Beiträge von Pälzer

    Leider ist das Datum des Briefes auf der mir vorliegenden Kopie nicht ersichtlich.

    ...damals waren die türkischen Abschläge mit der vollen Jahreszahl gesteckt. Ich sehe in der Bildbearbeitung anbei schemenhaft den 14.11.1932. Verklebt wurden Türkei No. 884 (2 x 10 Para) verausgabt im Jahre 1926 und Türkei No. 926 (1 x 2 Kurus) verausgabt im Jahre 1929, so dass das mit 1932 passen und im Original mit einem besseren scan endgültig sicher nachzuvollziehen sein sollte.

    Guten Abend liebe Sammlerfreunde,

    der - eine kleine Kuriosität aufweisende - Beleg anbei stammt von der Zeit nach dem Krieg, aber noch aus jener der danach währenden Occupationsphase. Adressiert wurde aus dem nordpfälzischen Feilbingert, das schon fast an der Nahe, aber immer noch in der bayerischen Pfalz liegt. Es waren viele Stellen involviert. Aufgegeben wurde über die Postexpedition Ebernburg / Pfalz im Tal der Alsenz, dessen im Jahre 1871 errichteter Bahnhof nur 1.100 m entfernt vom preussischen Bad Münster am Stein lag, das auf dem Beleg rückseitig mit seinem Kastenstempel Durchgang gestempelt hat. Also muss der Brief erst einmal in die Gegenrichtung nach Kreuznach gelaufen sein. Warum ist zunächst unklar.

    Der kürzeste Weg zum Zielort Châlons-sur-Marne wäre der nach Süden über die am 16.05.1871 fertiggestellte Alsenztalbahn - Kaiserlautern - Forbach - Metz - Verdun gewesen. Die Fertigstellung des Abschnitts Winnweiler - Münster am Stein der Alsenztalbahn hatte sich zwar wegen der vielen Tunnels und durch den Ausbruch des Krieges verzögert. Nach ihrer Fertigstellung diente sie anfänglich ausschließlich dem Rücktransport deutscher Truppen samt Waffen. Die Eröffnung für den Zivilverkehr fand dann aber am 15.07.1871 statt, so dass der w.o. beschriebenen Beförderungstrecke im November eigentlich nichts mehr im Wege gestanden hat. Lassen wir das für den Moment einfach einmal so stehen.

    Der Absender, das Bürgermeisteramt des nicht unweit von Ebernburg / Pfalz entfernt liegenden Feilbingert hat für die ebenfalls nicht weit davon liegende Gemeinde Altenbamberg folgende Nuß geknackt:

    Feldpostbrief

    Vom Bürgermeisteramt Feilbingert

    Vereherliches Commando des Königlich Preußischen Husaren Regiments No.3 (Ziethen-Husaren) Châlons-sur-Marne

    RSN. 442 Militaria

    Feilbingert / Pfalz 5. November 1871

    Verehrliches Commando des Königl. Preuß. Husaren-Regiments No.3 (Ziethen-Husaren), die 5te Escadron verehrl. Regiments war am 30. Juli 1870 in Altenbamberg einquartiert, da hierüber die Nachweise fehlen, welche zur Liquidation nöthig sind, so wird ergebendst die Bescheinigung der Quartier und Mundeverpflegung geneigtest ausfertigen und hierher gelangen zu lassen. Die Stärke der Escadron war damals angegeben auf 4 Offiziere, 154 Mann und die Verpflegung excl. Fleisch, d.h. über Letzteres liegt besondere Quittung bereits vor. Hochachtungsvoll das Bürgermeisteramt - Unterzeichner

    Commercy d. 9.11.71 - Br.m.d.v.v.. der Königlichen 5. Escadron zur Prüfung und Quittungsleistung zu übersenden - Rauch

    Commercy d. 11.11.71 - ?e. m. dem Königl. Regiments-Commando remittirt nebst beiligender Quittung - Krell Rittmeister - Escadronschef

    Commercy d. 13.11.71 - Br. m. dem Bürgermeisteramt zu Feilbingert mit der erlangten Quittung zu remittiren - Rauch Oberstlieutenant - Regiments-Commandeur

    Tja, nun lief das Militaria mit der die Altenbamberger glücklich werdend lassenden Quittung leider erst mal nicht zurück nach Ebernburg in der Nordpfalz, sondern offenbar in ein anderes Kuvert gepackt, falsch adressiert ins unterfränkische Obernburg am Main - wo der Pälzer zufälligerweise Mitglied im Sammlerverein ist. Dort hatte man den Fehler natürlich sofort erkannt und entlastete sich umgehend mit:

    Brief samt Anlage an das Bezirksamt Kirchheim-Boland i / Pfalz zur gefälligen Hinausgabe an die Gemeinde Feilbingert - Obernburg 17.11.1871 - k. Bezirksamt

    Auch hier hatte man so ein klitzeklein bischen falsche Vorstellungen über die Ortsbezeichnung des Partner-Bezirksamtes in den Nordpfalz ("Kirchheim-Boland"), dennoch traf das Schreiben am 19.11.1871 sicher beim Bezirksamt in Kirchheimbolanden ein und alles war gut. Wie man sieht, hat die Feldpost nicht nach Châlons-sur-Marne an die Zieten-Husaren zugestellt, sondern zu ihnen nach Commercy, das sehr deutlich weiter östlich Richtung Nancy liegt. Möglicherweise hat das auch zu einer Beförderung nicht über die Alsenzbahn, sondern entlang der Rheinschiene bis ins Unterelsass (Brumath) und von dort über Nancy nach Commercy geführt.

    Die der II. Armee (von Steinmetz) zugeordneten Zieten-Husaren (Stammgarnison Rathenow / Brandenburg) hatten schon am 15.07.1870 von der Kriegserklärung Frankreichs Kenntnis erlangt. Die ab dem Folgetag eingeleitete Mobilmachung verlief lt. der Regimentsgeschichte vollkommen reibungslos, so dass zum 26.07. mit der Eisenbahn nach Bingen am Rhein ausgeschifft werden konnte, wo man zunächst ins Kantonnement ging. Dannach ging es am 30.07. über Freilaubersheim und nicht unweit davon für die 5te Escadron in den Quartiersort Altenbamberg.

    Danach ging es über Rothselberg weiter nach Ottweiler und schon am 03.08, gab es die erste Feindberührung nahe der Grenze bei Habkirchen. Am 16. August war das Regiment bei Rezonville in der Schlacht von Mars-la-Tour verwickelt und erlitt fürchterliche Verluste, trug aber entscheident zum strategischen Erfolg der deutschen Truppen vor Metz bei. Nach Friedensschluss war die 5te Escadron dann ab 21.07.1871 als Teil der Occupationsarmee in Commercy einquartiert und mit dem Regiment am 05.08.1872 schließlich wieder zurück in seine Stammgarnison nach Brandenburg verlegt worden.

    Schönen Gruß

    vom Pälzer

    Vielleicht waren gerade keine roten Label für Eilboten vorrätig und insofern wurde sehr freundlicherweise in Rot gestempelt.

    ...jedoch nach allen Regeln postalisch regulär behandelt worden.

    ...so kann man sich die Welt bzw. die verklebten 120 Pf. auch "zurecht legen". Mit Verlaub, wir sollten doch bitteschön bei den Tatsachen der einschlägigen Postordnung bleiben.

    Nichts für ungut + Gruß

    vom Pälzer

    Guten Abend zusammen,

    eigentlich hätte der anbei gut und gerne auch als Drucksache gehen können, denke mal der handschriftliche Nachtrag der aktuellen Preise für den Personen-Überseetransport in die Vereinigten Staaten wäre noch in Ordnung gegangen. Aber wer weiss, vielleicht wolle man nicht, dass u.U. die Konkurrenz davon erfährt.

    Schönen Gruß

    Hallo Schorsch,

    immer langsam, da das klar war, dass die Rückfrage kommt, bin ja dran, interessiert mich selbst:

    Erste Aufschläge hier wie folgt:

    Origine rurale noire

    Wenn ich dass richtig verstanden habe, dann wurden diese Stempel von Juni 1836 ab bis 01.02.1912 abgeschlagen, wenn der Landbriefträger eine Sendung aus einem ländlichen Bestellbezirk zu dem hierfür jeweils zuständigen Postamt mitgenommen hat. Dabei war nicht nachzuvollziehen aus welchem Ort, während ein Rundstempel mit Buchstabe wohl den konkreten Landbriefkasten / Herkunftsort bezeichnete.

    https://berry-nivernais.cmcas.com/wp-content/uploads/sites/88/2018/05/Le-timbre-O.R.-dans-un-cercle.pdf

    LG

    Tim

    Hallo Schorsch,

    was für eine PUPPE ! :love:

    Ich sehe oben links einen nicht voll getroffenen Ankunfsstempel von den Niederlanden mit Sicherheit vom Weiterleitungsort Amsterdam und auch den hier typischen ellipsenförmgen Distributionsstempel, so dass der volle Postdurchlauf bis zum Weiterleitungsort abgebildet ist. Bei der Rückbriefstelle war die Karte m.E. nicht, für eine evtl. Rücksendung wegen Unzustellbarkeit war der Absender in Malta für die Post ja klar ersichtlich.

    Die Karte ist wohl nach der Distribution / Annahme in Bamberg (hiesiger Distributions-Rundstempel unter dem "d" von Amsterdam) von der Firma Kupfer & Mohrenwitz am 23. Mai 1900 zuerst angenommen = außer Kurs gelaufen und mit der schön perforierten 10 Pf Staatswappen erst am 18. Juni 1900 neu nach Amsterdam aufgegeben worden. Bei dem Neuadressat M. Levenbach / Amsterdam hat es sich um einen Hersteller für Textil- und Werkzeugmaschinen gehandelt:

    Final Report 1963
    books.google.de

    Schönen Gruß

    Tim :thumbup:

    Hallo Wilfried,

    das ist so - eindeutig - nicht richtig. Wie ich an anderer Stelle jetzt schon öfters geschrieben habe: Entscheident ist das Beförderungsmonopol der Post. Das bedeutet für alle Postgesetze auch der damalingen altdeutschen Staaten unmißverständlich: Niemand außer der Post oder von ihr zugelassene Boten hatten das Recht Briefe zu befördern. Das bedeutet ferner, dass ein Absender zwar selbst Bote seiner eigenen Sendungen sein durfte und durch eine eigene (Handlungs-)Reise o.ä. den Beförderungsweg hat verkürzen und damit Porto sparen können.

    In dem Moment aber, wo er sich der Sendungen in der Weise entledigt, dass er Dritte zu deren Weiterbeförderung beauftragt / veranlasst, handelt es sich - rein förmlich betrachtet - um einen Verstoß gegen das Postmononpol. Ob das der liebe Bekannte war, der fröhliche Brauhauskutscher oder der gütige Schleppschifffahrtskapitän ist dabei piepwurschtegal. Anm.: Ob man derartige Verstöße im Einzellfall real hat nachweisen können / wollen ist wiederum eine andere Sache.

    Schönen Gruß

    Tim

    oder man brachte ihn auf dem Wasserweg (Main) nach Bayern, was ich für wahrscheinlicher halte und wer hat schon so etwas gesehen?

    Hallo Ralph,

    auch wenn es für Schmuggelbriefe sehr nahe liegt, das ist m.E. in der lt. Briefbeleg ersichtlichen Beförderungsdauer von 4 Tagen von Offenbach am Main bis Nürnberg im Jahre 1866 nicht denkbar gewesen. Für den 172,5 km langen Ludwigs-Donau-Main-Kanal von Kehlheim a.d. Donau bis Bamberg a.d. Regnitz brauchte man mit Treidelschiffen 6 Tage, so dass man für die ca. 60 km Wasserstraßenstrecke von Bamberg nach Nürnberg mal mindestens 2 Tage ansetzen muss. Dann haben wir flußaufwärts des Mains noch die Strecke von Offenbach am Main bis zur Einmündung des Ludwigs-Donau-Main-Kanals in die Regnitz von ca. 370 km. Die Gesamtstrecke umfasste also ca. 430 km flußaufwärts. Die erst am 7. Aug. 1886 eröfffnete Main-Kettenschifffahrt erfasste auch erst den Unterlauf, so dass eine diesbezgl. Beschleunigung des vorbezeichneten Weges zur Zeit der Briefaufgabe ebenso nicht in Betracht kommen kann.

    LG

    Tim

    Zumindest auf dem iPhone ist die Oberfläche sehr aufgeräumt.

    ...das trifft auch m.E. zu, auch auf dem PC. Die Themenordner sind viel übersichtlicher und damit schneller auffindbar. Mit den Absätzen und sonstigen handling habe ich auch keinerlei Problem.

    Schönen Gruß

    Lieber Schorsch,

    auf Deine vollkommen berechtigte Frage ich habe leider keine Antwort parat, setze "doppel-kopfkratzenderweise" aber gleich noch eine neu hinzugekommene Besonderheit oben drauf, bei welcher einem geradezu auch "die Flöhe kommen". 8o

    Noch nie gesehen, aber jetzt belegt, hier eine Auslands-Poka vom 17. Februar 1919 aus Edenkoben, adressiert nach Davos Patz / CH, aber nicht zugestellt und retourniert wegen dem vorderseitig angebrachten Kastenstempel:

    Acheminement suspendu le Autorité Militaire - RETOUR á ENVOYEUR

    Einzigster Hinweis hierzu :

    Philaseiten.de: (?) (35) (54) Postverkehr im 1. Weltkrieg und danach

    ...wonach - von der französischen Besatzungsmacht zensierte - Auslandspost erst ab August 1919 wieder zugelassen worden sein soll, leider aber keine diesbezgl. VO genannt wird. Auch im hier schon mehrfach zitierten Beitrag von Dr. W. Niedermeier in der Pfälzischen Postgeschichte vom April 1974 findet man hierzu leider...nichts.

    Wenn man den Inhalt der Poka liest, mit der Verwunderung des Absenders in Edenkoben noch keine Nachricht von den, offenbar in der CH ansässigen Nachkommen erhalten zu haben, dann scheint bis zu dem w.o. verlinkten Termin tatsächlich eine totale Blockade des Auslands-Postverkehrs hin-und-her vorgeherrscht zu haben.

    Wobei mir die/eine hierzu einschlägige VO natürlich noch viel wohler bekommen würde.

    Schönen Gruß

    Tim