Beiträge von balf_de

    Hallo zusammen,
    Schön, dass bei den sonst so beschaulich ruhigen Baden-Themen in letzter Zeit so viel los ist! Mit einem kleinen Briefchen aus der Nach-DÖPV-Zeit kann ich sogar einen neuen Thread beginnen.

    Wie so oft ist es auch bei diesem kleinen Brief anhand der Frankatur kaum möglich, das Verwendungsjahr zu bestimmen. Schon ab Juni 1867 reduzierte sich das Porto für badische Post nach Belgien gemäß Tarif AV (Belgien, Dänemark, England, Niederlande, Norwegen, Russland und Schweden über Preußen bzw. Taxis) von bisher 12 auf 7 Kr. (wovon 1 Sgr. als Weiterfranko zu vergüten war) Quelle: Reiner Backs "Tarifhandbuch Großherzogtum Baden mit dem Ausland 1851-1871" von 2013. Und die Michelnr. 25 a. gab es auch schon seit September 1868.

    Interessant ist der für einen Auslandsbrief ungewöhnliche Beginn des Laufwegs: eingeliefert wurde der Brief am 16. März 18?? beim Heidelberger Karlstor-Bahnof, wo eine Postablage installiert war. Per Bahnlinie Würzburg-Ludwigshafen wurde er ein kurzes Stück bis zum Heidelberger (Haupt-) Bahnhof befördert. Den schwachen Abdruck des Bahnpoststempels kann man auch als Entwerter erkennen - da hatte man wohl zunächst die Absicht, den Brief ohne Zwischenstopp bei der Heidelberger Postexpedition weiter zu befördern. Aber vermutlich waren sich die Beamten im Postwagen wegen der ungewohnten Destination Belgien nicht sicher über den richtigen Laufweg und luden den Brief im Heidelberger Bahnhof wieder aus - die "Hauptpost" lag bis 1955 direkt gegenüber dem (alten) Bahnhof. Dort schlug die Heidelberger Postexpedition ihren Stempel deutlich lesbar ab.

    Siegelseitig ist neben einem kleinen (preußischen ?) Durchgangsstempel ein Ankunftstempel aus Brüssel vom 18. März abgeschlagen, auf dem leider nicht ganz deutlich - aber immerhin sehr wahrscheinlich - das Jahr 1871 lesbar ist.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

    Lieber Pälzer,

    Der Aufgabestempel rechts oben zeigt leider leider nicht klar und eindeutig das Jahr, hier ist es eine Art Negativstempel, der auf den ersten Blick schemenhaft eine 68 oder 58 erkennen lässt. Beides ist mir allerdings nicht klar einleuchtend, denn es stellt sich angesichts der oben stehenden Hinweise von balf_de A) die Frage, ob es im Jahr 1858, als die verwendete Ganzsache U1K1a verausgabt wurde schon Uhrradstempel in der Verwendung gab und B) wird es im Jahre 1868 wohl kaum mehr Federzugentwertungen auf vor 10 Jahren verausgabte Ganzsachen gegeben haben. Insofern auch noch ein Detail des Aufgabeabschlages, vielleicht sehen andere Augen anderes und/oder mehr ?

    Ich denke nicht, dass sich unter dem Balken des "Localdatumstempels" ein Jahr verbirgt. Mir ist zu der Massnahme, dass im Frühjahr 1852 offensichtlich die bis dahin in den Ortsstempeln vorhandenen Jahreszahlen durch dicke Balken ersetzt wurden, keine entsprechende Vorschrift seitens der badischen Postverwaltung bekannt, aber diese Stempeländerung ist flächendeckend in ganz Baden zu beobachten. Den genannten Zeitpunkt kann ich für die Heidelberger Stempel nennen, gehe aber davon aus, dass es auch in Neckargemünd - und in ganz Baden - nicht viel anders war. Warum auch immer ?(
    Das Problem, dass man bei Briefumschlägen häufig keine Chance hat, das Verwendungsjahr festzustellen, kenne ich auch zur Genüge - bei den in der frühen Markenzeit üblichen Faltbriefen hilft ja meistens der Inhalt.
    Die ersten badischen "Freicouverten" wurden im Juli 1858 gedruckt. Vom 3-Kreuzer-Cuvert im kleinen Format zunächst 75.000, dann weitere 134.000 im August 1858. Das ist auch die Gesamtauflage dieser ersten Ganzsache mit dem Wertstempel links. Im Januar 1862 kam dann das nächste 3-Kreuzer-Couvert mit dem Wertstempel rechts an die Postämter; der war dann schon rot entsprechend der Postvereinsfarben.
    Zur Entwertung findet sich in der Verordnung Nr. 17S73 vom Oktober 1858 folgende Vorschrift:

    "Die zur Frankierung verwendeten Freicouverten sind hinsichtlich der Richtigkeit des verwendeten Taxbetrages zu prüfen, und bei wahrgenommener Unzulänglichkeit ist selbstverständlich der fehlende Betrag pflichtgemäß nachzutaxieren und zu erheben. Die Entwertung der Freicouverten hat nicht mittels des Freimarken Entwertungsstempels, sondern mittels eines von dem betreffenden Beamten durch die im unteren Teil der Kranzverzierung befindliche Zahl zu machenden starken Striches in blauer Tinte zu geschehen. Derartige entwertete Freicouverten dürfen natürlich nicht wieder zur Verwendung kommen."

    Also: auch wenn es sicher etwas umständlich war - der Postbeamte in der Neckargemündet Postexpedition wusste genau was hier zu tun war! Interessant ist auch eine Information, mit der sich die relative Seltenheit der ersten badischen Briefumschläge U1 bis U5 erklären lässt. Bis zum Jahr 1862 galt nämlich auch folgende Regel:

    "Beim Verkaufe an das Publikum ist zu erheben:
    a) für Freimarken: der auf den Marken angegebene Taxwert derselben,
    b) für Freicouverten: der auf den Couverten angegebene Taxwert derselben und außerdem als Anfertigungspreis je ein Kr. für 3 Stücke. Beim Verkauf von nur zwei Stücken oder nur einem Stück Freicouverten wird für diese zwei Stücke oder für das eine Stück 1 Kr. als Anfertigungspreis erhoben."

    Die späteren Ganzsachen wurden dann ohne Berechnung des "Anfertigungspreises" abgegeben; von da an war die Akzeptanz dann deutlich besser …
    Quelle der zitierten Verordnungen: "Die Briefumschläge des Großherzogtums Baden" von 2003, Copyright by Reiner Brack.

    Natürlich habe ich jetzt auch in meiner Sammlung nach einem nach Bayern adressierten Briefumschlag der ersten Serie geschaut, den ich hier zeigen könnte. Fündig geworden bin ich mit einem Beleg, den ich am 5. Juni 2012 in einem anderen Thread gezeigt habe (-> Ganzsachen Baden Beitrag 5)

    Aber da es sich um eine kleine Seltenheit handelt - eine 9-Kreuzer-Ganzsache in den ersten Postvereins-Entfernungsrayon - zeige ich ihn hier noch einmal …

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

    Hallo zusammen,

    Sicher weiß balf_de mehr über diese Stempelvariante zu berichten.

    Schön, dass der liebe Ralph mir wieder einmal einen Ball zuspielt! Ich bin ziemlich sicher, er könnte deine Frage, lieber Pälzer, wesentlich schneller beantworten als ich - aber so komme ich wieder einmal dazu, meine Baden-Literatur zu konsultieren: Bei Gerd Wahl (""Die Uhrradstempel des Großherzogtums Baden" Band 2 von 2003) finden sich schon im Vorwort interessante Informationen:


    "Ab 1. Mai 1859 wurden im Großherzogtum Baden, in über 2000 Orten, neue Postladen an Gebäuden zuverlässiger Bürger installiert. In diesen Briefladen befand sich ein Stempel, an einer stabilen Schnur befestigt, der als Abschlagfläche ein Uhrrard mit ca. 7 mm Durchmesser zeigte. Darin war die jeweilig für die entsprechenden Orte vorgesehene Nummer integriert 1 bis 50, vom Landboten auf die Briefschaft abgeschlagen, der Brief 'ausgehoben'
    Der Landbote nahm diese gestempelten Briefe zur übergeordneten Expedition, gegebenenfalls auch zu den auf seinem weiteren Laufweg gelegenen Ortschaften direkt mit und stellte dort an den Adressat gegen Gebührenerhebung direkt zu"
    Übrigens fehlt in Gerd Walhls Katalog bei der Bruchsaler Nummer "21" (Briefkasten in Russheim) eine Bewertung in der Katalogspalte "Entwerter" - deinen Brief kannte er wohl (noch) nicht. Als Nebenstempel bewertet er ihn mit 65 Euro, auf Dienstbriefen mit 25 Euro.

    Peter Sem ("Baden Spezialkatalog Handbuch Markenzeit" 6. Auflage von 2004 schreibt zur Tage der Entwertung durch Uhrradstempel auf Seite 355 folgendes:

    "Die Entwertung der Marken selbst war bis zum 31.12.1863 gestattet. Danach sollten nur noch die Marken der Briefe entwertet werden, die auf dem bestellgang des Landboten direkt zugestellt werden konnten.Bei allen anderen Sendungen erfolgte der Abschlag als Nebenstempel (Herkunftsnachweis), die Markenentwertung oblag der Postablage oder Expedition."

    In Heidelberg hatte mir Rainer Brack, ein großer Badensammler, seine Spezialsammlung der Nr. 16 auf Briefen gezeigt - da war nur ein Brief dabei mit Uhrradstempel

    Reiner Brack ist das Stichwort: von ihm stammt das Arbeitshandbuch der "Roten Reihe": "Die Landpost im Großherzogtum Baden 1859 bis 1871" Hier finden sich auf Seite 64 folgendes Vorschriften:

    1. "Stempelung bei Leerung der Briefladen ab 1859
    Die in der Brieflade befindlichen, sowie die dem Boten im Orte selbst oder auf dem Wege vom letzten Orte ab von Hand zu Hand übergebenen Briefe hat er in der oberen linken Ecke der Adressseite mit dem in der Brieflade angebrachten Stempel zu stempeln, oder aber, wenn in dem betreffenden Orte eine Postablage ist, bei dieser stempeln zu lassen. Bei Briefen, die mit Marken frankiert sind, ist zur gleichzeitigen Entwertung dieser der Stempel auf die Marken zu drücken"
    2. "Stempelung bei Leerung der Briefladen ab 1.1.1864
    Die in Absatz 2 des § 30 der Landpost-Instruktion angeordnete Entwertung der Freimarken durch die Landpostboten wird in Übereinstimmung mit dem ebenfalls für die Großherzoglichen Postablagen vorgeschriebenen Verfahren gleichzeitig dahin beschränkt, dass die Landpostboten künftig nur noch die Freimarken von solchen unterwegs erhobenen Briefen etc. etc. (mittels eines Abdrucks des betr. Nummernstempels) entwerten zu dürfen, welche sie entweder selbst sofort zu bestellen oder die nach § 26 ihrer Dienstinstruktion einem anderen Boten zur sofortigen Bestellung direkt zu übergeben haben. Die Instruktion für die Landpostboten und Postablagen ist entsprechend zu berichtigen."

    Also, lieber Pälzer, die Stempelkombination deines Briefs konnte nur in den ersten fünf Jahren der Landpost vorkommen.
    Völlig einig bin ich mit @bayernklassischs Aussage zur Häufigkeit derartiger Entwertungen bei Postvereinsbriefen: ich kenne auch nur einen …
    Und einen Uhrradstempel auf der Nummer 16, den Ralph bei Reiner Brack gesehen hat, kann ich nur durch ein kleines Briefstück ergänzen. Damit es hierher passt, gehen wir jetzt einfach einmal davon aus, dass es aus dem Briefkasten in Heidelberg-Neuenheim irgendwohin in der Pfalz verschickt wurde  :D

    Meine Suche nach Uhrradstempel-Belegen nach Bayern blieb leider erfolglos, aber wenigstens kann ich einen späten Postablagen-Brief nach Würzburg zeigen. Hier wurde der Stempel der Heidelberger Postablage Kirchheim entsprechend der Regelung von 1864 vorschriftsmäßig als Nebenstempel abgeschlagen, die Entwertung der Marke erfolgte ohne den Umweg über die Heidelberger Postexpedition dann beim der Bahnpost.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)


    Hallo Freunde,


    ich weiß zwar noch nicht, ob und wie ich meine Neuerwerbung von der Philippsburger Vereinsauktion in meine Heidelberg-Sammlung integrieren kann - der mir bisher unbekannte Stempel "Güterexpedition Heidelberg" hat mich interessiert -, aber ich wüsste gerne, was da im Juli 1864 von Heidelberg mit der Odenwald-Bahn nach Meckesheim befördert wurde.
    Sehr wertvoll kann es eigentlich nicht gewesen sein; trotzdem hat anscheinend der gesamte Meckesheimer Gemeinderat die Ausgabe von 28 Kreuzern quittieren müssen …
    Hoffentlich kann jemand den Text entziffern - im Voraus vielen Dank für euere Hilfe!

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

    Hallo zusammen,

    meine Heidelberger Postablagen-Belege haben Zuwachs bekommen: nicht wie im gewünschten Umfang, aber immerhin …
    Von vorne: am letzten Wochenende hielt mein Freund Franz Willhuber die 44. Vereinsauktion der Briefmarkenfreunde Philippsburg ab. Wie immer fast ein "Pflichttermin" für Heimat- (Baden) -Sammler aus unserer Region. Unter anderem waren zwei der drei in meiner Sammlung fehlenden Heidelberger Postablagen angeboten. Darunter die seltenste aus Friedrichsfeld, die ich ausführlich besichtigen konnte: die 3-Kreuzer-Marke MiNr. 24 auf dem Brief von 1870 nach Bretten war abgelöst und etwas dilettantisch wieder fixiert worden - der Ausrufpreis von immerhin 185 Euro schien mit recht ambitioniert (wenn man bedenkt, dass der Brief ohne den Stempel in der Drei-Euro-Kiste bestimmt liegen geblieben wäre) …
    Aber was dann kam, als das Los 547 zum Ausruf kam, war eigentlich nicht zu erwarten: ein Zuschlag bei 430 Euro! Es fiel mir nicht leicht, aber ich musste das Los einem - wie ich im Nachhinein erfuhr - Friederichsfeld-Heimatsammler überlassen. Klar: für den war der seltene Stempel noch wichtiger als für mich …

    Aber da ich hier nicht nur eine Katalogabbildung zeigen will, möchte ich meinen "Erfolg" bei der anderen seltenen Postablage in Schlierbach dokumentieren (bei Sem übrigens mit 75 Euro als Nebenstempel genau so hoch wie der Friedrichsfelder Stempel bewertet). Auch dieser Brief hat deutlich sichtbare Defizite, aber ich bin durchaus nicht sicher, ob ich noch einmal einen besseren finde.
    Meine sicher schönste Neuerwerbung aus Philippsburg ist der dritte Beleg: ein Briefumschlag U12, in den Briefkasten in Rohrbach eingeworfen - Uhrrad 1 -, vom Landbriefträger zur Postablage Kirchheim getragen, von dort im Bahnhof Kirchheim bei der Bahnpost abgegeben und nach Freiburg befördert.

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

    Lieber Ralph, lieber Bayern Social, hallo zusammen!

    Vielen Dank für euere anerkennenden Kommentare - ja, ich bin schon froh darüber, den Brief bei Erhardt für ein paar Bietstufen über dem schon ambitionierten Ausrufpreis bekommen zu haben.
    Aber der seinerzeit von Ralph eingetauschte Brief nach Ixheim ist durchaus auch reizvoll. Da der Scan - zumindest auf meinem Rechner - nicht mehr sichtbar ist, möchte ich ihn gerne hier noch einmal zeigen:

    Herzliche Grüße
    Alfred (balf_de)

    Lieber Pälzer, lieber Ralph, Hallo Freunde!

    Mit einiger Verspätung möchte ich heute noch einmal auf den zuletzt hier gezeigten Brief zurückkommen.

    Als mir Anfang März auf der Briefmarkenkesse in München Herr Stegmüller zufällig über den Weg lief, fiel mir der Brief wieder ein …

    Ob ich das Briefchen vorsichtshalber trotz mehrfacher Prüfzeichen (Seeger, Englert) Herrn Stegmüller schicke?

    Die Gelegenheit war günstig: die Verwendung der Nummer 13a im Jahr 1867, dazu noch der Heidelberger Nummernstempel ??? Sehr ungewöhnlich, meinte auch Herr Stegmüller und sicher interessant zu sehen. Gleichzeitig stellte er auch ein Wiedersehen beim Treffen der Baden-ArGe in Karlsruhe am 16. April in Aussicht. Wie wär's: wenn ich ihm den Brief in den nächsten Tagen schicke - kann er ihn mir dann nach Karlsruhe mitbringen?
    Gesagt, getan ...

    Leider konnte Herr Stegmüller doch nicht nach Karlsruhe kommen, daher konnte ich nicht wie ursprünglich geplant, den Brief als Vorlage zeigen und die späteste Verwendung der Nummer 13a verlängern. Aber einen Scan hatte ich dabei und konnte damit einige erfahrene Sammlerfreunde richtig beeindrucken!

    Wieder etwas später bekam ich Post von Herrn Stegmüller. Schon am Format des Briefs konnte ich erkennen, dass das eigentlich erwartete Attest fehlte.
    Warum habe ich nicht auf Ralphs guten Rat gehört …

    Ich würde hier gar nichts weiteres veranlassen und mich jeden Tag seines Anblicks erfreuen

    Das Ergebnis seht ihr unten. So geht die Geschichte weiter: per eMail habe ich Herrn Feuser von der Katastrophe informiert - auf seiner November-Auktion 2015 (also fast vier Monate früher) hatte ich den Brief erworben. Trotz der eigentlich viel zu späten Reklamation war Herr Feuser sofort bereit, die Transaktion rückabzuwickeln.
    Dieses wirklich sehr kulante und durchaus nicht bei allen mir bekannten Auktionshäusern erwartbare Angebot nahm ich nach kurzem Zögern an - so sehr mir der Brief vorher gefallen hat. Wer will schon eine Fälschung in der Sammlung haben? Die er kennt!

    Ich habe unten noch eine Vergrößerung der Frankatur des Briefs angefügt: ich kann auch jetzt die beschriebene Manipulation nicht erkennen. Auch die Prüfstempel von Seeger und Englert habe ich festgehalten. Für mich - und sicher auch für viele andere Klassik-Sammler - stellt sich an Beispielen wie diesem die Frage, was von Altprüfungen auch anerkannt seriöser Prüfer generell zu halten ist. Oder sind Franz Stegmüller und die Technik-affinen Kollegen seiner Prüfergeneration vielleicht zu penibel ??

    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

    PS: ich weiß nicht, ob Herr Feuser hier mitliest. Eventuell werde ich die Frage auch bei StampsX noch einmal stellen.

    Hallo zusammen,

    dafür möchte ich mich noch besonders bedanken ...

    .. aus dem wunderschönen Neckargemünd

    … dass der liebe bayern klassisch meinen Wohnort so lobend (und zutreffend) erwähnt!

    Am besten bedanke ich mich natürlich mit einem Brief, der mit etwas gutem Willen auch hierher passt:

    er lief am 10. Juli 1851 von Heidelberg in die bayerische Pfalz nach Ixheim bei Zweibrücken. Von der Korrespondenz an das dortige Draht- und Nagelwerk Roth, Heck & Schwinn, das übrigens heute noch besteht, ist Einiges erhalten geblieben - in meiner Sammlung ist es schon der zweite Brief. Dr erste ist hier schon vorgestellt worden. Und zwar von bayern klassisch im Mai 2011 im Baden-Thread zur Michelnummer 3. Jetzt wisst ihr auch, wem ich es zu verdanken habe, dass ich heute schon den zweiten vorstellen kann!

    Aber eine "Dublette" habe ich nicht gekauft: meine Neuerwerbung ging schon knapp zwei Jahre früher nach Ixheim und da gab es in Heidelberg und Mannheim noch eine in Baden einmalige Besonderheit: Stempel mit den römischen Ziffern von I. bis IV. Im Baden-Handbuch Band 3 werden sie als "Distributionsstempel" bezeichnet, Peter Sem nennt sie in seinem Baden-Handbuch (6. Auflage, Seite 311) "Ziffern-Stempel" und führt sie bei der Bahnpost. Dabei bezieht er sich auf einen ausführlichen Artikel unseres Sammlerfreundes (und meines kenntnisreichen "Heidelberg-Konkurrenten") Klaus Knorr, den er im Rundbrief Nr. 139 der ArGe Baden im Jahr 2004 veröffentlicht hat. Anhand zahlreicher Beispiele - hauptsächlich aus der Vormarkenzeit ab 1841 - weist er nach, dass die römischen Ziffern die Beförderung mit einem der vier damals zwischen Heidelberg und Mannheim verkehrenden Zugpaare zeigen: die mit dem Frühzug um 6 Uhr morgens beförderten Briefe erhielten den Stempel "I.", die mit dem Spätzug um 4 Uhr abends entsprechend die Nummer "IV.". Knorr hat die insgesamt 46 ihm bekannten Briefe tabellarisch aufgelistet, von denen 40 in den Jahren 1841-1850, also in der Vormarkenzeit befördert wurden, die übrigen 6 in den Jahren 1851-1852. Einer der letzteren, seine Nummer 43, ging am 1.8.1851 mit dem Stempel "II." ebenfalls von Heidelberg nach Zweibrücken. Höchst wahrscheinlich brauchte ein Heidelberger Handwerker Draht oder Nägel … (Übrigens: der zitierte Rundbrief 139 ist der älteste in meiner Literatursammlung - so lange bin ich schon Mitglied in der ArGe Baden …) Die von Knorr festgestellte Häufigkeitsverteilung auf Vormerken- und Markenzeit deckt sich mit meinen Erfahrungen: VMZ-Belege mit dem Ziffernstempel findet man hin und wieder (aus Heidelberg auch mit Stempelfarben rot und grün), aber markenfrankierte Briefe sind deutlich seltener (und für die im Handbuch und bei Sem genannten Aufschläge - +80 DM bzw. +60 Euro) wohl kaum zu bekommen …

    Viele Grüße
    balf_de

    Hallo bayern klassisch, hallo Freunde,

    Später, also im Postverein, haben wir eine ganz andere Gebührenaufteilung bei Frankobriefen: 9x rh. Baden und 3x rh. für die CH.

    klar, wir haben es hier ja mit einem Portobrief zu tun - der hätte zwei Jahre später 3 Kreuzer mehr gekostet. Dafür hätte er aber auch doppelt so schwer sein dürfen: in den "Tiefen des Netztes" habe ich den hier schon zitierten Postvertrag aus dem Jahr 1843 gefunden. Damit ist der Unterschied zur DÖPV-Zeit klar.
    Was mir an dem Text auffällt: von einem Transit durch die Schweiz ist nicht die Rede, wohl aber von einer eventuellen Beförderung durch Bayern, wobei in diesem Fall 4 Kreuzer an Bayern abzugeben waren.

    Viele Grüße
    balf_de

    Hallo Freunde,
    vielen Dank für euere wertvolle Hilfe! Ich habe wieder etwas dazugelernt: dass der "BAD.Oe."-Stempel in Konstanz in Gebrauch war, wusste ich bisher nicht. Jetzt ist mir klar, dass mein Brief ein kurzes Stück durch die Schweiz befördert wurde. Und da das im geschlossenen Paket geschah, erklärt auch, dass kein Schweizer Transit-Stempel zu finden ist, wie ich ihn sonst auf meinen Briefen in die Schweiz gewohnt bin. Das Porto von 12 Kreuzern CM. entsprach dann auch den Gebühren in der Markenzeit, wo 9 Kr. für die "Langstrecke" im Postverein plus 3 Kr. für den kurzen Transitweg an die Schweiz abzugeben waren. Schön, dass ich mein Briefchen jetzt beschreiben kann!
    Viele Grüße
    balf_de

    Hallo zusammen,
    ein kleines Briefchen aus dem Jahr 1849 ist mir zugeflogen, das einen in meiner Sammlung "neuen" Stempel zeigt - den Grenzübergangsstempel "BAD.Oe."
    Auf dem Weg von Heidelberg nach Meran wurde es zunächst per Bahnpost bis nach Haltingen - damals der Endstation der Rheintal-Bahn - transportiert, von dort aus sicher ohne Schweiz-Transit nach Lindau und/oder Bregenz (?) und weiter … ???
    Heute würde ich von dort aus über den Arlberg und über den Rechenpass in den Vinschgau fahren, aber wie war das im Februar 1849? Ga es da neben dem Brenner andere offene Alpenpässe?
    Viele Grüße
    balf_de

    Lieber Bayern klassisch,

    vielen Dank für deine Hilfe! Mir wird bei dieser Gelegenheit wieder einmal klar, dass für mich die Vormarkenzeit nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln ist ….
    Jetzt wüsste ich nur noch gerne, weshalb ein so trivialer Vorgang den Brief so besonders macht, dass er von Herrn Entleert geprüft werden musste und der in den 1970er Jahren große Badensammler Haagen ihm seinen Besitzer-Stempel "verlieh". Oder wurde das Einwerfen in einen Briefkasten damals so wenig praktiziert, dass der "Brieflade"-Stempel eine Seltenheit darstellt?

    Viele Grüße
    balf_de

    Hallo zusammen,
    Wo anders, wenn nicht hier ….
    kann mir geholfen werden bei meiner Frage nach dem "Brieflade-Stempel".

    Bei Sem (BADEN Spezialkatalog 6. Auflage, Seite 326) lese ich zum Stichwort "Brieflade":
    "Bedeutung: Sendung wurde aus einer Brieflade entnommen und beanstandet (Nicht ausreichende Frankatur o.ä.)"

    Ist das eigentlich eine badische "Spezialität" oder gab es Ähnliches auch in Bayern?
    Was war an meinem gezeigten Brief aus dem Jahr 1837 von Heidelberg nach Neckargemünd (Entfernung 1,5 Meilen) zu bemängeln?

    Bisher habe ich auf die verschiedenen Heidelberger Stempel nicht sonderlich geachtet, aber als Heimatsammler sollte man die ja auch beachten …

    Im Voraus vielen Dank und liebe Grüße
    balf_de

    Lieber Bayern klassisch, hallo zusammen,
    manchmal dauert es eben etwas länger, bis man zu einer interessanten Aussage "seinen Senf dazugeben" kann ...

    … alle Literatur ist nur eine Momentaufnahme, weil morgen ein späteres oder früheres Datum aus der Tiefe des Raumes kommen kann. Diese "Früh-" und "Spätverwendungen" sind immer interessant und wichtig, werden aber auch teils dramatisch überschätzt. Schön, so etwas zu haben, aber ein Muss ist es eher nicht.

    Auf dieses Zitat möchte ich gerne noch einmal zurück kommen. Bei der Präsentation meines Ortsbriefs aus dem Jahr 1865 habe ich ein Spätverwendungsdatum für die Nummer 13a im Baden-Handbuch genannt:

    Für die Nummer 13a ist als „Verwendungsdauer“ der 8. Juni 1867 in Rastatt katalogisiert.

    Sicher habe ich es schon einmal irgendwo erwähnt, dass ich für die "Aschenputtel" unter den Baden-Marken, die Nummern 13-16, ein besonderes Faible habe - nicht besonders attraktiv, nicht besonders beliebt, aber trotzdem oder gerade deswegen etwas ganz Besonderes …
    Deshalb konnte ich an einer 3-Kreuzer-Frankatur aus Heidelberg nach Baden-Baden aus dem Jahr 1867, die postgeschichtlich ganz bestimmt kein Highlight darstellt, wirklich nicht vorbeigehen, die Herr Feuser in seiner Belegbeschreibung trotz Frankaturmängeln als "trotzdem wunderschönen Brief" bezeichnet.
    Aber ganz bestimmt hat er bei der Formulierung seiner Beschreibung nicht genau ins Baden-Handbuch geschaut - die Verwendung am 16. September 1867 hätte er ganz sicher erwähnt und in seinem Ausrufpreis "gebührend" berücksichtigt …
    Aber mir fällt auch die wirklich späte Verwendung des Nummernstempels "57" auf. Ich werde gelegentlich noch einmal genauer suchen, aber auf den ersten Blick handelt es sich auch um die späteste Verwendung des Nummernstempels bei meinen datierbaren Belegen. Ob ich das Briefchen vorsichtshalber trotz mehrfacher Prüfzeichen (Seeger, Englert) Herrn Stegmüller schicke?

    Viele Grüße
    balf_de

    Hallo zusammen,
    "Schweden - Baden" wollte ich zuerst diesen Thread überschreiben, aber ich denke, dass wir auch mit diesem weiter gefassten Titel nicht Gefahr laufen, dass wir von der großen Anzahl an Belegen erschlagen werden …
    Auf Umwegen erreichte der Brief aus der Universitätsstadt Upsala, wo er am 1. Juli 1858 aufgeliefert wurde, meine Heimatstadt Heidelberg 9 Tage später, nachdem er vom Herrn Professor Larson aus Schweden im Postamt von Bad Homburg nicht abgeholt wurde. Offensichtlich hatte er dort seine Nachsendeadresse hinterlassen.
    Vorderseitig ist neben dem Stempel aus Upsala auch ein preußischer Durchgangsstempel "aus Schweden per Stralsund" abgeschlagen, siegelseitig sind Transitstempel aus Hamburg, Frankfurt und Homburg (?) zu erkennen; es folgt der Heidelberger Ankunftstempel, der doppelt abgeschlagen wurde.
    Auch Taxvermerke sind erkennbar: 27 Kreuzer kostete laut Rainer Bracks Auslandshandbuch seit 1851 ein einfacher Brief aus Baden nach Schweden (siehe Anlage). Auch auf meinem Brief aus Upsala sind zunächst 27 Kreuzer taxiert. Dazu habe ich jetzt eine einfache Frage: gelten die Tarife für die badische Post ins Ausland auch umgekehrt für Portobriefe aus den jeweiligen Ländern?
    Zu den 27 Kreuzern wurden weitere 6 Kreuzer addiert - galt das für die Weiterbeförderung aus Homburg nach Heidelberg durch die Taxis-Post? Wenn ja, war das gerechtfertigt?
    Einen letzten Taxvermerk sieht man siegelseitig: mit der blauen "9" ist wohl der Portoanteil in Kreuzern für den Postverein gemeint (der an Preussen abzuliefern war).

    Viele Grüße
    balf_de)

    Hallo Pfälzer, hallo bayern klassisch

    das mit der "Farbe" macht unser lieber Alfred ( balf_de), der ist fit darin

    danke für die Blumen, lieber BK !
    Nein, den badischen Farben gilt nicht unbedingt mein Hauptinteresse, aber da ich ja immer noch etwas mehr auf die Frankaturen schaue (und Briefmarken sammle), als es für gestandene Postgeschichtler unbedingt erforderlich ist, kann ich zumindest geprüfte Farben der Nummer 20 aus meiner Sammlung zeigen.Ganz sicher lässt es sich anhand des Scans nicht sagen, lieber Pälzer, ob dein Brief mit einer 20 b oder 20 ba frankiert ist - die "a"- und "c"-Farben scheiden wohl aus. Ich tendiere zur "ba", aber eine Entscheidung muss man wohl Herrn Stegmüller überlassen.
    Viele Grüße
    balf_de 


    Von oben links nach unten rechts: 20a, 20b, 20ba, 20c

    Lieber Bayern klassisch, lieber Stampmix,

    ganz herzlichen Dank für die Mühe, die ihr euch für meinen Studentenbrief gemacht habt! Natürlich hatte ich - ehrlich gesagt - auf euere Unterstützung bei der "Transkription" gehofft!
    Es sieht ganz so aus, als sein man in Heidelberg besser sortiert gewesen als in Bern, was Bedarfsartikel für schlagende Verbindungen anbetrifft. Das ist natürlich eine äußerst wichtige Erkenntnis, die wir hinsichtlich SoPhy aus dem Text entnehmen können!

    Im Übrigen rächt es sich jetzt, dass ich mich vor etwa 50 Jahren standhaft weigerte, trotz entsprechender Einladungen (die am nächsten Morgen mit heftigen Kopfschmerzen verbunden waren …) einer Verbindung mit acht Pflichtmensuren beizutreten. Natürlich hätte ich die schwierigen Stellen inklusive "Axiliarknoten" dann flüssig lesen können …

    Aber - wie gesagt - vielleicht können wir das im Juni nächsten Jahres im "Roten Ochsen" gemeinsam herausfinden!

    Viele Grüße
    balf_de

    Lieber Bayern klassisch,

    Jetzt wird es schwer, weil der Scan nicht gut ist. Kannst du das optimieren?

    klar, das kann ich versuchen. Mein Problem ist allerdings die maximale Dateigröße von 500 kb. Bei einer Auflösung von 300x300 bpi musste ich die Dateien etwas verkleinern. Bitte, lieber Bayern klassisch, versuche es doch jetzt noch einmal!
    Vielen Dank und herzliche Grüße
    balf_de

    Lieber Bayern klassisch,
    vielen Dank für deine Hilfe! seltsam: "gefühlt" ist die Strecke nach Mainz von Heidelberg aus weiter als z.B. nach Frankfurt; vielleicht liegt das ja auch nur an der schmaleren Autobahn ab Darmstadt ….
    Inzwischen habe ich die tatsächliche Luftlinien-Entfernung auch per Google Earth herausgefunden. Du schreibst "… betrug 72 km …": hast du Entfernungstabellen aus der Zeit, woraus das abzulesen ist?
    Danke auch für die Info zur Gültigkeitsdauer des Taxis-Bestellkreuzers. Daraufhin muss ich mir meine Belege noch einmal genauer ansehen.
    Herzliche Grüße
    balf_de