Werte Experten aus dem Forum,
den hier gezeigten Brief habe ich in den letzten Tagen intensiv mit einem Sammlerkollegen aus Dänemark diskutiert. Es handelt sich um ein außergewöhnliches Stück, für das ich mir hier vielleicht Hilfe von Preußen-Experten erhoffe. Oder auch von anderen Sammlern, die eine Idee haben. Doch dazu später mehr.
Der Brief, von dem ich leider nur die Vorderseite kenne, ist laut Bleistiftnotierung am 27.02.1865 aus London nach Grimstad in Norwegen verschickt worden. Der Absender war wohl ziemlich spät dran, als der den Brief zum Postamt brachte und hatte vorsorglich schon einmal eine Penny-Marke zur Bezahlung einer Late-Fee (Gebühr für späte Einlieferung) aufgeklebt. Diese Spätgebühr musste in GB zwingend mit Briefmarken bezahlt werden. Offenbar schaffte es der Absender aber doch nicht rechtzeitig zum Postschalter, denn der Brief wurde schlussendlich als TOO-LATE gestempelt, was bedeutet, dass er zu spät für den Versand am gleichen Abend eingeliefert worden war. Und nun wird es interessant.
Der Absender hatte nicht vorgehabt, den Brief als Frankobrief zu versenden, sondern als Portobrief. Die Penny-Marke hatte er, wie gesagt, nur aufgeklebt, um die Spätgebühr zu bezahlen. Diese wurde aber nun, da sie für die Bezahlung einer Spätgebühr nicht mehr zur Anwendung kam, als Teilfranko angerechnet. Der Brief erhielt somit den Stempel INSUFFIENTLY STAMPED (Unzureichend frankiert).
Für einen Portobrief nach Norwegen kassierte Preußen (DÖPV) in 1865 7 sgr. In Hamburg wurden bei komplett unbezahlten Briefen 9 ½ Sch angeschrieben. Die 7 sgr teilten sich Preußen und GB hälftig und zahlten jeder ½ sgr an Belgien. Bei diesem Brief wurde nun der verklebte Penny angerechnet was dazu führte, dass in Hamburg lediglich 8 ½ Sch notiert wurden. Und jetzt kommt die Frage an die Preußen-Experten. Kann es sein, dass die blaue 6 und die blaue 2 oben auf dem Brief für 6,2 sgr stehen? Rein rechnerisch würde das perfekt passen, weil 1d ziemlich genau 0,8 sgr entspricht (7sgr – 0,8 sgr = 6,2 sgr). Allerdings hätten wir erwartet, dass Preußen einen Betrag von 6 ¼ sgr angeschrieben hätte (also leicht aufgerundet). Uns ist ansonsten kein anderer Fall bekannt, in dem Preußen in Dezimalwährung notiert hätte. Es sind doch sonst immer Brüche, oder??? Aber, was meinen die Experten dazu? Gibt es weitere Beispiele für diese Art der Notierung?
Interessanterweise konnte der Kollege aus Dänemark dann aus anderer Quelle noch den Scan eines weiteren Vergleichsstücks auftreiben (aus 1864 von Dublin nach Copenhagen), das ebenfalls gezeigt wird. Auch hier ergibt sich eine vergleichbare Rechnung. Hier findet sich sogar ein Komma zwischen der 6 und der 2, was zusätzlich für die Theorie spricht, dass Preußen genau diese 6,2 sgr angeschrieben hat. Was sagen die Experten dazu?
Ich bin auf Reaktionen gespannt.
Theo