Beiträge von mikrokern

    Hallo Luitpold,

    ja, sehr interessant im Kontext des Krieges. Solange man den "richtigen" Völkel aber nicht identifizieren kann, bleibt alles spekulativ, was mit (dem Grund und den näheren Umständen) seiner Reise nach Ulm zu tun hatte.

    Das scheint mir auch plausibel zu sein, denn wer dort wirklich was militärdienstlich zu tun hatte, der ist nicht "auf Zurede noch geblieben, um einen Theil der Festungsbauwerke zu sehen".

    Hallo,

    da bin ich ganz beim Pälzer...

    Hatte den Brief auch auf dem Radar, ob des eher dünnen Bezugs zum Krieg aber nicht drauf geboten.

    Ich denke auch, dass es sich hier um eine private Reise des M. Völckel nach Ulm handelt, der sich die umtriebigen Festungsarbeiten zu Beginn der heißen Phase des Krieges in Bayern mal ansehen wollte.

    Vielen Dank für die Links, Tim!

    Muss da mal gründlicher einsteigen, das wird sicher bissle dauern. Aber ich kann mir jetzt vorstellen, dass man 1866 entweder auf ältere Quartierscheinvordrucke zurückgegriffen hat, oder aber davon ausgegangen ist, dass österr. Truppen als süddeutsche Verbündete - schon aus geographischen Gründen - sich auf Bayerns Boden aufhalten würden, weshalb deren Verpflegung mit denselben Scheinen abgedeckt wurde.

    Schade, dass kein Ort der Einquartierung eruierbar ist. Bin immer noch der Meinung, dass es beim Namen "Hammon" heißen könnte, womit Ober-/Mittelfranken in die engere Wahl kämen.

    Hallo,

    dieser Quartierschein vom 12. Juni 1866 für einen Mann, den ich dank eines Hinweises von unserem Ralph erwerben konnte, macht mir hinsichtlich seiner genauen Einordnung Schwierigkeiten.

    Nach der Mobilmachung (königl. Dekret vom 11.5.66) hat sich die bayerische Armee im Juni 1866 zusammengezogen und diese Wochen für den Aufmarsch gegen die Preußen benutzt. Vermutlich stammt das gezeigte "Einquartierungs-Billett" aus dieser Zeit.

    Leider fehlt eine Ortsangabe, lediglich der Name "Johann Hammon" (wenn ich's richtig lese) könnte auf die Gegend von Bayreuth oder Nürnberg hinweisen, wo es den Namen öfter gibt.

    Stutzig macht auch die Rückseite, wo neben der Anweisung zur Verpflegung bayerischer Truppen eine ganz ähnliche Anweisung für die "k.k. österreichischen Truppen" aufgeführt ist. Österreicher gab es jedoch bei der bayerischen Armee im Jahr 1866 niemals; die österr. Brigade Hahn bei der 4. Division operierte beim VIII. Bundeskorps in Hessen.

    Wurde also evtl. ein alter Vordruck aus früherer Zeit verwendet, als österreichische Soldaten Quartier benötigten? Und wo genau? Leider trägt auch die Unterschrift "Herold Vorstand" (der Einquartierungs-Commission) nichts Erhellendes dazu bei.

    Wer besitzt ähnliche Quartierscheine oder kann etwas zu Ursprung und Verwendung(sort) sagen?

    Hallo Magdeburger,

    ein sehr interessanter Brief aus der heißen Phase des 66er Krieges, als sowohl wichtige Eisenbahnverbindungen wie auch Möglichkeiten zur Fahrpostbeförderungen eingeschränkt/aufgehoben waren. Mit Datum 4.7.66 wurde am 5.7. in Berlin die Verfügung zum "Ausschluß des Fahrpost-Verkehrs nach Süddeutschland" im Amtsblatt des Königlichen Post-Departments No. 24 veröffentlicht, der Grund für des Schreibers Aussage "Da die hiesige Post keine Gelder nach Ihren Orten befördert...".

    Was den Leitweg betrifft, kann man davon ausgehen, dass via Köln spediert wurde, da die Verbindung Kassel-Frankfurt nach Bayern ausgefallen war. Da auch die direkten Verbindungen von Köln nach Frankfurt (rechtsrheinisch über Lahnstein bzw. linksrheinisch über Mainz) Anfang Juli eingestellt waren, blieb nur der weg Köln-Bingerbrück-Neunkirchen-Ludwigshafen-Mannheim-Stuttgart-Ulm.

    Wenn Du den Brief mal nicht mehr brauchen solltest, hätte ich großes Interesse!

    Hallo,

    Altsax bringts auf den Punkt. Die Schere zwischen "Briefmarken sammeln" und "Geschichte - projiziert auf Geschriebenes - beschreiben/erforschen/dokumentieren/evtl sogar korrigieren" ist derart groß, dass in diesem Spagat für jedermann Platz ist. Nur sind Beliebtheit bzw das Interesse nicht über diese ganze Distanz gleichverteilt. Aber damit kann ich gut leben...

    Hallo,

    muss mich hinsichtlich meiner in post #1608 getroffenen Aussage korrigieren.

    Richtig ist, dass es im Oktober 1866 keine aktiven preußischen Feldpost-Relais in West/Süddeutschland mehr gab. Jedoch bestanden weiterhin mehrere FPR in Sachsen, die erst mit dem General-Circulare No. 138 zum 15.11.1866 ihren Betrieb einstellten.

    Von daher wäre es möglich, dass die Oldenburg-Marke am 21.10.66 in Sachsen "nachentwertet" wurde.

    Hallo Oldenburg-Sammler,

    m.E. stammt die Verwendung der Marke nicht aus dem 66er Krieg, da Ende Oktober 66 alle FP-Relais aufgelöst waren. Evtl. stammt die Marke aus dem Krieg gegen Dänemark (1864)? Leider kann man die Relais-Nr. nicht erkennen.

    Hallo,

    hier ein Feldpostbrief vom Dragoner Fritz Hartmann, geschrieben am 12.8.1866 in Hanau, an seinen Bruder Heinrich, zur selben Zeit beim Magdeburger Infanterieregiment No. 26 (7. Division) in Böhmen.

    Der Brief trägt den Truppenstempel der 2. Escadron des Rheinischen Dragoner-Regiments No. 5 und wurde am 13.8.66 über die Feldpostexpedition der Division Flies in Frankfurt abspediert. Nach Ende der Kämpfe war das Dragoner-Regiment im Raum Hanau stationiert. Im Brief berichtet der Absender seinem Bruder Heinrich über die Verwundung eines anderen Bruders (Karl) im Juli in Lohr, wo dieser sich augenblicklich zur Genesung aufhielt (s. Transkription im Anhang).

    Beschäftigt man sich noch ein wenig mit der Regimentsgeschichte der 5. Dragoner im Sommer 1866, so stößt man im Internet auf die Verlustliste, wo ein "Carl Hartmann" von der 2. Escadron, welcher Ende Juli einen Schuss in den rechten Oberschenkel erhalten hatte, am 12.8. im Lazarett zu Lohr seiner Verletzung erlegen ist (s. Anhang).

    Also eine ganz tragische Geschichte - der Bruder Karl verstarb genau an dem Tag, als der Brief mit Beschreibung seiner Genesung geschrieben wurde!

    Vielen Dank für eure Rückmeldung!

    Ich habe zwischenzeitlich noch etwas gesucht auch etwas brauchbares gefunden, nämlich ein KI- und browser-basiertes tool namens Transkribus (einfach mal googeln...).

    Das dient sowohl der Handschriften- wie auch Printtext-Transkription, und nach Anmeldung startet man mit 3000 free credits für Text bzw. 500 credits für Handschriften.

    Ich habe es mit Frakturtexten ausprobiert und es funktioniert damit supergut! Nach upload eines pdf-Textes und Verarbeitung, die einige Stunden dauern kann, da die Priorität by "free credits" niedrig ist, kann man das Ergebnis z.B. als pdf downloaden. Die string-Suche klappt jetzt hervorragend.

    Zwei Mängel: die Bedienung ist nicht gerade intuitiv, hab doch einige Zeit mit trial and error ausprobieren müssen. Und der verarbeitete Text liegt immer noch als Fraktur-Original-pdf vor, mit xml-Metadateien, die die Suche ermöglichen. Ein in "moderner" lateinischer Schrift erstelltes pdf hätte ich erwartet, aber vielleicht geht das ja, und ich weiß nur noch nicht wie.

    Hauptsache, die Wortsuche klappt jetzt.

    Hallo,

    bei Heinrich Köhler wird eine Halbierung der Mi.Nr. 10 aus Kronach auf Reco-Brief vom 31.12.1866 angeboten (380. Auktion vom 24.3.23, Los Nr. 7076, Ausruf 10'000,-).

    Altdeutschland Bayern, Michel 10H
    1862, 6 Kreuzer blau, diagonal halbiert, rechte obere Hälfte, farbfrisch und sehr breitrandig, mit Teilen der Zwischenlinien, mit sauber übergehend ...
    www.philasearch.com

    Den sehr attraktiven Brief begleiten zwei Atteste, eines von Herrn Stegmüller vom April 2022, und ein älteres von Frau Brettl vom Nov. 1987.

    Während sich Stegmüller nicht über evtl. Hintergründe, die zur Notwendigkeit der Halbierung geführt haben könnten, äußert, führte Frau Brettl den 66er Krieg als Grund dafür an: "Während des Krieges 1866 war ein Teil des oberfränkischen Gebietes für kurze Zeit ohne 3 Kreuzer-Marken und die Halbierungen wurden als echte Notmaßnahmen verwendet..."

    Im Dezember 1866 war der Krieg natürlich schon monatelang vorbei, weshalb von kriegsbedingten Notmaßnahmen hier sicher keine Rede mehr sein kann. Weiterhin zeigt dies, dass die Begründung "kriegsbedingte Notmaßnahme" für Halbierungen - auch im Sommer 1866! - mit Vorsicht zu genießen ist und nur Bestand haben kann, wenn man die lokalen Umstände und die Situation im konkreten Ort der vorgenommenen Halbierung genau analysiert hat und belegen kann.

    Hallo,

    der Beleg dürfte schon hier passen. Der Abzug des II. preußischen Reserve-Armee-Corps aus Bayern begann am 31.8.1866, wobei die preuß. Besatzungstruppen in Franken sehr verstreut untergebracht waren. Die Region Bayreuth war zu dieser Zeit sicher nicht preußenfrei, weshalb Kulmbach als Besatzungsort sehr wahrscheinlich ist.

    Hallo Erwin,

    meinst Du mit "diese Verbindung" Mainz-Bingen?

    Bingen wurde am 28.6.66 von preuß. Truppen besetzt, und Mainz war Bundesfestung, also in gegnerischer Hand. Daher hat man die Eisenbahnverbindung unterbrochen und die "Hardware" weggeschafft. Erst am 9.8. war die Strecke wieder komplett nutzbar:

    Wormser Zeitung (9.8.66): „Worms, 8. Aug. Von heute an ist die Strecke Mainz-Bingen wieder dem Verkehr übergeben und werden daher Personen sowie Güter nach Bingen und den anschließenden Bahnen befördert. Die Verkehrs-Eröffnung der Strecke Mainz-Frankfurt und Mainz-Aschaffenburg für Personen- und Güterbeförderung erfolgt morgen…“

    Neustadter Zeitung (26.7.66): „(Mainz, 22.Juli) Die Preußen haben die Strecke Ingelheim-Bingen der hessischen Ludwigsbahn dem Verkehr übergeben und die Bahnbeamten darauf beeidigt, nichts gegen Preußen vorzunehmen.“

    Hallo,

    dieser Fahrpostbrief von Bonn an das Tabakwaren-Handelshaus Landfried im badischen Rauenberg bei Wiesloch wurde vor vielen Jahren unter den posts #552 ... #563 besprochen.

    Mittlerweile habe ich neue Informationen und Erkenntnisse und würde Behandlung und Laufweg des Briefes daher gerne nochmals diskutieren.

    Bis zum 31.7.66 waren laut Anzeige im preußischen "Amts-Blatt des Königlichen Post-Departments" No. 28 vom 27.7.66 Fahrpostsendungen nach Süddeutschland von der Beförderung ausgenommen. Mit der Verordnung im Amtsblatt No. 29 vom 31.7.66 wurden Fahrpostsendungen nach Baden jetzt wieder angenommen.

    Der Brief wurde an diesem Tag in Bonn aufgegeben und via Koblenz-Bingerbrück transportiert. Da die Verbindung Bingen-Mainz-Darmstadt erst ab dem 8.8.66 für den Post- und Güterverkehr freigegeben wurden, musste die Route Bingerbrück-Neunkirchen-Ludwigshafen-Mannheim genommen werden, die bei Neunkirchen einen Postaustausch mit der bayerischen Post (Homburg/Bexbach) erforderlich machte.

    Hier setzt meine Hypothese an: da laut Amts-Blatt No. 31 Fahrpostsendungen nach Bayern erst mit Datum 7.8. angenommen werden durften, könnte die Sendung aus Bonn einige Tage in Neunkirchen gelegen haben, da sie zunächst nicht an Bayern übergeben werden konnte. Am 5. oder 6.8. hat man - in Unkenntnis der kommenden Freigabe des Fahrpostaustauschs mit Bayern ab dem 7.8.66 - die Sendung mit Begleitbrief zurückgeschickt, wo der Brief über die Packkammer in Köln dann wieder in Bonn eintraf und den Eingangsstempel vom 7.8.66 erhielt.

    Klingt das plausibel?

    Hallo,

    hier ein Fahrpostbrief mit Wertangabe (Geld/Gold) an einen Teilnehmer der Schlacht von Langensalza:

    Am 8.9.1866 in Hannover aufgegebener Fahrpostbrief mit Wertangabe „5 rt Gold oder 5 rt 15 gr. Crt“ Inhalt, an den Grenadier Scheel in Freiburg (Elbe), Ankunft 10.9.1866

    Der Grenadier Scheel hatte mit dem Garde-Regiment an der Schlacht von Langensalza am 27. 6.1866 gegen Preußen teilgenommen und nach Kriegsende mit diesem Brief eine Gratifikation dafür von seinem Regimentskommandeur erhalten:

    Hannover, den 8. Septb. 1866

    An den Grenadier Scheel, 4. Compagnie beurlaubt zu Freiburg

    Seine Majestät der König haben Ihnen als vorläufige Belohnung für Ihr tapferes Verhalten in der Schlacht bei Langensalza eine Gratification von einem Louis d’Or zu bewilligen geruht, und gereicht es mir zur Freude Ihnen diese Gratification hieneben zu übersenden.

    Eine Quitung über den Empfang erfolgt zugleich anbei.

    Von Alten, Oberstlt. Regmts.Comd

    Vielen Dank euch beiden, Ralph und Erwin!

    Die Vorstellung des kompletten Briefes erfolgt an bekanntem Ort...

    mikrokern
    18. Februar 2023 um 11:09