Beiträge von Erdinger

    Verehrte Freunde,

    irgendwann hat mich Luitpold in einem anderen Forum gefragt, wo denn die Zeitungskonten aus Erding blieben, nachdem wir uns gegenseitig freundschaftlich mit Postscheinen aller Art beworfen hatten.

    Da muss ich bis heute passen, jedoch ging mir vor kurzem ein Pärchen ins Netz, das aus einem kleinen Ort in unserem Landkreis stammt. Wartenberg war seit November 1871 Postexpedition, und diese beiden Quittungen für die Kirchenstiftung Berglern datieren aus der späten Kreuzerzeit.

    Einmal wurden 7 Kreuzer für das Gesetzblatt des Jahres 1873 nacherhoben, im anderen Fall abonnierte man jeweils auf ein Jahr das Gesetz- und Verordnungsblatt, das Kreisamtsblatt und das Erdinger Wochenblatt.

    Diese Abonnements waren Pflichtabnahmen. Noch heute stehen die gebundenen Jahrgänge in praktisch allen Stadt-, Gemeinde- und Pfarrarchiven.
    Für die Zeitgenossen handelte es sich zwar nach einigen Monaten sehr oft um tote Materie und geborene Staubfänger, aber für uns sind diese Blätter häufig gute Quellen in angenehm naher Reichweite.
    (Allerdings sollte man sie vor der Lektüre gründlich abstauben. Früher wurde man von wohlmeinenden Zeitgenossen noch vor "schmutzigen Büchern" gewarnt, aber die meinten etwas anderes, glaube ich.)

    Vorweihnachtliche Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    nicht vom Tod, sondern vom Jubiläum des Prinzregenten erzählt das angehängte Stück - ein FDC übrigens.
    Speziell für diese Markenausgabe durfte noch einige Tage mit dem Ersttagsdatum gestempelt werden.
    Deshalb sollte man erwähnen, dass es sich um einen "echten" FDC mit rückseitigem, passenden Ankunftsstempel handelt.

    Wobei mir das zweite Stück irgendwie viel ... "luitpoldiger" vorkommt.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    nachdem der hier gezeigte (und einsam gebliebene) Brief mittlerweile die Sammlung gewechselt hat, musste ein neues Beispiel in die Heimatsammlung, dass den Schlechtstempler aus Taufkirchen an der Vils an den Pranger stellt. Etwas mehr Stempelfarbe war diesmal im Kissen, aber der MR ist so gut wie gar nicht zu entziffern (mit viel Fantasie lässt sich die zweite Verteilung "513" herauslesen). Sofern mich meine Augen nicht trügen, ist das eine 4 II 1 auf dem Brief. Ist die Sem-Angabe "bis ca. 1857" noch aktuell?

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    jetzt konnte ich das Buch von Karl Majörg endlich einmal durcharbeiten.

    Schon rein äußerlich handelt es sich um ein beeindruckendes Werk: 528 Seiten im Großformat, durchgehend farbig illustriert.
    Beim Aufschlagen zunächst ein leises Gefühl der Enttäuschung: Keine umfangreiche Einleitung mit wichtigen Quellen?

    Kein Grund zur Panik: Das Werk erschließt sich erst bei gründlicher, nicht oberflächlicher Beschäftigung.
    Es ist offenkundig nicht zum schnellen Nachschlagen gedacht.
    Das liegt allerdings auch an den historischen Gegebenheiten, die sich im Aufbau widerspiegeln (Link1).
    Jede Besatzungszone hatte ihre Eigenheiten, Zonengrenzen trennten gewachsene Verwaltungsstrukturen zum Teil noch stärker als in Deutschland, was (Zonenwechselgebiete!) gute geografische Kenntnisse bei Sammlern voraussetzt.
    Die Zensur der Inlandspost endete generell mit dem 7.10.1946 (in der Sowjetischen Zone war sie erst im Frühjahr 1946 eingeführt worden!).
    Die Auslandszensur wurde mit Ausnahme der Post von und nach Deutschland und Japan bereits im November 1947 eingestellt (ausgenommen sowjetische Zone).
    In der britischen Zone endete auch letztere Maßnahme bereits im Februar 1948. In den übrigen Zonen blieb sie bis Mitte August 1953 in Kraft.

    Dazu kam die besondere Situation in Wien, wo eine "österreichische Zensurstelle" unter Aufsicht der Alliierten ausschließlich Auslandspost bearbeitete, und die seit der beschränkten Wiederaufnahme des Auslandspostdienstes am 2.1.1946 tätig war. Post von und nach Deutschland und Japan blieb bis zum 15.8.1953 der Zensur unterworfen!

    Im Mittelpunkt des Buchs stehen ganz klar die Belege und die Abbildungen von Stempeln und Zensurzetteln.
    Anhand von Briefen werden die administrativen Strukturen und Maßnahmen der Zensur beleuchtet.
    Zahlreiche Quellen sind in die jeweiligen Kapitel eingestreut, die auch den Kampf der österreichischen Politik gegen die als entwürdigend und wirtschaftsschädigend empfundene und aus österreichischen Steuermitteln bestrittene Zensur deutlich aufzeigt.

    Wer sich jetzt für das Buch interessiert, der kann sich hier (Link 2) informieren - Weihnachten steht ja noch bevor ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    die Atmosphäre zu Kriegsbeginn 1914 in Deutschland kann man sich heute nur noch schwer vorstellen - Hasstiraden, Hybris, Hexenjagd, um es einmal griffig in ein paar Alliterationen zu fassen. Eine gute Schilderung der Vorkommnisse gibt es aus österreichischer Sicht bei Stefan Zweigs "Die Welt von Gestern", aus deutscher Sicht im Roman "Im Westen nichts Neues", aber auch in Memoirenwerken wie denen des Flugzeugbauers Ernst Heinkel.

    Diesen Brief konnte ich vor kurzem bei der Harlos-Auktion erwerben, immer eine Adresse für gutes Material. Auch wenn es "nur" ein Incoming-Beleg ist: Der Inhalt ist komplett erhalten, er spricht für sich und muss nicht eigens kommentiert werden (zumal er auch in gut lesbarer Schrift verfasst ist).

    Zum Slogan "Gott strafe England", der hier auf einer aufwendig geprägten Lackvignette prangt, gibt es einen informativen Wikipedia-Eintrag, auf Englisch zwar, aber sehr neutral. Die ritualisierte Antwort auf den Ausspruch lautete: "Er strafe es".

    P.S. Politisch völlig unkorrekt lebt dieses Ritual intern auch bei uns im Büro auf, wenn englische Kollegen etwas abliefern, für das ein gepflegter Wortschatz nicht das passende Vokabular bereithält. Ich nehme an, dass man auf der anderen Seite des Kanals auch nicht immer zimperlich ist ...

    Lieber Nils,

    um die Frage beantworten zu können, müsste ich erst die Postkurse der damaligen Zeit genau studieren.
    Ich vermute, der Brief wäre regulär von München über Hohenlinden/Haag/Ampfing und von da über Mühldorf nach Simbach gelangt.
    Bedingt durch die Fehlleitung könnte er nun über Dorfen und Ampfing gelaufen sein - 3 Tage Laufzeit an normalen Wochentagen scheint ziemlich lang.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    vor kurzem kam der erste Baden-Brief in meine Heimatsammlung, kein sehr ansehnliches Exemplar, mit eher unsauberen Stempeln aus Mannheim und einer Verfärbung, die leider ein wenig auf die Marke übergreift, sowie als weiterem Manko einer fehlenden Seitenklappe. Ich hätte ihn sicher nicht gekauft, wenn ich damit nicht eine Fehlleitung belegen könnte.

    Statt im niederbayerischen Ering bei Passau, wie in der Adresse richtig vermerkt, traf der Brief am 4.12.1854 nämlich irrtümlich im oberbayerischen Erding ein. Von dort wurde er dann nach Simbach am Inn weitergeleitet, wo er drei Tage später einlief (Ering bekam erst 1861 eine Expedition.)


    Wo geschlampt wurde, kann ich leider nicht sagen, denn es fehlt, wie bereits gesagt, eine Seitenklappe, auf der vermutlich weitere Stempel abgeschlagen waren.
    Es handelt sich nicht um eine Nachsendung, denn der Adressat Stuhlberger war wirklich in Ering beheimatet (wie das "Adreßbuch der Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbsleute von Bayern" aus dem Jahr 1858 belegt).

    Kann man den Weg, den der Brief genommen hat, wenigstens ungefähr skizzieren?
    Mannheim kartierte wohl eher nicht direkt nach Erding, ich vermute den Fehler eher auf bayerischer Seite. Liege ich damit richtig?

    Viele Grüße aus Erding (what a difference a single letter makes)!

    Dass es in der Vormarkenzeit recht dünn mit Insinuationsvermerken aussieht ist mir auch schon aufgefallen.

    Verehrte Freunde,

    die Beobachtung ist richtig.

    Einerseits wurden wohl viele Insinuationen ganz regulär über Mandatare abgewickelt, was sich postalisch nur indirekt ausdrückte.

    Andererseits blieb die Praxis (nämlich "der Post zu insinuieren") wohl vor allem auf den kreativen und wagemutigen Teil der Juristen beschränkt (also nicht allzu viele, wenn wir den zeitweise als Anwalt tätigen Ludwig Thoma als Gewährsmann in Anspruch nehmen wollen, der darüber prononcierte Meinungen vertrat).
    Das Verfahren war immer wieder einmal Gegenstand richterlicher Aufmerksamkeit, bis hinauf zu den Appellationsgerichten. Schließlich legten die Prozessparteien die nach erfolgter Insinuation laufenden Fristen gar nicht so selten unterschiedlich, nämlich zu ihren Gunsten aus. Wer die Insinuation durch die Post nutzte (und damit auf einen Rückschein verzichtete), forderte solche Verwicklungen geradezu heraus.

    Als die Post erstmals öffentlich auf das Verfahren reagierte und sich etwas unwillig dazu herbeiließ, schrieb man bereits das Jahr 1852 - und da befinden wir uns in der Markenzeit. Vermutlich trug gerade diese Bekanntmachung im VO-Blatt dazu bei, das Verfahren tatsächlich bekannter zu machen.

    Mein bisher ältester Insinuationsbeleg, der wohl der Post insinuiert wurde, datiert von 1846 und stammt aus Kronach.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    für mich sieht der schwach abgeschlagene Halbkreiser auf der Vorderseite nach einem Abklatsch eines Mühldorfer 12a-Typs aus, der von der Rückseite eines anderen Briefes abgefärbt hat, wo er als Ankunftsstempel abgeschlagen war. Die Buchstaben sind seitenverkehrt. Der Neumarkter Aufgabestempel wurde m.E. vergessen.
    Das Stück hatte ich auch unter Beobachtung, aber im entscheidenden Moment hatte meine ebay-Anmeldung Ladehemmung. Tant pis! Glück für bayern klassisch, denn es ging billig her ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ich glaube, der angesprochene Diskussionsthread zu den Kreuzerausgaben mit weiter Welle war dieser hier:
    Link

    Viele Grüße aus Erding!
    No need to get uptight - it's only stamps.

    Lieber Pälzer,

    ich habe einmal eine Zeitlang alle Nr. 32-36 registriert, die in Auktionen aufgetaucht sind.
    Die früheste 33, die ich finden konnte, wurde am 23.8. in Münchberg gestempelt.
    Alles habe ich nicht gesehen, und in letzter Zeit war ich etwas nachlässig, zugegeben ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Luitpold,

    der hier ist von 1858. (Ich hatte anfangs zwar gewisse Zweifel, dass die Marke ursprünglich haftet, aber das Stück ist "gebrettlt".)
    Jedenfalls hatte der Expeditor einen sauberen MR- und einen ungepflegten Ortsstempel. Diese Kombination habe ich schon auf einigen Au-Briefen dieser Zeit gesehen.
    Ich hoffe, es findet sich noch ein schönerer Brief.

    Auf jeden Fall eine tolle Geschichte, die du da aufgetan hast.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber Luitpold,

    ich sagte nicht: "nur" ein Standbein, ich sagte: "ein" Standbein.
    Ein Standbein ist eine sichere Sache und von zentraler Bedeutung.
    Ein Elfmeterschütze, der im entscheidenden Moment zwei Spielbeine einsetzen wollte, wäre keiner ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    Zitat

    Interessant finde ich auf bdph.de einen Beitrag von woma zur IPHILA.

    ja, den fand ich auch interessant. Die Diskussionen dort und in einem anderen Forum habe ich verfolgt, und wenn man die Aussagen von Wolfgang Maaßen dagegen hält, wird einem erst klar, wie sehr man sich häufig an den Kleinigkeiten stößt und wie wenig man das Ganze im Blick hat. Umso schneller ist man allerdings mit Kritik bei der Hand.

    Vielleicht sollte man öfter darüber nachdenken, dass unser Steckenpferd - gleich mit welcher Intensität und mit welchem materiellen Einsatz betrieben - reiner Luxus ist. Das könnte die Perspektive zurechtrücken.
    Möglicherweise sieht man dann die Jurorenleistungen bei der IPhLA gelassener.

    Ich war überrascht von der Vielfalt der eingereichten Exponate und vor allem davon, dass eine derartige Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte. Und natürlich erfreut darüber, dass unsere ArGe so gut abgeschnitten hat. Leider konnte ich nicht nach Mainz fahren.

    Wollten wir übrigens mit der ArGe-Bayern-klassisch-Homepage an einem Wettbewerb nach IPhLa-Art teilnehmen, müssten wir alle sehr viel mehr dafür tun. Sie ist ein Standbein, und das reicht doch, oder?

    Freuen wir uns einfach darüber, dass es komplementär dazu altpostgeschichte.com als Spielbein gibt. Ganz unabhängig davon, ob man hier "nur" auf Default-Hintergrundfarben schaut, ob mit Frames oder HTML programmiert und wie validiert wird und was ein Juror dazu sagen würde: Trollfreiheit und ständige Nutzung sind zwar keine Kriterien für Preiswürdigkeit bei Ausstellungen, aber mehr wert als jede Urkunde.

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    danke, dass ihr an mich gedacht habt! Die Scans nehme ich gerne.
    Hassfurt ist neues Frühdatum.
    Augsburg Bahnhof ist bei mir bisher nur von April bis Dezember 1869 belegt und noch einmal Februar 1870. Bis dahin hatte das Werkzeug sichtbar gelitten.

    Viele Grüße aus Erding!

    Lieber bayern klassisch,

    danke für die Auskunft. Ich nehme an, du hast dir nicht gemerkt, ob die Briefe mit Poststempel wenigstens Vermerke wie "Csa. Dii" oder "Csa. Partium" aufwiesen?
    Und ob sie mit Rezepisse versandt wurden oder ohne?
    Dergleichen zu erinnern überfordert schon einen Durchschnittssammler wie mich ...

    Viele Grüße aus Erding!

    Verehrte Freunde,

    ein interessantes Thema - ich habe hier auch einen Brief, der allem Anschein nach nicht durch die Post befördert wurde.

    Es handelt sich um ein Schreiben des Appellationsgerichts für den Isar- und Salzachkreis an das Landgericht Moosburg vom Oktober 1810, in dem eine Entschließung des Oberappellationsgerichts mitgeteilt und Akten angefordert wurden.
    Der Empfänger musste ein Rezepisse ausstellen (unter Strafandrohung!).
    Auf der Vorderseite sieht man (auf der Höhe der jüngeren handschriftlichen Jahreszahl, die ich nur deshalb noch nicht wegradiert habe) zwei Schlitze, rückseitig sieht man die Reste eines Bandes, mit dem auf der Vorderseite etwas befestigt war. Vermutlich war es das vorbereitete Rezepisse.
    Vorderseitig sind auch Gebühren vermerkt, u.a. "Lieferung 10 x", allerdings kommt man damit nicht auf die 50 x, die vorderseitig und auch innen angeschrieben bzw. quittiert wurden.
    Es gibt keine (seit 1808 vorgeschriebene) Kennzeichnung als Parteisache, die für eine Postbeförderung relevant gewesen wäre.

    Der Generaltarif vom gleichen Jahr, der auch Gebühren für Rekommandation und Retour-Rezepisse festlegte, wurde einen Monat später verkündet.
    Haben wir es hier sozusagen mit einem Vorläufer zu tun, der als Botenbrief abging, weil es keine postalische Entsprechung gab?

    Viele Grüße aus Erding!