Liebe Sammelfreunde
heute mal eine etwas längere Abschrift - leider ist hier nicht alles so darstellbar, so dass ich die Tabelle mit den vielen Zahlen als PDF-Datei angehangen habe. (war auch der Abschuß zu diesem)
"Pro Memoria
den Geschäftsbetrieb bei der hiesigen Packkammer=Expedition betreffend.
Die von den Beamten der Packkammer=Expedition zu verrichtenden Dienst=Geschäften sind zur Zeit folgende:
Annahme der Packet=Adressen, Taxierung, Eintragung in das Annahmebuch, Zuschreibung nach der Register=Nummer und mit den Franco „und Auslage“ Beträge
Eintragung der ankommenden Packet=Adressen in das Lagerbuch, Vergleichung derselben mit den Packeten,
Versehen der ankomenden (Transit und Local) Packete nach den Frachtkarten, Beaufsichtigung der Vertheilung derselben in die verschiedenen Päckerei Räume
Annahme der Geldbriefe und Werthsachen, Auswiegen, Taxierung, Ausfertigung der Einlieferungsscheine, Zuschreibung mittels der Annahmebücher,
Annahme der Post=Vorschußbriefe und der Baareinzahlungen, Ausstellung der Reverse und Scheine, Eintragung in die betr. Register, Zuschreibung;
Ausfertigung der Passagierbillets, Eintragung der Reisenden in das Manual und den Personenzettel,
Abfertigung der Extraposten und Estaffetten,
Führung des Posthalterei=Journals (Einschreiben, Extraposten pp)
Erledigung der Packkammer-Laufzettel, sowie der an das Anmelde-Comtoir eingesandten Laufzettel und Anzeigen,
Revision der Packkammer=Räume, der inneren Räume der ankommenden Postwagen, des Passagier=Gepäcks
Abnahme der Werthstücke und Eintragung derselben in das Lagerbuch
Verausgabung der Palmwachslichter, Buchführung darüber
Aufziehen und Regulieren von 7 Coursbüchern und Führung der betr. Journale
Abhaltung der Nachtwache seitens der 5 Assistenten, innerhalb 25 Tagen 1mal von Jedem,
Führung des Conto über creditirtes Franco
Formirung der Lager „Abschlüße der Geld“ und der Packet=Annahme und Zusamenstellung derselben für den Expeditions=Vorsteher
Attestiren der Unterschriften unter den Geld=Einlieferungsscheinen, den Scheinen über Baareinzahlungen und den Postvorschuß=Revers, sowie Controlle über Verrsendung der Plakette
Besorgung des Abrechnungs-Geschäftes mit der Ober=Post=Kasse, mit dem Posthalter, den Postillionen, mit den betr. Behörden wegen der Comunications-Abgaben, Führung der betr. Conti, Verwaltung des Bureau, Vorprüfung und Ordnen der Stunden- und Personenzettel, Anfertigung der Versäumnis-Nachweisungen, der Nachweisungen über Postfreipässe, der Liquidationen über Estaffettenkosten in Königl. Dienstangelegenheiten pp.
Der Zeit-Aufwand, welcher zur ordnungs- und vorschriftsmäßigen Besorgung der sämmtlichen welcher vorher gedachten Dienstgeschäfte muthig ist, wenn der Umfang der letzteren nach den gewöhnlichen Verkehrs-Verhältnissen bemessen wird, stellt sich in folgender Weise heraus
ad 1, bei täglich 300 Adressen a 2 Min.............................................................10 St
ad 2, bei täglich 250 Adressen a 2 Min.............................................................8 1/3 St
ad 3, bei 19 Tages... im Durchschnitte a 15 Min...................................................4 ¾ St
ad 4, bei täglich 170 Stück a 2 ½ Min................................................................7 St
ad 5, bei täglich 40 Stück a 2 ½ Min.................................................................1 2/3 St
ad 6, bei täglich 32 Personen a 3 Min...............................................................1 ½ St.
ad 7, im dienstschnitte täglich einmal.............................................................1/6 St.
ad 8, im dienstschnitte täglich einmal..............................................................1/6 St.
ad 9, bei täglich 30 Stück a 15 Min.................................................................7 ½ St.
ad 10, täglich...........................................................................................1 St
ad 11, täglich...........................................................................................1/2 St.
ad 12, täglich............................................................................................1/4 St.
ad 13, täglich............................................................................................1/4 St.
ad 14, bei jedesmal 10 ½ Stunden, 1 1/2fach gerechnet, durchschnittlich per Tag......... 3 St.
ad 15, täglich..........................................................................................1 St.
ad 16, täglich...........................................................................................2 St.
ad 17, täglich..........................................................................................1/2 St
ad 18, täglich...........................................................................................2 St.
über......................................................................... täglich ...........51 7/12 St
Auf jeden der 6 Packkammer=Beamten fällt hierauf ein tägliches Arbeitspensum von 8 ½ Stunden und nach dem gegenwärtig bestehenden Geschäftsplan ein solches von 9 ¼ Stunden. Das Mehr mag durch den Fensterdienst verursacht werden, welcher die dauernde Anwesenheit von 2 Beamten auch zu solchen Lager-Abschnitten erfordert, nur die Meldungen und Auslieferungen des Publikums nur gering sind. Das gedachte Arbeitspensum erscheint mit Rücksicht auf den darin begriffenen Früh=, Abend= und Nachtdienst nicht mäßig. In einigen, etwa drei, Sommermonaten wird es sich etwas geringen gestalten, in den Wintermonaten dagegen um so höher.
Der außergewöhnliche Verkehr während der Weihnachtzeit ist bei der obrigen Berechnung außer Betracht geblieben, ebenso die Mehrarbeit, welche durch die Auslieferung von täglich 60 Packeten der Magdeburger Zeitung seit Juli d. J. erwachsen ist. Denn während nach der angenommenen Anzahl von Adressen
ad1, bei täglich 300 Stück, im Jahre 109500 Packete auszuliefern wären,
ad2, bei täglich 250 Stück, jährlich 91250 Packete abzugeben wären,
sind, nach der anliegenden statischen Uebersicht, im vorigen Jahre bei der hiesigen Pack-Kammer in Wirklichkeit 124183 Pakete ausgeliefert und 96395 Packete abgeholt worden. Das Mehr von resp. 14683 und 3145 Packeten betrifft vorzugsweise die beiden Monate November und December, in naeher Zeit der Dienst durch die Anhäufung der Truppen hierselbst und durch die öfteren dislorationen derselben noch wesentlich erschwert würde.
Auch das Laufzettelwesen geriet im December in Stocken, weil die Massen der lagernden Packete nicht zu übersehen warren. Es bliebt nur das Auskunftsmittel, die Packete mittelst Laufzettel nach ihren Bestimmungsorte abzusenden und die Beantwortung der eingesanden Laufzettel durch spätere Vergleichung derselben mit den abgesandten zu bewirken. Diese Vergleichung beschäftigt noch jetzt ausschließlich einen Hilfsarbeiter, während die Bearbeitung des currenten Laufzetteldienstes (die Zahl der Laufzettel beläuft sich seit Anfang dieses Jahres bereits auf mehr als 3000) die volle Thätigkeit zweier Beamten in Anspruch nimmt, Die Stockungen, welche im Packkammerdienste während der beiden letzten Monate des vorigen Jahres eingetreten waren, hätten möglicher Weise durch eine Vermehrung des Personals um 3 Beamte vermieden werden können, von welche der Eine Ganzthäglich die Packet=Ausgabe, die Aussondung der, länger als 6 Tage lagernden Packete pp, der andere die Vertheilung der abzusendenden und der Transit-Packete zu leiten, der dritte über die Erledigung der Laufzettel, beim Umsigniren der weiter zu sendenden (Soldaten) Packete Hilfe zu leisten hatte. Außerdem hätte es der Vermehrung des Packetboten-Personale nun 3 bis 4 gesunde und rüstige Männer bedurft, die Beschaffung dieser Hilfskräfte (und zwar wären für die eben genannten Dienstleistungen besonders umsichtige, mit dem Local und Speditions Verhältnisse durchaus vertraute Beamte nöthig gewesen) lag damals außerdem Bereich der Möglichkeit; der 5te Hilfsarbeiter mußte sogar im November 8 Tage lang übertragen wurden. Noch ungünstiger gestalteten sich die Verhältnisse, in Bezug auf das Unterbeamten-Personal. Der Packmeister Hagemann, schon längere Zeit vorher kränklich, mußte Anfang December austreten; die Packboten Schwarzel und Ohage erkrankten, und Müller und Scharffe wurden zur Feldpost einberufen.
Endlich darf nicht unerwähnt bleiben, das sich die Unzweckmäßigkeit der baulichen Einrichtung der Packkammer-Locales gerade in jener Periode recht klar erwiesen hat. Der geringe Raum für das abholende Publikum, wo neben dem Eingange auch für einen Ausgang gesorgt seyn müßte, die unpraktischen Gitter-Verschläge, die der Beaufsichtigung der Unterbeamten durchaus hinderliche Trennung der eigentlichen Packkammer von dem Bureau, der beschränkte Raum in dem letzteren, dies alles trage zur Erschwerung des Dienstbetriebes nicht wenig bei, und im baldige Absichte hierbei dürfte der dringender Bedürfnisß anzusehen seyn.
Magdeburg, d. 20 Februar 1851"
Mit freundlichem Sammlergruss
Ulf