Beiträge von Altitalien

    ein beachtenswerter Brief, eine Spurensuche in Europa möchte man meinen: November 1834, verlässt der Brief das irische Dublin Richtung Genua im Königreich Sardinien. Aber dann gehts los (es folgt meine Interpretation, möglich lieg ich da und dort falsch): zurück nach Navan, Irland, dort auch nicht, nach Ardbraccan, immer Irland, auch dort nicht, dann nach Paris, Frankreich, wieder nicht, nach London (in roter Tinte, dann durchgestrichen), schliesslich nach Florenz, Toskana. Und weil der Brief furchtbar bekritzelt war, gleich auf der Rückseite nochmal angeschrieben und neu verwendet. Ich kann einige Stempel nicht identifizieren und zuordnen: vorne, einen roten, wohl britischen Stempel Ne ... (oder?), und rückseitig, einen schwarzen Stempel unterhalb der 6 / - Taxierung, und einen weiteren unter dem Wort "Florence". Bin für jederlei Deutung oder Hinweise dankbar. Viel Spass

    Briefe aus den Altitalienischen Staaten in die Levante sind der Route nach einzuteilen und dementsprechend schwierig. Dieser Brief geht von Genua nach Pera bei Konstantinopel 24/3/1829, und aufgrund der SAR Stempels über Mailand, d.h. im Transit durch Österreich. Neben dem sardischen Franko von 15 soldi gibt es nur die österreichische Gebühr von 14 Kr, aber keine Spur was der Empfänger zu zahlen hatte. Weiss jemand mehr?

    Wieder ein Brieflein aus der Zeit vor dem Lloyd, aber ich denke er passt in diese Rubrik. Von Korfu nach Ancona, 1834, der Lloyd war also noch nicht aktiv, aber lange war es nicht mehr hin. Ich finde diese Vorläuferzeit besonders faszinierend, da sie einen Abschnit der Schiffspost im Mittelmeer betrifft, der noch sehr wenig erforscht ist. Nun, aus der spärlichen Literatur wissen wir, dass es Kaufleute gab, welche einen Postkurs von den Ionischen Inseln nach Ancona und weiter nach Triest betrieben, der als "Vapore Ionio oder Ionico" bekannt ist, das "Flaggschiff" war die "Eptaissos". Dieser Brief trägt den Vermerk "Col Vapore Ionio", Beförderungszeit 4 Tage. Während er in den Ionischen Inseln 9 pence bezahlt hat, einschliesslich Schiff, wurde er im Kirchenstaat nur mit 2 bajocchi taxiert. Die 9 d deuten darauf hin, dass er schwerer war, denn der einfache Brief kostete in jener Zeit 6 d. Darauf weist auch der Gewichtsvermerk in der linken oberen Ecke hin, in derselben roten Tinte wie der Taxvermerk. Wieso allerdings Ancona "nur" 2 bajocchi belastete, bleibt noch etwas ungewiss. Quellen dazu hab ich noch keine gesehen. Hier meine (vorläufigen) Schlüsse. Offensichtlich gab es eine Vorzugsbehandlung für diese Briefe aus den Ionischen Inseln, denn andere Grenzfrankobriefe in den Kirchenstaat wurden mit sehr hohen Gebühren belastet, die manchmal an Piraterie grenzten. Ich kenne Briefe nach Ancona mit 1, 2 und 5 baj Porto. Das heisst für mich, dass das Kirchenstaatspostamt nur die Ortsgebühr verlangt hat.

    Es ist zwar richtig, dass es von Genua nach Barcelona Schiffspostverbindung(en) gab, aber sie wurden mM nach nicht für solche Transitbriefe verwendet. Und Dampfschiffe waren 1816 sicherlich noch nicht im Mittelmeer im Einsatz. Leitwegangaben sind in der Tat mit Vorsicht zu geniessen, allerdings wussten Kaufleute wohl was sie schreiben mussten und taten dies auch nicht ohne Grund bzw nur um Tinte zu verbrauchen. Ich gehe bei diesem Brief davon aus, dass er über Mailand lief, obwohl kein Transitstempel zu sehen ist, was aber bei zahlreichen vergleichbaren Stücken aus dieser frühen Zeit ebenfalls so war.

    Richtig, das sind 30 grana, der Brief war somit bis zur Kirchenstaats-Ausgangsgrenze bezahlt. Es bestanden zwei Möglichkeiten: immer im Transit über den Kirchenstaat entweder über Toskana/Sardinien oder über Lombardei-Venetien/Sardinien (und die Schweiz), was eigentlich sowohl für das Teilfranko als dann auch für das Porto keinen Unterschied machte. Sardinien verlangte nach 1819 als Transitgebühr für die weitere Beförderung nach Frankreich für 30 g Briefe 1,40 Franc, was für den einzelnen Brief also 40 grana bedeutete. Dieser Brief ist früher, und hier war offensichtlich die Gebühr 30 grana. Es gibt keine Quelle für die Tarife aus dieser Zeit unmittelbar nach dem Wiener Kongress, eine schwierige Zeit für uns Postgeschichtler. Aufgrund der Instradierungsvermerke und der fehlenden Transitstempel (typisch zu jener Zeit) kann man zwar nur vermuten, ich nehme aber trotzdem an, dass der Brief über Mailand gelaufen ist. Das war bei Briefen nach Portugal die häufigere Route, ich habe mehrere Briefe über Mailand, Hüningen, Paris usw. Natürlich könnte der Brief auch im geschlossenen Transit über Genua gelaufen sein...

    In der Regel notierte der Kirchenstaat die impostazione vorschriftsmässig, es kam aber schon ab und zu vor, dass nichts vermerkt würde. Ich möchte meinen ungefähr vielleich in 5% der Fälle (gefühlt, müsste ich mal statistisch erheben). Nun muss man auch das Postaufkommen in einem der größten Ämter des Kirchenstaates, nämlich in Rom, berücksichtigen, da kann es schon einmal vorkommen, dass ein Brief durchrutschte. Wobei ich den Hauch eines roten Stempelansatzes in der unteren Hälfte ausmache, der von einer roten 10 stammen könnte. Der Größe nach zu schliessen könnte dieser Brief für den Kirchenstaat nämlich ein Doppelbrief sein (also schwerer als 6 denari), und es fielen 2x5 impostazione an. In Rom waren Stempel zu 5 und 10 im Einsatz (vor 1832 auch 2 1/2).

    Der hier gezeigte Brief stellt die früheste mir bekannte Verwendung des Agenturstempels von Ancona dar. Kennt jemand einen früheren? Ich glaube, dass die Verwendung gegen Ende 1837 begann, jedenfalls ist das auch ein Beweis dafür, dass die mittlerweile schwache Präsenz der Franzosen in Ancona bereits im Laufe des Jahres 1838 (sie zogen ja erst im Dezember völlig ab) die Österreicher mutig werden liess. Bemerkenswert: dieser Brief lief am Kirchenstaats-Postamt vorbei (der Absender bestätigte diese Praxis sogar im Inhalt), und es wurde 12 Kr CM Lloydgebühr bezahlt, wie der Vermerk rückseitig belegt. Jedenfalls wollte Corfu für den Auslandsbrief 6 d, und dann dazu die ionische Gebühr 5 d dazu weil der Brief nach Zakynthos ging. Übrigens war der Empfänger Guglielmo Neroni einer der berühmtesten Violinisten seiner Zeit und gerade auf Konzerttour in der Levante, die er in den Ionischen Inseln begann, und dann weiter nach Athen und Konstantinopel...

    Halte ich für nicht wahrscheinlich, das ist einfach ein absoluter Standardbrief. Die Beförderung Triest-Venedig auf dem Seeweg darf uns dabei nicht ablenken. Ich rekapituliere:
    - wäre der Brief nach Ancona gesendet worden, wären 9 Kr genügend
    - über Ancona hinaus, also Ferrara aber auch Ravenna, Viterbo o.a. Destinationen im Kirchenstaat werden 15 Kr berechnet.
    Solche 15 Kr Briefe sind sehr selten, auch in umgekehrter Richtung. Die "flatrate" von 9 Kr / 8 baj für Triest-Ancona ist den Kaufleuten dieser beiden sehr aktiven Handelsstädte besonders entgegengekommen und wurde auch genutzt. Umgekehrt hat kaum ein Kaufmann von Triest nach Ferrara über Ancona geschrieben und 6 Kr mehr bezahlt, wieso: der Mehrwert der schnellen Beförderung ist nicht gegeben, der Brief muss ja aus den südlichen Marken hinauf in die nördlichste Romagna, und über den Landweg über Venedig nach Ferrara bestanden ohnehin beste Verbindungen.

    Wenn ich richtig lese ist das Jahr 1857, von Neukreuzern keine Spur also. Ich bestätige, das ist ein Brief aus Triest, der mit Schiff bis Venedig lief, und dann über Land nach Ferrara. Hätte keinen Sinn gehabt, den Brief über Ancona zu senden, wobei sicherlich ein Transitstempel von Ancona oben wäre. Die Gebühr von 9 Kr CM für Triest-Ferrara über Land ist jedenfalls richtig, für Triest-Ancona-Ferrara via Lloyd wäre sie unzureichend, denn hier wären nach ÖIPV 15 Kr CM zu bezahlen gewesen.

    Liebe Freunde,
    viele kluge Bemerkungen. Hubert Jungwirth hat gerade ein Buch veröffentlicht, das ich euch (nicht nur) in diesem Zusammenhang sehr empfehlen kann: "Vorphialfibel zur k. k. Post von 1722 bis 1850", ein pädagogisches Lehr- und Lernbuch der Postgeschichte.