Beiträge von Italienfreund

    Liebe Sammlerfreunde,

    aus gleicher Korrespondenz kann ich noch einen weiteren Brief zeigen, ebenfalls mit dem besonderen Einschreibzettel der deutschen Bahnpost. Es ist allerdings ein Brief der 1. Gew-Stufe, daher nur mit zwei Marken zu 30 Cent. frankiert. Aufgegeben wurde er in Bologna am 20.11.1877.

    In der Zwischenzeit waren in Italien neue Stempeltypen eingeführt worden: Balken-Nummern-Stempel zur Entwertung und große Kreisstempel als Ort-Aufgabestempel.

    Bemerkenswert finde ich auf der Siegelseite den Ankunftsstempel, einen weiter verwendeten sächsischen Achteck-Stempel mit der Ortsangabe "LICHTENSTEIN / CALLNBERG" vom 22.11.1877. Offensichtlich hatten die beiden damals noch selbstständigen Städte Lichtenstein und Callnberg ein gemeinsames Postamt.





    Freundliche Grüße

    Jürgen

    Liebe Sammlerfreunde,


    nachdem hier längere Zeit nichts Neues zu sehen war, zeige ich heute einen interessanten Einschreibbrief, der am 28. Februar 1877 in Bologna aufgegeben wurde und nach Lichtenstein in Sachsen lief.

    Es handelt sich um einen Brief der 2. Gew.-St. (15 - 30 g, Gewichtsangabe links oben "G 18"). Frankiert wurde er mit 3 Marken zu 30 Cent.. Italien gehörte zu den Gründungsmitgliedern das Allgemeinen Postvereins, machte aber von der in Art. 3 des Vertrages vorgesehenen Übrgangsregelung für ein erhöhtes Vereinsporto (30 Cent. statt der festgelegten 25 Cent. für den einfachen Brief bzw. die Einschreibgebühr) Gebrauch. Die Marken wurden mit dem Punkt-Nummern-Stempel "5" enwertet. Außerdem befindet sich als Aufgabestempel der Zweikreisstempel des Einschreib-Schalters des Postamts Bologna auf der Anschriftseite.

    Der Brief ist durch den handschriftlichen Vermerk "Raccomandato" und den entsprechenden Rahmenstempel eindeutig als Einschreibbrief charakterisiert, unter der Gewichtsangabe befindet sich zugehörige Nummer.

    Er wurde im geschlossenen Transit durch Österreich befördert. Vom deutschen Austauschpostamt, der Bahnpost Hof - Leipzig, wurde zusätzlich ein Einschreiben-Klebezettel (noch ohne das später obligatorische große "R") angebracht.

    Auf der Siegelseite befinden sich ein sehr undeutlicher Stempel des Bahnhofspostamts von Bologna, 5 Siegel und mit Blaustift der Vermerk, dass der Brief ordnungsgemäß frankiert und eingeschrieben ist.


    Mir den besten Grüßen

    Jürgen

    Hallo Rolf-Dieter,


    ich möchte Deine Meinung unterstützen und noch durch einen "praktischen Gesichtspunkt" ergänzen: Wenn sich das Blatt innerhalb eines mehr oder minder umfangreichen, ähnlich gestalteten Exponats in einer philatelischen Ausstellung befindet, ergeben sich für seine Positionierung im Ausstellungsrahmen drei Möglichkeiten:

    1.) Das Blatt befindet sich in der oberen Reihe - dann muss ich bei meiner etwas underdurchschnittlichen Körpergröße den Kopf in den Nacken legen, was nach kurzer Zeit und wenigen Blättern recht anstrendend wird.

    2.) Das Blatt befindet sich in der unteren Reihe - dann muss ich mich entweder bücken oder vor dem Rahmen in die Knie gehen. Beides ist sehr anstrendgend und ich verzichte auf die Lektüre.

    3.) Die mittlere Reihe bietet kaum Probleme.

    Fazit: Auch wenn mich das Thema des Exponates interessiert, gehe ich nach der Betrachtung weniger Blätter weiter. Und die Juroren sind auch nur Menschen.

    Derart umfangreiche Informationen kann ich nur am Bildschirm oder in gedruckter Form aufnehmen und genießen.


    Beste Grüße

    Jürgen

    Hallo Valesia


    Poltawa war Transitort. Die Karte lief nach Dikansko (?? oder so ähnlich) im Gouvernement Poltawa.

    Den zweiten russischen Stempel kann ich leider nicht lesen.


    Beste Grüße

    Jürgen

    Hallo Ralph,

    zu dem Thema kann ich auch etwas zeigen: Eine Postkarte-Ganzsache zu 10 Cent., die am 2. September 1875 von Venedig nach Passau (Ankunft am 4. Sept.) geschickt wurde. Die Karte ist überfrankiert. Statt der erforderlichen 5 Cent. wurde eine 10 Cent.-Marke als Zusatzfrankatur aufgeklebt. Die Marke ist mit dem Punkt-Nummern-Stempel "196" von Venedig entwertet. Der Aufgabestempel befindet sich rechts oben an er dafür vorgesehenen Stelle. 2 Monate nach der Einführung der neuen Postkarten-Gebühr bestand bei Touristen aus Deutschland wahrscheinlich noch Unsicherheit über die erforderliche Zusatzfrankatur.


    Beste Grüße

    Jürgen

    Hallo Ralph und Dieter,

    hier ist einiges nicht ganz korrekt:

    nett von dem Hofer Postler, dass er den italienischen Wertstempeleindruck elegant, wenn auch kopfstehend, zu entwerten gedachte. So ists recht!

    Bei dem Bild in der linken oberen Ecke der Ganzsache handelt es sich um keinen Wertstempel - es ist keine Wertangabe und auch keine Länderangabe enthalten. Die Wertangabe für die Ganzsache ist nur in Worten enthalten DIECI CENTESIMI (10 Cent.) unter CARTOLINA POSTALE.

    Da kein Wertstempel, wurde das Bild in Italien auch nicht entwertet. Die Zusatzfrankatur (eine italienische Briefmarke zu 50 Cent. mit dem Kopfbild des istalienischen Königs Viktor Emanuel II.) wurde vorschriftsmäßig in Venedig sauber und zentral entwertet.


    Beste Pfingstgrüße

    Jürgen

    Hallo Erdinger, hallo Ralph,

    ich habe zu dieser Diskussion eine vielleicht etwas abwegige Frage: Meiner Meinung nach waren im 19. Jahrhundert Postverträge in der Regel Staatsverträge, die erst nach ihrer Ratifizierung und Unerschrift durch den jeweiligen Souverän in Kraft treten konnten. War das beim DÖPV überhaupt möglich? Wie war das beim Vertrag mit der Schweiz?

    Beste Grüße

    Jürgen

    Liebe Freunde,


    noch einige Bemerkungen:

    Stradow lag wenige Kilometer in nordwestlicher Richtung von Spremberg entfernt. Es existiert nicht mehr, es ist der Braunkohle zum Opfer gefallen.

    Das dortige Gut wurde im Jahr 1850 an die Familie von Seydel verkauft - das grenzt die Briefe auf die 1840iger Jahre ein.

    Zum zweiten Brief:;

    darunter in roter Tinte kann ich nichts lesen

    Dort steht "Vetschau", was wieder gestrichen wurde. Bei Vetschau im Spreewald gibt es heute noch ein Stradow, was näher zu Calau liegt, als das Stradow in der Niederlausitz lag.


    Spremberg liegt an der Bahnstrecke Berlin - Görlitz. Bei Beförderung des ersten Briefes mit dem Kartenschluss Hof - Görlitz war der Umweg nicht allzu groß. Vieleicht war das zeitlich sogar günstiger.


    Beste Grüße

    Jürgen

    Hallo Franz,

    die Taxziffern auf der Adresseite sind in rot, nicht in schwarz (wahrscheinlich nachgedunkelt). 12 Kr. bekam die Post des Kantons Zürich für die Beförderung des typischen Grenzfrankobriefes ab Chiasso (Grenzübergang von Lombardei-Venetien). Dazu kamen 6 Kr. für die Post des Aargau. Diese wurden nicht gesondert notiert, sondern nur die Summe von 18 Kr., die der Empfänger zu zahlen hatte. Der Brief war in der Schweiz in der 2. Gewichtsstufe: über 1/2 Lot bis 3/4 Lot.


    Beste Grüße

    Jürgen