Beiträge von solid611

    Hallo Jørgen,

    ein schöner und so früh nicht häufiger Frankobrief. Diese waren von Dänemark nach Frankreich erst ab 1840 zugelassen. Rechts oben steht das Franko in dänischen RBS jedoch 26 RBS dänischer Anteil und 54 RBS ausländischer Anteil (für Taxis und Frankreich). Dieses berechnet sich aus 8 Schilling Courant von Aarhuus bis Hamburg = 26 RBS und 17 Schilling Courant = 54 RBS von Hamburg bis Bordeaux. Diese 17 sind siegelseitig angeschrieben. Darin enthalten ist der französische Anteil für die Strecke Givet - Bordeaux von 10 Decimes, die oben noch notiert sind.

    Als Besonderheit kommt die handschriftliche Ortsaufgabe hinzu. Der siegelseitige Vermerk "Aarhuus 8. Juli 1842" ist postalischen Ursprungs. In Dänemark war die Kennzeichnung des Absendeortes 1839 für Frankobriefe ins Ausland vorgeschrieben. Da viele dänische Postämter zu dieser Zeit keine Stempel führten behalf man sich hier und anderenorts mit handschriftlicher Ortsangabe.

    Viele Grüße solid611

    Hallo Freunde,

    der Stempelzusatz "a.P." bedeutet ziemlich sicher "ausländisches/r Porto(anteil)". Die alte Deutung "an Preußen" ist überholt. Die Preußische Verfügung für Schweden von 1865 bestimmte, dass der schwedische und der hälftige Seeportoanteil mit dem Zusatz a.P anzugeben sei.

    Nach dem Vertrag mit Dänemark waren für unfrankierte Briefe 3 Sgr. zu berechnen, die zwischen Dänemark und Preußen hälftig geteilt wurden - also je 1 1/2 Sgr. Dass hier sowohl der ausländische als auch der preußische Anteil gleich waren, mag zu der Fehldeutung "an Preußen" geführt haben. Für Schweden und Norwegen gibt es diese Stempel ab 1866 für 3 1/4 a.P. bzw 5 a.P., was dem ausländischen und nicht dem preußischen Anteil entspricht, so dass die Deutung m.E. eindeutig ist.

    Warum Dänemark den Nummernstempel auch bei markenlosen Briefen abschlug, weiß ich nicht. Das war nach der Belegelage aber gängige Praxis.

    Viele Grüße solid611

    Hallo Michael,


    ich glaube die Vereinbarung zwischen Lübeck und Preußen bezog sich nur auf die russischen und polnischen Korrespondenzen. Für die nach Finnland (wie auch für die nach Norwegen und Schweden) war das dänische Postamt zuständig. Die dänisch-schwedischen Verträge legen zumindest immer auch für Briefe aus Lübeck Transitgebühren fest.

    Für deinen Brief vón 1863 galt der Vertrag von 1852. Danach erhielten Dänemark und Schweden je 3 1/3 Lübbische Schilling, somit waren 6 2/3 LSK ausländisches Porto zu vergüten, was 45 Schwedischen Öre entspricht, die notiert wurden.

    Viele Grüße solid611

    Hallo bayern klassisch, 

    danke fürs Zeigen und Beschreiben des schönen Stückes. Der Stempel TT 35 ist leider noch nicht aufgetaucht. Dafür zeige ich später noch den TT 36 von Lübeck. 

    Hier erstmal noch ein weiterer Schiffsbrief. 

    Der Leitweg über Lübeck war bis 1865 nur eine Nebenroute und ist zudem als Schiffsaufgabe entsprechend selten benutzt worden. 

    Hier zeige ich einen Portobrief vom November 1860 aus Schweden, der wiederum direkt in den Briefkasten des Dampfschiffs nach Lübeck aufgegeben (Ångbåt = Dampfer) wurde. In Lübeck wurde nun vom dänischen Postamt ein seit 1853 gebrauchter Landungsstempel „K.B./ aus Schweden „ (Kasten Brief) und rückseitig der Durchgangsstempel vom 10.11. abgeschlagen. Dann Übergabe an das Stadtpostamt auf dem Lübecker Bahnhof und von dort Leitung nach Büchen und Übergabe an das preußische Bahnpostamt auf der Line Hamburg-Berlin. Von Preußen wurde der Brief über Aachen nach Paris geleitet.

    Von Lübeck wurden 2½ Sgr für Schweden und 2 Sgr für Dänemark berechnet und als fremdes Porto mit Sgr angeschrieben. Preußen setzte 3 Sgr für den DÖPV hinzu und schrieb unter Streichung des Auslandsanteils Sgr an. Frankreich taxierte nach dem Vertrag von 1858 entsprechend des in Aachen angebrachten Verrechnungsstempels P. 36. mit Taxstempel 14 Decimes für den Empfänger.

    Viele Grüße von solid611

    Hallo Nils,

    vollständig erklären kann ich die Taxe auf deinem Brief nicht , aber eventuell etwas helfen.

    Bis zur Schließung des dänischen Postamtes in Hamburg 1864 wurde die Post nach Norwegen dort bearbeitet. Danach von der 2. Abteilung des Stadtpostamtes. Verträge gab es zwischen Hamburg und Norwegen nicht. Ich denke hier wurden zunächst von Dänemark die Transitgebühren 5/8 notiert, die ich aber nicht deuten kann. Eventuell hilft dir der Postvertrag Dänemark - Norwegen von 1865, der beim DASV-Projekt - für mich leider nicht in deutsch - eingestellt ist (http://www.dasv-postgeschichte.de/pdf/1359.pdf).

    Die endgültige Taxierung dürfte sich dann nach dem Vertrag zwischen Preußen (für den DÖPV) und Norwegen richten. Ab 1.10.1865 kostete ein Portobrief aus dem Postverein 7 1/2 Sgr = 20 Skilling Species. Die sind angeschrieben.

    Viele Grüße

    solid611

    Hallo Freunde,


    unter diesem Thema möchte ich Euch einiges aus meiner Sammlung zeigen und würde mich über das Zeigen jedes anderen Beleges sehr freuen.

    Für meinen ersten Beitrag hier habe ich mir eine meiner Rosinen rausgesucht:

    Lübeck hatte 1850 eine Seepostverbindung nach Stockholm mit den Dampfschiffen „Lübeck“ und „Malmö“ eingerichtet. Es bestand daher die Möglichkeit das Briefe aus Schweden nach Frankreich direkt auf den Schiffen aufgegeben und dann von der Lübecker an die preußische Post übergeben wurden. Da diese sehr seltenen Zuleitungen vertraglich nicht vorgesehen waren, machte die Taxierung den beteiligten Verwaltungen erhebliche Probleme insbesondere vor Lübecks Beitritt zum DÖPV (ab 1.1.1852).

    Hier zeige ich nun einen Portobrief vom 1.10.1851 der aus Stockholm direkt auf dem Dampfschiff „Lübeck“ mit entsprechendem handschriftlichem Vermerk „p Luebeck“ aufgegeben und dort am 5.10. vom Stadtpostamt übernommen wurde. Dann lief er über die preußische Bahnpost Hamburg – Berlin, Berlin – Minden und im Kartenschluss über Paris nach St. Malo. 
    Lübeck erhob für die Beförderung ein faches Porto von 24 LSK (beides in Rötel notiert). Diese wurden von Preußen in 18 Sgr reduziert, in blau vorderseitig notiert, gestrichen und zuzüglich des DÖPV-Anteils von 3 Sgr siegelseitig mit insgesamt 21 Sgr Auslage angeschrieben.

    Soweit ist es klar und nun folgt meine weitere Interpretation: 
    Frankreich taxierte den Brief in der Gewichtstufe ab 10 Gramm mit insgesamt 35 Dec. Gesamtporto (korrekt wären 50 Dec.). Da bereits der Inlandsanteil Valenciennes – St. Malo in der 3. Gewichtstufe 16 Dec. betrug, bleibt nur ein Auslandsanteil von 19 Dec.(≈15,8 Sgr). Dieser Auslandsanteil entspricht nicht dem vertraglichen Anteil für Briefe aus Schweden aber exakt dem für Briefe aus Russland in der 2. Progressionsstufe. Diese Fehltaxierung ist dadurch erklärlich, dass der Brief keine schwedische Herkunftsangabe aufweist und Frankreich von Preußen gewöhnlich keine Briefe aus Schweden über Lübeck, sehr wohl aber solche aus Russland über Lübeck entgegennahm.

    Viele Grüße

    solid611

    Hallo liebe Sammlerfreunde,

    ich danke Nils und Ralph mich in dieses Forum eingeladen zu haben.

    Der ein oder andere wird aus mich aus anderen Foren kennen und wissen, dass ich mich hauptsächlich mit den hohen Norden Europas befasse. Damit werde ich versuchen, wie bisher die ein kleines Gegengewicht zu der extrem starken südlichen Fraktion darzustellen. ;)

    Mein Hauptsammelgebiet ist der Postverkehr zwischen Skandinavien und Frankreich im 18. und 19. Jahrhundert.

    Ich freue mich hier mitzumachen.

    Viele Grüße von solid611