Denkfehler meinerseits: die gesamte Stadt Stockach ging an das Kgr. Württemberg, nicht nur die zuständige Post, demnach gehört der Brief definitiv nach Württemberg.
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Ich habe durch die weitere Recherche eine hochinteressante Entdeckung gemacht. Über die Suche nach dem Herrn Heiligenvogt Winter bin ich auf ein Dokument mit dem Titel "Mozartbriefe der Donauschinger Bibliothek" gestoßen. Wir erinnern uns kurz an die Anschrift meines vorgestellten Briefes:
"An des Herrn Heiligenvogt Winter Hochedelgebohrn in Möskirch"
Am 10. Jänner 1799 wurde ein gewisser Sebastian Winter wegen zunehmenden Alters und eintretender körperlicher Beschwerden auf dringendes Ersuchen als Heiligenvogt (Verwalter des Kirchen- und Stiftungsvermögens) nach Mösskirch befördert. Unterm 27. März 1809 wurde Sebastian Winter dann "laut ehrenvollster Dekrete und in Erwägung der durch fünfunddreißig Jahre als Kammerdiener treu geleisteten Dienste mit einem jährlichen Gehalte von fl. 300 in den Pensionsstand versetzt."
Auch hier führen wir uns eine Stelle im Brief vor Augen:
"ich werde Ihnen auch nach meinem Versprechen an denen f300 Capital f150 abführen"
Zuvor stand er in Kontakt mit Mozart:
Am 3. April 1784 schrieb Mozart einen Brief aus Salzburg an Sebastian Winter:
"Schreibe in Eyle und schicke die 4 Concerte, die wie geschrieben habe [...] noch habe 4 Clavier-Sonaten für das Clavier allein, die nicht bekannt, sondern nur für uns geschrieben sind. Sollte Sr. Durchlaucht, der wir uns unterthänigst empfehlen, auch mit solchen gedient seyn, so kann sie schreiben lassen. Ich bin und verbleibe der alte redlich ergebenste Freund Mozart"
Eine frühere Adresse des Herrn Winter lautet wie folgt:
A Monsieur Sebastian Winter
l’Homme de chamber de S. A. Sr.
Le Prince de Fürstenburg
à Donaueschingen
Er war Kammerdiener des Fürsten von Fürstenberg und während des ersten Aufenthalts der Mozarts in Paris, vom November 1763 bis April 1764, ihr Diener.
Wolfgang Amadeus Mozart nennt Sebastian Winter in einem weiteren Brief „Gesellschafter meiner Jugend“.
Sebastian Winter starb zu Mösskirch am 12. April 1815.