Hallo Jürgen,
Danke für die interessante Zusammenfassung, die einige Rätsel aufgibt.
Was mir tatsächlich völlig neu ist, dass sich die Katalogisierung im Michel nach der Seltenheit/Preis richten soll und nicht nach der tatsächlichen Farbe.
Es ist seit jeher Michel-Praxis, Farbvarianten (nur) dann separat zu katalogisieren, wenn ihr geringeres Vorkommen einen Aufpreis gegenüber den übrigen rechtfertigt.
Deine Darstellung des Katalogisierungssystems des Michel schränkst du sicherheitshalber mit dem (nur) in Klammern gleich wieder ein. Bereits hier wird erkennbar, dass diese Behauptung auf wackligen Beinen steht. Will sagen, dass Michel eben auch im gegenteiligen Fall Farben katalogisiert.
Auch für eines meiner altdeutschen Spezialgebiete, Bayern kann ich deine hier behauptete Vorgehensweise des Michel nicht bestätigen. Dort wird jede separate Ausgabe nach Farben unterschieden, die Katalogpreise folgen der Farbe und nicht umgekehrt. Zumindest ist mir da bisher noch nichts Inkonsistentes aufgefallen, außer, dass teilweise bestimmte, differenzierbare Farben, bis zum heutigen Tag von den Bayernspezialisten und ihren abgeordneten Sachbearbeitern nicht erkannt oder als bedeutungslos erachtet wurden und daher im Katalog fehlen, was ich aber als natürlichen Erkenntnisprozess im Zeitablauf verstehe, und dieses Manko weder den Spezialisten noch dem Michel vorzuwerfen ist. Hier liegt es eindeutig an den Sammlern, initiativ zu werden, wenn es sich um gut differenzierbare Farben handelt, die noch keine Aufnahme im Katalog gefunden haben.
Wenn ich dich also richtig verstehe, wurde durch die FG Sachsen die 12aa als Erstauflage eingeführt, weil diese Marke in ungebrauchter Erhaltung seltener und preislich höher zu bewerten ist und vorher unter der billigen Massenware der 12a erfasst war und nicht etwa, weil sie farblich signifikant abweicht. Nebenbei, sinnvoll wäre es dann dahinter zu schreiben 12aa Farbe, Erstauflage (1856).
Die von dir angestellte erste Überlegung, Michel würde (nur) Marken separat katalogisieren, wenn ein Farbunterschied auch preislich fühlbar ist, ist allerdings in sich unschlüssig. Denn Michel notiert ja auch andere Farbabweichungen, die preislich erheblich weniger divergieren, wie du selbst berichtest (im Zitat fett markiert).
Im Falle der Mi 12a traf das jedoch nur für die gebrauchte Version zu. Unter den ungebrauchten war auch die farblich eindeutig bestimmbare Erstauflage eingeordnet, die in ungebrauchter Version recht selten ist, seltener jedenfalls als manche der separat katalogisierten Farbvarianten.
Insofern ist die Aufnahme im Katalog als Ergebnis eines natürlichen Erkenntnisprozesses einzustufen. Daher hat der Katalogherausgeber die Aufnahme der neuen Farbe der Erstauflage der 12aa auch leicht akzeptieren können.
Dass Michel und nun auch Herr Dr. Vaatz das altbewähre Referenzsystem des Michel Farbenführers systematisch nutzen, halte ich für schlüssig. Die Nennung althergebrachter Farbnamen ist auch sinnvoll und gut erkennbar, weil diese in eckigen Klammern stehen. Ich schätze das sehr, mein erster Blick geht immer auf die Farbbezeichnung in eckigen Klammern.
Inwieweit das von dir selbst entwickelte Farbreferenzsystem und Umnummerierung mit den Michelnummern kompatibel ist, war eigentlich der Hintergrund meiner ursprünglichen Fragestellung. Möglicherweise hast du ja eine entsprechende Tabelle in deinem Handbuch bereits abgedruckt oder hast eine vergleichbare Zuordnung deiner Farbnamen zu den Michelnummern vorgenommen, denn sonst wäre der Handbuchnutzer auf sich allein gestellt und würde im Dunkeln tappen.
Wie bereits erwähnt, konnte ich dein Handbuch noch nicht einsehen, insoweit bitte ich um Nachsicht, wenn gewisse Fragen überflüssig erscheinen mögen.