Beiträge von Altitalien

    Liebe Freunde,
    es gibt eine Reihe von Grenzübergangsstempel, die sowohl in Ferrara als auch in Bologna verwendet worden sind. Der Alta Germania Nord ist einer davon, andere sind zB Antiche Provincie Austriache, Regno Lombardo Veneto (2 Typen) oder Stati Ereditari Austriaci. Die Bemerkung, dass ab IÖPV (so muss es heissen, im Gegenzug zum DÖPV) Beitritt des Kirchenstaates nur mehr Ferrara zum Zug kam, ist falsch (vgl. Gallenga, I bolli delle Romagne, S. 87). Ferrara war zunächst einziger Sammel- und Verteilerpunkt. Bologna kommt aber im Laufe der Zeit stark an Bedeutung hinzu, v.a. wegen des österreichischen Kuriers nach Florenz. Beide bestanden aber immer als Grenzpostämter mit Stempeleinsatz. Paolo Vollmeier hat in im DASV-Rundbrief 301/1970 bereits einen Artikel verfasst (suche ich gelegentlich heraus). Der ALTA GERMANIA NORD von Bologna soll leicht breiter (2mm) sein als der von Ferrara; davon halte ich wenig, habe Briefe aus demselben Jahr nach Bologna und Ferrara mit absolut identischen Massen; diese Differenzen kommen aufgrund der Abnutzung zu stande. Beide sind jedenfalls seit 1816 bekannt und meiner Meinung nach Ergebnis des ersten Postvertrages zwischen Österreich und dem Kirchenstaat von 1815. Den Stempel gibt es in schwarz und rot, in rot (in der Tat mir bekannt seit 1846) unverhältnismässig seltener als schwarz, was auch in der Literatur nicht richtig gewürdigt wird (vgl. Van der Linden 1-2 bzw. 3-4 Punkte). In Wirklichkeit ist rot viel seltener, die Relation ist etwa 1:30!

    Werte Kollegen,
    ich werde in naher Zukunft eine umfassende Studie über die Postbeziehungen der Ionischen Inseln mit den Altitalienischen Staaten bringen, im Zeitraum 1815-1860. Natürlich auch Transitbriefe über Altitalien in diverse europäische Länder (wie zB der unter Preussen gezeigte Brief nach Corfu) und viceversa. Wer Briefe hat, welche in diese Kategorie fallen, möchte sich bitte melden, das wäre sehr hilfreich (viele vermutlich werden es leider nicht sein). Ich konnte jedenfalls viel aufarbeiten und einige Lücken schliessen. Danke für die Mitarbeit

    (Anbei: einer der frühesten Briefe von Ancona mit dem berühmten "Via di Mare")

    Hier kann ich mit einer wunderbaren Kreuzbandschleife aufwarten, die von Halle nach Bologna ging, 17.2.1840. Die sächsische Gebühr steht nirgends drauf, die Schleife wird über Österreich gelaufen sein und zahlte 5 bajocchi im Kirchenstaat. Drucksachen sind ja wüst selten, und gäbe es das Archiv des Prof. Bertololoni nicht (dem Direktor des Botanischen Gartens in Bologna, eine Koriphäe der Botanischen Wissenschaften, mit bis zT heute noch geltenden Standardwerken), hätten wir so gut wie nichts in diesem Bereich. Die 5 bajocchi sind in keiner Taxordnung definiert, nachdem wir hier vor Tosti (1844) sind, sind nur sporadische Bemerkungen über die Tarife erhalten geblieben. Nach Tosti kostete so eine Drucksache 4 baj pro Bogen bzw. 6 baj pro Unze Gewicht. Zum Unterschied: ein normaler Brief aus jener Zeit hätte, wenn einfach schwer, 27 bajocchi gekostet. Das heisst ich glaube, dass in diesem Fall die 5 baj für eine Unze stehen, wäre das ein Bogen einer Drucksache oder eine Zeitung mit nur einem Bogen gewesen, wären 2 baj taxiert worden (ich kenne eine weitere Schleife aus Halle mit 2 baj aus 1841). Weiss man, wieviel in Sachsen bezahlt worden ist?

    besten Dank, hervorragend! die 46 grana entsprechen exakt dem Tarif des Kgr Neapel vom 24.4.1820 für Briefe aus Niederlande, Nordischen Staaten, Altdeutschen Staaten und Levante einschl. Ottomanisches Reich. Der Brief wird mit dem "cammino della Puglia" an die Spitze Apuliens nach Otranto befördert, und mit vermutlich unter britischen Flagge segelnden Schiffen nach Corfu geschickt. Es hat sicher einen Postvertrag oder ein Abkommen zwischen Neapel und Corfu gegeben, leider unbekannt. Dort zahlt er 5 1/4 pence ionische Gebühr; der ionische Tarif von 1815 in "gazzette" wird ab ca. 1820 nur mehr in britischen pence taxiert, und, daher so herausragende dieser Brief, in lokaler Währung (den Oboli, die "klingende Münze") rückseitig konvertiert, pence-Oboli = 1:8.

    Dieser spektakuläre Brief gibt noch einige Rätsel auf: er stammt aus Norfolk, UK, 6.6.1820, und ist offensichtlich privat bis Aachen befördert worden, dort zur Post. Nun würde mich das "preussische Gekritzel" interessieren, franko ... und darüber lese ich eine 7, wohl gute Groschen. War dieses Franko bis zur österr. Grenze, über TT / Bayern? Danke für jeden Hinweis.

    Den hast du am Nachmittag fabriziert... (Scherz). Ein beachtliches Stück. Links oben am Brief ist noch ein letzter Rest des sardischen Taxzettels. Auch dieser Brief ist falsch kartiert worden und irgendwie offensichtlich in Florenz gelandet. Dann die übliche Geschichte. Diritto Toscano L. musste drauf um den Sarden 2,1 Lire abzuknöpfen. Sicher ein Austria-Transit, wenn auch vom Reglement nicht dafür gedacht.

    Schwierige Sache! Nach Russland - Sardinien sind die Briefe kaum über die Toskana gelaufen, fast immer über Mailand. Ich kenne keinen solchen Brief. Der einzige Transitbrief mit dem Austria Nr. 2 (nicht 3) im Transit den ich ja gesehen habe (und der ein Irrtum war, glaube ich) ist ein Brief von Schwyz nach Bologna 1843. Muss mal sehen, wo ich den Brief habe. Insgesamt sind Austria-Stempel im Transit sicher sehr sehr selten! Beste Grüsse Th

    Also die 28 1/2 sind US-cents und in Baltimore bezahlt und geschrieben worden. Das ist die amerikanische Inlandsgebühr bis New York, in den USA waren ja bis 1845 diverse Entfernungsstufen. Danach ist das ein Portobrief in den Kirchenstaat aus Frankreich, daher auch keine weitere französische Taxe, nach dem Vertrag von 1838. Die 42 1/2 bajocchi sind nicht erklärbar, der Brief ist vor dem Tosti-Tarif. Leider sind diese Taxen nicht deklinierbar, und wir wissen auch nicht, wieviel der Kirchenstaat an Frankreich gezahlt hat. Dieses Archiv ist bekannt und eine der wenigen Quellen für Briefe aus Amerika in den Kirchenstaat aus jener Zeit. Das Kapital USA-Altitalien (in der Zeit 1815-1850) müsste man überhaupt einmal systematisch aufarbeiten... Aber wer hat dazu Zeit ;( Jedenfalls ein wunderbarer und schöner Brief, zu dem ich gratuliere und den ich selbstvertürlich auch gern hätte! Ein schönes Weihnachtsfest wünsch ich

    Ich habe auch ähnliche Briefe mit Taxen, und auch P. Vollmeier zeigt welche. Die 4 wiederum rechts oben ist wirklich typisch für Mailand und könnte 4 Kreuzer sein. Die unterschiedlichen rot-Typen beweisen, dass der Stempel eindeutig für die Toskana spricht, was auch an der Herzform beweisbar ist. Wofür ein Kontrollstempel gut sein soll, weiss ich nicht.

    also: Österreich taxierte beides Mal 12 Kr CM; aber einmal wurden 5 3/4 Sgr, und später nur 4 1/4 notiert, wobei dann für Gera offensichtlich noch 2 Sgr dazu kamen. Welche Vertragsänderung brachte eine Reduzierung um 1 1/2 Sgr? Ist der 2. Brief doch Preussische Post (Taxe 2. Brief in schönem blau, 1. Brief in Rötel)? Danke für die Hilfe

    Briefe Italien - USA vor ca. 1855 sind - anders wie Altdeutschland - ziemlich selten, mit wenigen Ausnahmen (zB gibt es ein großes Archiv in die Toskana, wo viele hunderte Briefe bekannt sind). Die italienische Auswanderung hatte nämlich erst später eingesetzt. Ein schönes Beispiel ist dieser Brief, der an Bord des Cunard-Dampfers "Columbia" 1841 von Boston nach Liverpool geschrieben wurde und eine interessante Reiseberichterstattung enthält. In Liverpool wurde er dann nach Bologna durch die Post befördert. Hätte nun der Absender den Brief nicht eigenhändig bis Liverpool gebracht, wäre er zu 95% mit einem forwarder dorthin gelaufen. Direkte Briefe sind sehr sehr selten.