Ich weiß ja nicht, ob sich die Herren auch mit der Typographie bzw. den damaligen Stadtbildern beschäftigen, damit man eine Ahnung von den damaligen Verkehrsverhältinissen bekommt. Dann kann vielleicht leichter abgeschätzt werden, was und wie möglich gewesen sein könnte.
Nur mal so zur Verkehrslage in Würzburg anno 1866 (Würzburg war
Festungsstadt umgeben von Wällen, Gräben (Brücken) und
Ein-/Ausgang nur durch die Haupttore an den Fernverkehrsstraßen
möglich.
Würzburg, 29. April. (Zur Verkehrserleichterung.) In der
Mittheilung über die Beschlüsse dcs Stadtmagistrats und des
Gemeindekollegiums bezüglich Vermehrung der Verkehrsstraßen mit dem
äußeren Stadtrayon in Ihrem Samstagsblatte ist eine Hauptpassage,
das Rennwegerthor, gar nicht bedacht, während dasselbe faktisch daß
frequenteste der Stadt ist und woselbst die sämmtlichen
Artilleriefuhrwerke, auf dem Wege nach dem Kugelfang taglich zweimal
passiren müssen. Bei solchen Gelegenheiten ist der ganze übrige
Verkehr daselbst auf die Dauer der langen Züge gehemmt und selbst
die Brücke von Personen, welche dorten überrascht werden, ohne
Lebensgefahr nicht zu passiren. Gerade hier wäre Abhilfe mit
verhältnißmäßig geringem Kostenaufwand möglich, indem der
Eingang zu den Gewölben rechts vom Thore zu einem Durchgang
eingerichtet und anschließend an die bestehende Thorbrücke, der
ganzen Länge nach ein in Eisen oder Holz konftruirter Fußsteig
angelegt werden könnte, wodurch die Passage für die zahlreichen
Fußgänger für alle Fälle gesichert werden würde.
Selbstverständlich wäre auch jene Stelle, wo sich früher der
Schlagbaum befand, gleich am Neuen- und Pleichacherthor zu erweitern.
Dann kann man in der Würzburger Zeitung folgendes lesen:
Würzburg, 1. August 1866
Gestern Nachmittag war die hießige Bevölkerung abermals in der
höchsten Aufregung, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, daß
die Waffenruhe gekündigt worden sei und die Feindseligkeiten
demnächst wieder beginnen sollten. Die Schreckenstunden vom 27. Juli
hatten sich zu tief eingeprägt, als daß man nicht auf das
Schlimmste hätte gefaßt sein sollen. Die ungeheuere, Angst wurde
noch dadurch gesteigert, daß noch in später Abendstunde die hier
einquartiert gewesenen bayerischen Truppen schleunigst abziehen
mußten, Inzwischen wurde zur Beruhigung der hießigen Einwohner
durch die Polizei-Organe bekannt gemacht, daß für die Stadt gar
nichts zu besorgen sei und weder hier noch in der nächsten Umgebung
Feindseligkeiten beginnen würden, daß aber heute noch eine Brigade
preußisches Militär (etwa 4000 Mann) hier einrücken werde. Der
Einmarsch erfolgt jedoch erst morgen früh 8 Uhr, weil die
Schiffbrüde über den Main noch nicht fertig war. Die Preußen
stehen nämlich am linken Mainufer auf der Seite der Festung, welche
vorläufig von Bayern besetzt bleibt und der Durchzug durch das
sogenannte Mainviertel wurde nicht gestattet, weshalb sie über den
Main gehen müssen. Das preußische Militär wird wie das bayrische
gegen Vergütung verpflegt, Kontributionen dürfen feine erboben
werden.
Die Frage ist doch, marschierte der Soldat (der hatte doch seine Stiefelsohlen schon genug abgelaufen) zur Post oder nutzte er da nicht einfach einen nahen Postkasten?
Und jetzt die Frage, wie interpretieren die Experten die Feldpostordnung:
Da steht doch "bei einer Feldpostanstalt aufgegen ...", nix von Postexpedition. Nun stand Würzburg im Austausch mit dem Feldpostamt
altpostgeschichte.de/core/index.php?attachment/119421/
Daher hätte ja die Aufgabe mittels Feldpost erfolgen können, was bei einer Einquartierung doch organisiert werden würde.
Aber war der Einwurf in einen Briefkasten "unfrankiert" nur als Feldpost deklariert erlaubt?
Wenn Briefe an Militärs geschickt wurden, gingen diese per Briefpaket gesammelt an die Feldpost.
Nur diese konnte ja die Briefe den Adressaten zustellen.
Anderseits kamen Feldpostsendungen aus dem Felde als geschlossene Pakete an die Brief- und Fahrpostexpeditionen zur Verteilung an die Adressaten.
Wie war das - siehe oben - von Militärs direkt an Zivil mittels Postexpedition? Akzeptierte man so ohne Nachweis eine "Feldpost-Angabe", wenn nur darauf stand "Soldat X ..."?
Bei den 3 gezeigten Briefen ist jeweil links unten das "Franko"-Zeichen. Der mit der Feldpost gelaufene Brief - zufällig eine Feldpost-Mitnahme?
Nachdem mich die Briefe nichts angehen, ich aber an der Würzburger-Geschichte interessiert bin, schreibe ich hier nochmal und bruhige alle gleich,
dass damit nun Schluss ist. Es gibt so viele Belege die Geschichten erzählen, wie in der neuen "Philatelie" im Vorwort beschrieben, tauche ich nun ab.
Grüße von Luitpold
PS - Hier noch zur Lage in der Stadt Würzburg