Beiträge von BaD

    Hallo bk,
    leider eignen sich nur wenige Belege für solche " Geschichten und Erläuterungen"

    Bei dem großen Einschreiben-Brief nach Cottbus hat der Absender für mich alles richtig gemacht. Er beließ die Oberränder an den 200 Millionen Mark- Marken, verklebte eine 20 Milliarden Marke mit Durchstich und sogar ein Teil der Reklame-Leiste an der 2 Milliarden ist vorhanden. Fein gemacht!
    Obwohl der andere Brief wirklich nicht ansehnlich ist, ist er dennoch viel höher einzuschätzen. Gustav Kobold sortierte 1938 in seinem Buch " Inflationsbriefe" solche Belege wie folgt:
    Bis 20 Marken auf dem Brief: In der Inflationszeit volkommen normal
    21-49 Marken: Vielfachfrankatur
    ab 50 Marken: Massenfrankatur
    Schon Vielfachfrankaturen sind vor dem 1.10.1922 sehr schwer zu finden, von Massenfrankaturen gar nicht zu reden.
    Die Portoerhöhungen lagen vor dem 1.10.1922 noch zu weit auseinander, als das die Marken nicht " normal" verwendet werden konnten.
    Beste Grüße Bernd

    Hallo bayern klassisch,
    es freut mich das auch solch "späte" Belege dir gefallen.
    Da ich gerade mehrere Berichte zu der uns drohenden Inflation gelesen habe, habe ich in meinen Kartons folgenden Beleg herausgesucht.
    Wertbrief vom 28.11.1923 mit vielleicht dieser Geschichte.
    Das Feinkostgeschäft Bierwirth aus Heilbronn erhielt Mitte November eine Lieferung der Allgäuer Käsefabriken Wangen mit einer Rechnung von 10 Milliarden Mark.
    Bierwirth wartete ( kluge Entscheidung in der Inflation) mit der Bezahlung und sendete den 10 Milliarden Markschein ( Briefgewicht 5 1/2 gramm) am 28.11. nach Wangen.
    Ab dem 21.11. stand der Kurs Goldfranken zur Mark auf 1: 1 Billion. Für die 10 Milliarden gab es kein Brötchen mehr. Dummerweise kostete der Brief am 28.11. aber 160 Milliarden 200 Millionen Mark an Porto. Fernbrief bis 20 gr= 80 Milliarden; Einschreibegebühr = 80 Milliarden; Versicherungsgebühr 20 Millionen pro 1 Milliarde =200 Millionen Mark. Der Brief stammt aus der Vierfachzeit, hätte Bierwirth alte Marken gehabt, hätte er nur 40 Milliarden und 5 Millionen Mark in Marken verkleben müssen. Hatte er wohl nicht. Jetzt hatte der Postbeamte ein Problem. Die Versicherungsgebühr wurde ab dem 5.11.1923 von den Portoerhöhungen ausgenommen, die Mindestgebühr verblieb bei 100 Millionen Mark . So kam die sehr geringe Versicherungsgebühr zustande. 20 Millarden Mark Marken hatte der Beamte ohne Zweifel, aber eine 200 Millionen Mark_Marke? Wozu? Selbst eine Postkarte kostete 16 Milliarden Mark Porto. Also nahm er den Einahme-Nachweisstempel und machte eine Barfrankatur mit viel mehr Arbeit aus dem Brief.
    Beste Grüße Bernd

    Hallo Peter,
    wie ich gerade gelesen habe, haben wir es bei dem Beleg mit einer Insinuation in der NPD-Zeit nach sächsischen Gebühren (vom 1. Mai 1867) zu tun.
    Die 2,5 Groschen waren eine festgesetzte Gesamtsumme, die dem ausgebenden Postamt ( Briefträger?) zustand.
    Erst ab dem 1.1.1870 galten in Sachsen die Gebühren zur Insinuation des NPD.
    Somit ist es nicht verwunderlich, das wenig zusammenpasst mit den Gebührentabellen des NPD.
    Beste Grüße
    Bernd

    Hallo Peter,
    danke für die Antwort. Die Aussagen über Insinuations-Dokumenten mit Behändigungsschein im Internet, ob Wikepedia, Sammlern mit Austellungssammlungen, Tabellen u.s.w., sind meist unverständlich und teilweise wiedersprechend. Erstaunlicherweise habe ich mich selbst ergoogelt, als ich vor mehr als 2 Jahren in einem Forum eine Antwort gab, die zu diesen Behändigungsschein auch nicht passt. Obwohl ich keinen Brief des NPD besitze, interessiert mich jeder Beleg, den ich nicht verstehe( da gibt es noch viele). Also an philabooks Geld überwiesen und jetzt ist es da, " Die postalische Behandlung von Insuationsdokumenten von Sachsen ( 1843) bis NPD (1871) von Renate Springer.
    Es gibt im NPD zwei sehr verschiedene Perioden in Bezug auf Insinuationen. Die erste datiert vom 1.1.1868 bis 31.12.1869.
    Bei unserem Beispiel wurde die Rücksendefrankatur in Zwenkau schon verklebt und vorausentwertet. Dies war auch Vorschrift, wenn der Absender baar bei der Aufgabe bezahlte. Der Empfänger des Dokumentes musste die Insinuationsgebühr ( meist 2,5 Groschen, selten 1,3 Groschen) bezahlen und das Ausgabepostamt verklebte die Marken und entwertete sie ( oft mit alten Stempeln). Die Marken innen sind also von Leipzig und dort entwertet worden. Hätte der Adressat die Gebühr verweigert, wäre das Dokument trotzdem zugestellt worden, bei Rückgabe des Behändigungsscheins hätte aber das Gerichtsamt in Zwenkau zahlen müssen.
    Ab dem 1.1.1870 wurde vieles anders, da hätte z.B. Zwenkau alle Kosten übernehmen können.
    Beste Grüße von Bernd

    Hallo,
    ein paar Fragen zu dem "einfachen" Brief:
    Warum frankierte und entwertete Zwenkau einen Brief an sich selbst 3 Tage zuvor?
    Wer verklebte wann die Marken innen?
    Wer entwertete sie?
    Beste grüße Bernd

    Hallo Nils,
    zu deiner Paketkarte:
    Paket bis 75 km bis 5 Kg.= 40 Pf.
    Versicherungsgebühr für Wertpakete pro 300 Mark 5 Pfennige; 1500 Mark : 300Mark = 5 *5 Pfennige= 25 Pf.
    Gesamtgebühr 65 Pfennige.

    Paketkarte für ein Wert und Nachnahmepaket vom 4.1.1920 von Kaiserlautern nach Clausen i.d.Pfalz
    Paket 5,1-7,5 Kg bis 75 km = 1,50 Mark
    Einschreibgebühr = 30 Pf.
    Versicherungsgebühr bis 1000 Mark 40 Pf.
    Vorzeigegebühr für Nachnahmesendungen = 25 Pf.
    Porto= 2,45 Mark
    Der Empfänger in Clausen verweigerte die Annahme, er konnte oder wollte die 342 Mark Nachnahme nicht bezahlen.
    Also zurück, bis auf die Vorzeigegebühr musste alles noch mal bezahlt werden.
    2,45 Mark für die Hinsendung und 2,20 Mark für die Rücksendung.
    Der Absender in Kaiserslautern war um 4,65 Mark ärmer und hatte sein Paket wieder. Dumm gelaufen!
    Beste Grüße Bernd

    Hallo,
    auf der Rückseite ( Bildseite) konnte man schreiben so viel man wollte.
    Bis 1905 durfte man nur auf der Rückseite im Bild etwas schreiben.
    Irgendwann 1905 konnte die Vorderseite geteilt werden, rechts die Adresse und links die Mitteilungen. Aber nur innerdeutsch!
    Nach dem Weltpostkongreß 1906 wurde dies auch im internationalen Verkehr zugelassen.
    Anbei eine selbstgefertigte Teilung einer Karte 1905 und eine Seite zum Weltpostvereinskongress von Rom 1906. Am Ende ein paar Zeilen über die Probleme eines Postbeamten mit den beidseitigen Mitteilungen.
    Beste Grüße Bernd

    HalloPälzer,
    der stempelnde Postbeamte in Neustadt hat ohne Zweifel die wohl der bayr. Postordnung nicht ganz entsprechende Frankierung anerkannt. Er hätte sonst die bildseitige Marke nicht gestempelt. Bei Auslandsbriefen, die aus dem Briefkasten unterfrankiert entnommen wurden, bestand im Deutschen Reich die Empfehlung, solche wenn möglich an den Absender zur Nachfrankierung zurückzugeben. Dies wird auch in Bayern so gewesen sein. Auf dieser Karte ist die Absenderadresse sogar zweimal ersichtlich.
    Dieser Umstand bestärkt meine Vermutung, das die Portocontrolle nicht schon im Postamt Neustadt sondern im deutschen Übergabepostamt zu Belgien stattfand. Der dortige Beamte nahm die Postordnung wohl sehr genau, eine solche Nachportoerhebung habe ich sonst noch nie gesehen. Wie gesagt, ein Superstück.
    Die Nachportosumme von 12 1/2 centimen war von deutscher Seite zu notieren. Nun gehörte Belgien mit u.a. Frankreich und der Schweiz zur lateinischen Münzunion, deren Währung bis 1920 vom Weltpostverein als Verechnungswährung benutzt wurde. Also entsprachen die 12 1/2 c. exakt der belgischen Währung. Aber wie sollte der Empfänger den halben cent bezahlen. Es gab natürlich keine 2 1/2 c Nachportomarke, also wurde auf volle 5 c. aufgerundet. Genau wie in Deutschland auf volle 5 Pfennige.
    Beste Grüße Bernd

    Hallo Pälzer,

    neben der Marke auf der Anschriftsseite hatte der Absender ganz klein 5 bildseitig geschrieben.
    Das hat leider nichts genützt.

    Bitte die 12 1/2 oberhalb b.z.w. unter den Nachportomarken beachten.
    Diese Angabe der Nachgebühr von 12 1/2 centimen („ fehlende“ 5 Pfennig verdoppelt =10 Pf.=12,5centimen Kurs 1 Franc = 80 Pf.) der
    Postwährung kann nur in Deutschland vor dem Aufkleben der Nachportomarken in Antwerpen geschrieben worden sein. Ich vermute unter den Nachportomarken noch ein T, handschriftlich oder gestempelt.
    Das Nachporto konnte von der Portocontrolle in Neustadt oder von dem Deutschen Austauschpostamt für Belgien vermerkt worden sein.
    Eine Nachportoerhebung Antwerpens ohne vorherige Kennzeichnung der Karte in Deutschland ist meines Wissens nicht möglich gewesen, zumal es im Weltpostverein kein Verbot der rückseitigen Frankierung gab.
    Eine sehr interessante Karte, Gratuliere

    Beste Grüße Bernd

    Hallo,
    dieser Brief war als Brief von Vissingen nach Dresden vom Anbieter beschrieben. Das Wort Söldner in der Anschrift erstaunte mich, ein Söldner in Dresden? Es gelang mir den Brief zu erwerben. Dann erkannte ich, der Mann hieß mit Nachnamen Söldner. Dumm gelaufen, war ja nicht billig. Beim Text lesen dann das Erstaunliche.
    Der Brief wurde 1751 vom Bruder des Empfängers, einem Chirurgen auf der Plantage Vlissingen in Rio Berbice in Niederländisch-Guayana geschrieben.
    Bei dem Alter und dem Absendeort war es doch ein Schnäppchen !
    Beste Grüße Bernd

    Hallo,
    dei Ziffern-Marken wurden als Freimarken über einen längeren Zeitraum gedruckt, somit ist die Entwertung des Geldes in der Inflation wunderbar darzustellen.
    Die 5-Mark-Wertstufe ab dem September 1921 als Kleinstwert und die 100000-Mark-Wertstufe vom September 1923 als Höchstwert.

    Hallo Erdinger,
    schöner Heimatbeleg, aber er hat mit Rosettenmarken eigentlich nichts zu tun. Diese erschienen ab Oktober 1923, sie wurden immer in 2 Druckgängen hergestellt.
    Der erste war nur die Rosette, im zweiten erfolgte der Wertaufdruck.
    Beste Grüße Bernd

    Hallo Nils,
    die Gebühr für Pakete bis 5 Kg. waren im Weltpostvertrag festgeschrieben. Nach Norwegen gab es verschiede Wege ( mindestens 3) für Pakete, die unterschiedliche Gebühren erforderten.
    Deine beiden Pakete liefen den sehr teuren "Landweg" über Dänemark und Schweden. Jedes Land, das das Paket durchlief erhielt 50 Goldcentimen= 40 Pf..
    Deutschland: 40 Pf.
    Dänemark: 40 Pf.
    Schweden: 40 Pf.
    Norwegen 40 Pf.
    Ergibt die 1,60 Mark.
    Wäre das Paket über Sassnitz direkt nach Norwegen verschickt worden, hätte es nur 1 Mark gekostet.
    Deutschland 40 Pf.
    Seeporto zwischen verschiedenen Ländern: 20 Pf.
    Norwegen: 40 Pf.
    Ob dieser Weg in der Zeit des 1. Weltkrieges möglich war, ist mir allerdings nicht bekannt.
    Beste Grüße Bernd

    Hallo Helmut,
    leider nicht meine Zeit und deshalb habe ich keine amtlichen Gebührentabellen.
    Im Gegensatz zu den meisten Quellen gibt es eine Tabelle von von W. Steven ( alle seine Tabellen sind bestens recherchiert) , der die Behandlungsgebühr für Wertbriefe Innerdeutsch ( Wert egal) ab dem 1.3.1929 mit 30 Pfennigen angibt. Die Behandlungsgebühr von 40 Pf. bis 100 RM Wert und von 50 Pf. für über 100 RM Wert galt nur bei Wertpaketen.
    Sollte das 1944 in Luxemburg Gültigkeit haben, würden nur 2 Pfennig fehlen.
    Die blaue 154 ist die Einschreibenummer ab Essen, unter dieser wurde der Brief bei der Weiterleitung ins Essener Postbuch eingeschrieben b.z.w. die Spalte im Buch hatte diese Nummer.
    Wertbriefe wurden immer eingeschrieben, sie erhielten aber keinen Klebezettel mit der Nummer. In der Behandlungsgebühr ist die Einschreibung immer enthalten.
    Beste Grüße Bernd

    Hallo Emmanuel,
    es gibt im Michel-Gebührenhandbuch viele Fehler, dennoch ist es auf Grund der aufgeführten Sondertarife in einige Länder unverzichtbar.
    Versuche unbedingt den Nachdruck der Arbeitsgemeinschaft( ArGe) Germania der Post-und Telegraphennachrichten für das Publikum von 1907 zu erwerben, dieses Heft erklärt fast alles. Es ist bei Portoerläuterungen der Briefpost und auch der Paketpost ins Ausland ( bis 5 kg Gewicht) ein phantastisches Hilfsmittel.
    Beste Grüße Bernd