Hier mal etwas mit einem komplizierteren Laufweg.
Dienstbrief vom „evang. prot. Dekanat Neckargemünd“ in Mauer, geschrieben am Freitag, 8. September 1865, an die „hochwürdigen Pfarrämter zu Meckesheim und Michelbach“.
Laufweg:
1. von Mauer nach Meckesheim und von dort mit der Badischen Odenwaldbahn bis zur Bahnstation Aglasterhausen und dann die Zustellung in den Landort Michelbach. Dort wurde das Schreiben lt. eines Vermerkes auf dem Beleg am 12. September im Pfarramt bearbeitet.
2. vom Landort Michelbach über Aglasterhausen und von dort per Bahn bis zur Bahnstation Meckesheim, wo das Schreiben im dortigen Pfarramt lt. eines Vermerks auf dem Beleg am 13. September bearbeitet wurde.
Diese beiden ersten Stationen des Laufweges sind durch Stempel auf dem Beleg selbst nicht erkenntlich; das Schreiben wird sich wohl bis hierher in einem Umschlag befunden haben.
Die beiden folgenden Etappen sind auf dem Beleg selbst dokumentiert:
3. wieder zurück an das Pfarramt in Michelbach. Als Aufgabestempel wurde der Stempel „Meckesheim 13 SEP Zug“ der Eisenbahnexpedition verwendet. Offenbar wurde der Brief aber in die falsche Richtung (-> Heidelberg) kartiert, denn es wurde auch der Stempel der Eisenbahnexpedition „Neckargemünd 13 SEP Zug“ abgeschlagen. Dort wurde der Fehler bemerkt und der Brief in die umgekehrte Richtung (-> Würzburg) umspediert und erreichte Aglasterhausen (13 SEP) noch am gleichen Tag.

4. Der Brief mit dem „Hochwürdigem Dekanate Neckargemünd in Mauer“ als Adresse wurde in Michelbach in die Brieflade eingelegt, wo bei Abholung der Uhrradstempel „11“ abgeschlagen wurde. In Aglasterhausen (15 SEP) wurde der Brief dann wieder auf die Badische Odenwaldbahn Richtung Heidelberg kartiert und erhielt bei der Ankunft in Neckargemünd, zu dessen Bestellbezirk Mauer gehörte, den Stempel „Neckargemünd 15 SEP Zug 4“. Eine eigene Postablage in der Bahnstation Mauer wurde erst am 5. Juni 1868 eröffnet.

Drei Zugstempel, die eigentlich für die Abstemplung von Eisenbahn-Frachtbriefen gedacht waren, auf einem Brief sind sicher nicht häufig.
Viele Grüße
Peik