betrug 3 Tage.

    Diese Bedingungen, die Postarchiv von 1851 nennt, hatte der Lloyd mit der österreichischen Regierung bereits viel früher ausgehandelt. Dieser angebotene Brief wurde vermutlich in Ancona geschrieben und direkt am Hafen beim Lloydagenten abgegeben, ohne direkt das Kirchenstaatspostamt zu berühren. Der Empfänger hat 40 Lepta bezahlt. Solche Briefe sind nicht sehr selten, aber auch nicht gerade häufig. Der Preis ist meiner Ansicht nach absolut zu hoch.

    Leider nein, jedenfalls ist mir keine bekannt. Zur französischen Schiffspost in Italien gibt es ein aktuelles Buch von Alessandro Arseni "Storia della Navigazione a Vapore e dei Servizi Postali sul Mediterraneo" das ich sehr empfehlen kann, auch wenn man Italienisch nicht versteht, denn es enthält enorm viele Informationen, Tabellen mit Schiffen, Zeiten usw. und sehr gute Erklärungen. Es ist bislang Band 1 erschienen, es sollen aber noch mehrere folgen. Ich denke auch die Lloyd-Schifffahrt wird behandelt werden.

    Bis vor kurzem ging die Literatur (Del Bianco) davon aus, dass die Agentur des Lloyd in Ancona 1841 eröffnet wurde. Dass dies wohl zu spät sei habe ich immer schon vermutet. Ich ging davon aus, dass dies eigentlich im Jahre 1837 mit dem Beginn der Fahrten in die Levante war. Die Frage ist, ab wann die Geschichte wirklich "offiziell" wurde, zumal mit ziemlichen Widerständen seitens der dort noch stationierten Franzosen zu rechnen gewesen sein musste, die sicherlich kein Interesse an den österreichischen Tätigkeiten hatten. Nun ja, unter der Hand wird der Lloyd sicher aktiv gewesen sein. Da müssen die Archive in Ancona Aufschluss geben. Was mich nun hier interessiert, ob jemand den entsprechenden Stempel AGENZIA DEL LLOYD AUSTRIACO/ANCONA vor Mai 1838 gesehen hat, denn dies ist das früheste Datum, welches ich auf einem Brief verzeichnen konnte. Danke für eueren Hinweis.

    Briefe aus Sizilien ins Ausland sind immer ein Leckerbissen, besonders wenn sie in nordische Länder gehen. Dieser hier von 1846 geht nach Norrköpping, im Transit über Österreich und Preussen. Wie öfters bemerkt zahlten die Auslandsbriefe aus Messina nur die napoletanische Gebühr, hier also 10 grana, bis zur Kirchenstaatsgrenze. Österreich verlangte 12 Kr CM, Preussen belastete 14 1/2 Sgr. Deute ich das richtig, dass Preussen zweimal notierte, nebeneinander (14 2/4 und 14 1/2)? Dann lief der Brief nach Hamburg und dann öbers Dänische Oberpostamt nach Kopenhagen. Von da an dann im geschlossenen Paket nach Schweden. Der Empfänger hatte 1 Rigsdaler und 33 Sk.Bco. zu zahlen: wer weiss, wieviel davon Dänischer Transit und Schwedische Inlandsgebühr ausmachten? Der preussische Anteil müssten, wenn ich richtig gerechnet habe, 43 Sk. Bco. gewesen sein. Danke!

    Ich denke auch dass der Brief mit französischer Schiffspost befördert wurde. Aufgrund des Postvertrages Frankreich-Toskana von 1851 hatte der Brief von Livorno bis zum Landungshafen in Neapel 4 crazie zu bezahlen. Neapel liess sich ziemlich vergüten, 13 wären in Neapel - Stadt fällig gewesen, 3 kamen zusätzlich für die Strecke Neapel - Marigliano (die Camorra lässt grüssen, hui!) hinzu. 13 grana wäre nämlich die Frankogebühr aus neapolitanischer Sicht bis Livorno. Einen schönen Abend von Altitalien

    Verehrte Herren,
    da dies mein absolutes Spezialgebiet ist, ein paar Bemerkungen:
    1) der ÖIPV war zu jener Zeit gar nicht für den Kirchenstaat eröffnet (1.10.52)
    2) 30 centesimi entsprach der 2. Entfernungsstufe (inländisch) bis Santa Maria Maddalena, franko Grenze also
    3) der Transito per lo Stato Pontificio ist zu allergrößter Wahrscheinlichkeit in Rom abgeschlagen worden, und nicht in Ferrara oder Bologna
    4) die Taxe sind 10 grana, was der Gebühr für "italienische" Briefe, also für Briefe aus dem Rest der Halbinsel (u.a. Lombardei Venetien) ins Königreich beider Sizilien entspricht
    5) der Kirchenstaat hat auf Briefen dieser Art so gut wie nie Transitgebühren vermerkt, ausser auf eingeschriebenen Briefen
    Beste Grüsse

    Nun, zunächst einmal sind das keine 35 Rp, sondern 50 Rp, was gemäss IÖPV für Briefe entsprach, die im 2. schweizerischen Rayon lagen (mehr als 75 km von der österreichischen Grenze entfernt), vgl. Mentaschi/Matha, Letter Mail from and to the Old Italian States, S. 136. Ich bin kein Experte für die Schweiz, aber die 9 in Rötel ist doch wohl die Gutschrift für Österreich in Konventionsmünze, also ein Weiterfranko (so auch Schäfer, Der Briefpostverkehr Schweiz-Ausland, S. 183). Die 49 ist meiner Ansicht nach keine Taxe. Die andere Rötelzahl kann ich nicht deuten, könnte aber vom Schreiber der 9 stammen, vielleicht das Äquivalent in Rappen (30?).

    Wieder mal ein Brief aus der David Korrespondenz, unglaublich, dass eigentlich fast alle Briefe kleine Unterschiede in der Behandlung aufweisen. Ich habe allein aus Neapel 5, alle verschieden. Nun zu dem was ich weiss: 20 grana für 1 1/2 fogli, also 2. Gewichtsstufe, bis zur Kirchenstaatsausgangsgrenze. 20 Kr CM österreichischer Transit, obwohl der Absender "voie de France" instradierte, lief der Brief meiner Meinung nach über Österreich. Nun sollten der Logik halber ja Bayern, Taxis, und Preussen sich noch bedienen, und am Ende zahlte David 14 stuiver. Was sind die braune 6 und die rote 10? Sind 6 gGr für Bayern und 10 gGr Preussen? Und wie kommen immer wieder die 14 stuiver, die in dieser Zeit immer oben stehen? Danke für jede Hilfe.

    Zur impostazione hab ich vor Jahren einen umfassenden Artikel geschrieben, denke er müsste auch im DASV Rundbrief veröffentlicht worden sein. Die impostazione ist eine grundsätzliche Aufgabegebühr für Briefe ins Ausland, unabhängig davon, ob ein Postvertrag mit einem anderen Land bestand. Es ist daher ein Grenzfranko, aber natürlich auch ein Teilfrankobrief. Der Brief lief im geschlossenen Transit über die Toskana ins Königreich Sardinien, und dann weiter in die Schweiz.

    Also die Suche nach interessantem Material war in Sindelfingen 2013 nicht von Erfolg gekrönt, mit Ausnahme dieses (einen) Briefes (seufz). Kirchenbriefe ins Ausland sind ja, anders als man aufgrund des Wortlautes vermuten würde, sehr selten. Die römischen Kurialbehörden haben sich nämlich bei ihren Korrespondenzen nicht der Zivilpost, sondern des diplomatischen Kuriers bedient. Dieser Brief zeigt hingegen Sachen, die man finden kann: ein "Privatbrief" eines Kirchenmanns, in diesem Fall Tassilo da Lodi, ein (wohl ranghoher) Kapuziner aus Rom, schreibt einem Rechtsanwalt in Reggio (heute Reggio Emilia), Herzogtum Modena. Der Franchise-Stempel ist ein schöner kleiner Negativ-Stempel (das Kapuzinerwappen) am Brief links oben, und eben rückseitig daher keine "Impostazione" (die Aufgabegebühr für Auslandsbriefe) von 5 bajocchi. Als Brief in die 2. modenesiche Distanz zahlt der Empfänger 25 centesimi. So, diese Briefe, portofrei in einem Staat und gebührenpflichtig im anderen, mag ich ganz besonders, sie sind in den altitalienischen Staaten in der Vormarkenzeit wirklich sehr selten. Ich habe leider nur eine handvoll.