Hallo Ralph,
ich hatte deine Frage schon vor einer Woche gesehen, als du sie gestellt hattest, komme aber erst jetzt dazu, dir eine dann auch hoffentlich verständliche Antwort zu geben. Die sogenannten Breitrandmarken - im englischen Wing Margin Stamps - resultieren aus dem Layout der Druckbögen britischer Buchdruckmarken der viktorianischen Zeit. Beispielhaft füge ich eine Abbildung über die Anordnung der Marken eines Druckbogens der 3d-Marken mit dem Wasserzeichen Rosenzweig bei, die ich aus dem Buch von Bob Galland und Karl Louis mit dem Titel "Surface Printed Postage Stamps 1855 - 1883" entnommen habe. Wichtig als Ergänzung zu dieser Abbildung wäre noch, dass ja bei den Marken Großbritanniens bis etwa 1883 (teils auch noch später) jede Marke über die Eckbuchstaben genan hinsichtlich ihrer Bogenposition bestimmt werden können. Das war eine Sicherheitsmaßnahme der britischen Postverwaltung, um mögliche Fälschungen auszuschließen. Dies aber jetzt weiter zu erläutern, würde an dieser Stelle zu weit führen, hier geht es ja um die breiten Ränder.
Ein Druckbogen mit dem Wasserzeichen Rosenzweig bestand immer aus 240 Marken. Die Marken wiesen in der oberen Reihe die Eckbuchstaben AK bis AL auf. In der nächsten Reihe folgten dann die Marken BA bis BL usw. bis zur untersten Reihe TA bis TL. Ich hoffe, das ist so verständlich.
Wenn du dir die Abbildung anschaust, wirst du feststellen, dass ein Druckbogen der in kleinere Einheiten von jeweils 20 Marken aufgeteilt ist. Zwischen diesen kleineren Einheiten, die im englischen als Panes bezeichnet werden, befinden sich breite unbedruckte Bereiche, die mittig gezähnt wurden. Aus diesen Bereichen entstanden die Breitrandmarken.
Wenn die nun abzählst, wirst du feststellen, dann alle Marken mit den rechten Eckbuchstaben D und H einen rechten Breitrand aufweisen, während alle Marken mit den rechten Eckbuchstaben E und I einen linken Breitrand haben.
Wichtig ist noch zu wissen, dass die Druckbögen, bevor sie an die Postämter verteilt wurden, in sogenannte Post Office Sheets aufgetrennt wurden. Ein Post Office Sheet der 3d-Marken bestand aus zwei senkrecht zusammenhängenden Panes. Das kann man auch an der Inschrift zwischen den Panes schön sehen. Hier steht geschrieben, dass ein Sheet aus 40 Marken bestand, deren Preis sich auf 10 Shilling belief. Bei den anderen Werten, die auf Papier mit dem Wasserzeichen Rosenzweig gedruckt wurden, lauteten die Inschriften zwischen den einzelnen Panes natürlich entsprechend anders. Das bedeutet in der Konsequenz aber auch, dass zwei nebeneinander liegende Breitrandmarken als unzertrenntes Paar nicht vorkommen können, weil die Sheets sich aus senkrechten Panes zusammen setzen.
Ich hoffe, das ist so alles verständlich.
Und jetzt noch zum Hinweis von Nils, dass in der Vergangenheit häufiger diese Breitränder von Sammlern abgeschnitten wurden. und die so entstandenen Ränder dann zum Teil sogar neu gezähnt wurden. Das ist in der Tat vorgekommen. Der Grund war, dass die Breitrandmarken nur schlecht in die Vordruckalben herein passten, die es ja auch im 19. Jhdt. schon gab. Man muss allerdings vorsichtig sein, dies zu verallgemeinern. Von späteren Buchdruckausgaben ab etwa 1880 sind auch Briefe bekannt, die belegen, dass die Breitränder nicht immer mittig gezähnt wurden. Aber auch das ist eine Spezialdiskussion, die nur absolute Ausnahmen betrifft.
Wichtig ist mir noch, dass das hier gezeigte Layout des Druckbogens sich nur auf die Marken mit Wasserzeichen Rosenzweig bezieht. Bei Marken, die auf Papier mit anderen Wasserzeichen gedruckt wurden, sieht die Anordnung der Panes anders aus. Dementsprechend haben dann dort auch Marken mit anderen Eckbuchstaben die Breiträndern. Aber auch das würde jetzt zu weit führen.
Viele Grüße
Theo