Hallo Zusammen,
ich versuche mich auch mal an der Thematik der abgefeilten, bearbeiteten Ecken, der Dezentrierungen und sonstigen Effekte rund um die geschnittenen Kreuzermarken ab 1850.
Da das, was jetzt im Anschluss kommt, nur ein Erklärungsversuch ist, der vielleicht zu 100% nicht stimmt und ich auch nicht den Anspruch habe, diesen Versuch als einzig waren und legitimen anzupreisen, ist er vielleicht nur als ein anderer Denkansatz zu verstehen oder ein „Märchen“.
Daher beginne ich mal den Versuch mit: Es war einmal….
im Jahre 1850, dass es notwendig wurde, neue 3 Kreuzer Marken blau zu drucken. Da sich das vorgehende Verfahren nicht als zukunftsfähig erwies, wurde ein neuer Ansatz gewählt. Die Druckstößel sollten neu hergestellt werden.
Hierzu wurde, wie auch schon vorher eine neue Urmatrize erstellt. In die Urmatrize wurde das zu druckende Markenprofil eingearbeitet. Alles was später mit Farbe benetzt wird, ist erhaben, das andere natürlich nicht.
Aus dieser Urmatrize wurde eine Urpatrize hergestellt. Das „Negativ“ zu der Matrize. Hier würde ich sagen, ist jetzt die maximale Außenkontur der Patrize, die weiße äußerste Rahmenlinie der Marke ist. Nehmen wir mal an, das Maß 1,9 x 1,9 cm.
Jetzt brauchte man natürlich noch zur Herstellung der Druckstößel eine Matrize . Zum Material wurde eine Messingplatte ausgewählt, die später auf einem Trägermaterial befestigt wird, die dann zusammen den Druckstößel ergeben.
Die Messingplatte wird in einem separaten Herstellungsprozess auf ein Maß von, sagen wir mal, 2, 0 x 2,0 cm produziert. Nachdem jeder Fertigungsprozess auch Toleranzen hat, sicherlich mit Aufmaß von vielleicht 0,1 mm. Die Differenz zu dem Maß der Patrize sehen wir als äußerste blaue Rahmenline der Marke.
Bei jedem Herstellungsprozess gibt es mehr oder weniger Grate an den Schnitt- oder Stanzkanten. Diese wurden, sofern vorhanden von der Herstellungsfirma der Messingplatten manuell entfernt. Da die Messingplatten wahrscheinlich zu Beginn eine sehr weiche „Legierung“ hatten, damit die Patrize möglichst nicht beschädigt wird, könnten hier durch abfeilen der Grate und überspitzen Ecken die unregelmäßigen Randlinie und runden Ecken entstanden sein.
Jetzt muss aber in die Messingplatten das Markenbild eingedrückt werden. Hierzu wird in einer Druckpresse die Patrize als Stempel zu den Messingplatten ausgerichtet und mit einem definierten Druck eingepresst. Bei der Einrichtung kann es gerade bei den ersten Messingplatten zu anfänglichen Dezentierungen kommen. Schließlich ist die Patrize kleiner und die Messingplatte hat Toleranzen.
Da man früher wie heute nichts verschwenden wollte, wurden die dezentrierten Messingplatten trotzdem verwendet. Es kommt bei der Briefmarke und dem Druck am Ende nur auf das an, was von der Patrize übernommen wird. Die Konturen der Messingplatte sind egal.
Damit hätten wir ungleichmäßige Randlinien, abgerundete Ecken und dezentrierte Druckbilder relativ einfach erklärt.
Kommen wir nun zum nächsten Arbeitsschritt zur Erstellung der Druckstößel.
Wir haben jetzt Messingplatten in einer Größe von ca. 2,0 x 2,0 und bringen diese (wie auch immer) auf einem Trägermaterial (mit Blei aufgegossen, Holz, oder was auch immer) mit einer Größe von z.B. 2,3 x 2,3 cm auf. Auch hier wird man keinen 100% Wert darauf gelegt haben, die Messingplatte absolut mittig und ohne Verdrehung anzubringen, sondern man würde auch Toleranzen zulassen. Dazu haben ja auch die Messingplatten schon Toleranzen etc.
Damit könnten auch die Abstände der Marken und Verdrehungen zu den Schnittlinien relativ einfach erklärt werden.
Jetzt haben wir unsere 90 Druckstößel hergestellt und diese werden in die Druckform zur Herstellung der Briefmarken zusammen gesetzt. Beim ersten Druck des ersten Druckbogens wird festgestellt, dass bei der einen oder anderen Messingplatte die Ecken in das Papier eindringen und es beschädigen. Nachdem keiner die Druckform wieder aufschließen und die betreffenden Stöckel rausnehmen und bearbeiten möchte, werden diese Ecken im gespannten Zustand etwas verformt.
Das würde zu den abgeflachten, nicht runden Ecken führen.
So jetzt habe ich eine schöne Geschichte geschrieben, die weder einen Anspruch auf Richtigkeit noch auf Wahrhaftigkeit hat und würde sie beenden, mit, wenn es nicht doch anders war.
Schöne Grüße
Staatswappen