Beiträge von Altitalien

    Der Briefinhalt ist recht spannend, es ist der Sohn der Lady Lyons, der schreibt, und er erzählt von der Quarantäne, die aufgrund einer stark grassierenden Cholera alles lahm legt. Es wird eben sogar erwähnt, dass der Brief nach Athen geschickt wird (offensichtlich an der Quarantäne vorbei... sonst wäre er von Malta aus ja auch direkt sogar viel schneller gewesen, entweder mit den Briten oder den Franzosen). Aber das kann der neue Eigentümer dann erkunden...

    Na es darf einen die heutige Landkarte zT nicht ablenken. Zur Geografie/Strassen/Verbindungen würde ich sagen: Sulzen, TG, geht über Zürich und dann runter Como, Mailand, und dann leicht ins Aostatal über Novara. Gressoney muss in dieser Zeit ein ziemlich kleiner Ort gewesen sein, abseits bedeutender Wege. Von Norden also wäre der Brief wenn überhaupt über den Bernhard gekommen, wir sind zudem im Jänner (Schnee und Eis!). Und dann Verträge: die Post hat in der Regel günstigere Verträge bemüht, so könnte dieser Weg ein günstiger gewesen sein. 12 Kr franko, ob Österreich da dabei ist weiss ich nicht, jedenfalls hat der Empfänger lediglich 6 soldi bezahlt, also Sardinien zahlte nichts an Österreich.

    FC heisst nach 1838 Franco Confine, die Bedeutung die Vollmeier demselben (!) Stempel ( Nr 8.28 ) vorher ( 1818 - 1838 ) zuschreibt, halte ich für gewagt (Fermo Corriere) und überzeugt mich nicht, ob dafür eine Quelle besteht ist mir nicht bekannt. Den C Stempel kennen wir aus vielen Städten von Lombardei Venetien. Postlagernd ist was anders, und war ja im Wesentlichen bis ins späte 19. Jh. ein relativ normales Konzept bei der Post. Das 1979 von Paolo Vollmeier herausgegeben Werk hat natürlich nach fast 40 Jahren viele Korrekturen und Ergänzungen erfahren.

    Der 1. Brief ist ein DÖPV Brief, zweite Gewichtsstufe, daher 2 x 3, bis Venedig. Erst danach wird er zum IÖPV Brief, da er in den Kirchenstaat geht. Nun gibt es zwei Betrachtungsweisen. Man könnte nun den Brief unfrankiert aufgegeben betrachten, und dann wäre der Brief nach Rom in die 3. Distanz zu rechnen, 2x8 baj + 2 baj (ab und zu sieht man sogar 2x2, m.A. n. war aber die Zutaxe nur einmal fällig) Zutaxe laut Vertrag, was also 18 baj Gesamtgebühr ausgemacht hätte. Bei solchen aus dem Ausland (Preussen war ja nicht IÖPV) stammenden Briefen, die weitergeleitet wurden, war man da aber anders orientiert, und betrachtete die Zutaxe als nicht anwendbar. Somit also nur 2 x 8 = 16 bajocchi. Diese entsprechen den notierten 18 x (Kreuzer). Die 9 können (auch) nur Kreuzer sein, wieso die hier stehen, weiss ich nicht.

    Also wenn auf Briefen steht "Napoli per Corfu" dann heisst das, dass der Brief über Neapel nach Korfu lief. Was nichts Besonderes war, denn damals lief solche Post regelmässig über Otranto, diesen Kurs hatten Kaufleute schon Jahrzehnte (wenn nicht gar Jahrhunderte) vorher eingerichtet. Der Brief lief also mit dem Kurier Venedigs über Rom nach Neapel, daher der Stempel Venezia in der üblichen weinroten Farbe (Vollmeier 24.17). Von dort wurde er nach Otranto in Apulien geschickt, und von dort dann per Schiff in die Ionischen Inseln. Zu den Taxen kann ich wenig sagen, da ich erst 1815 beginne. Müsste aber schon rauszukriegen sein.

    ein Brief (eigentlich eine Drucksache, es handelt sich um eine gedruckte Subskriptionsaufforderung, in Lateinisch geschrieben, wohl an alle Bischöfe gerichtet, und nur die Unterschrift im Original des Abbé Molinier, Kanzler des Erzbischofs von Paris, macht daraus einen Brief) von Paris nach Bari, 30.1.1846. Ursprünglich schrieb der Absender "Par Antibes" (diese Route bestand für die Briefe aus dem Süden Frankreichs), aber das wurde bald korrigiert, und der Brief lief im Transit über die Schweiz (Hüningen) und über Mailand, Bologna, Rom und Neapel, und dann mit dem "Cammino della Puglia" in die apulische Hauptstadt Bari. Der Brief wurde mit 13 decimes vorausbezahlt (PF). Nun weiss ich nicht, wieviel an ausländische Postverwaltungen (in diesem Fall Österreich, der Schweiz Transit war zu Lasten Österreichs) vergütet wurde, in der Regel sind die Briefe meistens unfrankiert aufgegeben worden. Umgekehrt berechnet Frankreich bei incoming mail für die Strecke Hüningen-Paris in jener Zeit 7 decimes. Der Kirchenstaat, und dies ist eigentlich selten, taxiert (in Rom) 20 bajocchi, normalerweise findet die Abrechnung im Kirchenstaat nur im Buch statt. Nun rechnet dies Neapel um, das sind dann 25 grana, und addiert eigene Gebühren hinzu, wobei die Gesamtgebühr 36 grana beträgt. Also betrug die Inlandsdifferenz 11 grana (normalerweise 6 grana, aber weil der Brief nach Bari in Apulien ging kostete er mehr). Kommentare erwünscht.