Beiträge von wi.kr

    Einen schönen Ostermorgen allen, die hier unterwegs sind,
    zunächst zu KJ: die Erklärung von heku49 ist richtig. Ich habe schon zahlreiche Belege dieser Art gesehen, wobei es auch vorgekommen ist, dass sie als portogerecht akzeptiert wurden, weil nicht allgemein bekannt war, dass Großhansdorf nicht zu Hamburg gehörte, obwohl die Hamburger das wohl so gesehen hatten. Vor dem Kriegsende hieß die genaue postalische Bezeichnung übrigens "Großhansdorf über Ahrensburg" und hatte eine Poststelle I. Auch gab es Firmenverlegungen aus Hamburger Stadtteilen in die Peripherie, für welche die an die alte Adresse gerichtete Post mal mit mal ohne Nachporto weitergeleitet wurde. Das ist ganz interessant zu dokumentieren, weil es die Wirrnisse der Nachkriegszeit nachvollziehbar macht.
    nun zu Kreuzer: auf den ersten Blick ist der beleg nichts Besonderes, ein portogerecht mit 24 Pf. in der zweiten Portoperiode (ab 1.3.46) freigemachter Fernbrief. Alle Marken sind vom englischen Druck und zwar Mi.-Nr. 10 und 13. Aufgrund des Datums und der Färbung des Papiers (korrekte Wiederrgabe im Scan setze ich mal voraus) wird es sich jeweils um die billigen Sorten in Az (= 14,25:14,25 auf leicht gelblichem Papier) handeln. Aber es gibt doch was besonderes an dem Brief: die linke untere 3-Pfennig-Marke hat den Plattenfehler I (von feld 100 des Bogens von Platte 6A). Man kann deutlich sehen, dass vom zweiten N des rechten Worts "Pfennig" eine weiße Linie nach links zu der senkrechten weißen Linie geht. Nach Michel-Spezial wertet der Fehler auf Brief 100 €. Was er konkret bringen könnte, ist ein bißchen spekulativ. Auf mehr als 15 % würde ich aber keine Wette eingehen. Der beleg ist aber sauber mit den üblichen Gebrauchsspuren. Er würde bei besserer Zähnung natürlich deutlich merh bringen können, wobei man die Messung sehr präzise vornehmen muss, weil die Unterschiede beim engl. Druck ziemlich klein sind. Am sichersten ist das Anlegen der Zähnung an eine andere geprüfte Marke (besser ein Paar), wobei die Zähnungen zu 100 % aneinander passen müssen.
    Dieser Tage fiel mir was ganz Spezielles in die Hände, was ich hier zeigen möchte: zwei Deckblätter je von einem Einschreibe-Päckchen der ersten bzw. zweiten Portoperiode. So was ist an sich schon nicht häufig - hier aber sind die Marken mit einer Firmenlochung "G.W." versehen, was man auf Belegen nur äußerst selten findet und keinesfalls als Beschädigung der Marken ansehen sollte. Speziell auf den höheren Werten sind Lochungen sehr selten. Derartiges wird sehr gesucht und demnächst erscheint auch ein neuer kleiner Katalog über die Firmenlochungen auf AM-Post, den die Arge AM-Post herausgibt (Mitglieder bekommen so was kostenlos!).
    Für heute Gruß an alle

    Hallo KJ,
    schön klarer Abschlag eines PII-Stempels. Oft sind die ja nicht gut lesbar. Ich mag die PII-Stempel besonders, zumal es da auch noch gleichartige Stempel als Notstempel gibt, wenn sie von PI-Stellen verwendet wurden. Die sind dann auf den Marken abgeschlagen, während PII-Stempel daneben zu setzen waren, weil Poststellen II Marken nicht entwerten durften. Das blieb dem Leitpostamt (hier also Lauda) vorbehalten. Nicht alle PII-Stempel sahen so aus wie auf Deinem Beleg, also schon mit Postleitzahlenkreis und Postleitzahl. Es gab auch noch ältere, die im Kasten nur den Ort und die Angabe "über..." enthielten. Als Beispiel zeige ich einen solchen Beleg aus Schwabegg über Schwabmünchen, freigemacht mit 2 Stück der Mi.-Nr. 4 z. An diesem Beleg wie auch an Deinem kann man übrigens schön sehen, dass die Zugehörigkeit zu einem Leitpostamt ("über...") keineswegs zum vergünstigten Ortstarif führte. Beide Briefe sind an Adressen im Bezirk des Leitpostamts gerichtet, mussten aber als Fernbrief freigemacht werden, was dann dazu führt, dass Entwertungsstempel und Zielort gleich lauten. Das gab es natürlich im ganzen Land, bei Dir in Hessen, bei Schwabegg in Bayern. Ich zeige noch einen zweiten Beleg mit 4 Stück der Mi.- Nr. 20 Az aus Wolperode über Seesen mit ein paar Mängeln zwar, für mich aber doch schön genug, um aufgehoben zu werden. Und als dritten noch einen Beleg aus Benterode über Hann. Münden, der gleich zweimal zensiert wurde, beide Male in der Zensurstelle Peine, ohne dass äußerlich erkennbar wäre, warum das nötig war. Es gab aber eben auch die Kontrolle der Kontrolleure: immer wieder wurde überprüft, ob das Passierenlassen einer Postsendung auch in Ordnung war. Dann musste der Zensurverschluss wieder geöffnet werden, um den Inhalt erneut zu zensieren. Sodann erfolgte ein erneuter Verschluss und Abschlag des weiteren (Ober-)Zensorstempels. Solche DInge sollte man immer festhalten; sie sind postgeschichtlich schon sehr inteerssant.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Jørgen,
    da hast Du ein echtes Schnäppchen gemacht und gut aufgepasst. Der Ersttag für Auslandsbriefe ist recht gesucht und mit der schönen Zensurabstempelung ein gutes Stück. Glückwunsch!
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Jørgen,
    in der Tat ist die Ortspostkarte um 1 Pf. überfrankiert, da das erhöhte Ortspostporto, das vorübergehend in Hamburg erhoben wurde, nur vom 10.7. – 11.8.45 gezahlt werden musste. Der Auslandsbrief ist ganz typisch, leider mit etwas Stockflecken. Das Interessante sind die zwei verschiedenen Stempel, die abgeschlagen wurden: einmal ein Maschinendurchlaufstempel, wie er in Hamburg 1 verbreitet im Einsatz war (also anders als bei der Postkarte, wo die Stempelung nicht durchgehend über das ganze Poststück geht), und dann nochmal ein Handstempel des Postamts Hamburg 1 mit den Kennbuchstaben an, der immer etwas unsauber wirkt. Er wurde abgeschlagen, weil die untere Marke vom Maschinenstempel (natürlich) nicht getroffen wurde. Man sieht daran aber, wie genau aufgepasst wurde, dass keine unentwertete Marke auf dem Umschlag war. Der Brief ist durch die Zensur der Prüfstelle Hamburg gelaufen, die den Nummernblock 20000 bis knapp 20700 hatte. Da es sich um Auslandspost handelte, war die Prüfstelle Transex 3 zuständig, wo schließlich bis zu 1500 Zensoren in einer früheren Kaserne gearbeitet haben. Die Farbe des Zensurstempels ist an sich stärker violett; es gibt aber Abweichungen zu stärkerer Blaueinfärbung hin, wie hier sehr schön zu sehen. Interessant ist auch der Verschlusstreifen, weil es sich dabei um eine Art handelt, die von Amerikanern und Briten gemeinsam verwendet wurde und in England gedruckt worden war. Bei der britischen Zensurstelle in Bonn wurden z.B. ganz andere Verschlusszettel verwendet. Das kann ich mal an einem Auslandsbrief demonstrieren, der über Bonn gelaufen ist und aus Köln kam. An diesem Beleg sieht man auch die an sich typische Zensurstempelfarbe. Dabei gibt es da noch die Besonderheit, dass die Zensornummer handschriftlich nachgeschrieben wurde, weil sie bei Abschlag nicht deutlich genug war. Solche handschriftliche Eintragungen sind nicht häufig und man sollte durchaus bei Zensurbelegen darauf achten. Dann kann man vielleicht auch so etwas entdecken wie das zweite Stück, das ich hier zeige: ein Ortsbrief aus München vom 5.10.1945, der über die Zensur in München lief. Die Nummer 13442 war allerdings an sich der Zensurstelle in Offenbach zugeteilt; deshalb hat der Zensor seine eigene – Münchener – Nummer handschriftlich daruntergesetzt. Das kann zwei Gründe haben: entweder war er ein reisender Zensor, der überwiegend in Offenbach eingesetzt war oder der Stempel war nach München ausgeliehen, weil einige aus dem Offenbacher Nummernkreis auch für sog. Überroller (= liegengebliebene Briefe aus den letzten Kriegstagen) in München verwendet wurden.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Oisch,
    das sind wirklich zwei Klasse-Belege und in einwandfreier Erhaltung. Sehr viele Krogesgefangenenpostkarten sind mittig gefaltet, weil sie "am Mann" in der Brusttasche getragen wurden - so wertvoll waren sie den Empfängern. Vom 1.-11.3.1946 versandte Kriegsgefangenenpost ist wirklich sehr selten und erzielt auf Auktionen regelmäßig beachtliche Zuschläge. Das 30-Pf-Porto für Postkarten konnte in diesem kurzen Zeitraum durch verschiedene Mehrfachfrankaturen dargestellt werden, wobei natürlich die Größe Karte und die Art ihrer Beschriftung natürliche Grenzen setzte. Als Einzelfrankatur war naturgemäß die Mi.-Nr. 29 zu nehmen, wobei das im März durchweg die Farbe c gewesen sein wird, weil die Farben a und b als früh gedruckte Marken bereits verbraucht gewesen sein dürften. Eine solche Einzelfrankatur mit Mi.-Nr. 29 cA vom 7.3.1946 aus Rodewald mit einem nachverwendeten Stempel aus der Vorkriegszeit (Kreis-Stegstempel mit Gitter), bei dem die vorgeschriebene Aptierung (= Entfernung) der Sterne im unteren Stempelteil unterblieben war, zeige ich hier. Die Karte lief über die britische Zensur in Peine und wurde vom Camp 188 in das Camp 64 weitergeleitet ("To 64") und handschriftlich für den genauen Empfangsort nachadresseirt ("by Mr. Paisley ..."). Mehrfachfrankaturen mit 3 x 10 Pf (Mi.-Nr. 6 oder 22) suche ich aber noch:
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo und guten Morgen,
    das Thema Kriegsgefangenenpost ist nahezu unerschöpflich und ich möchte es jetzt mal mit der Darstellung der 5-Pf.-Marken, die wir hier ja begonnen hatten, verknüpfen. Das fällige Porto von 15 Pfennig war ja nicht nur als Einzel- oder Mischfrankatur darstellbar, sondern auch als Mehrfachfrankatur mit 3 Stück der Mi.-Nr. 3, 12 oder 19. Allerdings besitze ich keine Mehrfachfrankatur der Nr. 12, kann daher nur solche der Nr. 3 und dr Nr. 19 vorstellen. Zum einen ist da eine Postkarte vom 1.2.1946 aus Krombach Kr. Siegen (genau: das ist der Ort, wo das Bier in der Fernsehwerbung herkommt). Sie ging an einen Gefangenen in den USA, den man immerhin bis Massachusetts verfrachtet hatte (die Amerikaner hatten ja auch Lager u.a. in Deutschland, Frankreich und Italien). Da Krombach in der brit. besetzten Zone lag, wurde das Auslandspostkarten-Porto fällig. Dass die mittlere Marke rechts unten beschädigt ist, stört mich dabei nicht. Der zweite Beleg erzählt schon ein bißchen mehr. Er kommt aus Bevensen (Kreis Uelzen) und wurde dort am 26.12.1945 abgefertigt. Die Post ging zunächst zur Zensur in Peine (das ergibt sich aus der Zensorennnummer in dem mittig abgeschlagenen runden Zensurstempel), die für die Zensur der gesamten Kriegesgefangenenpost aus der brit. Zone zentral zuständig war (Transex Peine). Die Postbeförderung dauerte: erst am 17.1.46 kam sie an die zur Weiterleitung zuständige britische Postbehörde (runder kopfstehender Stempel links unten). Die Karte ging dann weiter in das Lager 2232 in Kluisbergen/Belgien, wo sie zunächst der Zenur unterzogen wurde (schräg kopfstehend abgeschlagener Kastenstempel mit der brit. Krone und "PW Censor" mit Nummer). Den Empfänger hat die Karte aber nicht erreicht; sie wurde zurückgesandt mit dem Stempelvermerk: "Back to Sender" (wohl ein Schnitzstempel in Kastenform und noch einmal waagerecht als Einzeiler schwächer abgeschlagen). Der Grund ist leider nicht erkennbar.
    Die Karte enthält im Grußtext exakt die erlaubten 25 Wörter, wobei sogar auf Anrede und Grußformel verzichtet wurde, um das Limit für Informationen im Telegrammstil voll auszunutzen: "Magdeburger wohlauf. Wohnungen erhalten. Letzte Nachricht Lona März. Ich Oktober entlassen. Elly kürzlich hier, wollte Holstein, aber zwecklos. Wünschen glückliches Neujahr und baldige Heimkehr Bevensen". Die Freimachung ist mit drei Stück der Mi.-Nr. 19 B erfolgt, davon hat das rechte (=obere) Stück den Mi.-Plattenfehler IV (leichte Verstümmelung von UT in Deutschland). Die Schließung der Aktenlochung kann ich als kleinen Mangel durchaus hinnehmen.
    Gruß an alle

    Hallo in die Runde,
    in der Tat ist der Kriegsgefangenenbeleg von KJ "überfrankiert" - m.E. aber trotzdem sammelnswert. Der 11.3.1946 war übrigens ein Montag; die Beferiung von der Portopflicht begann also an einem Dienstag. Wenn auch in der Presse allgemein relativ groß aufgemacht mitgeteilt wurde, dass eine Freimachung nicht mehr erforderlich war, wurde vielfach noch Porto verklebt, weil man der Sache nicht recht traute. Ähnliches gilt auch für Kriegsgefangenenpost aus der am. Zone in ein Lager, das nicht (mehr) den Briten unterstand. Da gibt es auch viele unnötigerweise freigemachte Kriegsgefangenenbelege aus der am. Zone. Die sollte man aber nicht zu teuer bezahlen, daher Vorsicht bei "Schnäppchen" und immer schön auf Absender und Empfänger achten. Die von mir vorgestellte Karte habe ich bei ebay für 4 oder 5 € gekauft; sie war dort für jedermann sichtbar.
    Schön ist die Karte von oisch - mit allen Merkmalen, die man sich wünschen kann und ein wirklich seltenes Stück. Gesucht sind natürlich auch Einzelfrankaturen der Mi.-Nr. 28 auf Kriegsgefangenenbriefen. Sie sind noch seltener als am. Druck. Ich kann hier einen solchen zeigen mit Mi.-Nr. 28 A aus Brackwede vom 25.2.1946, der nach dem handschriftlichen Vermerk wohl am 27.3.1946 beim Empfänger eintraf. Dieser befand sich in einem amerikanischen Lager, das über die APO-Nummer (sozusagen Postleitzahl der am. Militäreinheiten) näher identifizierbar ist und in Südfrankreich war. Aus dem schmalen Zeitfenster vom 1.-11.3.1946, in dem ja das doppelte Porto zu entrichten war, kann ich einen Kriegsgefangenenbrief vorstellen, der ziemlich typisch für die unterschiedliche Behandlung derartiger Post war. Der Brief wurde in Mühlenbeck über Flensburg am 7.3.1946 auf den Weg geschickt und sollte über das zentrale Verteilerpostamt in Berlin 55 nach Moskau gehen, wo ein Sammelpostfach 270 für die Post an Kriegsgefangene in der Sowjetunion existierte; es diente wohl der Verschleierung des Aufenthaltsorts des Gefangenen. Das aber funktionierte nicht und der Brief wurde zurückgesandt, weil für den Postverkehr nur Formularkarten zugelassen waren, die als Antwortteil an Lebenszeichenkarten aus der Sowjetunion hingen. Alles andere lehnten die Sowjets - entgegen dem Völkerrecht - ab. Deshalb sind die meisten Beleg nach Moskau auch solche Zurückweisungen.
    Für Kriegsgefangenenpost gilt generell, dass frankierte Briefe weit seltener sind als Postkarten. Mischfrankaturen gibt es bei Postkarten häufig, oft allerdings nicht portogenau. Bei Briefen findet man Mischfrankaturen nicht oft. Davon zeige ich ein Stück vom 28.2.1946 (Letzttag für 25 Pf. Porto, 2 Stück Mi.-Nr15aAz und eine 16D) mit Notstempel aus Engelskirchen, ebenfalls zurückgewiesen, weil nur die Antwortkarten zugelassen waren - allerdings mit einem anderen Zurückweisungsstempel. Der Brief wurde offenbar auf anderem Weg befördert als der andere Brief und scheiterte daher auch an anderer Stelle. Interessant ist, dfass die Zurückweisung auch damit begründet wurde, dass nur Postkarten mit bis zu 25 Worte zugelassen waren - eine Anordnung, die nicht überall gleich gehandhabt und überwacht wurde.
    Gruß an alle
    wi.kr

    ... da buin ich wieder. Ich zeige hier eine ziemlich scheußlich aussehende Postkarte, die eine ganze Geschichte erzählt. Es handelt sich um eine Ganzsachenpostkarte aus der "Provinz Sachsen" (= RPD Halle, Sachsen-Anhalt) P 9, neben der wohl mal eine weitere Marke geklebt hat, die abgefallen ist oder abgerissen wurde. Offenbar war die am 26.2.1946 geschriebene Karte in Blankenburg (Harz), das im Juli 1945 aus der brit. Zone ausgegliedert und in die SBZ eingegliedert worden war, aufgegeben und auch postalisch behandelt worden. Das Stempelfragment spricht dafür, dass die Sendung als Kriegsgefangenenpostkarte freigemacht war. Die Adresse weist einen deutschen Soldaten in einem britischen lager als Empfänger aus, wobei aber das Lager 2218 nicht in England, sondern in Belgien war. Allerdings war der seit Februar 1946 zugelassene Postverkehr zwischen der SBZ und Gefangenen im brit. Gewahrsam nicht frei von Störungen. Der Beleg dürfte deshalb erst nach dem 28.2.1946 zur Hauptleitstelle in Hannover ("via Hannover")gelaufen und von dort wegen jetzt unzureichender Freimachung zurückgewiesen worden sein, weil inzwischen das doppelte Port (= 30 Pf) fällig war. Er wurde dann erneut - wohl durch einen Grenzgänger - in HIldesheim zur Post gegeben und zuvor, ergänzend mit AM-Post-Marken (Mi.-Nr. 7 zaa und 10 Az) freigemacht, um die Beanstandung auszuräuimen. Das schwer leserliche Datum ist inzwischen der 20.3.1946. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Briten allerdings ihre Forderung nach Freimachung bereits aufgegeben (Ende der Portopflicht: 11.3.1946). Das ist allerdings nicht überall bekannt gewesen, am wenigsten in der SBZ und bei den Grenzgängern. Die Karte wurde aber wohl nicht am Schalter abgegeben, weil die Schalter in Hildesheim noch am 11.3.1946 telegrafisch über das Ende der Portopflicht informiert worden waren. Die Karte nahm nun ihren weiteren Weg. Sie ging ausweislich des mittig abgeschlagenen runden Zensurstempels im Lager 2218 ein, wo sich der Gefangene aber nicht mehr befand (die Nummer wurde rot durchstrichen + roter Vermerk "nicht in 2218") ; die Karte wurde weitergeleitet, weil die Verlegung bereits am 17.2.1946 ins Arbeitslager 708 erfolgt war. Die Karte wurde dann mit dem Hinweis zurückgesandt (violetter Kastenstempel), eine Zustellung sei nicht erfolgt. Trotz der offensichtlichen starken Mängel finde ich das Stück sehr interessant und kennzeichnend für manche postalischen Wirrungen.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Jørgen und oisch,
    das ist ein Klassebeleg, auch wenn oder gerade weil er keine Marken hat. Oisch vermutet richtig. Die Nachgebühr wurde vom Konto des Absenders - nur er konnte ja den Postscheckbriefdienst bevorzugt nutzen - abgezogen. Es ist aber shon bemerkenswert, dass die britische Besatzungsmacht die Tarifgestaltung eigenmächtig und ohne Übereinstimmung mit den Amerikanern (und auch den Franzosen) festgelegt hat. Dazu gibt es noch eine Parallele: Kriegsgefangenen post war nach der Genfer Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen portofrei. Nur die Briten verlangten das Auslandsporto für Postkarten (15 Pf.) bzw. Briefe (25 Pf.) für Sendungen an Kriegesgefangene - egal wo sie waren - aus der britischen Zone und von allen Zonen in ein britisches Lager, selbst wenn es nicht in Großbritannien lag (einige Lager waren in Belgien, z.B. Valverde). Nicht frankierte Post wurde zurückgewiesen oder gelegentlich auf einem deutschen Postamt nachfrankiert. Belege dazu kann ich in meinem nächsten Posting zeigen. Jetzt muss ich erst ml auf die Piste...
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo und guten Tag,
    zunächst @ Hasselbert. Das ist natürlich schon ein verführerischer beleg, da Einschreibe-Sendungen mit Zulassungsvermerk natürlich seltener sind als die sonst übliche schlichte Geschäftspost. Leider liegt das Datum schon jenseits des Endes der Zulassungspflicht und man kann nur vermuten, dass es für eine Staatsbank als Behörde mit sehr regem Postverkehr noch einen beträchtlichen Vorrat an vorgefertigten Umschlägen mit dem aufgestempelten Zulassungsvermerk gab, die natürlich aufgebraucht werden mussten, da es eine große Materialknappheit gab. Der Vermerk wurde dann wohl auch routinemäßig unterschrieben. Die 10-Pf-Marke dürfte übrigens eine Mi.-Nr. 6 x sein, wenn ich den Scan richtig anschaue.
    Dann oisch. Schöne Postscheckbriefe hast Du da. Dafür muss man meistens ganz schön was ausgeben, wobei es wenig Unterschied macht, welches Papier beim am. Druck vorliegt. Beim engl. Druck ist vor allem die Zähnung G gesucht. Die Regelung bei den Postscheckbriefen ist einigermaßen unübersichtlich, wie Du sehr schön dargestellt hast. Sehr gesucht sind Postscheckbriefe aus der brit Zone nach dem 1.3.1946, die dann 10 Pf. kosteten. Man könnte noch hinzufügen, dass nur die vorgedruckten Postscheck-Umschläge das Portoprivileg hatten; normale Umschläge an die Postschekämter mussten normal frankiert werden. Mischfrankaturen (2 x 1 Pf + 1 x 3 Pf.) als Porto auf Postscheckbriefen sind extrem selten. Die Gebührenfreiheit in der am. Zone dauerte bis zum 15.1.47, danach kostete der Postscheckbrief 10 Pf. Ab dem 1.8.48 galt wieder Portofreiheit. Fast alle Postscheckbriefe haben mittig ein Loch, weil die Umschläge nach der Entnahme des Inhalts auf einen Dorn gespießt wurden. Das ist mithin kein Mangel, sondrn eher ein Echtheitsmerkmal. Gleiches gilt für die meist schräge Öffnungsschnittkante am Oberrand, die von der Brieföffnungsmaschine verursacht wurde und völlig normal und typisch ist. Postscheckbrief mit Mi.-Nr. 19 (deutscher Druck) sind auch nicht so häufig. Ich kann hier einen zeigen mit Mi.-Nr. 19 B, der noch dazu den Plattenfehler VIII aufweist (dicker grüner Fleck im linken oberen Ornament.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Nils,
    die Fälschungsgefahr bei den nordbayersichen Zulassungsvermerken ist eher gering. Trotzdem muss man aufpassen, weil es auf die exakten Stempeldaten ankommt. Die Vermerke waren ja nur vorübergehend nötig und auch nicht überall. So ist etwa in der RPD Regensburg (Neugründung zum 15.8.45), die recht bald in die RPD München eingegliedert wurde, die Lage unklar und nicht sicher. Es gibt keine Dokumente, die die Zulassungsvermerke auch dort vorschrieben; es gibt aber wenige - echt gelaufene - Belege aus dieser Region mit diesen Vermerken. Ich kann einen solchen Brief hier zeigen, portogerecht frankiert mit einer stark verzähnten Mi.-Nr. 7 x. Das sieht alles gut aus und ist auch echt gelaufen. Aber: am 3.10.1945 war die Zulassungspflicht bereits überall und für alle Beteilgten und Sendungsformen ausgelaufen. Sie endete spätestens am 19.9.45. Dass gleichwohl bei diesem Beleg mit dem aufgestempelten und unterschriebenen Vermerk peinlich genau auf die - ausgelaufenen - Vorschriften geachtet wurde, zeigt die ganze Verunsicherung. Man wollte keinen Fehler machen und keinen grund für die Zurückweisung wichtiger Post geben. Dafür kann ich noch ein zweites Beispiel geben, das aus Fürth stammt, wo es keine Zweifel an der Vermerkspflicht geben konnte. Ich zeige zwei Belege (Ortsbriefe mit Mi.-Nr. 5 z) aus ein- und derselben Korrespondenz mit vorgestempeltem Zulassungsvermerk, der erste Brief vom 28.8.45 musste noch den Vermerk tragen, der zweite vom 3.9.45 war davon als Firmen-Geschäftsbrief unter 20 g bereits befreit (erster Tag der Aufhebung für diesen Teil der Post). Aber auch da galt: sicher ist sicher! Die ganze Aufsplittung der unterschiedlichen Freistellung von der Vermwerkspflicht würde hier zu weit führen; man sollte aber wissen, dass ab dem 19.9.45 die Zulassungspflicht vollständig aufgehoben war und Belege mit späterem Datum nicht zu teuer eingekauft werden sollten, auch wenn sie als Rarität angeboten werden.
    Gruß an alle
    wi.kr

    eHallo Bayern-Nils,
    gerade in Bayern gibt es am-post-mäßig manches Besondere. Zunächst einmal die Tatsache, dass dort die AM-Post-Marken später als in der britischen Zone an die Schalter kamen und dann nicht einmal alle gleichzeitig. Zunächst waren nur die 5 Pf- und ie 8-Pf-Marke da, weil zunächst auch nur Ortspost zugelassen war (5 Pf = Ortspostkarte, 8 Pf = Ortsbrief). Das wurde bald geändert, obwohl die dafür erforderlichen Marken noch nicht geliefert waren, so dass es in Bayern in der Anfangszeit viele überfrankierten Belege gibt, weil die Leute eine vorhandene 8-Pf-Marke auf eine Fernpostkarte (Porto 6 Pf.) klebten, um dem langwierigen, aber an sich vorgeschriebenen Verfahren der Teil-Barfreimachung zu entgehen und die Postkarte in den Briefkasten einwerfen zu können. In bayern wurden ausschließlich die Marken des am. Drucks verkauft (ab 15.7. Stadt Nürnberg, ab 16.7. Rest der RPD nürnberg, München und Würzburg: 5 und 8 Pf.; ab 3.9.45 erst die übrigen Werte). Die Kombinationsmöglichkeiten waren daher begrenzt und führten immer wieder zu Überfrankierungen oder Teil-Barfreimachungen, die in anderen Postgebieten seltener sind. In Nordbayern wurde erst ab dem 6.7.45 Post überhaupt wieder zugelassen, jedoch nur geschäftliche Post, also keine Privatbriefe. Briefe mussten einen ZUlassungsvermerk tragen, die bestätigen sollten, dass der Absender zum Postverkehr zu gelassen war. Solche Vermerke waren zunächst nur in deutsch, später auch in englisch abgefasst und mussten unterschrieben werden, Das galt auch für Behörden und für die sogar 16 Tage länger als für Firmen. Ich zeige mal einen solchen Beleg, damit eine Vorstellung darüber entsteht, wie das aussah. Mit 8 Pf. freigemachtals Ortsbrief einer Behörde und mit 24 Pf. freigemacht als Ferndoppelbrief (mussten rund zwei Wochen länger den Vermerk tragen) einer Körperschaft. Es gab sehr viele Varianten des Vermerks wie Klebezettel, Stempel und sogar handgeschrieben; gesucht sind kleiner Orte und frühe Daten. Die Frankaturen sind meist einfach und nicht weiter aufregend - hier sind es eben die Zulassungsvermerke selbst,
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Bayern-Nils,
    wer Portostufen sammelt, kommt an sog. Normalbelegen natürlich nicht vorbei und vieles davon ist durchaus ansehnlich. Auch Deine Geschäftspapiere sind ja ein hübscher Beleg mit allen Kriterien des echten Bedarfs. Seltene Belege sieht man aber naturgemäß nicht so oft, weshalb ich hier den einen oder anderen vorstelle. Dabei möchte ich auch die Lust am postgeschichtlichen Sammeln fördern, weil manche Rarität in Sammlungen schlummert, ohne dass der Besitzer davon etwas weiß. Wenn man sich erst mal mit den historischen Bedingungen gerade der AM-Post-Zeit etwas näher befasst, kann man vieles Zeittypische entdecken. Da gibt es Dinge, die zu Unrecht herausgestrichen werden (z.B. weil ein anscheinend besonderer Beleg nicht portogerecht ist), aber eben auch umgekehrt normal Erscheinendes, dem es sich nachzuspüren lohnt und an dem man das Spezielle erst noch entdecken muss. Ich zeige hier mal so einen Beleg: es handelt sich um einen ganz normalen Fernbrief mit 24 Pf. Porto und das Tollste erscheint schon die Adresse an eine Gräfin von Preysing (dem könnte man nachspüren und stieße auf den bekannten Sammler Graf von Preysing auf Schloss Autenried bei Günzburg, oder auf einen Bischof, der dem Widerstand gegen Adolf angehört hat). Bei genauer Betrachtung sieht mabn aber, dass die beiden verklebten Marken enge Zähnung haben, also engl. Druck sind. das bedeutet: Zähnung messen, was hier die Zähnung C ergibt (14,25:14,75). Nun noch unter UV, um die Farbe festzustellen - das ergibt lebhaftlila, also Farbe b (dunkelviolettpurpur). Mach nach Michel gerade mal 8 €. Aber der Stempel: Buchloe! das heißt Allgäu und damit am. Zone. Dort waren die Marken des engl. Drucks nicht am Schalter. Ihre Verwendung in der am. Zone ist daher nicht eben häufig; sie wurde dort geduldet, weil niemand imstande gewesen wäre, die von einer fremden Postverwaltung herausgegebenen bildgleichen Marken im Postalltag herauszufiltern und zu beanstanden. Das aber hätte streng genommen geschehen müssen, weil die Marken eben nciht aus der am. Zone stammten. So was hebe ich denn auch auf; es ist eine postgeschichtliche Dokumentation auf Normalbeleg.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo oisch,
    schöne Portodemonstration! Was man mit 4-Pf.-Marken nicht so oft findet, sind "Geschäftspapiere" (häufiger sind sie mit 8-Pf.-Marken). Sehr viel, was als solche besondere Sendungsform angeboten wird, ist es leider nicht. Geschäftspapiere hatten bis 100 g ein reduziertes Porto von 8 Pf in der 1. und 16 Pf. in der 2. Portoperiode (also ab 1.3.46). Sie mussten als Geschäftspapiere ausdrücklich bezeichnet und durften - wie Drucksachen - nicht verschlossen werden; sie durften auch keine persönlichen Mitteilungen enthalten, sondern nur Fracht- oder Versicherungsunterlagen, Urkunden, Arbeitsbücher usw. Eine solche Sendung mit 2 x Mi.-Nr. 2 x kann ich hier zeigen, die zwar so behandelt wurde, aber doch inkorrekt ist: Der Umschlag trägt nicht die Bezeichnung "Geschäftspapiere", sondern nur den Hinweis "geschäftlich", was aber nach strenger Beachtung der Vorschrift an sich nicht ausreichte. Die gewählte Bezeichnung war anfangs nach Wiedereröffnung des Postverkehrs erforderlich, um überhaupt befördert zu werden, weil zunächst weit verbreitet private Post noch nicht zugelassen war. Sie diente also als Zulassungsgrund für die Teilnahme am Postverkehr. Gleichwohl wurde vielfach nicht darauf bestanden, dass die Bezeichnung "Geschäftspapiere" verwendet wurde. Entscheidend war es vielmehr, dass die Sendung unverschlossen war, wie der hier gezeigte Beleg. Die meisten als Geschäftspapiere angebotenen Sendungen sind in Wahrheit verschlossene geschäftliche Ortsbriefe oder fehlerhaft freigemachte Fernbriefe. Darauf sollte man achten, bevor man zuviel für einen angeblich seltenen Beleg bezahlt.
    Auch nicht häufig sind Ferndoppelbriefe mit 12 Stück der 4-Pf.-Marke (= 48 Pf). Eines meiner Lieblingsstücke sieht auf den ersten Blick (zu Recht) mangelhaft aus. Es hat 12 x Mi.-Nr. 2 z, kommt aus Weilburg, wo der Brief am 18.3.46 abgestempelt wurde. Der Brief lief übder die am. Zensur in MÜnchen (erkennbar an der Zensornummer 14782) und erreichte dann den Empfänger Erich Kästner, den berühmten Schriftsteller (Pünktchen und Anton, Emil und die Detektive, 3 Männer im Schnee usw), der damals bei einer Illustrierten arbeitete. Das ist auch der Grund, weshalb ich den Beleg trotz seiner Flecken und seiner unsauberen Öffnung so mag.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Jørgen,
    das ist ja toll! Papier ist ganz bestimmt x und ein sauberer Maschinenstempel dazu, der beweist, dass das tatsächlich echter Bedarf ist. Auch die mit einer Adressiermaschien gefertigte Adresse ist dafür ein guter Beweis. Man kann Deinem Sammlerfreund nur gratulieren - ich würde ihm den Beleg sofort abkaufen ;) , zumal das ein frühes Datum ist.
    Zur Verwendung der 4-Pf-Marken will ich heute ein Stück vorstellen, das als doppelgewichtige Drucksache geprüft ist und doch keine ist. Das Stück ist noch viel besser, als der Prüfer meinte. Was da wie eine Drucksache aussieht, ist ein Streifband, freigemacht mit zwei Stück der Mi.-Nr. 11 Az, wobei ein Stück einen teil der Bogenzählnummer aufweist, was man auf Brief nicht häufig findet. 8 Pf. ist zwar in der zweiten Portoperioe (ab 1.3.1946) das Porto für eine Drucksache mit 21 - 50 g Gewicht, aber was da von Osnabrück nach Münster ging, enthielt zwei Exemplare der Osnabrücker Rundschau, wog also mit großer Sicherheit mehr als 50 g. Richtiger Weise handelt es sich um eine sehr seltene Zeitungsdrucksache, für die es einen nochmals ermäßigten Tarif gab, nämlich 8 Pf für das Gewicht von 51 - 100 g. Absender ist eine brit. Mlitärbehörde, die den Aufbau des Pressewesens im besetzten Deutschland organisierte und überwachte. Die Osnabrücker Zeitung gab es als "Heeresgruppenzeituing" nur vom 1.31946 bis zum 15.9.1946. Die MIlitärbehörde sandte ersichtlich nach Überprüfung des Inhalts der Zeitung die beiden Exemplare an die zuständige deutsche Aufsichtsbehörde, den Regierungspräsidenten in Münster, der auch für Osnabrück zuständig war. Auch hier hat sich mir erst genaues Hinsehen die ganze Bedeutung des Belegs erschlossen und es macht einfach Spaß, an so was herumzutüfteln!
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo Kontrollratjunkie,
    das ist auch ein sauberer Beleg mit drei Stück vom Oberrand und schönem klarem Stempel. Auch bei dieser Frankatur muss man immer mal auf das Datum achten. Ich habe hier einen Ferndoppelbrief auch mit 6 x 4 Pf., aber eben erste Portoperiode aus Köln-Ehrenfeld vom 28.1.21945 - leider nur auf Fensterkuvert von 4711, dafür aber mit dem Plattenfehler I der Mi.-Nr. 18 B (eingekerbtes F im linken Pfennig - linke obere Marke). Der Beleg stammt aus der bekannten Sammlung van Halteren und wurde von Harlos versteigert, wo der Plattenfehler unentdeckt blieb, so dass ich vergleichsweise günstig drankam.
    Allen noch einen schönen Sonntag (Briefmarkenwetter!)
    wi.kr

    Hallo Jørgen ,
    das ist ein sauberer Beleg, den man ja nicht gleich als Ortsbrief erkennt, da er in Lübeck abgestempelt und nach Siems gerichtet ist. Siems (auch Lübeck-Siems) ist aber ein Ortsteil von Lübeck, zwar mit einem eigenen Postamt, das eine Zweigpostamt des Postamts Lübeck 1 war. Das ist der Beweis, dass es wirklich ein Ortsbrief ist. Schön, dass der Stempel Lübeck 1 y, den es auch missbräuchlich verwendet gibt (hier ist er unzweifelhaft echt), noch einmal separat abgeschlagen wurde.
    Mit der 4-Pf.-Marke konnte man zahlreiche Portostufen darstellen. Selten sind Einzelfrankaturen, die nur bei Drucksachen im Gewicht von 21-50 g in der ersten Portoperiode bis zum 28.2.1946 möglich war. Sie sind durchweg gesucht und kosten auch in den Briefekisten auf Messen schon ganz schön Geld. Ich kann hier ein Stück zeigen mit Mi.-Nr. 2 x vom Unterrand, an dem so allerlei geändert wurde. Der Absender verwendete einen Umschlag aus berlin, der mit z.Z. Bad Nauheim ergänzt war, wenn auch die Adresse nicht mehr stimmte und durch die neue Wohnadresse geändert werden musste. Aber auch beim Empfänger gab es Änderungen, da die Anschrift in Nürnberg nicht mehr stimmte. Die Sendung wurde daher an die neue Adresse weitergeleitet, die der heutige jüngere Mensch wohl gar nicht mehr entziffern kann (sog. Sütterlinschrift): Heßbach 1, Post Weidenberg über Bayreuth. Und wo wir gerade bei Sütterlin sind, was ja eigentlich nicht verwendet werden durfte und von der Zensur zurückgewiesen worden wäre, habe ich hier noch eine doppelgewichtige Drucksache mit Mi.-Nr. 11 Cy aus Hannover-Kleefeld, wo die ganze Adresse - verbotener Weise - in Sütterlin geschrieben ist: Herrn Friedrich Woltemate, Schladen (Harz), Grotjahnstiftung. Die Marke weist das Feldmerkmal 19 der Platte 5A auf. Und schließlich noch eine vom deutschen Druck: Mi.-Nr. 18 A aus Clausthal-Zellerfeld nach Hildesheim - reine Behördenpost.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo oisch,
    man kann natürlich alle denkbaren Portostufen durchspielen und die theoretisch möglichen MeF auflisten, bis hin zu ganz exotischen Stufen, die schon als Mischfrankaturen selten sind. Beispiel: Drucksache per Nachnahme eigenhändig in der ersten Portoperiode wären 33 Pfennig, nämlich 3 Pf. für Drucksache, 20 Pf. für Nachnahme und 10 Pf. für eigenhändig. Das könnte mit 11 Stück der 3-Pf-Marke dargestellt werden. Ich glaube aber nicht, dass es so etwas wirklich gibt. So werden wir uns klugerweise auf die "gängigen" Portostufen beschränken müssen. Exoten kann man bei Micfrankaturen für meistens recht viel Geld bekommen, auch wenn ich die von mir vorgestellte Mischfrankatur, die ja auch als EF oder MeF dargestellt werden könnte, billig im Posten gekauft habe. Als MeF wäre z.B. auch eine Postanweisung möglich gewesen (für einen Betrag von 100-250 RM = 60 Pf. - in beiden Portoperioden gleich! -) für die man 20 Stück der 3-Pf-Marke hätte verwenden können, wenn das auf den kleinen Karten überhaupt möglich gewsene wäre, vielleicht treppenartig wie in der Infla-Zeit? Aber so etwas bekommt man auch in einer Mischfrankatur nur sehr schwer. Über mein - einziges - Stück mit Mi.-Nr. 26bA, 30 cB aus Brenedscheid über Hattingen (Ruhr) nach Hagen, abgegangen am 4.6.46, angekommen in Hagen am 5.6.46 im zentralen Eingangspostam und an die Zweigstelle Hagen-Bollerheide weitergeleitet und dort am 11.6.46 eingegangen, bin ich daher schon sehr froh. Das Loch in der Mitte der Karte wurde im Zuge der postalischen Abwicklung als Zeichen der Einlösung angebracht (= Entwertung der Anweisung). Interessant ist auch der rückseitige Vermerk per Stempelaufdruck, dass die Anweisung nicht gegen Sperrvorschriften der Alliierten über Finanztransaktionen widerspricht. sowie der handschriftliche Vermerk, dass der Empfänger an der ursprünglichen Adresse nicht anzutreffen war.
    Gruß an alle
    wi.kr

    Hallo oisch,
    es gibt ja noch mehr Portostufen, die mit Mehrfachfrankaturen der 3-Pf-Marken darsgestellt werden könnten, aber die sind unheimlich selten. Ich habe z.B. keine einzige Mehrfachfrankatur auf Fernbrief der 2. Gewichtsstufe in der ersten Portoperiode (24 Pf = 8 Stück). Obwohl ich immer auf das Datum achte, konnte ich einen solchen Beleg bislang nicht finden. Auch eine Kriegsgefangenenpostkarte mit 5 x 3 Pf. habe ich nicht, auch kein EInschreiben aus der 1. Periode (42 Pf - 14 Stück). Ich kann nur noch eine Ergänzung anbieten: 16 x Mi.-Nr. 10 Az auf Fernbrief der 2. Gewichtstufe in der 2. Portoperiode aus Vechta nach Bremen, interessanter Weise nicht mit dem bekannten Notstempel entwertet, von dem es ja mehrere Varianten gab. Alle Marken wurden rückseitig verklebt, nett finde ich auch, dass die beiden Achterblocks beide Varianten darstellen, waagerecht und senkrecht, dabei der Plattenfehler IV in der oberen Reihe, zweite Marke von links.
    Zu Kontrollratjunkies sehr schönem Beleg (absoluter Bedarf) eine Anmerkung. Es handelt sich ungeachtet der deutsch klingenden Adresse nicht um einen interzonalen Brief, der vielleicht nicht erwünscht war, sondern um Auslandspost, die vor dem 1.4.1946 nicht zulässig war und zwar unabhängig vom Zweck des Briefverkehrs. Richenbach (Eulengebirge) liegt in Schlesien (Regierungsbezirk Breslau) und war schon vor dem Kriegsende unter polnische Verwaltung gestellt worden; es ist heute polnisches Staatsgebiet. Wen es interessiert: Katja Ebstein kommt von dort.
    Gruß an alle
    wi.kr