Beiträge von nitram

    Hallo zusammen,

    bei folgendem Brief aus dem Jahr 1869 von GB nach Baden hoffe ich auf Hilfe aus dem Forum:

    Nach meinen Unterlagen wurden zu dieser Zeit (es galt der Postvertrag GB/FR von 1856, gültig ab 01.01.1857) unterfrankierte Briefe wie unfrankierte Briefe behandelt. So auch hier, war der Brief doch einer der dritten Gewichtsstufe (oben links), der aber nur für die erste Gewichtsstufe frankiert war. Von daher verfielen die verklebten 6d. vollständig und der Empfänger in Heidelberg hatte ein Porto in Höhe von 51 Kreuzer zu zahlen.

    War zu jener Zeit das Porto je Gewichtsstufe nach Baden 17 Kreuzer? Von wann bis wann galt dieser Tarif?

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo kibitz,

    unter der - wie ich mittlerweile finde - plausiblen Annahme, dass in der Briefbeschreibung das Jahr fehlerhaft angegeben ist, macht also nicht nur Falmouth Sinn, sondern auch Deine Erklärung der Gebühren ist perfekt: 1sh./7d. (einfache Gebühr PO/GB) + 1sh. (Inland bis 300 Meilen) - 1d. (wegen Falmouth) = 2sh./6d. (einfache Gebühr).

    Wegen der Gewichtsprogression habe ich noch einmal nachgesehen: Ab 01.07.1859 (Postvertrag PO/GB) galt die Progression in Schritten je 1/4 Unzen. Vorher in 1/2 Unzen und bis 1839 in Bögen/Einlagen.

    Danke und Gruß,
    nitram

    Danke für die Quellenangabe. Selbst wenn ich das Buch hätte, würde mir das wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht weiterhelfen.

    Von daher möchte ich die Frage von kibitz noch einmal wiederholen: Stimmt das Datum?

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo zusammen,

    das mit Falmouth hatte ich auch nicht verstanden, da ich es auch nur so kenne, dass dieser Hafen nur bis 1843 angesteuert wurde.

    SETUBAL: Woher stammt denn die Erkenntnis, dass das "F" in dem Lissaboner Stempel für Falmouth steht?

    kibitz: Wieso kommt denn beim Seeweg die Progression in Schritten zu 1/4 Unzen nicht in Frage? Nach meinen Unterlagen ist dies nämlich der Fall (siehe auch Posting #9).

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo Nils,

    ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung!

    Dieses Thema ist für mich eines der größten Mysterien (unter vielen :D ) der Postgeschichte des Vereinigten Königreiches. In dem tollen Buch "for the Port & Carriage of Letters" von David Robinson findet sich auf Seite 7 etwas zu diesem Thema:

    "In general rates varied according to the size of a letter or packet. From the start of the Post Office service until the reforms of 1839, the basic charge was normally for a letter made up of just one sheet of paper; any enclosure, or use of a cover, attracted an extra rate. The practical difficulties may be imagined of deciding on whether or not a letter contained enclosures, given that the Post Office had no authority to open any letters for examination. Problems encountered by the Post Office show in the many covers bearing altered charges."

    So richtig glücklich macht einen das nicht, aber mehr kann ich zu diesem Thema zur Zeit nicht beitragen. :wacko:

    Viele Grüße,
    nitram

    Vielleicht noch eine Anmerkung zu der Taxe in Höhe von 2 x 1sh./8d. = 3sh./4d.:
    Der Brief ist auf dem Seeweg nach Falmouth und ab da auf dem Landweg nach London befördert worden. Die Taxe setzt sich für einen einfachen etc. Brief aus der Packet Letter Rate in Höhe von 1sh. (Tarif von 1797) und der Inlandgebühr Falmouth/London (größer 150 Meilen) in Höhe von 8d. (ebenfalls Tarif von 1797) zusammen.

    Viele Grüße,
    nitram

    Hier zeige ich einen Brief der von Jamaika 23. März 1800 abgeschickt war und in London 9. Mai landete. Der Brief war zuerst falsch taxiert geworden, mit 10 Pence als ob es ein ausserpostalischen Schiffsbrief war. Der Inspekteur hat es aber anders gesehen und den Brief als Packetbrief taxiert. Es ist ja auch unten links Packet vermerkt geworden. Deswegen musste der Empfänger 3 Shilling 4 Pence bezahlen für einen 2 Sheet Brief (1 Sheet Brief kostet 1 Sh 8P). Um die Taxierungsänderung zu bestätigen ist es eine Inspekteurstempel, rote Krone, abgeschlagen geworden.


    Hallo Nils,

    meines Erachtens annulliert der sogenannte "Inspector Mark" die dritte sich auf dem Brief befindende Taxe, nämlich die 5 sh. für einen offenbar zunächst dreifach taxierten Brief. Und mit viel Phantasie lässt sich ein weiterer "Inspector Mark" über der 10d. erkennen. Das würde zumindest Sinn machen, weil ja Fehltaxierungen oft/immer so korrigiert wurden.

    Die 10d. für einen Ship Letter kann ich mir übrigens auf die Schnelle nicht erklären. Hast Du eine Quelle für diese Taxe?

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo asperge_de,

    vielen Dank für das Zeigen der beiden schönen Barfrankaturen, die nicht den Landweg über Frankreich, sondern den Seeweg ab Southampton genommen haben. Beides sind aber nicht unfrankierte Briefe, sondern Teilfrankobriefe der ersten bzw. zweiten Gewichtsstufe (4d. bis 1/4 Unze bzw. 8d. bis 1/2 Unze). Der Empfänger in Lissabon durfte sich dann noch über ein zu zahlendes Porto in Höhe von 80 bzw. 160 Reis (schwarze Taxstempel) freuen.

    Viele Grüße,
    nitram

    Asmodeus: Das war mir nicht bekannt, dass zunächst die Funktion dieser Stempel als Vorausentwertung angenommen wurde. Ich habe gerade den von Dir genannten - phantastischen :P - Weblink grob überflogen: Steve Panting sind anscheinend acht Briefe mit diesen Stempeln bekannt (6 x T.O.1 und 2 x T.O.3). Wie gesagt, einen nach Italien habe ich auch, daneben ist im "The GB Journal" von July/August 2009 in der Anzeige von Harmers einer nach Indien zu sehen und in der Preisliste 122 von Bill Barrell einer nach Frankreich. Und Deiner muss jetzt auch noch dazu gezählt werden! :)

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo zusammen,

    der Absender hat 6d. für die erste Gewichtsstufe bar bezahlt. Allerdings war es bis zum 31.07.1866 nach Portugal nur möglich, Teilfrankobriefe zu versenden. Deswegen wurde der fehlerhaft abgeschlagene "PD"-Stempel mit dem "T.0.1" Stempel wieder annulliert. Annullierungen mit diesem Stempel sind nicht gerade häufig. Ich selber habe nur einen unterfrankierten Brief nach Italien. Ob die Bezeichnung nun "inspector mark" ist oder nicht, finde ich gar nicht so wichtig, denn die Funktion ist ja klar. :)

    In der Abbildung unten kann man - hoffentlich - die beiden Phasen (erst Teilfrankobriefe (linke Seite), dann Frankobriefe (rechte Seite)) gut erkennen. Links unten ist übrigens ein ähnlicher Brief wie der von Asmodeus. In diesem Fall wurde aber "normal" mit dem Diamantstempel "50" annulliert.

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo SETUBAL,

    Der Stempel des Forwarders ist vorderseitig unten links aus Lissabon.


    Ja, aber der ist doch erst in Lissabon abgeschlagen worden. Mein Punkt war ja, mit welcher Adresse der Brief nach Lissabon gekommen ist.

    Für mich stellt sich die Frage, wo und von wem der Forwarding Agent in Lissabon sein Geld bekam.


    Das wird sich wohl nicht mehr klären lassen, zumindest nicht an diesem Brief selber, da die Vereinbarungen zwischen Absender und Forwarder keinen Niederschlag auf dem Brief gefunden haben.

    Viele Grüße,
    nitram

    den hätte sogar ich genommen, obwohl er mit Bayern nichts zu tun hatte ...


    Hatte der Brief nicht vielleicht doch was, zumindest indirekt, mit Bayern zu tun, da er Bayern im geschlossenen/stillen Transit durchlaufen hat?

    Daneben: Kennt eventuell jemand die Bedeutung der kryptischen Angaben unter dem Namen des Adressaten auf der Briefvorderseite sowie im Briefinhalt?

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo zusammen,

    vor einigen Wochen konnte ich folgenden Dienstbrief aus dem Jahr 1860 von London über Ostende und Aachen nach Hietzing (damals noch bei Wien, heute eingemeindet) an Land ziehen. Nach meiner Beobachtung sind zu dieser Zeit Dienstbriefe ins Ausland keine Massenware. Deswegen habe ich auch die Qualität - Knicke rechts und links - in Kauf genommen, zumal diese - wie sich herausgestellt hat - von dem noch vollständig und hervorragend erhaltenen Briefinhalt stammen, der etwas schmaler als der Briefumschlag selber ist. Absender war das "Board of Trade" (= Handelsamt) in Person von Thomas Milner Gibson (siehe Foto unten), der zu dieser Zeit immerhin Präsident dieser Behörde war, und als solcher gleichzeitig Mitglied der Regierung im Vereinigten Königreich. Über den Empfänger, einen Baron Hietzinger, konnte ich auf die Schnelle nichts in Erfahrung bringen. Aber genau wie der Absender (Official Paid London) scheint er wichtig genug gewesen zu sein, Portofreiheit zu geniessen.

    Viele Grüße,
    nitram

    Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Milner_Gibson (Deutsch) / https://en.wikipedia.org/wiki/Thomas_Milner_Gibson (Englisch)

    Zu dem anderen Brief - warum hat man dann 10 Rappen nachtaxiert? 10 Groschen, 10 Kreuzer oder eine andere Währung können es nicht sein, bleiben also nur 10 Rappen, oder wo mache ich einen Fehler?


    Ganz ehrlich - Ich habe keine Ahnung. :) Ist die blaue "10" denn überhaupt postalischer Herkunft? Bei dem anhängenden Brief aus gleicher Vertragsperiode ist so ein handschriftlicher Vermerk jedenfalls nicht zu finden, was nach meinen Unterlagen wie gesagt auch passt, waren diese Briefe doch immer voll frankiert.

    Viele Grüße,
    nitram

    Hallo zusammen,

    meines Erachtens ist der Brief voll frankiert, und zwar nach dem Postvertrag zwischem dem Vereinigten Königreich und der Schweiz von 1868, gültig ab 01.01.1869. Die Taxe war 3d. je 1/2 Unze (Leitung über Belgien und Deutschland im geschlossenen Transit).

    Der Empfänger in London ist der Forwarder "Baring Brothers & Co.", der vom Absender mit der Weiterleitung in die Schweiz beauftragt wurde (=> "Care Baring Bros. & Co.").

    Ich habe einen Brief angehangen, bei dem das gleiche Prozedere Anwendung gefunden hat. Allerdings ging der Brief nach Norwegen (Bergen) und entsprechend war die Barfrankatur in London nicht 3d., sondern 6d.!

    Viele Grüße,

    nitram