Beiträge von Luitpold

    Der Fingerhutstempel von "Altötting" ziert die schönsten "Schwarzen Einser"-Briefe Bayerns, und da ist dagegen mein Briefchen ein "Aschenputtel" :cursing:

    Und eigentlich gehörte das unter dem Thema "Briefe erzählen Geschichten", aber um gelesen zu werden, dann mal hier:

    Ein Faltbrief, geschrieben am Montag, den 3. Dezember 1849 zu Neuötting. Das Handelshaus Joh. Bull sel. Wittwe brauchte eiligst Halsbinden (die gehörten damals zur Männermode). Es wurde um Zusendung per Eilwagen gebeten.

    Der Empänger (siehe obige Annonce) zahlte wohl gerne 6 Kr. Porto, denn es kam ein Auftrag ist gut für das Geschäft und da geht man gerne in "Auslage" (konnte dann dem Besteller wieder berechnet werden).

    Ach was wäre dieser Brief geliebt und geschätzt, hätte der Absender doch "markiert" :(

    Die Entfernung von Altötting (Neuötting kam erst 1852 zu einer eigenen Post) nach Regensburg betrug über 12 Meilen. Warum nun am 3.12. geschrieben, erst am Mittwoch 5.12. aufgegeben und erst am Freitag, 7.12 angekommen - lags an der Witterung im Winter?

    Wer jetzt noch einen Ausflug nach Regensburg zum Kohlenmarkt machen möchte, wo sich einst das Geschäft des Briefempfängers befand, möge hier weiterlesen:

    Kohlenmarkt
    Zwischen Domplatz und Rathausplatz liegt ein für die Altstadtbebauung Regensburgs typischer Platz, der sogenannte „Kohlenmarkt“. Seinen Namen hat der Platz von…
    www.regensburgregional.de

    Luitpold

    Ist die Vormarkenzeit ein "Mauerblümchen" hier im Forum :?:

    Das könnte auch an den oftmals schwer zu lesenden Handschriften liegen, die ungeklärten Posttarife, die eintönigen Briefe (oftmals Dienstbriefe) - wobei es gilt "Ausnahmen bestätigen die Regel" - zumindest was mir vorliegende Vormarkenzeit-Briefe bestätigen.

    Hier ein weiteres Beispiel:

    Zumindest lese ich Gebsattel und Bamberg. Sonst ... Vicedom ???

    Doch wer war gemeint?

    Wäre das der Empfänger, müsste der Brief vor/um 1804 geschrieben worden sein.

    Aber es gibt noch andere Gebsattel (siehe Gebsattel, Adelsfamilie):

    Quelle: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Gebsat…nigreich_Bayern

    Im 17. und 18. Jahrhundert waren mehrere Gebsattel in den Domkapiteln von Bamberg und Würzburg vertreten. Der Würzburger Domherr und Kanoniker des Ritterstifts St. Burkard, Daniel Johann Anton von Gebsattel (1718-1788), wurde 1748 Weihbischof von Würzburg, welches Amt er bis 1788 ausübte. Er gehört damit zu den adeligen Domkapitularen, die sich besonders in der Seelsorge engagierten.

    Ein berühmter Gebsattel war wohl:


    Der Brief wurde vorausbezahlt, als frei mit 4 in rot rückseitig notiert. Aufgrund des dünnen Papiers (eine 2. Seite fehlt, da das Blatt innen nicht beschriftet ist) gehe ich von einfachen Gewicht aus.

    Wieder ein R3-Stempel, diesmal schwarz.

    Gruß Luitpold

    PS

    Wenn die 4 gedreht wird, könnte man auch 5 lesen.

    Übrigens Ungewöhnlich: 2 Lacksiegel - ?

    Hallo Ralph,

    ja, so habe ich das auch gelesen, war mir aber nicht sicher. Eine Langgasse gab es in Bamberg. Danke!

    Zum Porto, bei dem kleinen Briefchen schließe ich Mehrgewicht aus und dann wäre die nächste Stufe nicht 1 Kr. mehr, sondern das doppelte - oder? Auch ein Bestellkreuzer kenne ich auf anderen Briefen nicht. Einfach mal verschrieben???

    Schönen Sonntag, Werner

    Briefe ohne inhaltliche Datierung sind nicht einfach auszuwerten, sowohl postalisch, wie geschichtlich.

    Der Faltbrief an Monsieur le Baron Künsberg de Nagel a Bamberg trägt den roten Stempel "R3 Würzburg".

    Dieser ist bekannt in der Zeit von 1803 - 1810.

    Zum Inhalt hat mir dankenswerterweise Vals59/Emmanuel Auskunft gegeben

    vals59
    8. Dezember 2023 um 19:47

    Auch wenn zur Person daher nichts bekannt ist, damals gab es diesen Herrn der in Bamberg wohnte:

    Die Briefrückseite zeigt ein undeutliches Lacksiegel, sonst nichts.

    Zwei Fragen:

    1. Die handschriftliche rote Ziffer - 5 ?- wäre als Porto ungewöhnlich, da 4 Kr. üblich waren.

    2. Straßenvermerk links unten?

    Beste Grüße von Luitpold

    Bonne journée, allen, die die schöne französische Sprache können!

    Mit dem Übersetzer komme ich leider wegen der Handschrift nicht weit. Obwohl schön geschrieben hat der Unbekannte doch - oder?

    Steht unten was zu "Poste restante" (Brief eines Freundes)?

    Das Briefchen ist adressiert an Baron Künsberg de Nagel a Bamberg. Zeit so um 1800 - 1810 (?).

    In Bamberg gab es leider 2 Künsberg, einer davon ein Militär.

    Gerne stelle ich den Brief dann unter passenden Thema ein (zwar nix Bedeutsames, aber schön anzuschauen mit einem Portorätsel).

    Vielen Dank und beste Grüße

    Luitpold

    Nun zum Eigentlichen, warum ich das schlafende Thema aufwecken möchte 8|

    Ein Venino-Brief aus dem Jahre 1801 (4 Kr. Franco - Brief-Taxa bey dem Kayserl. Reichspostamt Würzburg um 1800 *- wird dann Porto von Nbg. nach Wü gegolten haben), einfach schön anzusehen.

    Vor allem der Poststempel von Nürnberg, ein Wiegestempel wie ihn auch Würzburg führte

    siehe hier

    Luitpold
    6. Dezember 2023 um 12:30

    Wilhelm Quast schreibt dazu in "Die Post in Nürnberg":

    V. NURNBERG

    1784 - 1805 - Gebogen oder gerade, Stempelfarbe auch rot (wurde später bei der Fahrpost verwendet)

    Die Poststempel werden leider oftmals nur im Zusammenhang mit den Marken beachtet, dabei waren sie doch zuerst da - oder?

    Gruß Luitpold

    * Würzburger Postgschichte von H. Scheurer

     

    Waren Paketbegleitbriefe bis zur ersten Gewichtsstufe portofrei, wie ich es aus einem anderen Sammelgebiet kenne?

    Späte Antwort, aber besser als keine :)

    Auch ohne Jahreszahl wird die Taxe wohl nicht zu ermitteln sein. Dennoch die Bitte, auch den Inhalt zu zeigen und falls auf der Rückseite irgendwas gekritzelt ist, auch.

    Manchmal finden sich Posttarife nicht offizieller Art und versuche ich mal aus einer Sammlung von Postordnungen (1767) zu spekulieren.

    Wie kam das Paket von Erlangen nach Würzburg? Vermutlich ging das erstmal nur bis Nürnberg.

    Die Entfernung wird mit 3 Meilen angegeben und für jedes Pfund 8 kr. (Wertberechnung wird nicht aufgeführt).

    Dann die Strecke bis Würzburg (13 Meilen) 6 Kr.

    Jetzt kann sich jeder ausrechnen was so ein Paket gekostet haben könnte (28 Kr.?) Ich meine, dass schon damals die Begleitschreiben das Porto auch für das Paket aufzeigten, lasse mich aber gerne berichtigen.

    Im übrigen gab es immer Mißstände bei der kaiserlichen Reichspost und schon damals konnten die Postkunden manche Portoberechnung nicht so recht verstehen. Denn von einem Ort zum anderen wurde in der Gegenrichtung nicht das gleiche Porto berechnet.

    Gruß

    Luitpold

    Lieber Werner,

    sehr guter Job -

    Nein, Nein, ohne Hilfe ging es gar nicht und noch offen ist

    wer war das?

    Zufällig mal unter "Fahrmann" gegoogelt und da gab es tatsächlich einen Andreas Joseph Fahrmann der 1780 auch geistlicher Rath Stift Haug in Würzburg war.

    Ob er es war, was meint ihr?

    Luitpold

    Hallo Gerd,

    Dir, Ralph und Hermann herzlichen Dank für die hilfreichen Antworten.

    Dank Deiner Mühe vermute ich, dass es hier um die Pfarrstelle in Oberwittstadt ging, evtl. Neubesetzung, wie auch immer. Es ist einfach interessant, dass die Grundherren, hier von Berlichingen sich mit anderen Grundrechtlern (der Zehnt gehörte dem Hochstift) sich in Kirchenfragen abstimmen mussten.

    Zu dem Namen "Kaufmann" fand ich, dass dieser Pfarrer in Hüngheim war (gehörte ebenfalls von Berlichingen und lag in der Nähe von Krautheim).

    Etwas Postgeschichte zum 1. Würzburger Poststempel

    Wie man sieht, der Stempelabdruck ist nicht immer komplett (DE?). Es war ein sogenannter Wiegestempel der abgerollt wurde und kommt in unterschiedlicher "Biegung" (auch gerade) und Größe, in schwarzer und roter Farbe vor, auch als "Blindstempel" (ohne Farbe nur Einprägung).

    Aus der "Würzburger Postgeschichte" von H. Scheurer geht hervor, dass zwischen Thurn & Taxis und dem Fürstbischof für Briefe Portofreiheit vereinbart wurde und zwar auch für die "Sekretary und Canzley".

    H. Scheurer schreibt auch, dass um 1744 gab es einen Postkurs (Postreiter) der von Würzburg über Grünsfeld, Lauda, Königshofen/Tauber, Gerlachsheim, Nagelberg, Mergentheim nach Krautheim ging (vielleicht bestand dieser Postkurs 1778 noch und daher die Briefvermerke). Es gab damals ein reges Botenwesen, auch Amtsboten, von daher wird das am Ende von einem Boten - wie von Hermann geschrieben - nach Oberwittstadt befördert worden sein.

    So das wars für's Erste.

    Es grüßt in alle Lande, Luitpold

    Ob der Brief tatsächlich so spediert wurde, ist immer so eine Sache. Es war eher als Hilfe für die Post gedacht, als als Nachhilfe in Sachen Geographie.

    Hallo Ralph,

    die Post hat damals schon gewußt wie das zu zustellen war. Aber nicht ich :( daher ... wozu über Krautheim, da gab es keine Posthalterei (wegen Pferdewechsel u.a.?). Und leider ist auch unter google nicht alles rechercherbar :cursing:

    Beste Grüße, Werner

    Besonders für den Spezialisten der bayerischen Vormarkenzeit möchte ich hier einen frühen Würzburg-Brief vorstellen.

    Es geht jedoch nicht so sehr um Philatelie, sondern um Geschichte. Gerade Briefe aus Würzburg an der Grenze zu Baden/Württemberg und in der Zeit um 1800 sind geschichtlich interessant.

    An ihnen kann die Kleinteiligkeit des Landes, der Herrschaftsverhältnisse sehr gut nachvollzogen werden.

    Im Jahre 1787, am 7. August, einem Dienstag, schrieb Philipp Joseph Martin, hochfürstl. würzburischer geheimer und geistlicher Rath, Dechandt zu Stift Haug, einen Brief adressiert

    - wie lautet die Anschrift exakt?

    "Pfarrer zu Oberwittstadt zu zustellen". Leider kann ich nicht alles entziffern, doch es ging da wohl auch um eine Sache des Pfarrers zu Oberwittstadt und den Freiherren von Berlichingen. Wer nun dieser Freiherr war ist nicht einfach festzulegen, da das Geschlecht der von Berlichingen eine Vielzahl von Herren in dieser Zeit aufweist. Die Standesherrschaft, ja auch ob evangelisch oder katholisch (Würzburger Besitz Oberwittstadt) ist verworren und ohne durchgängige Quellen nicht festzulegen (ich habe dazu nur lückenhafte Informationen).

    Soweit lese ich folgendes:

    Nachdem der Freyherr von Berchlichingen

    in dem unserm erlassenen Schreiben auf

    seine Praesentation in ? des Priesters ?

    besteht dermalen

    aber keine Seßion gehalten wrid

    als ? gedachten Herrn von Berlichingen

    so hat Pfarrer zu Oberwittstadt

    an die Behörde Nachricht ? zu erteilen.

    Warum der Name des Pfarrers fehlt (überlesen)? Dort war eigentlich Nikolaus Paul Pfarrer, zumindest finde ich immer nur diesen Namen.

    Der Postlauf ist auch "länderübergreifend", Würzburg (Fürstbischof, Hochstift - eigene Regierung) nach Oberwittstadt (Baden) über Mergentheim (Württemberg). Sicherlich hat das alles Thurn&Taxis erledigt, nehme ich mal an. Vermerk links unten fr. Mergentheim et Krautheim. Als Dienstbrief sicherlich frei. Gestempelt mit (in rot) "WURCEBOURG".

    Briefrückseite; keine Postvermerke, nur Trockensiegel "Hochfürstl. Würzburgische Cantzley".

    Nach alten Aufzeichnungen war die Entfernung von Mergentheim nach Krautheim 1 3/8 Post (oftmals werden auch Stationen oder Stunden angegeben, eine Post gleich 2 Meilen?).

    Im ganz linken Kringel müsste Oberwittstadt liegen.

    Ich nutze gerne zeitgenössische Karten, wie hier von 1877, um den "Postlauf" des Briefes bildlich nachzuvollziehen. Nach den Vermerken auf dem Brief sollte der Postlauf über Krautheim nach Oberwittstadt erfolgen, nach der Karte nachvollziehbar. Leider habe ich dazu nichts gefunden.

    In Krautheim wurde erst 1839 eine Posthalterei und Postexpedition errichtet. Die bayerische Post errichtete erst 1824 eine direkte Postverbindung von Würzburg nach Mergentheim mit täglich einem Postwagen hin und zurück (Württembergischer Postwagen).

    Was ich so nebenbei erfuhr ist, dass es auch ein späteres Fürstentum Krautheim gab (1803-1806).

    Noch habe ich meine Recherche nicht ganz abgeschlossen, vielleicht flüstert mir das Briefchen * noch mehr, wie z.B. das damals Franz Ludwig von Erthal Fürstbischof von Würzburg und Bamberg war. Er war der 77. und vorletzte Fürstbischof von Würtzburg und musste die Auflösung des Hochstiftes nicht mehr erleben (gestorben 1795).

    Beste Grüße von Luitpold

    * wie heißt es auch so schön "für sachdienliche Hinweise ...", kann ich hier mich nur mal schon bedanken :)

    Beim Lesen der Nachricht auf dieser Antwort-Postkarte kommt mir die Frage, ob die Post hier 5 Pf. "unverdient" eingestrichen hat.

    Denn die "Bezahlte Antwort"-Karte ist an einen Soldaten des 9. Inf.-Regiments in Würzburg adressiert, was - wie ich meine, ja eine "eigne Angelegenheit des Empfängers" sein könnte. Briefe-/Karten an Soldaten waren portobefreit.

    Noch besser, die Nachricht selbst, ist eine Dienstnachricht vom Kgl. Oberpostexpeditor, Heinrich Finsterer, seit 1882 in dieser Funktion in Freising, schreibt hier höchstselbst. *

    Der Kartentext u.a.: auf die Anfrage des Georg Schmitt wird ihm "bekanntgegeben, dass während der bezeichneten Zeit eine Postanweisung unter Ihrer Adresse nicht hierher gelangt ist" (wenn ich das richtig entziffert habe). So eine Mitteilung wäre doch eine Postsache, portofrei.

    Es gibt wohl einen Grund, warum Schmitt eine Postkarte mit "Bezahlter Antwort"** für seine Anfrage nach der Postanweisung benutzte, die wir nie erfahren werden (ist auch nicht wichtig). Es geht nur um die Theorie der Anwendungsmöglichkeit der portobefreiten Antwortsendung an einen Soldaten.

    Gruß von Luitpold

    PS

    * Die kgl. Postexpedition Fresing 1 (Stadt) lag zentral nahe dem Rathaus und der Pfarrkirche und wurde 1894 in eine Postverwaltung umgewandelt. Auch interessant ab 1893 wurde Freising an das Telefonnetz angeschlossen und erhielt auch eine öffentliche Telefonstation.

    ** Eine einfach Postkarte zu 5 Pf. hätte gereicht, da eigentlich nur die Anfrage zu bezahlen war

    Die Karte ist vom 3. Dez. 1891, am 4. Februar 1892 verstarb Kgl. Oberpostexpeditor, Heinrich Finsterer, im 61. Lebensjahre.

    Das Thema "Soldatenbriefe" wäre präziser, wenn es ergänzt würe "in Friedenszeiten".

    Dazu habe ich aus Preußen folgendes gefunden:

    1826

    Zwischen dem Kriegsminifterio und dem General-Poftamte ist untern 26. Dezember v. J. über die Porte-Ermäßigung der Korrespondenz, Gelds und Paquetsendungen der in Reihe und Glied stehenden Soldaten bis zum Feldwebel und Wachtmeister aufwärts, an ihre Angehörigen in der Heimath und von den letzteren an erstere mit den Posten in Friedenszeiten eine Uebereinkunft getroffen worden, welche mittelst Kabinetsordre vom 30. Dezember 1825 die Allerhöchste Königl. Genehmigung erhalten hat.

    Diese Uebereinkunft wird nachstehend mit der Bemerkung zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die im §18 auf dem 1. Januar festgesetzte Ausführung erst mit dem 1. März d. J. beginnt.

    Das bezog sich auf die Portofreiheit, die bisher galt:

    Ohne jetzt auf den nachfolgenden Änderungen bei den Preußen einzugehen, waren Briefe von

    Soldaten nicht portobefreit, dagegen Briefe an Soldaten:

    I. Für Sendungen an die Soldaten:

    a) Für gewöhnliche Briefe bis 4 Loth excl., nichts,

    II. Für Sendungen von den Soldaten 2. das gewöhnliche Porto.

    Briefe und Adressen zu Sendungen an die oben erwähnten Militairs bis zum Feldwebel oder Wachtmeister einschließlich aufwärts und an die denselben gleichgestellten Kategorien, sind, wenn nach den vorstehenden Bestimmungen die Portofreiheit oder Portoermäßigung Anwendung finden soll, auf der Adresse unten links in der Ecke mit der Rubrik: Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers" zu bezeichnen.

    Das war 1865 noch die Vorschrift.

    Bezogen auf die bayerische Post waren die Soldatenbriefe in Friedenszeiten immer portopflichtig. Ich schließe das daraus, dass durch die Gründung des Deutschen Reiches auch Bayern die Gesetze des Norddeutschen Bundes bzw. dann des Deutschen Reiches übernehmen musste. Und dazu gehörte auch die Portofreiheit für Soldatenbriefe.

    Denn noch in der bayerischen Posttransport-Ordnung vom Jan. 1872 waren Soldatenbriefe nicht portobefreit:

    Ebenso wird für unfrankirte Briefe an Bayerische in Garnison befindliche oder ausmarschirte Soldaten und Unteroffiziere bis zum Feldwebel oder Wachtmeister einschließlich im innern Verkehr von Bayern bei der Abgabe nur die Taxe wie für frankirte Briefe erhoben.

    Dieser Passus wurde aber im Juli 1872 geändert:

    ... Porto nicht in Ansatz, wenn diese Briefe als "Soldatenbrief - Eigene Angelegenheit des Empfängerns" bezeichnet sind ...

    Die in diesem Thema geigten Zettelchen wurden bereits früh von Sammlern beachtet:

    Fortsetzung ?

    Luitpold

    Zunächst, kann das Thema zusammengebracht werden?

    jpvde
    20. Oktober 2022 um 15:49

    Das in Sammlungen nebei interessante Informationen zu finden sind, ist mir gerade passiert:

    Da liegt eine Broschüre mit dem Titel "Anweisung ..."

    Der Telegraph, heisst es in der von dem ehemaligen k. b. Telegraphenamte erlassenen Anweisung für die Fassung amtlicher Telegramme, welcher ein beschleunigteres Beförderungsmittel für Nachrichten als die Post bietet, unterscheidet sich wesentlich von dieser durch den Umstand, dass letztere die Briefe nebeneinander, der Telegraph die Telegramme nacheinander, Wort für Wort, befördert. Der Telegraph ist ein mit den Schwingen des Blitzes ausgerüsteter Bote, aber er nimmt immer nur einen Brief mit.

    Hiemit ist auch die Grundbedingung für die Fassung der Telegraphen-Correspondenz ausgesprochen: Möglichst wenig Worte!

    OK - aber diesen Absatz finde ich einfach <3

    Als die einfache alte einfache Taxe die heilige Zahl von 20 Worten vorschrieb und jedes Wörtlein mehr gleich mit dem fast doppelten Tarife bestraft wurde, hielt es alle Welt mit dem biblischen:,,Deine Rede sei ja, ja, nein, nein, was darüber geht, ist Sünde !" So gewöhnte man sich, die deutsche Sprache in ihren wunderlichsten Verrenkungen zu produziren, um ja nicht aus dem amtlich festgespannten Rahmen herauszutreten.


    Als Beispiel wird genannt, Telegramm an den Sohn von einer zärtlichen Mutter (sie will zum Sohn reisen und spart das "Ich":

    Reise sofort ab.

    Der Sohn wird sich sich stundenlang zu fragen haben: Soll ich abreisen, oder will Mama zu mir

    kommen?

    Ich finde das amüsant zu lesen, ach was hatten die damals doch für Probleme :)

    Den vollständigen Text kann ich gerne hier noch einstellen.

    Luitpold

    Blub, blub, blub, tauche halt nochmals auf :)

    Es geht nicht um die 3 Briefe oder andere, sondern um das Prinzip "Portotfreiheit" mittels Feldpost.

    Die Bezeichnung "Feldpost" bedeutete doch, kein Frankaturzwang (oder Porto), sondern die Staatskasse zahlt die Beförderung = Kostenlos.

    Die Briefübergabe an die Feldpost(expeditionen) musste also nicht erfolgen. Und das war doch nur zu Mobilmachungszeiten der Fall ( :?: ).

    Daher ist doch für die Postgeschichte außerhalb dieses 1866er-Themas die Frage, wann (kann das Warum beantworten werden?) die Portofreiheit für Soldatenbriefe generell galt.

    Ich bin da auf ein Thema gestoßen - unabsichtlich, einfach so - das wieder Fragen aufwirft und beantwortet werden sollte.

    Denn interessant ist doch, dass durch die Gründung des Deutschen Reiches auch Bayern die Gesetze des Norddeutschen Bundes bzw. dann Deutschen Reiches übernehmen musste. Und nur kurz, dazu gehörte auch die Portofreiheit für Soldatenbriefe.

    Denn noch in der bayerischen Posttransport-Ordnung vom Jan. 1872 waren Soldatenbriefe nicht portobefreit:

    Ebenso wird für unfrankirte Briefe an Bayerische in Garnison befindliche oder ausmarschirte Soldaten und Unteroffiziere bis zum Feldwebel oder Wachtmeister einschließlich im innern Verkehr von Bayern bei der Abgabe nur die Taxe wie für frankirte Briefe erhoben.


    Dieser Passus wurde aber im Juli 1872 geändert:

    ... Porto nicht in Ansatz, wenn diese Briefe als "Soldatenbrief - Eigene Angelegenheit des Empfängerns" bezeichnet sind ...

    Entschuldigung für das "Thema verfehlt", ich weiß nicht so recht, wo das Thema unterzubringen wäre.

    Denn es ist ja nicht nur "bayerisch" sondern auch Reichsangelegenheit. Oder generell unter "Portofreiheit"?

    Luitpold

    Ich weiß ja nicht, ob sich die Herren auch mit der Typographie bzw. den damaligen Stadtbildern beschäftigen, damit man eine Ahnung von den damaligen Verkehrsverhältinissen bekommt. Dann kann vielleicht leichter abgeschätzt werden, was und wie möglich gewesen sein könnte.

    Nur mal so zur Verkehrslage in Würzburg anno 1866 (Würzburg war Festungsstadt umgeben von Wällen, Gräben (Brücken) und Ein-/Ausgang nur durch die Haupttore an den Fernverkehrsstraßen möglich.

    Würzburg, 29. April. (Zur Verkehrserleichterung.) In der Mittheilung über die Beschlüsse dcs Stadtmagistrats und des Gemeindekollegiums bezüglich Vermehrung der Verkehrsstraßen mit dem äußeren Stadtrayon in Ihrem Samstagsblatte ist eine Hauptpassage, das Rennwegerthor, gar nicht bedacht, während dasselbe faktisch daß frequenteste der Stadt ist und woselbst die sämmtlichen Artilleriefuhrwerke, auf dem Wege nach dem Kugelfang taglich zweimal passiren müssen. Bei solchen Gelegenheiten ist der ganze übrige Verkehr daselbst auf die Dauer der langen Züge gehemmt und selbst die Brücke von Personen, welche dorten überrascht werden, ohne Lebensgefahr nicht zu passiren. Gerade hier wäre Abhilfe mit verhältnißmäßig geringem Kostenaufwand möglich, indem der Eingang zu den Gewölben rechts vom Thore zu einem Durchgang eingerichtet und anschließend an die bestehende Thorbrücke, der ganzen Länge nach ein in Eisen oder Holz konftruirter Fußsteig angelegt werden könnte, wodurch die Passage für die zahlreichen Fußgänger für alle Fälle gesichert werden würde. Selbstverständlich wäre auch jene Stelle, wo sich früher der Schlagbaum befand, gleich am Neuen- und Pleichacherthor zu erweitern.

    Dann kann man in der Würzburger Zeitung folgendes lesen:

    Würzburg, 1. August 1866

    Gestern Nachmittag war die hießige Bevölkerung abermals in der höchsten Aufregung, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, daß die Waffenruhe gekündigt worden sei und die Feindseligkeiten demnächst wieder beginnen sollten. Die Schreckenstunden vom 27. Juli hatten sich zu tief eingeprägt, als daß man nicht auf das Schlimmste hätte gefaßt sein sollen. Die ungeheuere, Angst wurde noch dadurch gesteigert, daß noch in später Abendstunde die hier einquartiert gewesenen bayerischen Truppen schleunigst abziehen mußten, Inzwischen wurde zur Beruhigung der hießigen Einwohner durch die Polizei-Organe bekannt gemacht, daß für die Stadt gar nichts zu besorgen sei und weder hier noch in der nächsten Umgebung Feindseligkeiten beginnen würden, daß aber heute noch eine Brigade preußisches Militär (etwa 4000 Mann) hier einrücken werde. Der Einmarsch erfolgt jedoch erst morgen früh 8 Uhr, weil die Schiffbrüde über den Main noch nicht fertig war. Die Preußen stehen nämlich am linken Mainufer auf der Seite der Festung, welche vorläufig von Bayern besetzt bleibt und der Durchzug durch das sogenannte Mainviertel wurde nicht gestattet, weshalb sie über den Main gehen müssen. Das preußische Militär wird wie das bayrische gegen Vergütung verpflegt, Kontributionen dürfen feine erboben werden.

    Die Frage ist doch, marschierte der Soldat (der hatte doch seine Stiefelsohlen schon genug abgelaufen) zur Post oder nutzte er da nicht einfach einen nahen Postkasten?

    Und jetzt die Frage, wie interpretieren die Experten die Feldpostordnung:

    Da steht doch "bei einer Feldpostanstalt aufgegen ...", nix von Postexpedition. Nun stand Würzburg im Austausch mit dem Feldpostamt

    altpostgeschichte.de/core/index.php?attachment/119421/

    Daher hätte ja die Aufgabe mittels Feldpost erfolgen können, was bei einer Einquartierung doch organisiert werden würde.

    Aber war der Einwurf in einen Briefkasten "unfrankiert" nur als Feldpost deklariert erlaubt?

    Wenn Briefe an Militärs geschickt wurden, gingen diese per Briefpaket gesammelt an die Feldpost.

    Nur diese konnte ja die Briefe den Adressaten zustellen.

    Anderseits kamen Feldpostsendungen aus dem Felde als geschlossene Pakete an die Brief- und Fahrpostexpeditionen zur Verteilung an die Adressaten.

    Wie war das - siehe oben - von Militärs direkt an Zivil mittels Postexpedition? Akzeptierte man so ohne Nachweis eine "Feldpost-Angabe", wenn nur darauf stand "Soldat X ..."?

    Bei den 3 gezeigten Briefen ist jeweil links unten das "Franko"-Zeichen. Der mit der Feldpost gelaufene Brief - zufällig eine Feldpost-Mitnahme?

    Nachdem mich die Briefe nichts angehen, ich aber an der Würzburger-Geschichte interessiert bin, schreibe ich hier nochmal und bruhige alle gleich,

    dass damit nun Schluss ist. Es gibt so viele Belege die Geschichten erzählen, wie in der neuen "Philatelie" im Vorwort beschrieben, tauche ich nun ab.

    Grüße von Luitpold

    PS - Hier noch zur Lage in der Stadt Würzburg

    Also wenn der Ludwig Schörg Offizier gewesen wäre, dann hätte er evtl. von der Truppe mal weg zur Post gehen können. Aber als Gemeiner?

    Nur beim Durchzug Würzburgs hätte mal ein Briefkasten auf dem Weg gelegen. Oder, wenn im Quartier an einem Gebäude ein Kasten gehängt hätte. Oh ist das Spekulieren schön - Nichts genaues weiß man nicht :)

    Zudem stand das Regiment unter Kampfbedingungen. Die Preußen beschossen ja die Festung und leider auch ein paar Kugeln landeten in der Stadt.

    Sobald ich mehr Zeit habe schreibe ich mal meine Vermutung, wo der Gemeine Ludwig gedient haben könnte.

    Bis dahin, grüßt gehorsamst Luitpold

    ich kenne die Verhältnisse ja nicht, ...

    Jo, i a net. Aber ...

    Damals berichtete ein Herr A. Schmidt von der Feldpost:

    Es ist selbstverständlich, daß die Feldpost sich, wenn sich die Kriegsverhältnisse nicht besonders günstig gestalten, nur mit der Beförderung von Briefen beschäftigen kann. Diese nehmen verhältnismäßig wenig Raum ein und sind leicht zu verfrachten; wo nur ein paar Stunden Aufenthalt herausschauen, schlägt der Feldpostbeamte sein fliegendes Sortierbureau auf, und jeder Ordonnanzreiter einer Militärabteilung ist im stande, den Einlauf für diese auf den Sattel zu nehmen und dahin zu verbringen, wohin er gehört.

    Weiter schreibt er:

    Erst, als der Waffenstillstand von Würzburg eintrat, da konnten in dem alten Bahnhofe daselbst die vielen Tausenden von Paketen ...

    Das Problem bei der Feldpost waren also die Päckchen und Pakete, offenbar nicht die Briefe. Es gibt von den Oberpostämtern Listen mit unzustellbaren Sendungen mit dem Hinweis:

    "Retourstücke betreffend.

    1322.

    Bei dem unterfertigten k. Oberpost- und Bahnamte liegen Fahrpostsendungen mit nachstehenden Adressen und Signaturen ́vor, deren Aufgeber und Adressaten nicht zu ermitteln sind. Diese Sendungen können gegen Legitimation innerhalb 3 Monaten in Empfang genommen werden.

    Nebenbei: Die Gründe warum einmal frankiert, einmal mit der Feldpost ... Der gute Mann hat das mit ins Grab genommen. Spekulationen helfen da nicht mehr. Aber geschäftstüchtig war die Firma, bis zuletzt ...

    Beantwortet das Deine Fragen?

    Gerd

    Hallo isarexpress,

    ja, vielen Dank. Denn in den Verordnungs- und Anzeigeblättern der kgl. bayerischen Post findet sich dazu nichts. Auch in Publikationen für die Post- und Telegrapen-Kunden findet sich kein Hinweis dazu. Dort werden die Tarife so angegeben:

    Wie Du schreibst aus dem Pieper, war der "Standardtarif" 28 Kr.

    Vermutlich wurde im Rahmen des neuen Telegraphen-Staatsvertrags (bzw. Verträge, Deutsches Reich, Bayern, Württemberg, Luxemburg ... dann diese Sgr.-Marken eingeführt,

    evtl. um die Komma-Bruchteile besser verrechnen zu können:

    Eigentlich hätte es doch eine 3 1/2 Kr.-Marke auch getan (= 1 Sgr.). Natürlich kann es andere Gründe gegeben haben. Ein Hinweis könnte sein, dass es auch Wechselsteuermarken in Sgr. verausgabt wurden. Wie die Telegraphenmarken waren das nur zur Verrechnung dienende Marken.

    Es bleibt so unbelegt, warum Telegraphen-Freimarken in Talerwährung ausgegeben wurden (man sprach allerdings von Gulden- und Frankenwährung).

    Abschließend, warum diese schönen Marken bei den Briefmarken-Sammlern wenig beachtet wurden, ist wohl mit das Argument das ich bei Johann Brunner "Bayerns Postwertzeichen" auf S. 30 fand:

    "Die am 1. Januar 1870 eingeführten Telegraphenmarken, die reinen Verrechnungszwecken für den Telegrammverkehr dienten, waren keine Postwertzeichen und scheiden deshalb hier aus."

    Auch bedanke ich mich für Deine Präsentation der ansprechenden Telegrapen-Probedrucke. Von diesen Telegraphenmarken würde ich gerne mehr hier sehen. Ein Randthema zwar, aber Post- und Telegraphie (Telephonie) gehören doch zusammen zur Kommunikations-Geschichte.

    Luitpold