Beiträge von bayern klassisch

    Hallo Pälzer,

    vielen Dank - interessanter wäre noch den Absender heraus zu bekommen, der offenbar kostenfrei in Bayern war. Wenn ich lese, dass Seine Majestät der König von Bayern höchstselbst mit ihm befreundet war, dann könnte da etwas gelaufen sein ...

    Liebe Freunde,

    der hier vorgestellte Brief ist leider vor vielen Jahren an meiner Portokasse vorbei gerauscht und hat einen anderen Sammler beglückt. Da es hier so viel von Schweinfurt und gM 479 zu sehen gibt, wäre es ja möglich, dass er sich im Album eines Mitforumlers befindet und das wäre doch herrlich.

    Geschrieben wurde er am 12.11.1859 bis 1861, genauer geht es leider nicht. Der Absender frankierte 18x, die leider nicht zu den Verträgen passen, denn via Triest kostete es ab dem 1.12.1858 27x (9x für Bayern und 18x für den Lloyd Austriaco und Griechenland) und selbst nach den Ionischen Inseln wären noch 9 + 11 = 20x zu frankieren gewesen.

    Der Brief war vielleicht unterfrankiert, denn die Aufgabepost notierte Wf 15, also Weiterfranko 15x Conventionsmünze, die auch 18x rheinisch entsprachen. Das Problem war nur, dass es 1859 keine Conventionskreuzer mehr gab (ab 1.11.1858 - Neukreuzer!) und 18x CM entsprachen halt mal 30 Nkr..

    Bayern verblieb also gar nichts, weil der Wert der Marke auf das Weiterfranko drauf ging. Demnach wäre es nur o.k. gewesen, wenn der Absender portofrei gewesen wäre, nicht aber portofrei für den Lloyd Austriaco und Griechenland.

    Die Anschrift ist auch nicht ohne:

    via Triest.

    S(eine)r Hochwohlgeboren
    Herrn Cabinets - Sekratär
    von Wendland
    Ritter des K(öniglich) Griech(ischen) Erlöser, des K(öniglich) bayer(ischen)
    Michaels - Orden u. s. w.

    frei Athen
    Königreich Griechenland

    Das blaue Reco - Kreuz deutet darauf hin, dass der Absender sehr wichtig war, denn eine ofizielle Recommandation gab es nicht.

    Kann jemand feststellen, welche Person oder welcher Personenkreis in Schweinfurt beste Beziehungen nach Griechenland bzw. zu Herrn von Wendland hatte?

    Hallo Jürgen,

    dein Brief wurde am 10.2. oder 19.2., so genau kann ich das nicht sagen, aufgegeben. Die Höhe des Frankos betrug ausweislich der 3 aufgeklebten Marken 27x. Der New Yorker Ankunftsstempel zeigt klar den 5.3., so dass der 19.2. als Aufgabetag wahrscheinlich ist.

    Die Frage ist nun: Welches Jahr?

    Im Febr. 1867 gab es noch keine Nr. 16 in der Pfalz, weil nur die Nrn. 14 und 15 "rechtzeitig" zum 1.1.1867 am Start waren und die höheren Nominalen erst nach Abverkauf der Quadratausgabe gedruckt wurden. Das Jahr 1867 scheidet also aus.

    Blieben die Jahre 1868 und 1869, in deren Februar noch Mühlräder zur Entwertung vorhanden waren. Da die Quadratausgabe 1870 nicht mehr gültig war, können wir uns demnach auf 1868 bzw. 1869 beschränken.

    Eine Frankatur von 27 in die USA hat es nie gegeben. Ab 6.1.1868 war bei der Leitung über England das Franko auf 21x, bei der Leitung über die Hansestädte auf 14x festgesetzt. Der Brief war sicher einfachen Gewichts, sonst hätten die Postverwaltungen, die ihn in Händen hatten, dies bemerken müssen. Er wog also bis 1 Loth bzw. 14,2g für die US - Seite (1/2 Unze).

    Neue Tarife gab es erst zum 1.7.1870, also weit nach der Gültigkeit der Quadratmarken, so dass wir das vergessen können.

    Von 1869 passt bei den Daten nichts, aber am 22.2.1868 ging die "Russia" der "Cunard Line" von Liverpool ab (womit die Leitung via England gesichert ist). Am 23.2. war sie in Queenstown (heute Cork in Irland) und an eben diesem 5.3.1868 in New York. Von daher passt das alles perfekt.

    Auch der Weiterfrankovermerk "3" (Silbergroschen) = 11x passt nicht zu einem hohen Franko von 27x, denn dann hätte Bayern 16x bei diesem Brief für sich kassiert. Die 3 Sgr. Weiterfranko passen für einen Brief über Hamburg/Bremen, der total 14x gekostet hätte, wovon 3x Bayern und GB mit den USA 11x Weiterfranko behalten hätten.

    Dass er dann letztlich dort für sein gedachtes Schiff zu spät war und via England lief, kann häufiger beobachtet werden, weil die Prämisse Schnelligkeit war und nichts anderes.

    Fazit: Haften alle Marken authentisch auf dem Brief, ist er überfrankiert, egal für welchen Laufweg (auch Frankreich wäre möglich, aber das kostete 33x und hätte den Abschlag eines franz. Grenzübergangsstempels bedeutet, so dass wir diese Spielart ausschließen können und der Absender hätte noch "via France" schreiben müssen, was er ja auch nicht tat).

    Wenn Bayern nur 11x Weiterfranko vergütete, verdiente man hier satte 16x, statt deren 3, was ein glänzendes Geschäft war. Ob England die für die tatsächliche Leitung fehlenden 7x (2 1/2 Pence) je bekommen hatte, ist zweifelhaft - das waren Scharmützelbeträge, die man locker weg steckte, weil man mal hier gewann und mal dort verlor.

    Zu der Risten beseiden sich noch 10 Pack weil Hr. Ofeter (?) ½ Pack No 48. ½ Pack 42 ½ Pack No 38. Zu senden genommen, und ein Stück No 42. Und eins No 34 hat er auch darvon genommen und verkauft. An obigen Sum der 303 Fl er pfang Fl 275. Restiet (?) noch Fl 28.-
    alles mit dank bezahlt.

    Hallo Filigrana,

    Augstaler ist wohl eine Person oder Firma, das müsstest du mal klären. Das eine / die zwei Wörter kann ich auch nicht lesen, wie du.

    "In den Kisten befinden sich noch 10 Pack weil Hr. Peter 1/2 Pack Nummer 48 1/2 Pack 42 1/2 Pack Nummer 38 zu handen genommen, & ein Stück Nummer 42, & eines Nummer 34 hat er auch davon genommen und verkaufft. An obige Summ(e) 303 fl (Gulden) empfang 275 Gulden, restirt (verbleibt) noch 28 Gulden. Alles mit Dank bezahlet Adam Rüsch & Sohn ".

    So, jetzt darfst du googlen, denn morgen ist der Brief sicher bei dir. :D

    Hallo Jürgen,

    tolles Stück vorab (und ich schreibe das im Bewusstsein, dass du es niemals hergeben würdest).

    Es war keine Drucksache (DS), dafür ist Geschriebenes enthalten, was nach den Postvorschriften eine Portomoderation als DS ausscheiden lässt.

    Auch scheint mit ein Trockensiegel hinten appliziert worden zu sein - aber das kannst du am Original sicher besser prüfen.

    Die Leitung über Homburg bedeutet, dass es auch kein Lokalbrief gewesen sein kann, denn Lokalbriefe waren dem Landpostboten zu übergeben und nicht der Bahnpost oder anderen Poststellen zu übermitteln.

    Daher folgt schlüssig, dass man den Brief mit nur 2x um 1x zu wenig frankiert hatte (wenn keine Marke fehlt) und man der schnelleren Leitung wegen (Postabgang in Kusel Richtung Waldmohr war schon vorbei, also früher gewesen, als der nach Homburg) den Brief Homburg übermachte, von wo aus es noch schneller nach Waldmohr ging, als auf anderem Wege. Diese Leitungen wirken auf den 1. Blick ungewöhnlich, sind es aber i. d. R. bei Kenntnis der lokalen Postrouten bzw. dem Manipulationsverhalten beim Postabgang von PE nicht.

    Wäre kein Homburger Stempel zu sehen, könnte auch der Landpostbote von Kusel Altenkirchen angelaufen haben, auch wenn das (früher oder später) zur Postexpedition (PE) Waldmohr gehörte. Diese Dörfer wurden mal von der, mal von einer anderen PE bedient, insofern ist das, was im Englram steht, mit gewisser Vorsicht zu genießen, denn festgemeißelt war das nicht. Dann wäre es ein Lokalbrief der 2. Gewichtsstufe gewesen, so dass noch ein weiterer Inhalt zu vermuten gewesen wäre.

    Bei Zeitungseinrückungen (Insertionen) wurde als Beweis, dass die gewünschte Einrückung erfolgte, i. d. R. ein Belegexemplar der bewußten Zeitung dem Brief/der Quittung des Inserenten beigefügt. Dann war natürlich schnell das Lothgewicht überschritten und so wird es hier auch gewesen sein können.

    Weiter Möglichkeiten scheiden nach meiner Kenntnis der Verhältnisse aus. Sie also froh, dass du dir wenigstens noch was aussuchen kannst ...

    Hallo ihr 2,

    einer schöner, als der andere - man sieht hier sehr schön, welche Reconummer die Aufgabepost und welche die Post in München vergeben hat - die blauen nämlich. Das war eine Eigenart dort, die jeden Recobrief adelt, weils einfach besser aussieht. :P

    ... und hier die völlig unbiologische, aber postvertragliche Klärung der Frankatur: Postvereinsbrief über 10 bis 20 Meilen von Waldmohr nach FFM mit anhängendem Muster ohne Werth - Brief ohne Muster unter 1 Loth, mit dem Muster über 2 bis 4 Loth. Nicht übel für einen "kleinen" Pfalzsammler. :D:thumbup:8o

    ... dann hat man diese Drucksachen (kosteten damals auch so viel wie Ortsbriefe) sicher Dutzende verschickt - die Masse davon wird als 3x Brief abgegangen sein und jeden einzelnen für 1x zu frankieren hat man halt in der Hektik hingenommen.

    Das gibt dann mit der Kopie des Inhalts eine schöne Seite. :P