in diesem Forum besteht wohl eine weitgehende Übereinstimmung hinsichtlich der Einschätzung von Provinienzen. Es gibt auch hinreichend Beispiele für Marken/Belege mit bekannter Provinienz, die repariert/verfälscht sind. Da braucht es keine weiteren Ausführungen zu.
Wie von verschiedenen Vorschreibern angeregt, sollten wir dieses Thema hier ruhen lassen und uns lieber mit eigenen Marken/Belegen beschäftigen. Das ist philatelistisch/postgeschichtlich befriedigender, als über fremde Stücke zu spekulieren.
Lieber Michael,
soweit sind wir uns sicherlich einig.
Leider hat der Begriff "Provenienz", den in der Philatelie zu verankern für mich ein genialer Marketingschachzug war und ist, auch Einzug in die Bewertungskriterien des Ausstellungswesens gehalten. Besonders im Ausland wird inzwischen gefordert (!) Provenienzen im Exponat aufzuführen.
Da in diesem Forum nicht wenige Aussteller vertreten sind, ist das nach meiner Überzeugung schon ein wichtiger Diskussionspunkt, wenn auch nicht unbedingt unter diesem Thema.
Der fehlenden Bedeutung der Provenienz für die Originalität und Bedeutung eines philatelistischen Stückes steht, und darauf gilt es hinzuweisen, die enorme Bedeutung der Provenienz in der Kunstwissenschaft gegenüber. Dort allerdings geht es weniger um die Herkunft von großen Sammlern, als um den möglichst lückenlosen Nachweis des Werdeganges des Kunstwerkes aus der Werkstatt des betreffenden Känstlers über Kunsthändler, Sammlungen und nicht zuletzt Ausstellungen. Preisbestimmend bei Kunstwerken ist neben dessen künstlerischer Qualität die Herkunft von einem bestimmten Künstler, in vielen Fällen eines stilprägenden und nicht eines nachahmenden. Die Fehlbeurteilungen von Kunstgutachtern bei Bildern ohne einen solchen Stammbaum sind legendär. Insofern ist der Provenienznachweis in der Kunst von hoher Bedeutung.
All das entfällt in der Philatelie weitgehend. Spekuliert wird mit Provenienzangaben nicht (nur oder vorrangig) auf den Rückschluß der Originalität bei Herkunft von einem bedeutenden Sammler, sondern auf den Abglanz von dessen Rang und Bedeutung. Genau das dürfte die Provenienz auch für die Ausstellungsbewertung interessant machen. Bei einem Exponat mit einer Häufung berühmter "Provenienzen" fühlt sich auch die Jury mit hohen Bewertungen auf der sichern Seite.
Darüber zu diskutieren, halte ich nicht nur in diesem Forum für wichtig, sondern überall dort, wo über Bewertungsregeln bei Ausstellungen befunden wird. Gerade postgeschichtlich orientierte Aussteller sollten ein massives Interesse daran haben, daß sachfremde Kriterien aus den Bewertungen eliminiert werden.
Liebe Grüße
Jürgen